Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
er durch Verheirathung seines Freundes Schnitzer
einen ganz andern Schlag machen, und doch im
Gasthof als Hausfreund bleiben könnte. Sein Vet-
ter, der Kupferstecher, hatte ihn zu sehr beleidigt,
und sich gegen seine Vorschläge viel zu kalt bezeigt
als daß er sie hätte bei ihm wiederholen sollen:
aber es gab ja wohl noch Wittwen und Mädchen
in der Stadt, bei denen ein Gastwirth, er nun-
mehr wenigstens 30000 Thaler im Vermögen
hatte, sehr willkommen sein würde; und warum
sollte er selbst nicht als Freiwerber, wenn er eine
solche Heirath stiftete, einen Kuppelpelz von tau-
send Thalern für sich verdienen und mitnehmen
können? Gelang ihm dieses; so konnte er, wie er
meinte, der Suschen alles wieder geben, was er
von ihr bekommen hatte; und dann war es ihm
einerlei, ob sie sich trollte oder bliebe. Er hatte schon
etlichen Vätern und einer jungen Wittwe ziem-
lich deutlich zu verstehen gegeben, was er bei Herr
Schnitzern thun könnte, und unter welcher Be-
dingung er es thun wollte; ja, er stand sogar mit
einer Wittwe schon in Tractaten: dabei aber machte
er sich doch auch die Hoffnung, die er bei andern
zur Versorgung ihrer Töchter erreget hatte, um
kein Haar weniger zu Nutze, wie er Suschens Ge-
fälligkeiten immer fort und fort annahm.

Das
er durch Verheirathung ſeines Freundes Schnitzer
einen ganz andern Schlag machen, und doch im
Gaſthof als Hausfreund bleiben koͤnnte. Sein Vet-
ter, der Kupferſtecher, hatte ihn zu ſehr beleidigt,
und ſich gegen ſeine Vorſchlaͤge viel zu kalt bezeigt
als daß er ſie haͤtte bei ihm wiederholen ſollen:
aber es gab ja wohl noch Wittwen und Maͤdchen
in der Stadt, bei denen ein Gaſtwirth, er nun-
mehr wenigſtens 30000 Thaler im Vermoͤgen
hatte, ſehr willkommen ſein wuͤrde; und warum
ſollte er ſelbſt nicht als Freiwerber, wenn er eine
ſolche Heirath ſtiftete, einen Kuppelpelz von tau-
ſend Thalern fuͤr ſich verdienen und mitnehmen
koͤnnen? Gelang ihm dieſes; ſo konnte er, wie er
meinte, der Suschen alles wieder geben, was er
von ihr bekommen hatte; und dann war es ihm
einerlei, ob ſie ſich trollte oder bliebe. Er hatte ſchon
etlichen Vaͤtern und einer jungen Wittwe ziem-
lich deutlich zu verſtehen gegeben, was er bei Herr
Schnitzern thun koͤnnte, und unter welcher Be-
dingung er es thun wollte; ja, er ſtand ſogar mit
einer Wittwe ſchon in Tractaten: dabei aber machte
er ſich doch auch die Hoffnung, die er bei andern
zur Verſorgung ihrer Toͤchter erreget hatte, um
kein Haar weniger zu Nutze, wie er Suschens Ge-
faͤlligkeiten immer fort und fort annahm.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0166" n="160"/>
er durch Verheirathung &#x017F;eines Freundes Schnitzer<lb/>
einen ganz andern Schlag machen, und doch im<lb/>
Ga&#x017F;thof als Hausfreund bleiben ko&#x0364;nnte. Sein Vet-<lb/>
ter, der Kupfer&#x017F;techer, hatte ihn zu &#x017F;ehr beleidigt,<lb/>
und &#x017F;ich gegen &#x017F;eine Vor&#x017F;chla&#x0364;ge viel zu kalt bezeigt<lb/>
als daß er &#x017F;ie ha&#x0364;tte bei ihm wiederholen &#x017F;ollen:<lb/>
aber es gab ja wohl noch Wittwen und Ma&#x0364;dchen<lb/>
in der Stadt, bei denen ein Ga&#x017F;twirth, er nun-<lb/>
mehr wenig&#x017F;tens 30000 Thaler im Vermo&#x0364;gen<lb/>
hatte, &#x017F;ehr willkommen &#x017F;ein wu&#x0364;rde; und warum<lb/>
&#x017F;ollte er &#x017F;elb&#x017F;t nicht als Freiwerber, wenn er eine<lb/>
&#x017F;olche Heirath &#x017F;tiftete, einen Kuppelpelz von tau-<lb/>
&#x017F;end Thalern fu&#x0364;r &#x017F;ich verdienen und mitnehmen<lb/>
ko&#x0364;nnen? Gelang ihm die&#x017F;es; &#x017F;o konnte er, wie er<lb/>
meinte, der Suschen alles wieder geben, was er<lb/>
von ihr bekommen hatte; und dann war es ihm<lb/>
einerlei, ob &#x017F;ie &#x017F;ich trollte oder bliebe. Er hatte &#x017F;chon<lb/>
etlichen Va&#x0364;tern und einer jungen Wittwe ziem-<lb/>
lich deutlich zu ver&#x017F;tehen gegeben, was er bei Herr<lb/>
Schnitzern thun ko&#x0364;nnte, und unter welcher Be-<lb/>
dingung er es thun wollte; ja, er &#x017F;tand &#x017F;ogar mit<lb/>
einer Wittwe &#x017F;chon in Tractaten: dabei aber machte<lb/>
er &#x017F;ich doch auch die Hoffnung, die er bei andern<lb/>
zur Ver&#x017F;orgung ihrer To&#x0364;chter erreget hatte, um<lb/>
kein Haar weniger zu Nutze, wie er Suschens Ge-<lb/>
fa&#x0364;lligkeiten immer fort und fort annahm.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0166] er durch Verheirathung ſeines Freundes Schnitzer einen ganz andern Schlag machen, und doch im Gaſthof als Hausfreund bleiben koͤnnte. Sein Vet- ter, der Kupferſtecher, hatte ihn zu ſehr beleidigt, und ſich gegen ſeine Vorſchlaͤge viel zu kalt bezeigt als daß er ſie haͤtte bei ihm wiederholen ſollen: aber es gab ja wohl noch Wittwen und Maͤdchen in der Stadt, bei denen ein Gaſtwirth, er nun- mehr wenigſtens 30000 Thaler im Vermoͤgen hatte, ſehr willkommen ſein wuͤrde; und warum ſollte er ſelbſt nicht als Freiwerber, wenn er eine ſolche Heirath ſtiftete, einen Kuppelpelz von tau- ſend Thalern fuͤr ſich verdienen und mitnehmen koͤnnen? Gelang ihm dieſes; ſo konnte er, wie er meinte, der Suschen alles wieder geben, was er von ihr bekommen hatte; und dann war es ihm einerlei, ob ſie ſich trollte oder bliebe. Er hatte ſchon etlichen Vaͤtern und einer jungen Wittwe ziem- lich deutlich zu verſtehen gegeben, was er bei Herr Schnitzern thun koͤnnte, und unter welcher Be- dingung er es thun wollte; ja, er ſtand ſogar mit einer Wittwe ſchon in Tractaten: dabei aber machte er ſich doch auch die Hoffnung, die er bei andern zur Verſorgung ihrer Toͤchter erreget hatte, um kein Haar weniger zu Nutze, wie er Suschens Ge- faͤlligkeiten immer fort und fort annahm. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/166
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/166>, abgerufen am 14.05.2024.