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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Entzücken loderte auf jeder Wange. Niemand
vermogte zu reden.

Endlich fuhr der Kaiser fort: Lange genug
ließ ich ihn fern von mir erziehen. Urtheilt, was
mein Vaterherz empfand, wenn er mit so frühem
Ruhm sein jugendlich Haupt bedeckte. Von
meinem Schmerz bei jener bangen Kunde wart
ihr Zeugen, und ahntet doch nicht, was meine
Brust zerriß, nicht sagte ich es euch, denn im¬
mer noch schimmerte mir eine strahlende Hoff¬
nung. Sie hat Wort gehalten!

Guido umfaßte seine Knie, Tausend jubelnde
Glückwünsche, nicht von Schmeichelei, sondern
von edlem Wahrheitsinn aufgelegt, wurden im
Saale laut. Die Nahverwandten brachen in
süße Freudenthränen aus.

Nun führe er das Heer, rief der Kaiser.
Mit Schmerz entlasse ich ihn wieder, doch des
Vaterlandes Noth ruft. Nicht mein Sohn, der
Held, durch einmüthige Wahl gerufen.

Er führe es! rief alles.

Ja, mein erhabner Vater, ich eile ins Waf¬
fenleben und kehre nicht wieder, als meiner Ge¬
burt und deiner Milde werth, stammelte Guido,
in heiliger Rührung.

Entzuͤcken loderte auf jeder Wange. Niemand
vermogte zu reden.

Endlich fuhr der Kaiſer fort: Lange genug
ließ ich ihn fern von mir erziehen. Urtheilt, was
mein Vaterherz empfand, wenn er mit ſo fruͤhem
Ruhm ſein jugendlich Haupt bedeckte. Von
meinem Schmerz bei jener bangen Kunde wart
ihr Zeugen, und ahntet doch nicht, was meine
Bruſt zerriß, nicht ſagte ich es euch, denn im¬
mer noch ſchimmerte mir eine ſtrahlende Hoff¬
nung. Sie hat Wort gehalten!

Guido umfaßte ſeine Knie, Tauſend jubelnde
Gluͤckwuͤnſche, nicht von Schmeichelei, ſondern
von edlem Wahrheitſinn aufgelegt, wurden im
Saale laut. Die Nahverwandten brachen in
ſuͤße Freudenthraͤnen aus.

Nun fuͤhre er das Heer, rief der Kaiſer.
Mit Schmerz entlaſſe ich ihn wieder, doch des
Vaterlandes Noth ruft. Nicht mein Sohn, der
Held, durch einmuͤthige Wahl gerufen.

Er fuͤhre es! rief alles.

Ja, mein erhabner Vater, ich eile ins Waf¬
fenleben und kehre nicht wieder, als meiner Ge¬
burt und deiner Milde werth, ſtammelte Guido,
in heiliger Ruͤhrung.

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[341/0353] Entzuͤcken loderte auf jeder Wange. Niemand vermogte zu reden. Endlich fuhr der Kaiſer fort: Lange genug ließ ich ihn fern von mir erziehen. Urtheilt, was mein Vaterherz empfand, wenn er mit ſo fruͤhem Ruhm ſein jugendlich Haupt bedeckte. Von meinem Schmerz bei jener bangen Kunde wart ihr Zeugen, und ahntet doch nicht, was meine Bruſt zerriß, nicht ſagte ich es euch, denn im¬ mer noch ſchimmerte mir eine ſtrahlende Hoff¬ nung. Sie hat Wort gehalten! Guido umfaßte ſeine Knie, Tauſend jubelnde Gluͤckwuͤnſche, nicht von Schmeichelei, ſondern von edlem Wahrheitſinn aufgelegt, wurden im Saale laut. Die Nahverwandten brachen in ſuͤße Freudenthraͤnen aus. Nun fuͤhre er das Heer, rief der Kaiſer. Mit Schmerz entlaſſe ich ihn wieder, doch des Vaterlandes Noth ruft. Nicht mein Sohn, der Held, durch einmuͤthige Wahl gerufen. Er fuͤhre es! rief alles. Ja, mein erhabner Vater, ich eile ins Waf¬ fenleben und kehre nicht wieder, als meiner Ge¬ burt und deiner Milde werth, ſtammelte Guido, in heiliger Ruͤhrung.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/353>, abgerufen am 26.04.2024.