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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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ken und chemische Laboratorien in Ueberfluß.
Auf Kunststraßen, welche es bauen half, schafte
es mittelst ihm zugehöriger Prahmwagen sie leicht
an die Orte, wo diese Fabriken angelegt waren.
Die Wolle seiner Schäfereien, die Linnen seiner
Flachsschollen, kleideten die Soldaten. Die Ve¬
teranen, nach dem dreißigsten Jahre keinesweges
veraltet, trieben auch den Festungbau. Lobenswer¬
the Einrichtungen in früheren Zeiten, wo man
den Müßigang der Krieger willig duldete und
sie dadurch vielseitig verdarb, nie ins Dasein
gerufen.

Gelino machte nun dem Zögling bekannt,
wie er, als europäischer Bürger, sich nun werde
gefallen lassen, hier sein Waffenjahr anzutreten.
Guido hörte das mit innigem Vergnügen, von
jeher hatte das Kriegshandwerk für seine lebhafte
Einbildung unsägliche Reitze gehabt, und immer
hoffte er einst Ruhm darin zu finden, wenn schon
eben keine Aussicht zu ernstlichen Kämpfen be¬
stand.


ken und chemiſche Laboratorien in Ueberfluß.
Auf Kunſtſtraßen, welche es bauen half, ſchafte
es mittelſt ihm zugehoͤriger Prahmwagen ſie leicht
an die Orte, wo dieſe Fabriken angelegt waren.
Die Wolle ſeiner Schaͤfereien, die Linnen ſeiner
Flachsſchollen, kleideten die Soldaten. Die Ve¬
teranen, nach dem dreißigſten Jahre keinesweges
veraltet, trieben auch den Feſtungbau. Lobenswer¬
the Einrichtungen in fruͤheren Zeiten, wo man
den Muͤßigang der Krieger willig duldete und
ſie dadurch vielſeitig verdarb, nie ins Daſein
gerufen.

Gelino machte nun dem Zoͤgling bekannt,
wie er, als europaͤiſcher Buͤrger, ſich nun werde
gefallen laſſen, hier ſein Waffenjahr anzutreten.
Guido hoͤrte das mit innigem Vergnuͤgen, von
jeher hatte das Kriegshandwerk fuͤr ſeine lebhafte
Einbildung unſaͤgliche Reitze gehabt, und immer
hoffte er einſt Ruhm darin zu finden, wenn ſchon
eben keine Ausſicht zu ernſtlichen Kaͤmpfen be¬
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[101/0113] ken und chemiſche Laboratorien in Ueberfluß. Auf Kunſtſtraßen, welche es bauen half, ſchafte es mittelſt ihm zugehoͤriger Prahmwagen ſie leicht an die Orte, wo dieſe Fabriken angelegt waren. Die Wolle ſeiner Schaͤfereien, die Linnen ſeiner Flachsſchollen, kleideten die Soldaten. Die Ve¬ teranen, nach dem dreißigſten Jahre keinesweges veraltet, trieben auch den Feſtungbau. Lobenswer¬ the Einrichtungen in fruͤheren Zeiten, wo man den Muͤßigang der Krieger willig duldete und ſie dadurch vielſeitig verdarb, nie ins Daſein gerufen. Gelino machte nun dem Zoͤgling bekannt, wie er, als europaͤiſcher Buͤrger, ſich nun werde gefallen laſſen, hier ſein Waffenjahr anzutreten. Guido hoͤrte das mit innigem Vergnuͤgen, von jeher hatte das Kriegshandwerk fuͤr ſeine lebhafte Einbildung unſaͤgliche Reitze gehabt, und immer hoffte er einſt Ruhm darin zu finden, wenn ſchon eben keine Ausſicht zu ernſtlichen Kaͤmpfen be¬ ſtand.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/113>, abgerufen am 25.04.2024.