Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
hauptete: er habe den Einkauf, den dieser bei Herrn
Confuselius gemacht hätte, noch am nämlichen
Tag erfahren, indem er von ungefähr Geschäffte in
der Wohnung des Lumpensammlers gehabt, und
die Werke des Herrn Magisters hätte liegen sehn.

Albrecht sah den Magister mit ernsthaftem Ge-
sicht an: ist das wahr? sagte er. Nun denn ist's
vorbei; nun können Sie mir nicht zumuthen, den
Rest, den Sie etwa noch haben, in Commission
zu nehmen.

Confuselius hielt es für gefährlich, sich noch
einmal aufs Leugnen einzulassen. Lieber gab er
vor, es wäre ihm das Unglück begegnet, daß er
einen großen Krug voll Vier vom Tische auf die
Schriften geworfen habe. Dadurch wären denn
die Packete so verdorben, daß er nichts besser da-
mit vorzunehmen gewußt hätte, als sie dem Man-
ne, der von ungefähr dazu gekommen sei, zu über-
lassen. Was hätten sie ihm auch länger im Wege
liegen sollen, da sie doch nicht hätten verkauft
werden können?

Der Verräther wollte indessen keine Zeichen
von übergelaufenem Bier an den verhandelten Ex-
emplarien gesehen haben. Also mußte Confuselius
endlich doch Lügen auf Lügen häufen, und gerieth
mit einem Worte dermaßen in die Klemme, daß
ihn
hauptete: er habe den Einkauf, den dieſer bei Herrn
Confuſelius gemacht haͤtte, noch am naͤmlichen
Tag erfahren, indem er von ungefaͤhr Geſchaͤffte in
der Wohnung des Lumpenſammlers gehabt, und
die Werke des Herrn Magiſters haͤtte liegen ſehn.

Albrecht ſah den Magiſter mit ernſthaftem Ge-
ſicht an: iſt das wahr? ſagte er. Nun denn iſt’s
vorbei; nun koͤnnen Sie mir nicht zumuthen, den
Reſt, den Sie etwa noch haben, in Commiſſion
zu nehmen.

Confuſelius hielt es fuͤr gefaͤhrlich, ſich noch
einmal aufs Leugnen einzulaſſen. Lieber gab er
vor, es waͤre ihm das Ungluͤck begegnet, daß er
einen großen Krug voll Vier vom Tiſche auf die
Schriften geworfen habe. Dadurch waͤren denn
die Packete ſo verdorben, daß er nichts beſſer da-
mit vorzunehmen gewußt haͤtte, als ſie dem Man-
ne, der von ungefaͤhr dazu gekommen ſei, zu uͤber-
laſſen. Was haͤtten ſie ihm auch laͤnger im Wege
liegen ſollen, da ſie doch nicht haͤtten verkauft
werden koͤnnen?

Der Verraͤther wollte indeſſen keine Zeichen
von uͤbergelaufenem Bier an den verhandelten Ex-
emplarien geſehen haben. Alſo mußte Confuſelius
endlich doch Luͤgen auf Luͤgen haͤufen, und gerieth
mit einem Worte dermaßen in die Klemme, daß
ihn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0112" n="106"/>
hauptete: er habe den Einkauf, den die&#x017F;er bei Herrn<lb/>
Confu&#x017F;elius gemacht ha&#x0364;tte, noch am na&#x0364;mlichen<lb/>
Tag erfahren, indem er von ungefa&#x0364;hr Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte in<lb/>
der Wohnung des Lumpen&#x017F;ammlers gehabt, und<lb/>
die Werke des Herrn Magi&#x017F;ters ha&#x0364;tte liegen &#x017F;ehn.</p><lb/>
          <p>Albrecht &#x017F;ah den Magi&#x017F;ter mit ern&#x017F;thaftem Ge-<lb/>
&#x017F;icht an: i&#x017F;t das wahr? &#x017F;agte er. Nun denn i&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
vorbei; nun ko&#x0364;nnen Sie mir nicht zumuthen, den<lb/>
Re&#x017F;t, den Sie etwa noch haben, in Commi&#x017F;&#x017F;ion<lb/>
zu nehmen.</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elius hielt es fu&#x0364;r gefa&#x0364;hrlich, &#x017F;ich noch<lb/>
einmal aufs Leugnen einzula&#x017F;&#x017F;en. Lieber gab er<lb/>
vor, es wa&#x0364;re ihm das Unglu&#x0364;ck begegnet, daß er<lb/>
einen großen Krug voll Vier vom Ti&#x017F;che auf die<lb/>
Schriften geworfen habe. Dadurch wa&#x0364;ren denn<lb/>
die Packete &#x017F;o verdorben, daß er nichts be&#x017F;&#x017F;er da-<lb/>
mit vorzunehmen gewußt ha&#x0364;tte, als &#x017F;ie dem Man-<lb/>
ne, der von ungefa&#x0364;hr dazu gekommen &#x017F;ei, zu u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Was ha&#x0364;tten &#x017F;ie ihm auch la&#x0364;nger im Wege<lb/>
liegen &#x017F;ollen, da &#x017F;ie doch nicht ha&#x0364;tten verkauft<lb/>
werden ko&#x0364;nnen?</p><lb/>
          <p>Der Verra&#x0364;ther wollte inde&#x017F;&#x017F;en keine Zeichen<lb/>
von u&#x0364;bergelaufenem Bier an den verhandelten Ex-<lb/>
emplarien ge&#x017F;ehen haben. Al&#x017F;o mußte Confu&#x017F;elius<lb/>
endlich doch Lu&#x0364;gen auf Lu&#x0364;gen ha&#x0364;ufen, und gerieth<lb/>
mit einem Worte dermaßen in die Klemme, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihn</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0112] hauptete: er habe den Einkauf, den dieſer bei Herrn Confuſelius gemacht haͤtte, noch am naͤmlichen Tag erfahren, indem er von ungefaͤhr Geſchaͤffte in der Wohnung des Lumpenſammlers gehabt, und die Werke des Herrn Magiſters haͤtte liegen ſehn. Albrecht ſah den Magiſter mit ernſthaftem Ge- ſicht an: iſt das wahr? ſagte er. Nun denn iſt’s vorbei; nun koͤnnen Sie mir nicht zumuthen, den Reſt, den Sie etwa noch haben, in Commiſſion zu nehmen. Confuſelius hielt es fuͤr gefaͤhrlich, ſich noch einmal aufs Leugnen einzulaſſen. Lieber gab er vor, es waͤre ihm das Ungluͤck begegnet, daß er einen großen Krug voll Vier vom Tiſche auf die Schriften geworfen habe. Dadurch waͤren denn die Packete ſo verdorben, daß er nichts beſſer da- mit vorzunehmen gewußt haͤtte, als ſie dem Man- ne, der von ungefaͤhr dazu gekommen ſei, zu uͤber- laſſen. Was haͤtten ſie ihm auch laͤnger im Wege liegen ſollen, da ſie doch nicht haͤtten verkauft werden koͤnnen? Der Verraͤther wollte indeſſen keine Zeichen von uͤbergelaufenem Bier an den verhandelten Ex- emplarien geſehen haben. Alſo mußte Confuſelius endlich doch Luͤgen auf Luͤgen haͤufen, und gerieth mit einem Worte dermaßen in die Klemme, daß ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/112
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/112>, abgerufen am 15.05.2024.