Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

des Schwertes Volsungs ein neues Schwert, das so scharf war, dass Sigurd Reigens Ambos damit spaltete, wodurch es so wenig von seiner Schärfe verlor, dass es, in den Fluss gesteckt, eine Wollflocke zerschnitt, die dieser dagegen trieb. Nunmehr ging Reigen mit Sigurd nach Gnytaheide, dort machte Sigurd auf dem Wege, den Fofner zum Wasser nahm, eine Grube, setzte sich hinein, und als die Schlange darüber hinkroch, durchstach Sigurd dieselbe: diess war Fofners Tod. Reigen aber kam und sagte, Sigurd habe seinen Bruder getödtet und sei ihm dadurch in Blutschuld verfallen, er müsse also zur Sühne ihm Fofners Herz braten; darauf trank er von des Drachen Blut und legte sich schlafen. Nun sass Sigurd am Feuer und briet das Herz; als er glaubte, es möchte genug sein, und das Fett von dem Herzen ihm über die Finger lief, da leckte er daran; als aber das Herzfett auf seine Zunge kam, verstand er die Vogelsprache und wusste was die Schwalben sagten, und die eine sang:

"Dort sitzt Sigurd
Mit Schweiss genässt,
Hofners Herz
Am Feuer bratend,
Weise schien' er mir
Wenn er das Schwert,
Den Ringvergeuder,
Das scharfe, hätte."

Da sang die andere:

"Dort liegt Reigen
Redet mit sich,
Will täuschen den Mann,
Der trauet ihm,
Fügt aus Zorn
Falsche Worte zusammen,
Will, ein Trugschmied,
Den Bruder rächen!"

Da ging Sigurd zu Reigen und tödtete ihn, und dann zu seinem Ross, das Grani hiess, ritt zu Fofners Wohnung und nahm das Gold in Säcke, lud es auf Grani's Rücken, und wollte sein Ross heimführen, allein diess ging nicht von der Stelle; Sigurd wusste wohl wesshalb; er setzte sich dem Thiere auf den Rücken, und sogleich trabte es lustig davon, obgleich des Goldes, das es trug, so viel war, dass Sigurd geglaubt, drei Pferde würden es nicht fortschaffen. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold Fofners Lager und Grani's Bürde." - Die Geschichte von H. wäre hier längst geschlossen; allein da das Folgende nicht nur die Idee des an den Ring gehängten Fluches weiter ausführt, sondern auch nach dem Hauptinhalt die Grundlage des ganzen Nibelungenliedes ausmacht und für die nordische Mythologie von Wichtigkeit ist, mag es gleichfalls hier stehen. "Sigurd ritt nun seine Strasse, bis er zu den Hindaralpen kam. Dort fand er ein Haus, darin schlief eine schöne Frau, die war gepanzert mit Helm und Harnisch; Sigurd ergriff sein Schwert und hieb ihr den Panzer ab, da erwachte sie und nannte sich Hildur, sie war aber Brynhildur genannt, und war eine Walküre. Des Mädchens Schönheit erweckte Sigurds Liebe, und er verlobte sich mit der Heldenjungfrau, ritt darauf von dannen und kam zu einem König, der Giuki hiess; der hatte eine Frau Grimhildur, drei Söhne, Gunnar, Högni und Guttormur, und eine Tochter, Gudrunur. Dort verweilte Sigurd einige Zeit, da gab ihm Grimhildur einen Trank, so dass er Brynhildur gänzlich vergass und sich mit Gudrun vermählte, worauf deren Brüder, Gunnar und Högni, mit ihm Waffenbrüderschaft schlossen, dann aber auf Abenteuer auszogen. Nun kamen Sigurd und Gjukinger (Kinder des Giuki) zu Atli, Budla's Sohn, und verlangten seine Schwester Brynhildur für Gunnar zur Gattin, sie aber sass auf den Hindaralpen und hatte um ihr Haus den Feuerstrom Waffurlogi (Flackerlohe) geleitet und eidlich gelobt, Niemand zu nehmen, der nicht durch diesen Feuerstrom zu reiten wagte. Da ritten Sigurd und die Gjukingar, die auch Niflungar (Nibelungen) heissen, auf die Alpe und wollten hindurch. Gunnar hatte damals ein Pferd, das Göte hiess, aber er wagte nicht, über das Feuer zu sprengen. Da wechselten Sigurd und Gunnar ihre Gestalten und Namen (weil Grani, dass Ross Sigurds, mit welchem er über Waffurlogi setzen wollte, Niemand trug als ihn), und Sigurd that an Gunnars Stelle den gefährlichen Sprung und kam glücklich hinüber. Den Abend ging er mit Brynhildur zur Hochzeit, und als sie an's Bette kamen, zog er sein Schwert Gram aus der Scheide und legte es zwischen Beide; aber am Morgen, als er aufstand, gab er zur Verlobungsgabe ihr den Goldring, den Loke von Andwari genommen hatte; von ihr empfing er einen anderen Ring zum Pfande. Sigurd nahm darauf sein Ross, ritt heim zu den Seinigen und vertauschte das Aussehen wieder mit Gunnar. Dieser und Brynhildur kamen dann auch zu König Giuki. - Sigurd hatte zwei Kinder mit Gudrun, Sigmund und Swanhildur. Einstmals gingen Brynhildur und Gudrun an den Fluss, um ihr Haar zu waschen, und als sie nun zum Wasser kamen, ging Brynhildur mitten in den Strom, und sprach, dass sie auf ihrem Haupte nicht das Wasser tragen wolle, das aus Gudruns Haar flösse, weil sie einen viel bessern Mann habe. Da ging Gudrun ihr nach in den Fluss und sagte, desswegen könne Brynhildur ihr Haar wohl in dem nämlichen Wasser waschen, weil sie einen Gatten habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und Keiner in der Welt käme ihm an Stärke gleich, weil er Fofner und Reigen erschlagen und beerbt habe. Darauf antwortete Brynhildur: mehr war es werth, dass Gunnar über Waffurlogi ritt, aber Sigurd hat das nicht gewagt. Da lachte Gudrun und sprach: denkst du, dass Gunnar über Waffurlogi ritt? ich meine, dass bei dir im Zimmer schlief, der mir diesen Ring gab (und sie zeigte Brynhildur ihren eigenen, an Sigurd gegebenen Ring), aber der Ring, den du an der Hand hast und zum Brautgeschenk erhieltst, heisst Andwari Nautur, und ich glaube nicht, dass Gunnar ihn auf Gnytaheide suchte. Brynhildur schwieg und ging nach Hause, aber sie reizte Gunnar und Högni, den Sigurd zu ermorden; da diese aber sich durch einen Eid mit demselben verbunden hatten, thaten sie es nicht, wohl aber der durch sie dazu bestimmte dritte Bruder, Guttorm, welcher Sigurd im Schlafe mit einem Schwert durchbohrte, doch auch selbst den Tod fand, denn Sigurd hatte noch Kraft, sein Schwert Gram nach dem Mörder zu werfen, das diesen ganz von einander spaltete. So fiel Sigurd und auch sein Sohn Sigmundur, welchen die Niflungar tödteten. Hierauf erstach sich Brynhildur und ward mit Sigurd verbrannt, aber Gunnar und Högni nahmen Fofnirs Erbe und den verhängnissvollen Ring und herrschten über ihre Lande. - König Atli, Brynhildurs Bruder und Budla's Sohn, vermählte sich darauf mit Gudrun, Sigurds Wittwe, und nach einigen Jahren lud er seine Schwäger, Gunnar und Högni, zu sich (denn er war nach ihrem Golde lüstern) und sie leisteten der Einladung Folge, doch bevor sie abreisten, versenkten sie all' ihre Schätze in den Rheinstrom. Atli liess die beiden Helden mit einem mächtigen Heere überfallen und sie gefangen nehmen. Dem Högni ward lebendig das Herz ausgeschnitten, Gunnar aber ward gebunden in den Schlangenhof geworfen; mitleidig hatte ihm Jemand eine Harfe gereicht, und diese schlug er mit den Zehen, da die Hände gefesselt waren; die Schlangen schlummerten nun alle ein, ausgenommen eine Natter, welche durch seine Brust ein Loch nagte, und sich mit dem Kopfe an seine Leber hing, bis er todt war. Von diesen Sagen heisst bei den Dichtern das Gold Rheinerz, oder Niflungenhort, oder Niflungenzwist. - Kurz hernach ermordete Gudrun, um ihre Brüder zu rächen, zwei von Atli's Kindern, liess aus ihren Hirnschalen Trinkgeschirre machen, und bei dem Todtenmahle, das den Niflungen gefeiert wurde, dem Könige in diesen köstlich mit Gold und Silber verzierten Bechern Meth, mit dem Blute seiner Kinder gemischt, zu trinken reichen, und deren Herzen gebraten ihm zum Essen vorsetzen; als es aber geschehen, sagte sie es ihm mit harten unlieblichen Worten, und da Alles schlief, ermordete sie den König mit Hülfe von Högni's Sohn, verbrannte den Palast mit allem was darin war, und entfloh zur See, um sich hineinzustürzen und ihren Tod darin zu finden; allein sie ward gerettet und zu König Jonakur gebracht, der um ihrer Schönheit willen sie zur Gattin nahm und drei Kinder von ihr erhielt, die Saurli, Hamdir und Erpur hiessen. Neben diesen ward auch Gudruns und Sigurds Tochter, Swanhildur, erzogen, die war von allen Frauen die schönste, und desshalb liess König Jormunrekur durch seinen Sohn Randwer um sie werben; er erhielt sie und wollte sie nun zu seinem Vater geleiten; allein Biki, des Königs Rathgeber, Randwers Begleiter, sagte, es passe sich besser,

des Schwertes Volsungs ein neues Schwert, das so scharf war, dass Sigurd Reigens Ambos damit spaltete, wodurch es so wenig von seiner Schärfe verlor, dass es, in den Fluss gesteckt, eine Wollflocke zerschnitt, die dieser dagegen trieb. Nunmehr ging Reigen mit Sigurd nach Gnytaheide, dort machte Sigurd auf dem Wege, den Fofner zum Wasser nahm, eine Grube, setzte sich hinein, und als die Schlange darüber hinkroch, durchstach Sigurd dieselbe: diess war Fofners Tod. Reigen aber kam und sagte, Sigurd habe seinen Bruder getödtet und sei ihm dadurch in Blutschuld verfallen, er müsse also zur Sühne ihm Fofners Herz braten; darauf trank er von des Drachen Blut und legte sich schlafen. Nun sass Sigurd am Feuer und briet das Herz; als er glaubte, es möchte genug sein, und das Fett von dem Herzen ihm über die Finger lief, da leckte er daran; als aber das Herzfett auf seine Zunge kam, verstand er die Vogelsprache und wusste was die Schwalben sagten, und die eine sang:

»Dort sitzt Sigurd
Mit Schweiss genässt,
Hofners Herz
Am Feuer bratend,
Weise schien' er mir
Wenn er das Schwert,
Den Ringvergeuder,
Das scharfe, hätte.«

Da sang die andere:

»Dort liegt Reigen
Redet mit sich,
Will täuschen den Mann,
Der trauet ihm,
Fügt aus Zorn
Falsche Worte zusammen,
Will, ein Trugschmied,
Den Bruder rächen!«

Da ging Sigurd zu Reigen und tödtete ihn, und dann zu seinem Ross, das Grani hiess, ritt zu Fofners Wohnung und nahm das Gold in Säcke, lud es auf Grani's Rücken, und wollte sein Ross heimführen, allein diess ging nicht von der Stelle; Sigurd wusste wohl wesshalb; er setzte sich dem Thiere auf den Rücken, und sogleich trabte es lustig davon, obgleich des Goldes, das es trug, so viel war, dass Sigurd geglaubt, drei Pferde würden es nicht fortschaffen. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold Fofners Lager und Grani's Bürde.« – Die Geschichte von H. wäre hier längst geschlossen; allein da das Folgende nicht nur die Idee des an den Ring gehängten Fluches weiter ausführt, sondern auch nach dem Hauptinhalt die Grundlage des ganzen Nibelungenliedes ausmacht und für die nordische Mythologie von Wichtigkeit ist, mag es gleichfalls hier stehen. »Sigurd ritt nun seine Strasse, bis er zu den Hindaralpen kam. Dort fand er ein Haus, darin schlief eine schöne Frau, die war gepanzert mit Helm und Harnisch; Sigurd ergriff sein Schwert und hieb ihr den Panzer ab, da erwachte sie und nannte sich Hildur, sie war aber Brynhildur genannt, und war eine Walküre. Des Mädchens Schönheit erweckte Sigurds Liebe, und er verlobte sich mit der Heldenjungfrau, ritt darauf von dannen und kam zu einem König, der Giuki hiess; der hatte eine Frau Grimhildur, drei Söhne, Gunnar, Högni und Guttormur, und eine Tochter, Gudrunur. Dort verweilte Sigurd einige Zeit, da gab ihm Grimhildur einen Trank, so dass er Brynhildur gänzlich vergass und sich mit Gudrun vermählte, worauf deren Brüder, Gunnar und Högni, mit ihm Waffenbrüderschaft schlossen, dann aber auf Abenteuer auszogen. Nun kamen Sigurd und Gjukinger (Kinder des Giuki) zu Atli, Budla's Sohn, und verlangten seine Schwester Brynhildur für Gunnar zur Gattin, sie aber sass auf den Hindaralpen und hatte um ihr Haus den Feuerstrom Waffurlogi (Flackerlohe) geleitet und eidlich gelobt, Niemand zu nehmen, der nicht durch diesen Feuerstrom zu reiten wagte. Da ritten Sigurd und die Gjukingar, die auch Niflungar (Nibelungen) heissen, auf die Alpe und wollten hindurch. Gunnar hatte damals ein Pferd, das Göte hiess, aber er wagte nicht, über das Feuer zu sprengen. Da wechselten Sigurd und Gunnar ihre Gestalten und Namen (weil Grani, dass Ross Sigurds, mit welchem er über Waffurlogi setzen wollte, Niemand trug als ihn), und Sigurd that an Gunnars Stelle den gefährlichen Sprung und kam glücklich hinüber. Den Abend ging er mit Brynhildur zur Hochzeit, und als sie an's Bette kamen, zog er sein Schwert Gram aus der Scheide und legte es zwischen Beide; aber am Morgen, als er aufstand, gab er zur Verlobungsgabe ihr den Goldring, den Loke von Andwari genommen hatte; von ihr empfing er einen anderen Ring zum Pfande. Sigurd nahm darauf sein Ross, ritt heim zu den Seinigen und vertauschte das Aussehen wieder mit Gunnar. Dieser und Brynhildur kamen dann auch zu König Giuki. – Sigurd hatte zwei Kinder mit Gudrun, Sigmund und Swanhildur. Einstmals gingen Brynhildur und Gudrun an den Fluss, um ihr Haar zu waschen, und als sie nun zum Wasser kamen, ging Brynhildur mitten in den Strom, und sprach, dass sie auf ihrem Haupte nicht das Wasser tragen wolle, das aus Gudruns Haar flösse, weil sie einen viel bessern Mann habe. Da ging Gudrun ihr nach in den Fluss und sagte, desswegen könne Brynhildur ihr Haar wohl in dem nämlichen Wasser waschen, weil sie einen Gatten habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und Keiner in der Welt käme ihm an Stärke gleich, weil er Fofner und Reigen erschlagen und beerbt habe. Darauf antwortete Brynhildur: mehr war es werth, dass Gunnar über Waffurlogi ritt, aber Sigurd hat das nicht gewagt. Da lachte Gudrun und sprach: denkst du, dass Gunnar über Waffurlogi ritt? ich meine, dass bei dir im Zimmer schlief, der mir diesen Ring gab (und sie zeigte Brynhildur ihren eigenen, an Sigurd gegebenen Ring), aber der Ring, den du an der Hand hast und zum Brautgeschenk erhieltst, heisst Andwari Nautur, und ich glaube nicht, dass Gunnar ihn auf Gnytaheide suchte. Brynhildur schwieg und ging nach Hause, aber sie reizte Gunnar und Högni, den Sigurd zu ermorden; da diese aber sich durch einen Eid mit demselben verbunden hatten, thaten sie es nicht, wohl aber der durch sie dazu bestimmte dritte Bruder, Guttorm, welcher Sigurd im Schlafe mit einem Schwert durchbohrte, doch auch selbst den Tod fand, denn Sigurd hatte noch Kraft, sein Schwert Gram nach dem Mörder zu werfen, das diesen ganz von einander spaltete. So fiel Sigurd und auch sein Sohn Sigmundur, welchen die Niflungar tödteten. Hierauf erstach sich Brynhildur und ward mit Sigurd verbrannt, aber Gunnar und Högni nahmen Fofnirs Erbe und den verhängnissvollen Ring und herrschten über ihre Lande. – König Atli, Brynhildurs Bruder und Budla's Sohn, vermählte sich darauf mit Gudrun, Sigurds Wittwe, und nach einigen Jahren lud er seine Schwäger, Gunnar und Högni, zu sich (denn er war nach ihrem Golde lüstern) und sie leisteten der Einladung Folge, doch bevor sie abreisten, versenkten sie all' ihre Schätze in den Rheinstrom. Atli liess die beiden Helden mit einem mächtigen Heere überfallen und sie gefangen nehmen. Dem Högni ward lebendig das Herz ausgeschnitten, Gunnar aber ward gebunden in den Schlangenhof geworfen; mitleidig hatte ihm Jemand eine Harfe gereicht, und diese schlug er mit den Zehen, da die Hände gefesselt waren; die Schlangen schlummerten nun alle ein, ausgenommen eine Natter, welche durch seine Brust ein Loch nagte, und sich mit dem Kopfe an seine Leber hing, bis er todt war. Von diesen Sagen heisst bei den Dichtern das Gold Rheinerz, oder Niflungenhort, oder Niflungenzwist. – Kurz hernach ermordete Gudrun, um ihre Brüder zu rächen, zwei von Atli's Kindern, liess aus ihren Hirnschalen Trinkgeschirre machen, und bei dem Todtenmahle, das den Niflungen gefeiert wurde, dem Könige in diesen köstlich mit Gold und Silber verzierten Bechern Meth, mit dem Blute seiner Kinder gemischt, zu trinken reichen, und deren Herzen gebraten ihm zum Essen vorsetzen; als es aber geschehen, sagte sie es ihm mit harten unlieblichen Worten, und da Alles schlief, ermordete sie den König mit Hülfe von Högni's Sohn, verbrannte den Palast mit allem was darin war, und entfloh zur See, um sich hineinzustürzen und ihren Tod darin zu finden; allein sie ward gerettet und zu König Jonakur gebracht, der um ihrer Schönheit willen sie zur Gattin nahm und drei Kinder von ihr erhielt, die Saurli, Hamdir und Erpur hiessen. Neben diesen ward auch Gudruns und Sigurds Tochter, Swanhildur, erzogen, die war von allen Frauen die schönste, und desshalb liess König Jormunrekur durch seinen Sohn Randwer um sie werben; er erhielt sie und wollte sie nun zu seinem Vater geleiten; allein Biki, des Königs Rathgeber, Randwers Begleiter, sagte, es passe sich besser,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0327" n="257"/>
des Schwertes Volsungs ein neues Schwert, das so scharf war, dass Sigurd Reigens Ambos damit spaltete, wodurch es so wenig von seiner Schärfe verlor, dass es, in den Fluss gesteckt, eine Wollflocke zerschnitt, die dieser dagegen trieb. Nunmehr ging Reigen mit Sigurd nach Gnytaheide, dort machte Sigurd auf dem Wege, den Fofner zum Wasser nahm, eine Grube, setzte sich hinein, und als die Schlange darüber hinkroch, durchstach Sigurd dieselbe: diess war Fofners Tod. Reigen aber kam und sagte, Sigurd habe seinen Bruder getödtet und sei ihm dadurch in Blutschuld verfallen, er müsse also zur Sühne ihm Fofners Herz braten; darauf trank er von des Drachen Blut und legte sich schlafen. Nun sass Sigurd am Feuer und briet das Herz; als er glaubte, es möchte genug sein, und das Fett von dem Herzen ihm über die Finger lief, da leckte er daran; als aber das Herzfett auf seine Zunge kam, verstand er die Vogelsprache und wusste was die Schwalben sagten, und die eine sang:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>»Dort sitzt Sigurd</l><lb/>
            <l>Mit Schweiss genässt,</l><lb/>
            <l>Hofners Herz</l><lb/>
            <l>Am Feuer bratend,</l><lb/>
            <l>Weise schien' er mir</l><lb/>
            <l>Wenn er das Schwert,</l><lb/>
            <l>Den Ringvergeuder,</l><lb/>
            <l>Das scharfe, hätte.«</l><lb/>
          </lg>
          <p>Da sang die andere:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>»Dort liegt Reigen</l><lb/>
            <l>Redet mit sich,</l><lb/>
            <l>Will täuschen den Mann,</l><lb/>
            <l>Der trauet ihm,</l><lb/>
            <l>Fügt aus Zorn</l><lb/>
            <l>Falsche Worte zusammen,</l><lb/>
            <l>Will, ein Trugschmied,</l><lb/>
            <l>Den Bruder rächen!«</l><lb/>
          </lg>
          <p>Da ging Sigurd zu Reigen und tödtete ihn, und dann zu seinem Ross, das Grani hiess, ritt zu Fofners Wohnung und nahm das Gold in Säcke, lud es auf Grani's Rücken, und wollte sein Ross heimführen, allein diess ging nicht von der Stelle; Sigurd wusste wohl wesshalb; er setzte sich dem Thiere auf den Rücken, und sogleich trabte es lustig davon, obgleich des Goldes, das es trug, so viel war, dass Sigurd geglaubt, drei Pferde würden es nicht fortschaffen. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold Fofners Lager und Grani's Bürde.« &#x2013; Die Geschichte von H. wäre hier längst geschlossen; allein da das Folgende nicht nur die Idee des an den Ring gehängten Fluches weiter ausführt, sondern auch nach dem Hauptinhalt die Grundlage des ganzen Nibelungenliedes ausmacht und für die nordische Mythologie von Wichtigkeit ist, mag es gleichfalls hier stehen. »Sigurd ritt nun seine Strasse, bis er zu den Hindaralpen kam. Dort fand er ein Haus, darin schlief eine schöne Frau, die war gepanzert mit Helm und Harnisch; Sigurd ergriff sein Schwert und hieb ihr den Panzer ab, da erwachte sie und nannte sich Hildur, sie war aber Brynhildur genannt, und war eine Walküre. Des Mädchens Schönheit erweckte Sigurds Liebe, und er verlobte sich mit der Heldenjungfrau, ritt darauf von dannen und kam zu einem König, der Giuki hiess; der hatte eine Frau Grimhildur, drei Söhne, Gunnar, Högni und Guttormur, und eine Tochter, Gudrunur. Dort verweilte Sigurd einige Zeit, da gab ihm Grimhildur einen Trank, so dass er Brynhildur gänzlich vergass und sich mit Gudrun vermählte, worauf deren Brüder, Gunnar und Högni, mit ihm Waffenbrüderschaft schlossen, dann aber auf Abenteuer auszogen. Nun kamen Sigurd und Gjukinger (Kinder des Giuki) zu Atli, Budla's Sohn, und verlangten seine Schwester Brynhildur für Gunnar zur Gattin, sie aber sass auf den Hindaralpen und hatte um ihr Haus den Feuerstrom Waffurlogi (Flackerlohe) geleitet und eidlich gelobt, Niemand zu nehmen, der nicht durch diesen Feuerstrom zu reiten wagte. Da ritten Sigurd und die Gjukingar, die auch Niflungar (Nibelungen) heissen, auf die Alpe und wollten hindurch. Gunnar hatte damals ein Pferd, das Göte hiess, aber er wagte nicht, über das Feuer zu sprengen. Da wechselten Sigurd und Gunnar ihre Gestalten und Namen (weil Grani, dass Ross Sigurds, mit welchem er über Waffurlogi setzen wollte, Niemand trug als ihn), und Sigurd that an Gunnars Stelle den gefährlichen Sprung und kam glücklich hinüber. Den Abend ging er mit Brynhildur zur Hochzeit, und als sie an's Bette kamen, zog er sein Schwert Gram aus der Scheide und legte es zwischen Beide; aber am Morgen, als er aufstand, gab er zur Verlobungsgabe ihr den Goldring, den Loke von Andwari genommen hatte; von ihr empfing er einen anderen Ring zum Pfande. Sigurd nahm darauf sein Ross, ritt heim zu den Seinigen und vertauschte das Aussehen wieder mit Gunnar. Dieser und Brynhildur kamen dann auch zu König Giuki. &#x2013; Sigurd hatte zwei Kinder mit Gudrun, Sigmund und Swanhildur. Einstmals gingen Brynhildur und Gudrun an den Fluss, um ihr Haar zu waschen, und als sie nun zum Wasser kamen, ging Brynhildur mitten in den Strom, und sprach, dass sie auf ihrem Haupte nicht das Wasser tragen wolle, das aus Gudruns Haar flösse, weil sie einen viel bessern Mann habe. Da ging Gudrun ihr nach in den Fluss und sagte, desswegen könne Brynhildur ihr Haar wohl in dem nämlichen Wasser waschen, weil sie einen Gatten habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und Keiner in der Welt käme ihm an Stärke gleich, weil er Fofner und Reigen erschlagen und beerbt habe. Darauf antwortete Brynhildur: mehr war es werth, dass Gunnar über Waffurlogi ritt, aber Sigurd hat das nicht gewagt. Da lachte Gudrun und sprach: denkst du, dass Gunnar über Waffurlogi ritt? ich meine, dass bei dir im Zimmer schlief, der mir diesen Ring gab (und sie zeigte Brynhildur ihren eigenen, an Sigurd gegebenen Ring), aber der Ring, den du an der Hand hast und zum Brautgeschenk erhieltst, heisst Andwari Nautur, und ich glaube nicht, dass Gunnar ihn auf Gnytaheide suchte. Brynhildur schwieg und ging nach Hause, aber sie reizte Gunnar und Högni, den Sigurd zu ermorden; da diese aber sich durch einen Eid mit demselben verbunden hatten, thaten sie es nicht, wohl aber der durch sie dazu bestimmte dritte Bruder, Guttorm, welcher Sigurd im Schlafe mit einem Schwert durchbohrte, doch auch selbst den Tod fand, denn Sigurd hatte noch Kraft, sein Schwert Gram nach dem Mörder zu werfen, das diesen ganz von einander spaltete. So fiel Sigurd und auch sein Sohn Sigmundur, welchen die Niflungar tödteten. Hierauf erstach sich Brynhildur und ward mit Sigurd verbrannt, aber Gunnar und Högni nahmen Fofnirs Erbe und den verhängnissvollen Ring und herrschten über ihre Lande. &#x2013; König Atli, Brynhildurs Bruder und Budla's Sohn, vermählte sich darauf mit Gudrun, Sigurds Wittwe, und nach einigen Jahren lud er seine Schwäger, Gunnar und Högni, zu sich (denn er war nach ihrem Golde lüstern) und sie leisteten der Einladung Folge, doch bevor sie abreisten, versenkten sie all' ihre Schätze in den Rheinstrom. Atli liess die beiden Helden mit einem mächtigen Heere überfallen und sie gefangen nehmen. Dem Högni ward lebendig das Herz ausgeschnitten, Gunnar aber ward gebunden in den Schlangenhof geworfen; mitleidig hatte ihm Jemand eine Harfe gereicht, und diese schlug er mit den Zehen, da die Hände gefesselt waren; die Schlangen schlummerten nun alle ein, ausgenommen eine Natter, welche durch seine Brust ein Loch nagte, und sich mit dem Kopfe an seine Leber hing, bis er todt war. Von diesen Sagen heisst bei den Dichtern das Gold Rheinerz, oder Niflungenhort, oder Niflungenzwist. &#x2013; Kurz hernach ermordete Gudrun, um ihre Brüder zu rächen, zwei von Atli's Kindern, liess aus ihren Hirnschalen Trinkgeschirre machen, und bei dem Todtenmahle, das den Niflungen gefeiert wurde, dem Könige in diesen köstlich mit Gold und Silber verzierten Bechern Meth, mit dem Blute seiner Kinder gemischt, zu trinken reichen, und deren Herzen gebraten ihm zum Essen vorsetzen; als es aber geschehen, sagte sie es ihm mit harten unlieblichen Worten, und da Alles schlief, ermordete sie den König mit Hülfe von Högni's Sohn, verbrannte den Palast mit allem was darin war, und entfloh zur See, um sich hineinzustürzen und ihren Tod darin zu finden; allein sie ward gerettet und zu König Jonakur gebracht, der um ihrer Schönheit willen sie zur Gattin nahm und drei Kinder von ihr erhielt, die Saurli, Hamdir und Erpur hiessen. Neben diesen ward auch Gudruns und Sigurds Tochter, Swanhildur, erzogen, die war von allen Frauen die schönste, und desshalb liess König Jormunrekur durch seinen Sohn Randwer um sie werben; er erhielt sie und wollte sie nun zu seinem Vater geleiten; allein Biki, des Königs Rathgeber, Randwers Begleiter, sagte, es passe sich besser,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0327] des Schwertes Volsungs ein neues Schwert, das so scharf war, dass Sigurd Reigens Ambos damit spaltete, wodurch es so wenig von seiner Schärfe verlor, dass es, in den Fluss gesteckt, eine Wollflocke zerschnitt, die dieser dagegen trieb. Nunmehr ging Reigen mit Sigurd nach Gnytaheide, dort machte Sigurd auf dem Wege, den Fofner zum Wasser nahm, eine Grube, setzte sich hinein, und als die Schlange darüber hinkroch, durchstach Sigurd dieselbe: diess war Fofners Tod. Reigen aber kam und sagte, Sigurd habe seinen Bruder getödtet und sei ihm dadurch in Blutschuld verfallen, er müsse also zur Sühne ihm Fofners Herz braten; darauf trank er von des Drachen Blut und legte sich schlafen. Nun sass Sigurd am Feuer und briet das Herz; als er glaubte, es möchte genug sein, und das Fett von dem Herzen ihm über die Finger lief, da leckte er daran; als aber das Herzfett auf seine Zunge kam, verstand er die Vogelsprache und wusste was die Schwalben sagten, und die eine sang: »Dort sitzt Sigurd Mit Schweiss genässt, Hofners Herz Am Feuer bratend, Weise schien' er mir Wenn er das Schwert, Den Ringvergeuder, Das scharfe, hätte.« Da sang die andere: »Dort liegt Reigen Redet mit sich, Will täuschen den Mann, Der trauet ihm, Fügt aus Zorn Falsche Worte zusammen, Will, ein Trugschmied, Den Bruder rächen!« Da ging Sigurd zu Reigen und tödtete ihn, und dann zu seinem Ross, das Grani hiess, ritt zu Fofners Wohnung und nahm das Gold in Säcke, lud es auf Grani's Rücken, und wollte sein Ross heimführen, allein diess ging nicht von der Stelle; Sigurd wusste wohl wesshalb; er setzte sich dem Thiere auf den Rücken, und sogleich trabte es lustig davon, obgleich des Goldes, das es trug, so viel war, dass Sigurd geglaubt, drei Pferde würden es nicht fortschaffen. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold Fofners Lager und Grani's Bürde.« – Die Geschichte von H. wäre hier längst geschlossen; allein da das Folgende nicht nur die Idee des an den Ring gehängten Fluches weiter ausführt, sondern auch nach dem Hauptinhalt die Grundlage des ganzen Nibelungenliedes ausmacht und für die nordische Mythologie von Wichtigkeit ist, mag es gleichfalls hier stehen. »Sigurd ritt nun seine Strasse, bis er zu den Hindaralpen kam. Dort fand er ein Haus, darin schlief eine schöne Frau, die war gepanzert mit Helm und Harnisch; Sigurd ergriff sein Schwert und hieb ihr den Panzer ab, da erwachte sie und nannte sich Hildur, sie war aber Brynhildur genannt, und war eine Walküre. Des Mädchens Schönheit erweckte Sigurds Liebe, und er verlobte sich mit der Heldenjungfrau, ritt darauf von dannen und kam zu einem König, der Giuki hiess; der hatte eine Frau Grimhildur, drei Söhne, Gunnar, Högni und Guttormur, und eine Tochter, Gudrunur. Dort verweilte Sigurd einige Zeit, da gab ihm Grimhildur einen Trank, so dass er Brynhildur gänzlich vergass und sich mit Gudrun vermählte, worauf deren Brüder, Gunnar und Högni, mit ihm Waffenbrüderschaft schlossen, dann aber auf Abenteuer auszogen. Nun kamen Sigurd und Gjukinger (Kinder des Giuki) zu Atli, Budla's Sohn, und verlangten seine Schwester Brynhildur für Gunnar zur Gattin, sie aber sass auf den Hindaralpen und hatte um ihr Haus den Feuerstrom Waffurlogi (Flackerlohe) geleitet und eidlich gelobt, Niemand zu nehmen, der nicht durch diesen Feuerstrom zu reiten wagte. Da ritten Sigurd und die Gjukingar, die auch Niflungar (Nibelungen) heissen, auf die Alpe und wollten hindurch. Gunnar hatte damals ein Pferd, das Göte hiess, aber er wagte nicht, über das Feuer zu sprengen. Da wechselten Sigurd und Gunnar ihre Gestalten und Namen (weil Grani, dass Ross Sigurds, mit welchem er über Waffurlogi setzen wollte, Niemand trug als ihn), und Sigurd that an Gunnars Stelle den gefährlichen Sprung und kam glücklich hinüber. Den Abend ging er mit Brynhildur zur Hochzeit, und als sie an's Bette kamen, zog er sein Schwert Gram aus der Scheide und legte es zwischen Beide; aber am Morgen, als er aufstand, gab er zur Verlobungsgabe ihr den Goldring, den Loke von Andwari genommen hatte; von ihr empfing er einen anderen Ring zum Pfande. Sigurd nahm darauf sein Ross, ritt heim zu den Seinigen und vertauschte das Aussehen wieder mit Gunnar. Dieser und Brynhildur kamen dann auch zu König Giuki. – Sigurd hatte zwei Kinder mit Gudrun, Sigmund und Swanhildur. Einstmals gingen Brynhildur und Gudrun an den Fluss, um ihr Haar zu waschen, und als sie nun zum Wasser kamen, ging Brynhildur mitten in den Strom, und sprach, dass sie auf ihrem Haupte nicht das Wasser tragen wolle, das aus Gudruns Haar flösse, weil sie einen viel bessern Mann habe. Da ging Gudrun ihr nach in den Fluss und sagte, desswegen könne Brynhildur ihr Haar wohl in dem nämlichen Wasser waschen, weil sie einen Gatten habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und Keiner in der Welt käme ihm an Stärke gleich, weil er Fofner und Reigen erschlagen und beerbt habe. Darauf antwortete Brynhildur: mehr war es werth, dass Gunnar über Waffurlogi ritt, aber Sigurd hat das nicht gewagt. Da lachte Gudrun und sprach: denkst du, dass Gunnar über Waffurlogi ritt? ich meine, dass bei dir im Zimmer schlief, der mir diesen Ring gab (und sie zeigte Brynhildur ihren eigenen, an Sigurd gegebenen Ring), aber der Ring, den du an der Hand hast und zum Brautgeschenk erhieltst, heisst Andwari Nautur, und ich glaube nicht, dass Gunnar ihn auf Gnytaheide suchte. Brynhildur schwieg und ging nach Hause, aber sie reizte Gunnar und Högni, den Sigurd zu ermorden; da diese aber sich durch einen Eid mit demselben verbunden hatten, thaten sie es nicht, wohl aber der durch sie dazu bestimmte dritte Bruder, Guttorm, welcher Sigurd im Schlafe mit einem Schwert durchbohrte, doch auch selbst den Tod fand, denn Sigurd hatte noch Kraft, sein Schwert Gram nach dem Mörder zu werfen, das diesen ganz von einander spaltete. So fiel Sigurd und auch sein Sohn Sigmundur, welchen die Niflungar tödteten. Hierauf erstach sich Brynhildur und ward mit Sigurd verbrannt, aber Gunnar und Högni nahmen Fofnirs Erbe und den verhängnissvollen Ring und herrschten über ihre Lande. – König Atli, Brynhildurs Bruder und Budla's Sohn, vermählte sich darauf mit Gudrun, Sigurds Wittwe, und nach einigen Jahren lud er seine Schwäger, Gunnar und Högni, zu sich (denn er war nach ihrem Golde lüstern) und sie leisteten der Einladung Folge, doch bevor sie abreisten, versenkten sie all' ihre Schätze in den Rheinstrom. Atli liess die beiden Helden mit einem mächtigen Heere überfallen und sie gefangen nehmen. Dem Högni ward lebendig das Herz ausgeschnitten, Gunnar aber ward gebunden in den Schlangenhof geworfen; mitleidig hatte ihm Jemand eine Harfe gereicht, und diese schlug er mit den Zehen, da die Hände gefesselt waren; die Schlangen schlummerten nun alle ein, ausgenommen eine Natter, welche durch seine Brust ein Loch nagte, und sich mit dem Kopfe an seine Leber hing, bis er todt war. Von diesen Sagen heisst bei den Dichtern das Gold Rheinerz, oder Niflungenhort, oder Niflungenzwist. – Kurz hernach ermordete Gudrun, um ihre Brüder zu rächen, zwei von Atli's Kindern, liess aus ihren Hirnschalen Trinkgeschirre machen, und bei dem Todtenmahle, das den Niflungen gefeiert wurde, dem Könige in diesen köstlich mit Gold und Silber verzierten Bechern Meth, mit dem Blute seiner Kinder gemischt, zu trinken reichen, und deren Herzen gebraten ihm zum Essen vorsetzen; als es aber geschehen, sagte sie es ihm mit harten unlieblichen Worten, und da Alles schlief, ermordete sie den König mit Hülfe von Högni's Sohn, verbrannte den Palast mit allem was darin war, und entfloh zur See, um sich hineinzustürzen und ihren Tod darin zu finden; allein sie ward gerettet und zu König Jonakur gebracht, der um ihrer Schönheit willen sie zur Gattin nahm und drei Kinder von ihr erhielt, die Saurli, Hamdir und Erpur hiessen. Neben diesen ward auch Gudruns und Sigurds Tochter, Swanhildur, erzogen, die war von allen Frauen die schönste, und desshalb liess König Jormunrekur durch seinen Sohn Randwer um sie werben; er erhielt sie und wollte sie nun zu seinem Vater geleiten; allein Biki, des Königs Rathgeber, Randwers Begleiter, sagte, es passe sich besser,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/327
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/327>, abgerufen am 31.05.2024.