herzförmigen Kopf, der senkrecht unter der Vorderbrust steht und meist ganz von ihr bedeckt wird. Fühler sehr lang fadenförmig; Augen klein; Nebenaugen zwei, kaum bemerkbar. Kie- fer sehr stark, breit, mit vier bis sechs Zäh- nen am Innenrande; Kinnladen behaart, Helm oval; Ladentaster fünfgliedrig; Unterlippe ganz gespalten, Lippentaster fünfgliedrig, Brust schildförmig, fast dreieckig, Vorderflügel sehr breit, dünn, mit dünnerem Innenrande; Unter- flügel groß, dreieckig; beide meist sehr verschie- den bei beiden Geschlechtern. Eine Gattung (Polyzostera) ist ganz flügellos; bei andern (Heterogamia) haben nur die Männchen Flü- gel. Füße -- Schreitfüße -- alle gleich; Tar- sen fünfgliederig, mit zwei Krallen und Fußballen dazwischen. Am Hinterleibe seitlich gegliederte, stachelartige Anhänge. -- Unangenehme, nächtliche Thiere von schwärzlicher Farbe, die sehr schnell laufen, das Licht fliehen, äußerst gefräßig sind und sich von trockenen Pflanzen- stoffen, besonders aber von allen Arten trockener Nahrungsvorräthe für Menschen ernähren. Sie suchen deßhalb vorzugsweise Häuser und warme dunkle Schlupfwinkel auf. -- Einige Arten haben sich über die ganze Erde verbreitet. Die Eier werden noch im Leibe der Mutter zu vierzig und mehr von einem besonderen lederartigen Cylinder ein- geschlossen und in diese Hülle gelegt. Blatta; Corydia; Blabera.
Familie der Schrecken(Sallatoria). Die Schrecken haben einen dreieckigen oder rundlichen Kopf mit senkrecht nach unten gerichtetem Maule. Die Fühler sind meist lang fadenförmig, selten kurz oder gar keulenförmig, die Augen rund, vorstehend; Nebenaugen oft deut- lich in der Dreizahl, zuweilen sehr verwischt. Die Kauwerkzeuge sind stets sehr mächtig; die Oberlippe groß; die Kiefer scharf, breit, innen gezähnt; die Kinnladen meist gezähnelt, ihre Palpen stets fünfgliederig, der Helm schmal; die Lippe tief gespalten, ihre Taster dreigliederig. Die Flügeldecken sind lang, horizontal oder dachförmig in der Ruhe gelegt, und bei den verschiedenen Unterfamilien verschieden gestaltet, da sie bei einigen als Toninstrument dienen. Die Schenkel der Hin- terfüße sind verdickt und zum Springen tüchtig; bei einigen von un- gemeiner Länge. Man unterscheidet mehrere Unterfamilien.
[Abbildung]
Fig 700.
Deutſche Schabe (Blatta germanica).
herzförmigen Kopf, der ſenkrecht unter der Vorderbruſt ſteht und meiſt ganz von ihr bedeckt wird. Fühler ſehr lang fadenförmig; Augen klein; Nebenaugen zwei, kaum bemerkbar. Kie- fer ſehr ſtark, breit, mit vier bis ſechs Zäh- nen am Innenrande; Kinnladen behaart, Helm oval; Ladentaſter fünfgliedrig; Unterlippe ganz geſpalten, Lippentaſter fünfgliedrig, Bruſt ſchildförmig, faſt dreieckig, Vorderflügel ſehr breit, dünn, mit dünnerem Innenrande; Unter- flügel groß, dreieckig; beide meiſt ſehr verſchie- den bei beiden Geſchlechtern. Eine Gattung (Polyzostera) iſt ganz flügellos; bei andern (Heterogamia) haben nur die Männchen Flü- gel. Füße — Schreitfüße — alle gleich; Tar- ſen fünfgliederig, mit zwei Krallen und Fußballen dazwiſchen. Am Hinterleibe ſeitlich gegliederte, ſtachelartige Anhänge. — Unangenehme, nächtliche Thiere von ſchwärzlicher Farbe, die ſehr ſchnell laufen, das Licht fliehen, äußerſt gefräßig ſind und ſich von trockenen Pflanzen- ſtoffen, beſonders aber von allen Arten trockener Nahrungsvorräthe für Menſchen ernähren. Sie ſuchen deßhalb vorzugsweiſe Häuſer und warme dunkle Schlupfwinkel auf. — Einige Arten haben ſich über die ganze Erde verbreitet. Die Eier werden noch im Leibe der Mutter zu vierzig und mehr von einem beſonderen lederartigen Cylinder ein- geſchloſſen und in dieſe Hülle gelegt. Blatta; Corydia; Blabera.
Familie der Schrecken(Sallatoria). Die Schrecken haben einen dreieckigen oder rundlichen Kopf mit ſenkrecht nach unten gerichtetem Maule. Die Fühler ſind meiſt lang fadenförmig, ſelten kurz oder gar keulenförmig, die Augen rund, vorſtehend; Nebenaugen oft deut- lich in der Dreizahl, zuweilen ſehr verwiſcht. Die Kauwerkzeuge ſind ſtets ſehr mächtig; die Oberlippe groß; die Kiefer ſcharf, breit, innen gezähnt; die Kinnladen meiſt gezähnelt, ihre Palpen ſtets fünfgliederig, der Helm ſchmal; die Lippe tief geſpalten, ihre Taſter dreigliederig. Die Flügeldecken ſind lang, horizontal oder dachförmig in der Ruhe gelegt, und bei den verſchiedenen Unterfamilien verſchieden geſtaltet, da ſie bei einigen als Toninſtrument dienen. Die Schenkel der Hin- terfüße ſind verdickt und zum Springen tüchtig; bei einigen von un- gemeiner Länge. Man unterſcheidet mehrere Unterfamilien.
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[Abbildung Fig 700.
Deutſche Schabe (Blatta
germanica).]
herzförmigen Kopf, der ſenkrecht unter der
Vorderbruſt ſteht und meiſt ganz von ihr bedeckt
wird. Fühler ſehr lang fadenförmig; Augen
klein; Nebenaugen zwei, kaum bemerkbar. Kie-
fer ſehr ſtark, breit, mit vier bis ſechs Zäh-
nen am Innenrande; Kinnladen behaart, Helm
oval; Ladentaſter fünfgliedrig; Unterlippe ganz
geſpalten, Lippentaſter fünfgliedrig, Bruſt
ſchildförmig, faſt dreieckig, Vorderflügel ſehr
breit, dünn, mit dünnerem Innenrande; Unter-
flügel groß, dreieckig; beide meiſt ſehr verſchie-
den bei beiden Geſchlechtern. Eine Gattung
(Polyzostera) iſt ganz flügellos; bei andern
(Heterogamia) haben nur die Männchen Flü-
gel. Füße — Schreitfüße — alle gleich; Tar-
ſen fünfgliederig, mit zwei Krallen und Fußballen dazwiſchen. Am
Hinterleibe ſeitlich gegliederte, ſtachelartige Anhänge. — Unangenehme,
nächtliche Thiere von ſchwärzlicher Farbe, die ſehr ſchnell laufen, das
Licht fliehen, äußerſt gefräßig ſind und ſich von trockenen Pflanzen-
ſtoffen, beſonders aber von allen Arten trockener Nahrungsvorräthe
für Menſchen ernähren. Sie ſuchen deßhalb vorzugsweiſe Häuſer und
warme dunkle Schlupfwinkel auf. — Einige Arten haben ſich über
die ganze Erde verbreitet. Die Eier werden noch im Leibe der Mutter
zu vierzig und mehr von einem beſonderen lederartigen Cylinder ein-
geſchloſſen und in dieſe Hülle gelegt. Blatta; Corydia; Blabera.
Familie der Schrecken (Sallatoria). Die Schrecken haben einen
dreieckigen oder rundlichen Kopf mit ſenkrecht nach unten gerichtetem
Maule. Die Fühler ſind meiſt lang fadenförmig, ſelten kurz oder
gar keulenförmig, die Augen rund, vorſtehend; Nebenaugen oft deut-
lich in der Dreizahl, zuweilen ſehr verwiſcht. Die Kauwerkzeuge ſind
ſtets ſehr mächtig; die Oberlippe groß; die Kiefer ſcharf, breit, innen
gezähnt; die Kinnladen meiſt gezähnelt, ihre Palpen ſtets fünfgliederig,
der Helm ſchmal; die Lippe tief geſpalten, ihre Taſter dreigliederig.
Die Flügeldecken ſind lang, horizontal oder dachförmig in der Ruhe
gelegt, und bei den verſchiedenen Unterfamilien verſchieden geſtaltet,
da ſie bei einigen als Toninſtrument dienen. Die Schenkel der Hin-
terfüße ſind verdickt und zum Springen tüchtig; bei einigen von un-
gemeiner Länge. Man unterſcheidet mehrere Unterfamilien.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/587>, abgerufen am 14.06.2024.
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