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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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lang, plattgedrückt, mit Schwimmborsten besetzt. Die Käfer leben alle
im Wasser; schwimmen schnell und fliegen Abends mit Gesumse; sie
sind sehr räuberisch und fallen alle Arten schwächerer Wasserthiere an.
Die Larven sind lang, schmal, platt, mit deutlich abgesetztem, rundem
Kopfe. Die ungemein großen Hakenkiefer, die weit hervorstehen,
sind an der Spitze durchbohrt und Kanäle führen aus ihnen in die
Speiseröhre. Der Mund fehlt diesen Larven ganz; sie schlagen die
Haken in den Leib lebender Thiere und saugen die Säfte durch die
Kiefer ein. Sie haben lange, gewimperte Schwimmfüße, zwei kurze
Athemröhren am Hinterleibe, schießen pfeilschnell auf ihren Raub los
und gelten selbst in Fischteichen für verderblich. Dytiscus; Colymbe-
tes; Pelobius; Noterus; Hyphydrus; Haliplus; Hydroporus.

Familie der Laufkäfer (Carabida). Körper länglich, meist stark

[Abbildung] Fig. 890. Fig. 891. Fig. 892.

Fig. 832 -- 834. Larve, Puppe und Käfer von
Calosoma sycophanta.

gewölbt, hart. Kopf
klein, schmal, meist weit
schmäler als das Hals-
schild. Augen vorste-
hend. Fühler von mitt-
lerer Länge, borsten- oder
fadenförmig. Kinnbacken
scharf, ganzrandig, stark
gekrümmt, meist ziemlich
vorstehend. Kinnladen
ganz hakig mit doppel-
ten Tastern, wie in der
vorigen Familie. Füße
lang, dünn, stets mit
fünf Tarsalgliedern, die
meist bei den Männchen verbreitert sind. Flügeldecken, den Hinter-
leib meist ganz bedeckend. Die Käfer dieser zahlreichsten unter allen
Käferfamilien sind alle gute Läufer, die meisten auch vortreffliche Flie-
ger. Sie schweifen, die Einen mehr bei Tag, die Andern mehr nächt-
licher Weile, überall nach Beute umher, die besonders aus anderen
Insekten besteht. Die meisten haben einen unangenehmen Geruch;
viele lassen in Gefahr aus dem Hinteren eine stinkende, braune, ätzende
Flüssigkeit. Die Larven sind meist etwas abgeplattet, hornig, mit
starkem, oben flachem Kopfe, sechs langen Beinen und sechs einfachen
Augen auf jeder Seite, die auf einer gewölbten Beule stehen; sie haben
ebenfalls stark vorspringende, sichelförmige, spitze Kiefer und leben vom

Vogt, Zoologische Briefe I. 43

lang, plattgedrückt, mit Schwimmborſten beſetzt. Die Käfer leben alle
im Waſſer; ſchwimmen ſchnell und fliegen Abends mit Geſumſe; ſie
ſind ſehr räuberiſch und fallen alle Arten ſchwächerer Waſſerthiere an.
Die Larven ſind lang, ſchmal, platt, mit deutlich abgeſetztem, rundem
Kopfe. Die ungemein großen Hakenkiefer, die weit hervorſtehen,
ſind an der Spitze durchbohrt und Kanäle führen aus ihnen in die
Speiſeröhre. Der Mund fehlt dieſen Larven ganz; ſie ſchlagen die
Haken in den Leib lebender Thiere und ſaugen die Säfte durch die
Kiefer ein. Sie haben lange, gewimperte Schwimmfüße, zwei kurze
Athemröhren am Hinterleibe, ſchießen pfeilſchnell auf ihren Raub los
und gelten ſelbſt in Fiſchteichen für verderblich. Dytiscus; Colymbe-
tes; Pelobius; Noterus; Hyphydrus; Haliplus; Hydroporus.

Familie der Laufkäfer (Carabida). Körper länglich, meiſt ſtark

[Abbildung] Fig. 890. Fig. 891. Fig. 892.

Fig. 832 — 834. Larve, Puppe und Käfer von
Calosoma sycophanta.

gewölbt, hart. Kopf
klein, ſchmal, meiſt weit
ſchmäler als das Hals-
ſchild. Augen vorſte-
hend. Fühler von mitt-
lerer Länge, borſten- oder
fadenförmig. Kinnbacken
ſcharf, ganzrandig, ſtark
gekrümmt, meiſt ziemlich
vorſtehend. Kinnladen
ganz hakig mit doppel-
ten Taſtern, wie in der
vorigen Familie. Füße
lang, dünn, ſtets mit
fünf Tarſalgliedern, die
meiſt bei den Männchen verbreitert ſind. Flügeldecken, den Hinter-
leib meiſt ganz bedeckend. Die Käfer dieſer zahlreichſten unter allen
Käferfamilien ſind alle gute Läufer, die meiſten auch vortreffliche Flie-
ger. Sie ſchweifen, die Einen mehr bei Tag, die Andern mehr nächt-
licher Weile, überall nach Beute umher, die beſonders aus anderen
Inſekten beſteht. Die meiſten haben einen unangenehmen Geruch;
viele laſſen in Gefahr aus dem Hinteren eine ſtinkende, braune, ätzende
Flüſſigkeit. Die Larven ſind meiſt etwas abgeplattet, hornig, mit
ſtarkem, oben flachem Kopfe, ſechs langen Beinen und ſechs einfachen
Augen auf jeder Seite, die auf einer gewölbten Beule ſtehen; ſie haben
ebenfalls ſtark vorſpringende, ſichelförmige, ſpitze Kiefer und leben vom

Vogt, Zoologiſche Briefe I. 43
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[673/0679] lang, plattgedrückt, mit Schwimmborſten beſetzt. Die Käfer leben alle im Waſſer; ſchwimmen ſchnell und fliegen Abends mit Geſumſe; ſie ſind ſehr räuberiſch und fallen alle Arten ſchwächerer Waſſerthiere an. Die Larven ſind lang, ſchmal, platt, mit deutlich abgeſetztem, rundem Kopfe. Die ungemein großen Hakenkiefer, die weit hervorſtehen, ſind an der Spitze durchbohrt und Kanäle führen aus ihnen in die Speiſeröhre. Der Mund fehlt dieſen Larven ganz; ſie ſchlagen die Haken in den Leib lebender Thiere und ſaugen die Säfte durch die Kiefer ein. Sie haben lange, gewimperte Schwimmfüße, zwei kurze Athemröhren am Hinterleibe, ſchießen pfeilſchnell auf ihren Raub los und gelten ſelbſt in Fiſchteichen für verderblich. Dytiscus; Colymbe- tes; Pelobius; Noterus; Hyphydrus; Haliplus; Hydroporus. Familie der Laufkäfer (Carabida). Körper länglich, meiſt ſtark [Abbildung Fig. 890. Fig. 891. Fig. 892. Fig. 832 — 834. Larve, Puppe und Käfer von Calosoma sycophanta.] gewölbt, hart. Kopf klein, ſchmal, meiſt weit ſchmäler als das Hals- ſchild. Augen vorſte- hend. Fühler von mitt- lerer Länge, borſten- oder fadenförmig. Kinnbacken ſcharf, ganzrandig, ſtark gekrümmt, meiſt ziemlich vorſtehend. Kinnladen ganz hakig mit doppel- ten Taſtern, wie in der vorigen Familie. Füße lang, dünn, ſtets mit fünf Tarſalgliedern, die meiſt bei den Männchen verbreitert ſind. Flügeldecken, den Hinter- leib meiſt ganz bedeckend. Die Käfer dieſer zahlreichſten unter allen Käferfamilien ſind alle gute Läufer, die meiſten auch vortreffliche Flie- ger. Sie ſchweifen, die Einen mehr bei Tag, die Andern mehr nächt- licher Weile, überall nach Beute umher, die beſonders aus anderen Inſekten beſteht. Die meiſten haben einen unangenehmen Geruch; viele laſſen in Gefahr aus dem Hinteren eine ſtinkende, braune, ätzende Flüſſigkeit. Die Larven ſind meiſt etwas abgeplattet, hornig, mit ſtarkem, oben flachem Kopfe, ſechs langen Beinen und ſechs einfachen Augen auf jeder Seite, die auf einer gewölbten Beule ſtehen; ſie haben ebenfalls ſtark vorſpringende, ſichelförmige, ſpitze Kiefer und leben vom Vogt, Zoologiſche Briefe I. 43

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/679>, abgerufen am 28.05.2024.