Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Zahl in ihren Wünschen gewonnen ward. Dann
sandte der aus den Aeltesten zusammengesetzte
Rath des Heeres, die Wahl nach Rom, wo das
Strategion, eine Körperschaft alter Feldherrn
und Kriegsgelehrten, ihre Gründe untersuchte
und danach abwog, ob sie dem Kaiser zur Be¬
stätigung vorgelegt werden sollte, oder nicht.
Diesem blieb zuletzt sein souveraines Ja oder
Nein.

So weise verfuhr dies Zeitalter bei der ge¬
wichtigen Frage: wer seinen trefflichen Heeren
gebieten sollte?

Wie trefflich diese Heere aber auch sein moch¬
ten, so kosteten sie dem Staate nichts. Gewis¬
sermaaßen nichts.

Denn jener zehnjährige Dienst nach den Lehr¬
jahren, er mochte bei den künstlerischen Trup¬
penarten oder nur bei dem einfacheren Fußvolke
Statt haben, (wo auch Viele blieben, die jene zu
schwierig für sich fanden,) ward nicht allein mit
Kriegsübung hingebracht. Dies hätte man un¬
nöthig, überflüssig gefunden. Die großen Heere
tummelten sich drei Monate im Jahr. Und da¬
bei wählte man nach einander Frühjahr, Som¬
mer, Herbst und Winter. Dies schien hinläng¬

Zahl in ihren Wuͤnſchen gewonnen ward. Dann
ſandte der aus den Aelteſten zuſammengeſetzte
Rath des Heeres, die Wahl nach Rom, wo das
Strategion, eine Koͤrperſchaft alter Feldherrn
und Kriegsgelehrten, ihre Gruͤnde unterſuchte
und danach abwog, ob ſie dem Kaiſer zur Be¬
ſtaͤtigung vorgelegt werden ſollte, oder nicht.
Dieſem blieb zuletzt ſein ſouveraines Ja oder
Nein.

So weiſe verfuhr dies Zeitalter bei der ge¬
wichtigen Frage: wer ſeinen trefflichen Heeren
gebieten ſollte?

Wie trefflich dieſe Heere aber auch ſein moch¬
ten, ſo koſteten ſie dem Staate nichts. Gewiſ¬
ſermaaßen nichts.

Denn jener zehnjaͤhrige Dienſt nach den Lehr¬
jahren, er mochte bei den kuͤnſtleriſchen Trup¬
penarten oder nur bei dem einfacheren Fußvolke
Statt haben, (wo auch Viele blieben, die jene zu
ſchwierig fuͤr ſich fanden,) ward nicht allein mit
Kriegsuͤbung hingebracht. Dies haͤtte man un¬
noͤthig, uͤberfluͤſſig gefunden. Die großen Heere
tummelten ſich drei Monate im Jahr. Und da¬
bei waͤhlte man nach einander Fruͤhjahr, Som¬
mer, Herbſt und Winter. Dies ſchien hinlaͤng¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="98"/>
Zahl in ihren Wu&#x0364;n&#x017F;chen gewonnen ward. Dann<lb/>
&#x017F;andte der aus den Aelte&#x017F;ten zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte<lb/>
Rath des Heeres, die Wahl nach Rom, wo das<lb/>
Strategion, eine Ko&#x0364;rper&#x017F;chaft alter Feldherrn<lb/>
und Kriegsgelehrten, ihre Gru&#x0364;nde unter&#x017F;uchte<lb/>
und danach abwog, ob &#x017F;ie dem Kai&#x017F;er zur Be¬<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tigung vorgelegt werden &#x017F;ollte, oder nicht.<lb/>
Die&#x017F;em blieb zuletzt &#x017F;ein &#x017F;ouveraines Ja oder<lb/>
Nein.</p><lb/>
          <p>So wei&#x017F;e verfuhr dies Zeitalter bei der ge¬<lb/>
wichtigen Frage: wer &#x017F;einen trefflichen Heeren<lb/>
gebieten &#x017F;ollte?</p><lb/>
          <p>Wie trefflich die&#x017F;e Heere aber auch &#x017F;ein moch¬<lb/>
ten, &#x017F;o ko&#x017F;teten &#x017F;ie dem Staate nichts. Gewi&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;ermaaßen nichts.<lb/></p>
          <p>Denn jener zehnja&#x0364;hrige Dien&#x017F;t nach den Lehr¬<lb/>
jahren, er mochte bei den ku&#x0364;n&#x017F;tleri&#x017F;chen Trup¬<lb/>
penarten oder nur bei dem einfacheren Fußvolke<lb/>
Statt haben, (wo auch Viele blieben, die jene zu<lb/>
&#x017F;chwierig fu&#x0364;r &#x017F;ich fanden,) ward nicht allein mit<lb/>
Kriegsu&#x0364;bung hingebracht. Dies ha&#x0364;tte man un¬<lb/>
no&#x0364;thig, u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gefunden. Die großen Heere<lb/>
tummelten &#x017F;ich drei Monate im Jahr. Und da¬<lb/>
bei wa&#x0364;hlte man nach einander Fru&#x0364;hjahr, Som¬<lb/>
mer, Herb&#x017F;t und Winter. Dies &#x017F;chien hinla&#x0364;ng¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0110] Zahl in ihren Wuͤnſchen gewonnen ward. Dann ſandte der aus den Aelteſten zuſammengeſetzte Rath des Heeres, die Wahl nach Rom, wo das Strategion, eine Koͤrperſchaft alter Feldherrn und Kriegsgelehrten, ihre Gruͤnde unterſuchte und danach abwog, ob ſie dem Kaiſer zur Be¬ ſtaͤtigung vorgelegt werden ſollte, oder nicht. Dieſem blieb zuletzt ſein ſouveraines Ja oder Nein. So weiſe verfuhr dies Zeitalter bei der ge¬ wichtigen Frage: wer ſeinen trefflichen Heeren gebieten ſollte? Wie trefflich dieſe Heere aber auch ſein moch¬ ten, ſo koſteten ſie dem Staate nichts. Gewiſ¬ ſermaaßen nichts. Denn jener zehnjaͤhrige Dienſt nach den Lehr¬ jahren, er mochte bei den kuͤnſtleriſchen Trup¬ penarten oder nur bei dem einfacheren Fußvolke Statt haben, (wo auch Viele blieben, die jene zu ſchwierig fuͤr ſich fanden,) ward nicht allein mit Kriegsuͤbung hingebracht. Dies haͤtte man un¬ noͤthig, uͤberfluͤſſig gefunden. Die großen Heere tummelten ſich drei Monate im Jahr. Und da¬ bei waͤhlte man nach einander Fruͤhjahr, Som¬ mer, Herbſt und Winter. Dies ſchien hinlaͤng¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/110
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/110>, abgerufen am 16.04.2024.