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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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heit erhalten, und es stand jedem Einwohner
und Auswärtigen frei, sich dort zu vergnügen.

Eine dicke Mauer von Quadern umzog einen
Raum von mehreren Tausend Schuhen im Ge¬
vierte. Der ganze Boden war hohl, Pfeiler
von großem Umfang trugen seine Gewölbe, und
durch viele Eisenöfen, deren Züge und Röhren
künstlich umhergeleitet waren, empfing die ge¬
läuterte, auf alle Weise fruchtbar gemachte Erde,
die auf dem Gewölbe lag, Erwärmung.

Von diesen Vorkehrungen ward jedoch Nie¬
mand oben etwas inne. Man trat durch ein
Thor in eine Vorhalle, die wieder zu einem
geräumigen Saal führte, schon milder in seiner
Temperatur als jene. Durch doppelte und ver¬
hüllte Thüren, damit die Kälte nicht eindränge,
gelangte man weiter.

Aus diesem Saal führten andere Thüren in
eine breite Gallerie, deren hohe bis zur Erde
reichende Fenster, von Polkristall, nur nach In¬
nen gingen.

Und wohin? Durch die starre Kälte, wie
Dezember und Januar unter dieser Breite geben,
trat man in die Vorhalle mit frierendem Athem,
das Haar mit Eis behangen. Aufwärter reinig¬

heit erhalten, und es ſtand jedem Einwohner
und Auswaͤrtigen frei, ſich dort zu vergnuͤgen.

Eine dicke Mauer von Quadern umzog einen
Raum von mehreren Tauſend Schuhen im Ge¬
vierte. Der ganze Boden war hohl, Pfeiler
von großem Umfang trugen ſeine Gewoͤlbe, und
durch viele Eiſenoͤfen, deren Zuͤge und Roͤhren
kuͤnſtlich umhergeleitet waren, empfing die ge¬
laͤuterte, auf alle Weiſe fruchtbar gemachte Erde,
die auf dem Gewoͤlbe lag, Erwaͤrmung.

Von dieſen Vorkehrungen ward jedoch Nie¬
mand oben etwas inne. Man trat durch ein
Thor in eine Vorhalle, die wieder zu einem
geraͤumigen Saal fuͤhrte, ſchon milder in ſeiner
Temperatur als jene. Durch doppelte und ver¬
huͤllte Thuͤren, damit die Kaͤlte nicht eindraͤnge,
gelangte man weiter.

Aus dieſem Saal fuͤhrten andere Thuͤren in
eine breite Gallerie, deren hohe bis zur Erde
reichende Fenſter, von Polkriſtall, nur nach In¬
nen gingen.

Und wohin? Durch die ſtarre Kaͤlte, wie
Dezember und Januar unter dieſer Breite geben,
trat man in die Vorhalle mit frierendem Athem,
das Haar mit Eis behangen. Aufwaͤrter reinig¬

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[134/0146] heit erhalten, und es ſtand jedem Einwohner und Auswaͤrtigen frei, ſich dort zu vergnuͤgen. Eine dicke Mauer von Quadern umzog einen Raum von mehreren Tauſend Schuhen im Ge¬ vierte. Der ganze Boden war hohl, Pfeiler von großem Umfang trugen ſeine Gewoͤlbe, und durch viele Eiſenoͤfen, deren Zuͤge und Roͤhren kuͤnſtlich umhergeleitet waren, empfing die ge¬ laͤuterte, auf alle Weiſe fruchtbar gemachte Erde, die auf dem Gewoͤlbe lag, Erwaͤrmung. Von dieſen Vorkehrungen ward jedoch Nie¬ mand oben etwas inne. Man trat durch ein Thor in eine Vorhalle, die wieder zu einem geraͤumigen Saal fuͤhrte, ſchon milder in ſeiner Temperatur als jene. Durch doppelte und ver¬ huͤllte Thuͤren, damit die Kaͤlte nicht eindraͤnge, gelangte man weiter. Aus dieſem Saal fuͤhrten andere Thuͤren in eine breite Gallerie, deren hohe bis zur Erde reichende Fenſter, von Polkriſtall, nur nach In¬ nen gingen. Und wohin? Durch die ſtarre Kaͤlte, wie Dezember und Januar unter dieſer Breite geben, trat man in die Vorhalle mit frierendem Athem, das Haar mit Eis behangen. Aufwaͤrter reinig¬

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/146>, abgerufen am 27.04.2024.