eingezogen, und bloß mit meiner Absicht be- schäftigt lebte. Mit den beyden Lords, die ich noch in Rom fand, und die mir sehr lä- stig wurden, mußte ich noch viel umherstrei- fen und ihnen helfen die Beweise ihres Kunst- verstandes zusammen treiben, die sie für ihre baaren Guineen einhandelten. Sie hatten mir meinen Geldbeutel zurückgegeben, ich fand die geliehene Summe dreyfach verdoppelt darinn; was mir gehörte, nahm ich davon, das übri- ge gab ich ihnen zurück; nicht etwa, als ob ich es unter meiner Würde gehalten hätte, Geld anzunehmen: unter den Umständen, in denen ich lebte, wäre dieß lächerlich und zweck- los gewesen. Mein kleines Vermögen war aufgezehrt, dem Marchese Geld abzufordern, dazu hielt ich mich nicht berechtigt, ob er es mir gleich durch Manfredi hatte anbieten lassen, mich im Fall der Noth an ihn zu wenden. Diese Noth schien mir aber noch nicht eingetre- ten. Jch machte den Cicerone, sobald es mir an Geld fehlte, und lebte wieder bey meinen Studien, so lange es vorhielt. Von den
eingezogen, und bloß mit meiner Abſicht be- ſchaͤftigt lebte. Mit den beyden Lords, die ich noch in Rom fand, und die mir ſehr laͤ- ſtig wurden, mußte ich noch viel umherſtrei- fen und ihnen helfen die Beweiſe ihres Kunſt- verſtandes zuſammen treiben, die ſie fuͤr ihre baaren Guineen einhandelten. Sie hatten mir meinen Geldbeutel zuruͤckgegeben, ich fand die geliehene Summe dreyfach verdoppelt darinn; was mir gehoͤrte, nahm ich davon, das uͤbri- ge gab ich ihnen zuruͤck; nicht etwa, als ob ich es unter meiner Wuͤrde gehalten haͤtte, Geld anzunehmen: unter den Umſtaͤnden, in denen ich lebte, waͤre dieß laͤcherlich und zweck- los geweſen. Mein kleines Vermoͤgen war aufgezehrt, dem Marcheſe Geld abzufordern, dazu hielt ich mich nicht berechtigt, ob er es mir gleich durch Manfredi hatte anbieten laſſen, mich im Fall der Noth an ihn zu wenden. Dieſe Noth ſchien mir aber noch nicht eingetre- ten. Jch machte den Cicerone, ſobald es mir an Geld fehlte, und lebte wieder bey meinen Studien, ſo lange es vorhielt. Von den
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eingezogen, und bloß mit meiner Abſicht be-
ſchaͤftigt lebte. Mit den beyden Lords, die
ich noch in Rom fand, und die mir ſehr laͤ-
ſtig wurden, mußte ich noch viel umherſtrei-
fen und ihnen helfen die Beweiſe ihres Kunſt-
verſtandes zuſammen treiben, die ſie fuͤr ihre
baaren Guineen einhandelten. Sie hatten mir
meinen Geldbeutel zuruͤckgegeben, ich fand die
geliehene Summe dreyfach verdoppelt darinn;
was mir gehoͤrte, nahm ich davon, das uͤbri-
ge gab ich ihnen zuruͤck; nicht etwa, als ob
ich es unter meiner Wuͤrde gehalten haͤtte,
Geld anzunehmen: unter den Umſtaͤnden, in
denen ich lebte, waͤre dieß laͤcherlich und zweck-
los geweſen. Mein kleines Vermoͤgen war
aufgezehrt, dem Marcheſe Geld abzufordern,
dazu hielt ich mich nicht berechtigt, ob er es
mir gleich durch Manfredi hatte anbieten laſſen,
mich im Fall der Noth an ihn zu wenden.
Dieſe Noth ſchien mir aber noch nicht eingetre-
ten. Jch machte den Cicerone, ſobald es mir
an Geld fehlte, und lebte wieder bey meinen
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/177>, abgerufen am 16.06.2024.
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