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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Larven dieser Schlupfwespen sind wurmförmig, weich, weißlich, durch-
aus fußlos oder höchstens mit fleischigen Wärzchen statt Füßen ver-
sehen; sie bilden nackte Puppen im Inneren der Thiere, auf deren
Kosten sie lebten, und nur wenige Gattungen spinnen sich eine Art
Hülse, zu welcher sie meist Stücke der Raupenhaut verwenden.

Familie der Springwespen (Chalcidida). Meist sehr kleine
Schlupfwespen, mit schmalem, querem Kopfe und kurzen Fühlern von
wechselnder Gliederzahl und Gestalt, die aber stets gebrochen oder ge-
knickt, am Ende keulenförmig gesägt oder gefiedert sind und deren
erstes, stielartig verlängertes Glied in einer Querfurche der Stirn
geborgen werden kann. Die Mundorgane sind denen der vorigen
Familie sehr ähnlich, mit Ausnahme der Unterlippe, welche lang und
schmal ist und mit einem breiten runden Lappen endigt; -- die Brust
ist meist hoch gewölbt und buckelig, der Hinterleib rund und mit einem
kurzen Stiele an der Brust befestigt. Die Flügel haben meist gar
keine Nerven, oder nur einen kurzen Randnerven, der quer in die
Flügelfläche hineingeht und plötzlich endet. Bei den meisten Gattun-
gen sind die Hinterschenkel sehr verdickt und oft mit Spitzen und Dor-
nen versehen; einige Weibchen sind vollkommen flügellos; ihre Lege-
röhre ist meistens ziemlich lang, gerade und wird bei den meisten in
dem Bauche verborgen, bei anderen aber säbelartig über die Rücken-
fläche des Hinterleibes gelegt. Die Insekten sind meist fast mikroskopisch
aber mit lebhaft glänzenden Metallfarben geziert, und entwickeln sich
oft zu Hunderten und Tausenden, selbst in den Eiern anderer Insekten.
Chalcis; Perilampus; Torymus; Pteromalus; Encyrtus; Platygaster;
Leucopsis; Eurytoma; Callimome; Spalangia
.

Die Familie der Schwanzwespen (Proctotrupida) besteht eben-

[Abbildung] Fig. 906.

Bethylus.

falls zum größten Theil aus sehr
kleinen, fast mikroskopischen Insekten,
welche durch den Mangel der Flü-
gelnerven und die häufig verdickten
Beine, so wie durch die Struktur
der Mundtheile der vorigen Familie
nahe stehen, sich aber von ihnen
durch die geraden, niemals geknick-
ten Fühler, den Mangel einer Furche
vorn an dem Kopfe und die meist

Larven dieſer Schlupfwespen ſind wurmförmig, weich, weißlich, durch-
aus fußlos oder höchſtens mit fleiſchigen Wärzchen ſtatt Füßen ver-
ſehen; ſie bilden nackte Puppen im Inneren der Thiere, auf deren
Koſten ſie lebten, und nur wenige Gattungen ſpinnen ſich eine Art
Hülſe, zu welcher ſie meiſt Stücke der Raupenhaut verwenden.

Familie der Springwespen (Chalcidida). Meiſt ſehr kleine
Schlupfwespen, mit ſchmalem, querem Kopfe und kurzen Fühlern von
wechſelnder Gliederzahl und Geſtalt, die aber ſtets gebrochen oder ge-
knickt, am Ende keulenförmig geſägt oder gefiedert ſind und deren
erſtes, ſtielartig verlängertes Glied in einer Querfurche der Stirn
geborgen werden kann. Die Mundorgane ſind denen der vorigen
Familie ſehr ähnlich, mit Ausnahme der Unterlippe, welche lang und
ſchmal iſt und mit einem breiten runden Lappen endigt; — die Bruſt
iſt meiſt hoch gewölbt und buckelig, der Hinterleib rund und mit einem
kurzen Stiele an der Bruſt befeſtigt. Die Flügel haben meiſt gar
keine Nerven, oder nur einen kurzen Randnerven, der quer in die
Flügelfläche hineingeht und plötzlich endet. Bei den meiſten Gattun-
gen ſind die Hinterſchenkel ſehr verdickt und oft mit Spitzen und Dor-
nen verſehen; einige Weibchen ſind vollkommen flügellos; ihre Lege-
röhre iſt meiſtens ziemlich lang, gerade und wird bei den meiſten in
dem Bauche verborgen, bei anderen aber ſäbelartig über die Rücken-
fläche des Hinterleibes gelegt. Die Inſekten ſind meiſt faſt mikroſkopiſch
aber mit lebhaft glänzenden Metallfarben geziert, und entwickeln ſich
oft zu Hunderten und Tauſenden, ſelbſt in den Eiern anderer Inſekten.
Chalcis; Perilampus; Torymus; Pteromalus; Encyrtus; Platygaster;
Leucopsis; Eurytoma; Callimome; Spalangia
.

Die Familie der Schwanzwespen (Proctotrupida) beſteht eben-

[Abbildung] Fig. 906.

Bethylus.

falls zum größten Theil aus ſehr
kleinen, faſt mikroſkopiſchen Inſekten,
welche durch den Mangel der Flü-
gelnerven und die häufig verdickten
Beine, ſo wie durch die Struktur
der Mundtheile der vorigen Familie
nahe ſtehen, ſich aber von ihnen
durch die geraden, niemals geknick-
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[690/0696] Larven dieſer Schlupfwespen ſind wurmförmig, weich, weißlich, durch- aus fußlos oder höchſtens mit fleiſchigen Wärzchen ſtatt Füßen ver- ſehen; ſie bilden nackte Puppen im Inneren der Thiere, auf deren Koſten ſie lebten, und nur wenige Gattungen ſpinnen ſich eine Art Hülſe, zu welcher ſie meiſt Stücke der Raupenhaut verwenden. Familie der Springwespen (Chalcidida). Meiſt ſehr kleine Schlupfwespen, mit ſchmalem, querem Kopfe und kurzen Fühlern von wechſelnder Gliederzahl und Geſtalt, die aber ſtets gebrochen oder ge- knickt, am Ende keulenförmig geſägt oder gefiedert ſind und deren erſtes, ſtielartig verlängertes Glied in einer Querfurche der Stirn geborgen werden kann. Die Mundorgane ſind denen der vorigen Familie ſehr ähnlich, mit Ausnahme der Unterlippe, welche lang und ſchmal iſt und mit einem breiten runden Lappen endigt; — die Bruſt iſt meiſt hoch gewölbt und buckelig, der Hinterleib rund und mit einem kurzen Stiele an der Bruſt befeſtigt. Die Flügel haben meiſt gar keine Nerven, oder nur einen kurzen Randnerven, der quer in die Flügelfläche hineingeht und plötzlich endet. Bei den meiſten Gattun- gen ſind die Hinterſchenkel ſehr verdickt und oft mit Spitzen und Dor- nen verſehen; einige Weibchen ſind vollkommen flügellos; ihre Lege- röhre iſt meiſtens ziemlich lang, gerade und wird bei den meiſten in dem Bauche verborgen, bei anderen aber ſäbelartig über die Rücken- fläche des Hinterleibes gelegt. Die Inſekten ſind meiſt faſt mikroſkopiſch aber mit lebhaft glänzenden Metallfarben geziert, und entwickeln ſich oft zu Hunderten und Tauſenden, ſelbſt in den Eiern anderer Inſekten. Chalcis; Perilampus; Torymus; Pteromalus; Encyrtus; Platygaster; Leucopsis; Eurytoma; Callimome; Spalangia. Die Familie der Schwanzwespen (Proctotrupida) beſteht eben- [Abbildung Fig. 906. Bethylus.] falls zum größten Theil aus ſehr kleinen, faſt mikroſkopiſchen Inſekten, welche durch den Mangel der Flü- gelnerven und die häufig verdickten Beine, ſo wie durch die Struktur der Mundtheile der vorigen Familie nahe ſtehen, ſich aber von ihnen durch die geraden, niemals geknick- ten Fühler, den Mangel einer Furche vorn an dem Kopfe und die meiſt

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/696>, abgerufen am 29.04.2024.