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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Wasserspinne (Argyroneta) und der gewöhnliche Flußkrebs (Astacus
fluviatilis)
, besonders bezeichnend für die Klassen der Gliederthiere.
Die Familie der Flußmuscheln (Najades) tritt besonders unter den
Weichthieren hervor, begleitet von zahlreichen Teichhornschnecken (Lym-
naeus)
und anderen Lungenschnecken. Der Regenwurm (Lumbricus)
und der gewöhnliche Blutegel (Hirudo) erscheinen als charakteristisch
für die Würmer. Es entspricht dieser Fauna in Asien diejenige des
südlichen Sibiriens und der altaischen Gebirgskette, wo vorzüglich das
gestreifte Eichhorn (Sciurus striatus), das Hermelin, der Zobel (Mu-
stela zibelina)
, der Moschushirsch (Moschus moschiferus), der schwarze
Wolf (Canis lycaon) sich auszeichnen. Beiden Faunen gemeinsam ist
besonders der gewöhnliche Wolf (Canis lupus), welcher die ganze ge-
mäßigte Zone von der Waldgränze bis zu dem 40-sten Grade nörd-
licher Breite etwa hin einnimmt.

Von der vorigen als wesentlich verschieden zeigt sich die mittel-
ländische Fauna
, welche längs der ganzen Küsten des Mittelmee-
res sowohl auf europäischer, als asiatischer und afrikanischer Seite
sich erstreckt und nördlich durch die Kämme der Alpen, südlich durch
diejenigen des Atlas begränzt wird. Der Löwe, der früher auch das
europäische Gebiet dieser Fauna bewohnte, ist jetzt dort ausgerottet und
auf die afrikanische Hälfte beschränkt worden. Dagegen finden sich
noch auf beiden Ufern die Genette (Viverra genetta), der Schakal
(Canis aureus), das Stachelschwein (Hystrix cristata), der Flamingo
(Phoenicopterus ruber), der Bienenfresser (Merops apiaster) und an
einzelnen Orten der Kapuzineraffe (Inuus sylvanus), der Mufflon
(Ovis musimon) und der Steinbock der Sierra Nevada (Capra Schim-
peri)
, der hier den Steinbock der Alpen und des Altai ersetzt. Die
Tigerkatze und der Caracal (Felix caracal) verbreiten sich hauptsäch-
lich südlich und östlich. Lurche und Reptilien werden zahlreich, na-
mentlich nehmen die Landschildkröten (Testudo), die Schlangen, die
Eidechsen zu, indem besonders die Familie der Gekkos und der Cha-
mäleon's in dieser Fauna auftreten. Die Familie der Vogelspinnen
(Mygalida) zeigt ihren ersten Repräsentanten in der Mauerspinne
(Cteniza caementaria), während zugleich gefürchtete größere Spinnen-
arten, wie die Tarantel (Lycosa tarantula) und die Malmignatte
(Theridion malmignatta) sich zeigen. Ebenso beginnt hier die Familie
der Scorpione (Scorpionida), um gegen die Tropen hin mehr und
mehr an Größe und Gefährlichkeit zuzunehmen. Unter den Insekten
sind es besonders die Heteromeren, die großen Cicaden und die Ge-

Waſſerſpinne (Argyroneta) und der gewöhnliche Flußkrebs (Astacus
fluviatilis)
, beſonders bezeichnend für die Klaſſen der Gliederthiere.
Die Familie der Flußmuſcheln (Najades) tritt beſonders unter den
Weichthieren hervor, begleitet von zahlreichen Teichhornſchnecken (Lym-
naeus)
und anderen Lungenſchnecken. Der Regenwurm (Lumbricus)
und der gewöhnliche Blutegel (Hirudo) erſcheinen als charakteriſtiſch
für die Würmer. Es entſpricht dieſer Fauna in Aſien diejenige des
ſüdlichen Sibiriens und der altaiſchen Gebirgskette, wo vorzüglich das
geſtreifte Eichhorn (Sciurus striatus), das Hermelin, der Zobel (Mu-
stela zibelina)
, der Moſchushirſch (Moschus moschiferus), der ſchwarze
Wolf (Canis lycaon) ſich auszeichnen. Beiden Faunen gemeinſam iſt
beſonders der gewöhnliche Wolf (Canis lupus), welcher die ganze ge-
mäßigte Zone von der Waldgränze bis zu dem 40-ſten Grade nörd-
licher Breite etwa hin einnimmt.

Von der vorigen als weſentlich verſchieden zeigt ſich die mittel-
ländiſche Fauna
, welche längs der ganzen Küſten des Mittelmee-
res ſowohl auf europäiſcher, als aſiatiſcher und afrikaniſcher Seite
ſich erſtreckt und nördlich durch die Kämme der Alpen, ſüdlich durch
diejenigen des Atlas begränzt wird. Der Löwe, der früher auch das
europäiſche Gebiet dieſer Fauna bewohnte, iſt jetzt dort ausgerottet und
auf die afrikaniſche Hälfte beſchränkt worden. Dagegen finden ſich
noch auf beiden Ufern die Genette (Viverra genetta), der Schakal
(Canis aureus), das Stachelſchwein (Hystrix cristata), der Flamingo
(Phoenicopterus ruber), der Bienenfreſſer (Merops apiaster) und an
einzelnen Orten der Kapuzineraffe (Inuus sylvanus), der Mufflon
(Ovis musimon) und der Steinbock der Sierra Nevada (Capra Schim-
peri)
, der hier den Steinbock der Alpen und des Altai erſetzt. Die
Tigerkatze und der Caracal (Felix caracal) verbreiten ſich hauptſäch-
lich ſüdlich und öſtlich. Lurche und Reptilien werden zahlreich, na-
mentlich nehmen die Landſchildkröten (Testudo), die Schlangen, die
Eidechſen zu, indem beſonders die Familie der Gekkos und der Cha-
mäleon’s in dieſer Fauna auftreten. Die Familie der Vogelſpinnen
(Mygalida) zeigt ihren erſten Repräſentanten in der Mauerſpinne
(Cteniza caementaria), während zugleich gefürchtete größere Spinnen-
arten, wie die Tarantel (Lycosa tarantula) und die Malmignatte
(Theridion malmignatta) ſich zeigen. Ebenſo beginnt hier die Familie
der Scorpione (Scorpionida), um gegen die Tropen hin mehr und
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[583/0589] Waſſerſpinne (Argyroneta) und der gewöhnliche Flußkrebs (Astacus fluviatilis), beſonders bezeichnend für die Klaſſen der Gliederthiere. Die Familie der Flußmuſcheln (Najades) tritt beſonders unter den Weichthieren hervor, begleitet von zahlreichen Teichhornſchnecken (Lym- naeus) und anderen Lungenſchnecken. Der Regenwurm (Lumbricus) und der gewöhnliche Blutegel (Hirudo) erſcheinen als charakteriſtiſch für die Würmer. Es entſpricht dieſer Fauna in Aſien diejenige des ſüdlichen Sibiriens und der altaiſchen Gebirgskette, wo vorzüglich das geſtreifte Eichhorn (Sciurus striatus), das Hermelin, der Zobel (Mu- stela zibelina), der Moſchushirſch (Moschus moschiferus), der ſchwarze Wolf (Canis lycaon) ſich auszeichnen. Beiden Faunen gemeinſam iſt beſonders der gewöhnliche Wolf (Canis lupus), welcher die ganze ge- mäßigte Zone von der Waldgränze bis zu dem 40-ſten Grade nörd- licher Breite etwa hin einnimmt. Von der vorigen als weſentlich verſchieden zeigt ſich die mittel- ländiſche Fauna, welche längs der ganzen Küſten des Mittelmee- res ſowohl auf europäiſcher, als aſiatiſcher und afrikaniſcher Seite ſich erſtreckt und nördlich durch die Kämme der Alpen, ſüdlich durch diejenigen des Atlas begränzt wird. Der Löwe, der früher auch das europäiſche Gebiet dieſer Fauna bewohnte, iſt jetzt dort ausgerottet und auf die afrikaniſche Hälfte beſchränkt worden. Dagegen finden ſich noch auf beiden Ufern die Genette (Viverra genetta), der Schakal (Canis aureus), das Stachelſchwein (Hystrix cristata), der Flamingo (Phoenicopterus ruber), der Bienenfreſſer (Merops apiaster) und an einzelnen Orten der Kapuzineraffe (Inuus sylvanus), der Mufflon (Ovis musimon) und der Steinbock der Sierra Nevada (Capra Schim- peri), der hier den Steinbock der Alpen und des Altai erſetzt. Die Tigerkatze und der Caracal (Felix caracal) verbreiten ſich hauptſäch- lich ſüdlich und öſtlich. Lurche und Reptilien werden zahlreich, na- mentlich nehmen die Landſchildkröten (Testudo), die Schlangen, die Eidechſen zu, indem beſonders die Familie der Gekkos und der Cha- mäleon’s in dieſer Fauna auftreten. Die Familie der Vogelſpinnen (Mygalida) zeigt ihren erſten Repräſentanten in der Mauerſpinne (Cteniza caementaria), während zugleich gefürchtete größere Spinnen- arten, wie die Tarantel (Lycosa tarantula) und die Malmignatte (Theridion malmignatta) ſich zeigen. Ebenſo beginnt hier die Familie der Scorpione (Scorpionida), um gegen die Tropen hin mehr und mehr an Größe und Gefährlichkeit zuzunehmen. Unter den Inſekten ſind es beſonders die Heteromeren, die großen Cicaden und die Ge-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/589>, abgerufen am 26.04.2024.