Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

will glauben, daß sie todt sind und daß ihnen nichts mehr geblieben ist, als die Freude, sich an altpreußischen Kamaschenknöpfen zu spiegeln, nachdem sie dieselben mit der Kreide ihrer Leber so aufgeputzt haben, daß sie ihr eigenes Bild zurückstrahlen. Ich will sie an so heiterer Idiotenbeschäftigung, wie Held Droysen sie an dem Junkerfetisch York von Wartensleben sich macht, nicht stören - hätten sie nie mit etwas Anderem sich beschäftigt, es stünde besser um Deutschlands Sache. Ich weiß auch, daß sie stumm geworden sind und daß zuweilen nur noch ihre Schatten als Robinsone jenes Freytags umgehen, der auf der wüsten Insel der Gränzboten sich als souveräner Verstand geberdet. Ich weiß, daß nur von Zeit zu Zeit ihre edlen Geisterstimmen in die kimmerische Nacht hinein heulen, welche durch Manteuffel's Fürsorge mehr und mehr vom Nordpole her über unser Vaterland ausgebreitet wird. Aber glaube mir, die edlen Mistkäfer, die sich jetzt in die Vergangenheit Deutschlands einwühlen, nachdem sie dessen Gegenwart verunreinigt hatten, die sich jetzt todt stellen und so der Gefahr zu entgehen hoffen, werden wieder ihre Krallen ausstrecken, sobald sie die Nadel des Sammlers und die Gefahr, gespießt zu werden, in weitere Ferne gerückt wissen. Sie werden dann auf's Neue hervorkriechen und unendliche Dinge zu erzählen wissen von ihren

will glauben, daß sie todt sind und daß ihnen nichts mehr geblieben ist, als die Freude, sich an altpreußischen Kamaschenknöpfen zu spiegeln, nachdem sie dieselben mit der Kreide ihrer Leber so aufgeputzt haben, daß sie ihr eigenes Bild zurückstrahlen. Ich will sie an so heiterer Idiotenbeschäftigung, wie Held Droysen sie an dem Junkerfetisch York von Wartensleben sich macht, nicht stören – hätten sie nie mit etwas Anderem sich beschäftigt, es stünde besser um Deutschlands Sache. Ich weiß auch, daß sie stumm geworden sind und daß zuweilen nur noch ihre Schatten als Robinsone jenes Freytags umgehen, der auf der wüsten Insel der Gränzboten sich als souveräner Verstand geberdet. Ich weiß, daß nur von Zeit zu Zeit ihre edlen Geisterstimmen in die kimmerische Nacht hinein heulen, welche durch Manteuffel’s Fürsorge mehr und mehr vom Nordpole her über unser Vaterland ausgebreitet wird. Aber glaube mir, die edlen Mistkäfer, die sich jetzt in die Vergangenheit Deutschlands einwühlen, nachdem sie dessen Gegenwart verunreinigt hatten, die sich jetzt todt stellen und so der Gefahr zu entgehen hoffen, werden wieder ihre Krallen ausstrecken, sobald sie die Nadel des Sammlers und die Gefahr, gespießt zu werden, in weitere Ferne gerückt wissen. Sie werden dann auf’s Neue hervorkriechen und unendliche Dinge zu erzählen wissen von ihren

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0016" n="VI"/>
will glauben, daß sie todt sind und daß ihnen nichts mehr geblieben ist, als die Freude, sich an altpreußischen Kamaschenknöpfen zu spiegeln, nachdem sie dieselben mit der Kreide ihrer Leber so aufgeputzt haben, daß sie ihr eigenes Bild zurückstrahlen. Ich will sie an so heiterer Idiotenbeschäftigung, wie Held Droysen sie an dem Junkerfetisch York von Wartensleben sich macht, nicht stören &#x2013; hätten sie nie mit etwas Anderem sich beschäftigt, es stünde besser um Deutschlands Sache. Ich weiß auch, daß sie stumm geworden sind und daß zuweilen nur noch ihre Schatten als Robinsone jenes Freytags umgehen, der auf der wüsten Insel der Gränzboten sich als souveräner Verstand geberdet. Ich weiß, daß nur von Zeit zu Zeit ihre edlen Geisterstimmen in die kimmerische Nacht hinein heulen, welche durch Manteuffel&#x2019;s Fürsorge mehr und mehr vom Nordpole her über unser Vaterland ausgebreitet wird. Aber glaube mir, die edlen Mistkäfer, die sich jetzt in die Vergangenheit Deutschlands einwühlen, nachdem sie dessen Gegenwart verunreinigt hatten, die sich jetzt todt stellen und so der Gefahr zu entgehen hoffen, werden wieder ihre Krallen ausstrecken, sobald sie die Nadel des Sammlers und die Gefahr, gespießt zu werden, in weitere Ferne gerückt wissen. Sie werden dann auf&#x2019;s Neue hervorkriechen und unendliche Dinge zu erzählen wissen von ihren
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VI/0016] will glauben, daß sie todt sind und daß ihnen nichts mehr geblieben ist, als die Freude, sich an altpreußischen Kamaschenknöpfen zu spiegeln, nachdem sie dieselben mit der Kreide ihrer Leber so aufgeputzt haben, daß sie ihr eigenes Bild zurückstrahlen. Ich will sie an so heiterer Idiotenbeschäftigung, wie Held Droysen sie an dem Junkerfetisch York von Wartensleben sich macht, nicht stören – hätten sie nie mit etwas Anderem sich beschäftigt, es stünde besser um Deutschlands Sache. Ich weiß auch, daß sie stumm geworden sind und daß zuweilen nur noch ihre Schatten als Robinsone jenes Freytags umgehen, der auf der wüsten Insel der Gränzboten sich als souveräner Verstand geberdet. Ich weiß, daß nur von Zeit zu Zeit ihre edlen Geisterstimmen in die kimmerische Nacht hinein heulen, welche durch Manteuffel’s Fürsorge mehr und mehr vom Nordpole her über unser Vaterland ausgebreitet wird. Aber glaube mir, die edlen Mistkäfer, die sich jetzt in die Vergangenheit Deutschlands einwühlen, nachdem sie dessen Gegenwart verunreinigt hatten, die sich jetzt todt stellen und so der Gefahr zu entgehen hoffen, werden wieder ihre Krallen ausstrecken, sobald sie die Nadel des Sammlers und die Gefahr, gespießt zu werden, in weitere Ferne gerückt wissen. Sie werden dann auf’s Neue hervorkriechen und unendliche Dinge zu erzählen wissen von ihren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/16
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/16>, abgerufen am 10.10.2024.