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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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ten, die sich im Winter auflösen und im Frühjahre von den befruchteten
Weibchen, welche die Kälte in irgend einem Schlupfwinkel überstanden
haben, neu begründet werden. Die Nester der Wespen sind stets aus

[Abbildung] Fig. 917.

Nest der gewöhnlichen Wespe (Vespa communis.)

zerkautem Holze verfer-
tigt, das sie mittelst ih-
rer starken Kinnbacken
zersplittern und durch
ihren klebrigen Speichel
zu einer Art mehr oder
minder feinen Papieres
zusammenleimen. Das
Nest selbst wird in hoh-
len Bäumen, an geschütz-
ten Orten angebracht,
oder auch einfach in der
Weise an Pflanzensten-
gel aufgehängt, daß es
dem Regen unzugänglich
ist. Es enthält stets nur
wenigen Vorrath von
Honig, da die Larven
unmittelbar mit dem ge-
füttert werden, was die Wespen von ihren Ausflügen heimbringen.
Diese sammeln gewöhnlich Honig, oder Stücke von süßen Früchten,
greifen aber auch gern solche Insekten an, die Honig sammeln, wie
namentlich Bienen und Fliegen; in der Noth begnügen sie sich indeß
auch mit anderen Insekten und sonstigen halbfaulen Stoffen, besonders
Fleisch, welches sie ihren Larven zutragen. Diese haben im Gegensatze
zu den Bienenlarven starke Kiefer, welche denen der vollkommnen In-
sekten ähnlich sind, und mit welchen sie an den Wänden ihrer Zellen
kratzen, sobald sie Hunger empfinden. Vespa; Polistes; Eumenes;
Odynerus; Synagra; Masaris
.


ten, die ſich im Winter auflöſen und im Frühjahre von den befruchteten
Weibchen, welche die Kälte in irgend einem Schlupfwinkel überſtanden
haben, neu begründet werden. Die Neſter der Wespen ſind ſtets aus

[Abbildung] Fig. 917.

Neſt der gewöhnlichen Wespe (Vespa communis.)

zerkautem Holze verfer-
tigt, das ſie mittelſt ih-
rer ſtarken Kinnbacken
zerſplittern und durch
ihren klebrigen Speichel
zu einer Art mehr oder
minder feinen Papieres
zuſammenleimen. Das
Neſt ſelbſt wird in hoh-
len Bäumen, an geſchütz-
ten Orten angebracht,
oder auch einfach in der
Weiſe an Pflanzenſten-
gel aufgehängt, daß es
dem Regen unzugänglich
iſt. Es enthält ſtets nur
wenigen Vorrath von
Honig, da die Larven
unmittelbar mit dem ge-
füttert werden, was die Wespen von ihren Ausflügen heimbringen.
Dieſe ſammeln gewöhnlich Honig, oder Stücke von ſüßen Früchten,
greifen aber auch gern ſolche Inſekten an, die Honig ſammeln, wie
namentlich Bienen und Fliegen; in der Noth begnügen ſie ſich indeß
auch mit anderen Inſekten und ſonſtigen halbfaulen Stoffen, beſonders
Fleiſch, welches ſie ihren Larven zutragen. Dieſe haben im Gegenſatze
zu den Bienenlarven ſtarke Kiefer, welche denen der vollkommnen In-
ſekten ähnlich ſind, und mit welchen ſie an den Wänden ihrer Zellen
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Odynerus; Synagra; Masaris
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[699/0705] ten, die ſich im Winter auflöſen und im Frühjahre von den befruchteten Weibchen, welche die Kälte in irgend einem Schlupfwinkel überſtanden haben, neu begründet werden. Die Neſter der Wespen ſind ſtets aus [Abbildung Fig. 917. Neſt der gewöhnlichen Wespe (Vespa communis.)] zerkautem Holze verfer- tigt, das ſie mittelſt ih- rer ſtarken Kinnbacken zerſplittern und durch ihren klebrigen Speichel zu einer Art mehr oder minder feinen Papieres zuſammenleimen. Das Neſt ſelbſt wird in hoh- len Bäumen, an geſchütz- ten Orten angebracht, oder auch einfach in der Weiſe an Pflanzenſten- gel aufgehängt, daß es dem Regen unzugänglich iſt. Es enthält ſtets nur wenigen Vorrath von Honig, da die Larven unmittelbar mit dem ge- füttert werden, was die Wespen von ihren Ausflügen heimbringen. Dieſe ſammeln gewöhnlich Honig, oder Stücke von ſüßen Früchten, greifen aber auch gern ſolche Inſekten an, die Honig ſammeln, wie namentlich Bienen und Fliegen; in der Noth begnügen ſie ſich indeß auch mit anderen Inſekten und ſonſtigen halbfaulen Stoffen, beſonders Fleiſch, welches ſie ihren Larven zutragen. Dieſe haben im Gegenſatze zu den Bienenlarven ſtarke Kiefer, welche denen der vollkommnen In- ſekten ähnlich ſind, und mit welchen ſie an den Wänden ihrer Zellen kratzen, ſobald ſie Hunger empfinden. Vespa; Polistes; Eumenes; Odynerus; Synagra; Masaris.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/705>, abgerufen am 08.05.2024.