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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Mandodri (Ind. M.), Gemahlin des Riesenkönigs von Ceylon, nicht ein böser Dämon, wie ihr Gatte Ravana, und desshalb auch nicht von Rama (Wischnu's achte Avatara) ermordet, als er die Insel eroberte und ihren Gatten besiegte, sondern mit dessen Bruder Babitschandra vermählt.


Mandragoras (Gr. M.), 1) Beiname Jupiters. - 2) M., eine Pflanze, mit welcher viel Aberglauben getrieben wurde, und welcher Plinius in der Naturgeschichte eine schlafbringende Kraft beilegt. Sie hat eine starke, spindelförmige, doch häufig mehrfach gespaltene Wurzel, welche, faserig, behaart und ziemlich gross, von den Zigeunern gesucht und so zubereitet wird, dass ihre Fasern glatt an der Wurzel liegen, und dass sie, am Kopfe und den Extremitäten etwas zugestutzt, ein menschenähnliches Ansehen bekommt.


Manen (Röm. M.), die abgeschiedenen Seelen der Verstorbenen, welche einzeln von den Familien, denen sie angehörten, im Allgemeinen aber von dem ganzen Volke mit scheuer Furcht verehrt, sogar als Götter betrachtet wurden, indem man ihnen Opfer brachte und Altäre in Form von Grabmälern weihte. In vielen Fällen hatten die M. Aehnlichkeit mit den Heroen der Griechen.


Maneros (Aegypt. M.), der einzige Sohn des ersten Königs von Aegypten, welcher, da er frühzeitig starb, durch Klaggesänge geehrt wurde, die man nach ihm M. nannte, und in welchen Herodot ganz dieselben wieder erkannte, welche man in Griechenland Linos nannte.


Manfrespand (Pers. M.), einer der obersten unter den Izeds; er gehört zu den Wächtern des Himmels, und in ihm ist das göttliche Schöpfungswort Honover personificirt.


Mania (Röm. M.), s. Laren.


Manittu, bei den Irokesen gewissermassen die Einzahl des Wortes Agotkon, welches die Geister bezeichnet, die nach ihrer Meinung Alles, Bäume, Pflanzen, Erde, Gewässer, Luft, Feuer etc. beseelen. Ein solcher Geist, gleichviel welcher Art, heisst M.


Mannagarmur (Nord. M.), ein Riese in Wolfsgestalt, Sohn der Riesin Gyge. Er sättigt sich mit dem Leben aller sterbenden Menschen, verschlingt am Ende der Welt den Mond und bespritzt Himmel und Luft mit Blut, wodurch die Sonne verfinstert wird und Stürme entstehen. Er ist vermuthlich eins mit Hate (s. d.).


Mannus (Germ. M.), soll nach Tacitus ein Sohn des ältesten erdgeborenen Gottes, Tuisco, geheissen haben. M. hatte drei Söhne, welche die Stammväter der drei Hauptvölkerschaften der Germanen wurden.


Manneri (Ind. M.), eine der acht Gespielinnen der Göttin Ganga, der Fluss dieses Namens.


Mannheim (Nord. M.), eine der neun Welten der nordischen Fabellehre, und zwar die mittelste, welche zum Wohnplatz der Menschen bestimmt ist, wie Asaheim für die Götter, Helheim für Hel etc.


Manticlus (Gr. M.), ein bei den Messeniern üblicher Beiname des Hercules.


Mantineus (Gr. M.), Vater der Ocalia, welche sich mit Abas, dem Sohne des Lynceus und der Hypermnestra, vermählte und ihm den Acrisius und den Prötus gebar.


Mantius (Gr. M.), Sohn des Melampus von Iphianassa, einer der Prötiden, Bruder des Antiphates. M. war ein Seher, obwohl nicht von so ausgezeichneten Gaben, wie sein Vater. Seine Gattin beschenkte ihn mit einem Sohne, Clitus, von so grosser Schönheit, dass Aurora ihn raubte, und einem zweiten, Polyphides, welcher von Apollo zum Seher gemacht wurde.


Manto (Gr. M.), Tochter des thebanischen Sehers Tiresias und Mutter des Mopsus. Nach dem Kriege der Epigonen (s. d.) gegen Theben fiel sie dem Alcmäon als Beute zu, dem sie den Amphilochus und die Tisiphone gebar, worauf er sie dem Apollo zu Delphi als Weihgeschenk darbrachte. Dieser Gott sandte sie mit den übrigen Gefangenen nach Kleinasien, wo sie nahe bei Colophon das Heiligthum des clarischen Apollo gründeten. Hier vermählte sich M. mit Rhacius.


Mantschi (Mongol. M.), der niedrigste Grad des Priesterthums, bei welchem der Lama erst die Weihe eines Schülers empfangen hat.


Mantus (Alt-ital. M.), der Unterweltsgott der Etrusker. Er kommt nicht selten auf etruskischen Todtenkisten vor, beschäftigt, einen Todten abzuholen, der gewöhnlich verhüllt ist und zu Pferde sitzt. M. selbst erscheint als vierschrötiger Mann mit wilden Gesichtszügen und Satyr-Ohren, gewöhnlich geflügelt, in hochgeschürzter Tunica, bisweilen mit einem Schwerte, fast immer mit einem Hammer bewaffnet. Nach ihm sollte Mantua benannt sein.


Manugeher (Pers. M.), einer der berühmtesten, mächtigsten Könige von Iran (dem Lande der Guten, Persien, im Gegensatz zu Turan, dem Lande der Bösen, gewöhnlich Turkestan). Sein Vater Iradsch war von seinen Brüdern Salm und Tur ermordet worden; M.s erste Heldenthat war die Besiegung und Ermordung dieser Feinde, worauf er das angestammte Reich in Besitz nahm. Nachdem er sechzig Jahre regiert hatte, drang Afrasiab, der König von Turan, in Iran ein, doch M. wehrte sich so tapfer, dass der verwegene Feind um Frieden bitten musste. Er regierte in Allem 120 Jahre.


Manwantara (Ind. M.), die Regierungszeit eines Menu, 71 Zeitalter der Götter, jedes zu 12,000 göttlichen Jahren, in sich begreifend.


Maeon (Gr. M.), ein Thebaner, Sohn des Haemon, überfiel verrätherischer Weise mit Lycophontes und fünfzig Kriegern den Tydeus, welcher von einer Gesandtschaft aus Theben zurückkehrte; alle seine Gefährten fielen vor Tydeus, nur ihn liess der Held, einem Orakel folgend, leben.


Mapoya, s. Maboja.


Mar (German. Volksglaube), Nachtmar, dasselbe unholde Wesen, welches man gewöhnlich Alp nennt (s. d.).


Maera (Gr. M.), 1) der Hund des Icarius, welcher dessen Tochter Erigone zu dem Leichnam des erschlagenen Vaters führte. Für seine Treue ward er unter die Sterne versetzt; dort steht er, als kleinerer Hund, unter dem Bilde der Zwillinge und des Krebses, östlich bei der Milchstrasse, unfern des Orion. Kenntlich macht ihn ein heller Stern erster Grösse, Procyon, und noch dreizehn andere Sterne sind mit blossem Auge daran zu unterscheiden. - 2) M., eine Gefährtin der Diana, Tochter des argivischen Königs Prötus und der Antea, welche von Jupiter den Locrus gebar, dafür aber von Diana getödtet wurde. - 3) M., Tochter des Atlas und Gattin des Tegeates. Ihr Grabmal wurde zu Tegea und zu Mantinea in Arcadien gezeigt.


Marabuts (Islam), Name der Priester des Islam unter den Negern auf der Küste von Guinea.


Marathon (Gr. M.), Sohn des Epopeus, eines Sohnes des Neptun, wanderte, die Gewaltthätigkeiten seines Vaters fliehend, aus dem Peloponnes in Attica ein. Nach seines Vaters Tode ging er mit seinen Söhnen in den Peloponnes zurück, theilte die Herrschaft unter sie, kehrte dann nach Attica zurück, und wurde nach seinem Tode als Heros der Gemeinde M. verehrt.


Marathonischer Stier (Gr. M.), der Stier, welchen Hercules lebendig von Creta bringen musste, worauf er ihn dem König Eurystheus zeigte und dann laufen liess; das wilde Thier that vielen Schaden, bis es von Theseus bei Marathon erlegt wurde und davon seinen zweiten Namen bekam.


Mardoel (Nord. M.), einer der vielen verschiedenen Namen, unter denen Freia auf der Erde umherreiste, um ihren Gatten zu suchen.


Mariandynus (Gr. M.), Sohn des von Perseus besiegten Phineus; er soll den Mariandynern in Bithynien seinen Namen gegeben haben.


Mariatale (Ind. Rel.), bei den Bhadrakalis, den niedrigsten und verachtetsten Stämmen auf der Küste von Koromandel, die Gattin des Büssers Schamadagini und Mutter des Parassurama. Sie besass die Kunst, das Wasser ohne Gefäss, in eine Kugel geballt, aus einem Teiche zu holen. Bei diesem Geschäfte erblickte sie einst die himmlischen Gandharvas, und weil sie sich dadurch zur Begierde verleiten liess, verlor sie sogleich jene Kraft. Ihr Gemahl befahl seinen Söhnen, sie zu tödten. Nur Parassurama gehorchte und hieb ihr den Kopf ab, erbat sich dafür aber zur Belohnung, die Mutter wieder zum Leben bringen zu können, setzte jedoch in der Eile ihren Kopf auf den Rumpf einer hingerichteten Verbrecherin, wodurch nun M. die Tugenden einer Göttin und die Laster einer Bajadere besass. Nun wurde sie als eine Unreine aus dem Hause entfernt und verübte alle Grausamkeiten. Von den Parias wird sie als die grösste Göttin um Hülfe gegen die Pockenkrankheit angerufen, wozu sie - um ihren Zorn zu stillen - von den Göttern Macht erhielt. Man legt Blätter und Zweige eines ihr geheiligten

Mandodri (Ind. M.), Gemahlin des Riesenkönigs von Ceylon, nicht ein böser Dämon, wie ihr Gatte Ravana, und desshalb auch nicht von Rama (Wischnu's achte Avatara) ermordet, als er die Insel eroberte und ihren Gatten besiegte, sondern mit dessen Bruder Babitschandra vermählt.


Mandragoras (Gr. M.), 1) Beiname Jupiters. – 2) M., eine Pflanze, mit welcher viel Aberglauben getrieben wurde, und welcher Plinius in der Naturgeschichte eine schlafbringende Kraft beilegt. Sie hat eine starke, spindelförmige, doch häufig mehrfach gespaltene Wurzel, welche, faserig, behaart und ziemlich gross, von den Zigeunern gesucht und so zubereitet wird, dass ihre Fasern glatt an der Wurzel liegen, und dass sie, am Kopfe und den Extremitäten etwas zugestutzt, ein menschenähnliches Ansehen bekommt.


Manen (Röm. M.), die abgeschiedenen Seelen der Verstorbenen, welche einzeln von den Familien, denen sie angehörten, im Allgemeinen aber von dem ganzen Volke mit scheuer Furcht verehrt, sogar als Götter betrachtet wurden, indem man ihnen Opfer brachte und Altäre in Form von Grabmälern weihte. In vielen Fällen hatten die M. Aehnlichkeit mit den Heroën der Griechen.


Maneros (Aegypt. M.), der einzige Sohn des ersten Königs von Aegypten, welcher, da er frühzeitig starb, durch Klaggesänge geehrt wurde, die man nach ihm M. nannte, und in welchen Herodot ganz dieselben wieder erkannte, welche man in Griechenland Linos nannte.


Manfrespand (Pers. M.), einer der obersten unter den Izeds; er gehört zu den Wächtern des Himmels, und in ihm ist das göttliche Schöpfungswort Honover personificirt.


Mania (Röm. M.), s. Laren.


Manittu, bei den Irokesen gewissermassen die Einzahl des Wortes Agotkon, welches die Geister bezeichnet, die nach ihrer Meinung Alles, Bäume, Pflanzen, Erde, Gewässer, Luft, Feuer etc. beseelen. Ein solcher Geist, gleichviel welcher Art, heisst M.


Mannagarmur (Nord. M.), ein Riese in Wolfsgestalt, Sohn der Riesin Gyge. Er sättigt sich mit dem Leben aller sterbenden Menschen, verschlingt am Ende der Welt den Mond und bespritzt Himmel und Luft mit Blut, wodurch die Sonne verfinstert wird und Stürme entstehen. Er ist vermuthlich eins mit Hate (s. d.).


Mannus (Germ. M.), soll nach Tacitus ein Sohn des ältesten erdgeborenen Gottes, Tuisco, geheissen haben. M. hatte drei Söhne, welche die Stammväter der drei Hauptvölkerschaften der Germanen wurden.


Manneri (Ind. M.), eine der acht Gespielinnen der Göttin Ganga, der Fluss dieses Namens.


Mannheim (Nord. M.), eine der neun Welten der nordischen Fabellehre, und zwar die mittelste, welche zum Wohnplatz der Menschen bestimmt ist, wie Asaheim für die Götter, Helheim für Hel etc.


Manticlus (Gr. M.), ein bei den Messeniern üblicher Beiname des Hercules.


Mantineus (Gr. M.), Vater der Ocalia, welche sich mit Abas, dem Sohne des Lynceus und der Hypermnestra, vermählte und ihm den Acrisius und den Prötus gebar.


Mantius (Gr. M.), Sohn des Melampus von Iphianassa, einer der Prötiden, Bruder des Antiphates. M. war ein Seher, obwohl nicht von so ausgezeichneten Gaben, wie sein Vater. Seine Gattin beschenkte ihn mit einem Sohne, Clitus, von so grosser Schönheit, dass Aurora ihn raubte, und einem zweiten, Polyphides, welcher von Apollo zum Seher gemacht wurde.


Manto (Gr. M.), Tochter des thebanischen Sehers Tiresias und Mutter des Mopsus. Nach dem Kriege der Epigonen (s. d.) gegen Theben fiel sie dem Alcmäon als Beute zu, dem sie den Amphilochus und die Tisiphone gebar, worauf er sie dem Apollo zu Delphi als Weihgeschenk darbrachte. Dieser Gott sandte sie mit den übrigen Gefangenen nach Kleinasien, wo sie nahe bei Colophon das Heiligthum des clarischen Apollo gründeten. Hier vermählte sich M. mit Rhacius.


Mantschi (Mongol. M.), der niedrigste Grad des Priesterthums, bei welchem der Lama erst die Weihe eines Schülers empfangen hat.


Mantus (Alt-ital. M.), der Unterweltsgott der Etrusker. Er kommt nicht selten auf etruskischen Todtenkisten vor, beschäftigt, einen Todten abzuholen, der gewöhnlich verhüllt ist und zu Pferde sitzt. M. selbst erscheint als vierschrötiger Mann mit wilden Gesichtszügen und Satyr-Ohren, gewöhnlich geflügelt, in hochgeschürzter Tunica, bisweilen mit einem Schwerte, fast immer mit einem Hammer bewaffnet. Nach ihm sollte Mantua benannt sein.


Manugeher (Pers. M.), einer der berühmtesten, mächtigsten Könige von Iran (dem Lande der Guten, Persien, im Gegensatz zu Turan, dem Lande der Bösen, gewöhnlich Turkestan). Sein Vater Iradsch war von seinen Brüdern Salm und Tur ermordet worden; M.s erste Heldenthat war die Besiegung und Ermordung dieser Feinde, worauf er das angestammte Reich in Besitz nahm. Nachdem er sechzig Jahre regiert hatte, drang Afrasiab, der König von Turan, in Iran ein, doch M. wehrte sich so tapfer, dass der verwegene Feind um Frieden bitten musste. Er regierte in Allem 120 Jahre.


Manwantara (Ind. M.), die Regierungszeit eines Menu, 71 Zeitalter der Götter, jedes zu 12,000 göttlichen Jahren, in sich begreifend.


Maeon (Gr. M.), ein Thebaner, Sohn des Haemon, überfiel verrätherischer Weise mit Lycophontes und fünfzig Kriegern den Tydeus, welcher von einer Gesandtschaft aus Theben zurückkehrte; alle seine Gefährten fielen vor Tydeus, nur ihn liess der Held, einem Orakel folgend, leben.


Mapoya, s. Maboja.


Mar (German. Volksglaube), Nachtmar, dasselbe unholde Wesen, welches man gewöhnlich Alp nennt (s. d.).


Maera (Gr. M.), 1) der Hund des Icarius, welcher dessen Tochter Erigone zu dem Leichnam des erschlagenen Vaters führte. Für seine Treue ward er unter die Sterne versetzt; dort steht er, als kleinerer Hund, unter dem Bilde der Zwillinge und des Krebses, östlich bei der Milchstrasse, unfern des Orion. Kenntlich macht ihn ein heller Stern erster Grösse, Procyon, und noch dreizehn andere Sterne sind mit blossem Auge daran zu unterscheiden. – 2) M., eine Gefährtin der Diana, Tochter des argivischen Königs Prötus und der Antea, welche von Jupiter den Locrus gebar, dafür aber von Diana getödtet wurde. – 3) M., Tochter des Atlas und Gattin des Tegeates. Ihr Grabmal wurde zu Tegea und zu Mantinea in Arcadien gezeigt.


Marabuts (Islam), Name der Priester des Islam unter den Negern auf der Küste von Guinea.


Marathon (Gr. M.), Sohn des Epopeus, eines Sohnes des Neptun, wanderte, die Gewaltthätigkeiten seines Vaters fliehend, aus dem Peloponnes in Attica ein. Nach seines Vaters Tode ging er mit seinen Söhnen in den Peloponnes zurück, theilte die Herrschaft unter sie, kehrte dann nach Attica zurück, und wurde nach seinem Tode als Heros der Gemeinde M. verehrt.


Marathonischer Stier (Gr. M.), der Stier, welchen Hercules lebendig von Creta bringen musste, worauf er ihn dem König Eurystheus zeigte und dann laufen liess; das wilde Thier that vielen Schaden, bis es von Theseus bei Marathon erlegt wurde und davon seinen zweiten Namen bekam.


Mardoel (Nord. M.), einer der vielen verschiedenen Namen, unter denen Freia auf der Erde umherreiste, um ihren Gatten zu suchen.


Mariandynus (Gr. M.), Sohn des von Perseus besiegten Phineus; er soll den Mariandynern in Bithynien seinen Namen gegeben haben.


Mariatale (Ind. Rel.), bei den Bhadrakalis, den niedrigsten und verachtetsten Stämmen auf der Küste von Koromandel, die Gattin des Büssers Schamadagini und Mutter des Parassurama. Sie besass die Kunst, das Wasser ohne Gefäss, in eine Kugel geballt, aus einem Teiche zu holen. Bei diesem Geschäfte erblickte sie einst die himmlischen Gandharvas, und weil sie sich dadurch zur Begierde verleiten liess, verlor sie sogleich jene Kraft. Ihr Gemahl befahl seinen Söhnen, sie zu tödten. Nur Parassurama gehorchte und hieb ihr den Kopf ab, erbat sich dafür aber zur Belohnung, die Mutter wieder zum Leben bringen zu können, setzte jedoch in der Eile ihren Kopf auf den Rumpf einer hingerichteten Verbrecherin, wodurch nun M. die Tugenden einer Göttin und die Laster einer Bajadere besass. Nun wurde sie als eine Unreine aus dem Hause entfernt und verübte alle Grausamkeiten. Von den Parias wird sie als die grösste Göttin um Hülfe gegen die Pockenkrankheit angerufen, wozu sie – um ihren Zorn zu stillen – von den Göttern Macht erhielt. Man legt Blätter und Zweige eines ihr geheiligten

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          <p><hi rendition="#b">Mariatale</hi> (Ind. Rel.), bei den Bhadrakalis, den niedrigsten und verachtetsten Stämmen auf der Küste von Koromandel, die Gattin des Büssers Schamadagini und Mutter des Parassurama. Sie besass die Kunst, das Wasser ohne Gefäss, in eine Kugel geballt, aus einem Teiche zu holen. Bei diesem Geschäfte erblickte sie einst die himmlischen Gandharvas, und weil sie sich dadurch zur Begierde verleiten liess, verlor sie sogleich jene Kraft. Ihr Gemahl befahl seinen Söhnen, sie zu tödten. Nur Parassurama gehorchte und hieb ihr den Kopf ab, erbat sich dafür aber zur Belohnung, die Mutter wieder zum Leben bringen zu können, setzte jedoch in der Eile ihren Kopf auf den Rumpf einer hingerichteten Verbrecherin, wodurch nun M. die Tugenden einer Göttin und die Laster einer Bajadere besass. Nun wurde sie als eine Unreine aus dem Hause entfernt und verübte alle Grausamkeiten. Von den Parias wird sie als die grösste Göttin um Hülfe gegen die Pockenkrankheit angerufen, wozu sie &#x2013; um ihren Zorn zu stillen &#x2013; von den Göttern Macht erhielt. Man legt Blätter und Zweige eines ihr geheiligten
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[321/0391] Mandodri (Ind. M.), Gemahlin des Riesenkönigs von Ceylon, nicht ein böser Dämon, wie ihr Gatte Ravana, und desshalb auch nicht von Rama (Wischnu's achte Avatara) ermordet, als er die Insel eroberte und ihren Gatten besiegte, sondern mit dessen Bruder Babitschandra vermählt. Mandragoras (Gr. M.), 1) Beiname Jupiters. – 2) M., eine Pflanze, mit welcher viel Aberglauben getrieben wurde, und welcher Plinius in der Naturgeschichte eine schlafbringende Kraft beilegt. Sie hat eine starke, spindelförmige, doch häufig mehrfach gespaltene Wurzel, welche, faserig, behaart und ziemlich gross, von den Zigeunern gesucht und so zubereitet wird, dass ihre Fasern glatt an der Wurzel liegen, und dass sie, am Kopfe und den Extremitäten etwas zugestutzt, ein menschenähnliches Ansehen bekommt. Manen (Röm. M.), die abgeschiedenen Seelen der Verstorbenen, welche einzeln von den Familien, denen sie angehörten, im Allgemeinen aber von dem ganzen Volke mit scheuer Furcht verehrt, sogar als Götter betrachtet wurden, indem man ihnen Opfer brachte und Altäre in Form von Grabmälern weihte. In vielen Fällen hatten die M. Aehnlichkeit mit den Heroën der Griechen. Maneros (Aegypt. M.), der einzige Sohn des ersten Königs von Aegypten, welcher, da er frühzeitig starb, durch Klaggesänge geehrt wurde, die man nach ihm M. nannte, und in welchen Herodot ganz dieselben wieder erkannte, welche man in Griechenland Linos nannte. Manfrespand (Pers. M.), einer der obersten unter den Izeds; er gehört zu den Wächtern des Himmels, und in ihm ist das göttliche Schöpfungswort Honover personificirt. Mania (Röm. M.), s. Laren. Manittu, bei den Irokesen gewissermassen die Einzahl des Wortes Agotkon, welches die Geister bezeichnet, die nach ihrer Meinung Alles, Bäume, Pflanzen, Erde, Gewässer, Luft, Feuer etc. beseelen. Ein solcher Geist, gleichviel welcher Art, heisst M. Mannagarmur (Nord. M.), ein Riese in Wolfsgestalt, Sohn der Riesin Gyge. Er sättigt sich mit dem Leben aller sterbenden Menschen, verschlingt am Ende der Welt den Mond und bespritzt Himmel und Luft mit Blut, wodurch die Sonne verfinstert wird und Stürme entstehen. Er ist vermuthlich eins mit Hate (s. d.). Mannus (Germ. M.), soll nach Tacitus ein Sohn des ältesten erdgeborenen Gottes, Tuisco, geheissen haben. M. hatte drei Söhne, welche die Stammväter der drei Hauptvölkerschaften der Germanen wurden. Manneri (Ind. M.), eine der acht Gespielinnen der Göttin Ganga, der Fluss dieses Namens. Mannheim (Nord. M.), eine der neun Welten der nordischen Fabellehre, und zwar die mittelste, welche zum Wohnplatz der Menschen bestimmt ist, wie Asaheim für die Götter, Helheim für Hel etc. Manticlus (Gr. M.), ein bei den Messeniern üblicher Beiname des Hercules. Mantineus (Gr. M.), Vater der Ocalia, welche sich mit Abas, dem Sohne des Lynceus und der Hypermnestra, vermählte und ihm den Acrisius und den Prötus gebar. Mantius (Gr. M.), Sohn des Melampus von Iphianassa, einer der Prötiden, Bruder des Antiphates. M. war ein Seher, obwohl nicht von so ausgezeichneten Gaben, wie sein Vater. Seine Gattin beschenkte ihn mit einem Sohne, Clitus, von so grosser Schönheit, dass Aurora ihn raubte, und einem zweiten, Polyphides, welcher von Apollo zum Seher gemacht wurde. Manto (Gr. M.), Tochter des thebanischen Sehers Tiresias und Mutter des Mopsus. Nach dem Kriege der Epigonen (s. d.) gegen Theben fiel sie dem Alcmäon als Beute zu, dem sie den Amphilochus und die Tisiphone gebar, worauf er sie dem Apollo zu Delphi als Weihgeschenk darbrachte. Dieser Gott sandte sie mit den übrigen Gefangenen nach Kleinasien, wo sie nahe bei Colophon das Heiligthum des clarischen Apollo gründeten. Hier vermählte sich M. mit Rhacius. Mantschi (Mongol. M.), der niedrigste Grad des Priesterthums, bei welchem der Lama erst die Weihe eines Schülers empfangen hat. Mantus (Alt-ital. M.), der Unterweltsgott der Etrusker. Er kommt nicht selten auf etruskischen Todtenkisten vor, beschäftigt, einen Todten abzuholen, der gewöhnlich verhüllt ist und zu Pferde sitzt. M. selbst erscheint als vierschrötiger Mann mit wilden Gesichtszügen und Satyr-Ohren, gewöhnlich geflügelt, in hochgeschürzter Tunica, bisweilen mit einem Schwerte, fast immer mit einem Hammer bewaffnet. Nach ihm sollte Mantua benannt sein. Manugeher (Pers. M.), einer der berühmtesten, mächtigsten Könige von Iran (dem Lande der Guten, Persien, im Gegensatz zu Turan, dem Lande der Bösen, gewöhnlich Turkestan). Sein Vater Iradsch war von seinen Brüdern Salm und Tur ermordet worden; M.s erste Heldenthat war die Besiegung und Ermordung dieser Feinde, worauf er das angestammte Reich in Besitz nahm. Nachdem er sechzig Jahre regiert hatte, drang Afrasiab, der König von Turan, in Iran ein, doch M. wehrte sich so tapfer, dass der verwegene Feind um Frieden bitten musste. Er regierte in Allem 120 Jahre. Manwantara (Ind. M.), die Regierungszeit eines Menu, 71 Zeitalter der Götter, jedes zu 12,000 göttlichen Jahren, in sich begreifend. Maeon (Gr. M.), ein Thebaner, Sohn des Haemon, überfiel verrätherischer Weise mit Lycophontes und fünfzig Kriegern den Tydeus, welcher von einer Gesandtschaft aus Theben zurückkehrte; alle seine Gefährten fielen vor Tydeus, nur ihn liess der Held, einem Orakel folgend, leben. Mapoya, s. Maboja. Mar (German. Volksglaube), Nachtmar, dasselbe unholde Wesen, welches man gewöhnlich Alp nennt (s. d.). Maera (Gr. M.), 1) der Hund des Icarius, welcher dessen Tochter Erigone zu dem Leichnam des erschlagenen Vaters führte. Für seine Treue ward er unter die Sterne versetzt; dort steht er, als kleinerer Hund, unter dem Bilde der Zwillinge und des Krebses, östlich bei der Milchstrasse, unfern des Orion. Kenntlich macht ihn ein heller Stern erster Grösse, Procyon, und noch dreizehn andere Sterne sind mit blossem Auge daran zu unterscheiden. – 2) M., eine Gefährtin der Diana, Tochter des argivischen Königs Prötus und der Antea, welche von Jupiter den Locrus gebar, dafür aber von Diana getödtet wurde. – 3) M., Tochter des Atlas und Gattin des Tegeates. Ihr Grabmal wurde zu Tegea und zu Mantinea in Arcadien gezeigt. Marabuts (Islam), Name der Priester des Islam unter den Negern auf der Küste von Guinea. Marathon (Gr. M.), Sohn des Epopeus, eines Sohnes des Neptun, wanderte, die Gewaltthätigkeiten seines Vaters fliehend, aus dem Peloponnes in Attica ein. Nach seines Vaters Tode ging er mit seinen Söhnen in den Peloponnes zurück, theilte die Herrschaft unter sie, kehrte dann nach Attica zurück, und wurde nach seinem Tode als Heros der Gemeinde M. verehrt. Marathonischer Stier (Gr. M.), der Stier, welchen Hercules lebendig von Creta bringen musste, worauf er ihn dem König Eurystheus zeigte und dann laufen liess; das wilde Thier that vielen Schaden, bis es von Theseus bei Marathon erlegt wurde und davon seinen zweiten Namen bekam. Mardoel (Nord. M.), einer der vielen verschiedenen Namen, unter denen Freia auf der Erde umherreiste, um ihren Gatten zu suchen. Mariandynus (Gr. M.), Sohn des von Perseus besiegten Phineus; er soll den Mariandynern in Bithynien seinen Namen gegeben haben. Mariatale (Ind. Rel.), bei den Bhadrakalis, den niedrigsten und verachtetsten Stämmen auf der Küste von Koromandel, die Gattin des Büssers Schamadagini und Mutter des Parassurama. Sie besass die Kunst, das Wasser ohne Gefäss, in eine Kugel geballt, aus einem Teiche zu holen. Bei diesem Geschäfte erblickte sie einst die himmlischen Gandharvas, und weil sie sich dadurch zur Begierde verleiten liess, verlor sie sogleich jene Kraft. Ihr Gemahl befahl seinen Söhnen, sie zu tödten. Nur Parassurama gehorchte und hieb ihr den Kopf ab, erbat sich dafür aber zur Belohnung, die Mutter wieder zum Leben bringen zu können, setzte jedoch in der Eile ihren Kopf auf den Rumpf einer hingerichteten Verbrecherin, wodurch nun M. die Tugenden einer Göttin und die Laster einer Bajadere besass. Nun wurde sie als eine Unreine aus dem Hause entfernt und verübte alle Grausamkeiten. Von den Parias wird sie als die grösste Göttin um Hülfe gegen die Pockenkrankheit angerufen, wozu sie – um ihren Zorn zu stillen – von den Göttern Macht erhielt. Man legt Blätter und Zweige eines ihr geheiligten

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/391>, abgerufen am 09.06.2024.