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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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können, und wollen Jhnen einen Gaul von Haus
aus entgegen schicken. Nach Verlauf einer Stun-
de gehen Sie immer langsam fort; so werden Sie
das Pferd treffen, und es kostet Sie doch nicht so
viel: denn, setzte er leise hinzu, mein Vater weis
schon die Einnahme, die Sie hier gehabt haben;
und er wird vermuthlich etwas davon haben
wollen; auch haben Sie der Schulden ohnehin
mehr.

Confuselius ließ sich das gefallen, und die
jungen Leute jagten, so schnell sie konnten, um in
die Stadt zu kommen. Albrecht wußte, daß ein
reicher Müller unter seinen Eseln etliche ziemlich
große Maulesel hatte. Von denen borgte er einen,
schafte geschwind Sattel und Chabracke, alles
sehr g[l]änzend herzu, und schickte ihm das Thier so
entgegen.

Dieses alles nahm einige Zeit hinweg, und
Confuselius mußte lange wackeln, ehe er das ver-
sprochene Pferd erblickte. Desto mehr Freude aber
machte ihm der Anblick, da es so stattlich ge-
schmückt kam. Er fand es freilich etwas klein;
aber um den Unterschied von Pferd und Maulesel
hatte er sich nicht bekümmert: also dachte er auch
nicht daran, daß ihm hier ein Thier von der letztern
Art
koͤnnen, und wollen Jhnen einen Gaul von Haus
aus entgegen ſchicken. Nach Verlauf einer Stun-
de gehen Sie immer langſam fort; ſo werden Sie
das Pferd treffen, und es koſtet Sie doch nicht ſo
viel: denn, ſetzte er leiſe hinzu, mein Vater weis
ſchon die Einnahme, die Sie hier gehabt haben;
und er wird vermuthlich etwas davon haben
wollen; auch haben Sie der Schulden ohnehin
mehr.

Confuſelius ließ ſich das gefallen, und die
jungen Leute jagten, ſo ſchnell ſie konnten, um in
die Stadt zu kommen. Albrecht wußte, daß ein
reicher Muͤller unter ſeinen Eſeln etliche ziemlich
große Mauleſel hatte. Von denen borgte er einen,
ſchafte geſchwind Sattel und Chabracke, alles
ſehr g[l]aͤnzend herzu, und ſchickte ihm das Thier ſo
entgegen.

Dieſes alles nahm einige Zeit hinweg, und
Confuſelius mußte lange wackeln, ehe er das ver-
ſprochene Pferd erblickte. Deſto mehr Freude aber
machte ihm der Anblick, da es ſo ſtattlich ge-
ſchmuͤckt kam. Er fand es freilich etwas klein;
aber um den Unterſchied von Pferd und Mauleſel
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[128/0134] koͤnnen, und wollen Jhnen einen Gaul von Haus aus entgegen ſchicken. Nach Verlauf einer Stun- de gehen Sie immer langſam fort; ſo werden Sie das Pferd treffen, und es koſtet Sie doch nicht ſo viel: denn, ſetzte er leiſe hinzu, mein Vater weis ſchon die Einnahme, die Sie hier gehabt haben; und er wird vermuthlich etwas davon haben wollen; auch haben Sie der Schulden ohnehin mehr. Confuſelius ließ ſich das gefallen, und die jungen Leute jagten, ſo ſchnell ſie konnten, um in die Stadt zu kommen. Albrecht wußte, daß ein reicher Muͤller unter ſeinen Eſeln etliche ziemlich große Mauleſel hatte. Von denen borgte er einen, ſchafte geſchwind Sattel und Chabracke, alles ſehr glaͤnzend herzu, und ſchickte ihm das Thier ſo entgegen. Dieſes alles nahm einige Zeit hinweg, und Confuſelius mußte lange wackeln, ehe er das ver- ſprochene Pferd erblickte. Deſto mehr Freude aber machte ihm der Anblick, da es ſo ſtattlich ge- ſchmuͤckt kam. Er fand es freilich etwas klein; aber um den Unterſchied von Pferd und Mauleſel hatte er ſich nicht bekuͤmmert: alſo dachte er auch nicht daran, daß ihm hier ein Thier von der letztern Art

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/134>, abgerufen am 15.05.2024.