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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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sicht einige Sorge wahrnahm, die sie beun-
ruhigte.

Jch befürchte, sagte er, daß Clementine
von einem ernsthaftern Grund zu kommen ab-
gehalten wird, als der ist, den sie vorschützt.
Wenn sie nur nicht wieder krank ist, und es uns
verbirgt! -- Eleonore suchte ihn zu beruhi-
gen; sie erinnerte, daß ihre fast niemals wei-
chende Kränklichkeit ein ganz ruhiges Verhal-
ten oft nothwendig mache, gefährlich schien es
doch nicht zu seyn, da sie beyde Briefe eigen-
händig geschrieben hätte. Sie schlug dem
Grafen einen verlängerten Aufschub vor, er
unterbrach sie aber mit einiger Ungeduld: --
Es scheint auch Clementinens Wunsch zu seyn,
sagte er; aber, meine Liebe, ich kann weder
dir, noch jener hierin nachgeben. Jch werde
es nicht länger aufschieben, ein so heilig gege-
benes Versprechen zu erfüllen, und ich selbst
sehne mich zu lebhaft, dich, Eduard, als
meinen Sohn zu umarmen. Es bleibt bey
dem bestimmten Tage, gleich nachher wollen
wir zusammen Clementiney besuchen, mich ver-

ſicht einige Sorge wahrnahm, die ſie beun-
ruhigte.

Jch befuͤrchte, ſagte er, daß Clementine
von einem ernſthaftern Grund zu kommen ab-
gehalten wird, als der iſt, den ſie vorſchuͤtzt.
Wenn ſie nur nicht wieder krank iſt, und es uns
verbirgt! — Eleonore ſuchte ihn zu beruhi-
gen; ſie erinnerte, daß ihre faſt niemals wei-
chende Kraͤnklichkeit ein ganz ruhiges Verhal-
ten oft nothwendig mache, gefaͤhrlich ſchien es
doch nicht zu ſeyn, da ſie beyde Briefe eigen-
haͤndig geſchrieben haͤtte. Sie ſchlug dem
Grafen einen verlaͤngerten Aufſchub vor, er
unterbrach ſie aber mit einiger Ungeduld: —
Es ſcheint auch Clementinens Wunſch zu ſeyn,
ſagte er; aber, meine Liebe, ich kann weder
dir, noch jener hierin nachgeben. Jch werde
es nicht laͤnger aufſchieben, ein ſo heilig gege-
benes Verſprechen zu erfuͤllen, und ich ſelbſt
ſehne mich zu lebhaft, dich, Eduard, als
meinen Sohn zu umarmen. Es bleibt bey
dem beſtimmten Tage, gleich nachher wollen
wir zuſammen Clementiney beſuchen, mich ver-

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[277/0285] ſicht einige Sorge wahrnahm, die ſie beun- ruhigte. Jch befuͤrchte, ſagte er, daß Clementine von einem ernſthaftern Grund zu kommen ab- gehalten wird, als der iſt, den ſie vorſchuͤtzt. Wenn ſie nur nicht wieder krank iſt, und es uns verbirgt! — Eleonore ſuchte ihn zu beruhi- gen; ſie erinnerte, daß ihre faſt niemals wei- chende Kraͤnklichkeit ein ganz ruhiges Verhal- ten oft nothwendig mache, gefaͤhrlich ſchien es doch nicht zu ſeyn, da ſie beyde Briefe eigen- haͤndig geſchrieben haͤtte. Sie ſchlug dem Grafen einen verlaͤngerten Aufſchub vor, er unterbrach ſie aber mit einiger Ungeduld: — Es ſcheint auch Clementinens Wunſch zu ſeyn, ſagte er; aber, meine Liebe, ich kann weder dir, noch jener hierin nachgeben. Jch werde es nicht laͤnger aufſchieben, ein ſo heilig gege- benes Verſprechen zu erfuͤllen, und ich ſelbſt ſehne mich zu lebhaft, dich, Eduard, als meinen Sohn zu umarmen. Es bleibt bey dem beſtimmten Tage, gleich nachher wollen wir zuſammen Clementiney beſuchen, mich ver-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/285>, abgerufen am 06.05.2024.