Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Suschen. Jch? womit? gewiß durch meine
Bemühung, den Gasthof täglich mehr in Flor zu
setzen? Ja, ja, ich weiß es schon, wie ich von
Dir belohnt werde.
Schnitzer. Ach Kind, dieser Flor -- ich soll
nichts sagen, aber meine ganze Renomee ist hin,
kein rechtschaffener Mensch kommt mehr her, man
spricht von Dir und unserm Hause greuliche Dinge.
Suschen. (in Positur) Wer?
Schnitzer. Sieh diesen Brief, er sagt mir
zwar nichts neues, aber er bestärkt mich in meinen
Ahndungen.

Nun erfuhr Madam Schnitzerinn den ihr so
sehr ruhmwürdigen Jnhalt, aber anstatt, wie sonst,
sich in Wuth zu versetzen, lachte sie aus vollem
Halse und sagte dann: pauvre nigaud. O wie
dumm! Zum Thüren aufrennen, warlich! Nicht
zu sehn, daß der Neid eines andern Schlingels
von Gastwirth den verfluchten Wisch verursacht
hat! -- Ach nein Suschen, versetzte Jacob, das
glaub ich nicht -- J so glaub, was du willst, schrie
sie, Dir müssen freilich diese Lügen glaubhaft vor-
kommen, denn es ist Dir ja nichts neues, wie Du
meinest, ein schönes Compliment für mich, ma foi!
(hier sprang sie auf) ich will kurzen Proceß ma-
chen, der Baron ist zu Hause, ich will's ihm sagen,
daß
Suschen. Jch? womit? gewiß durch meine
Bemuͤhung, den Gaſthof taͤglich mehr in Flor zu
ſetzen? Ja, ja, ich weiß es ſchon, wie ich von
Dir belohnt werde.
Schnitzer. Ach Kind, dieſer Flor — ich ſoll
nichts ſagen, aber meine ganze Renomee iſt hin,
kein rechtſchaffener Menſch kommt mehr her, man
ſpricht von Dir und unſerm Hauſe greuliche Dinge.
Suschen. (in Poſitur) Wer?
Schnitzer. Sieh dieſen Brief, er ſagt mir
zwar nichts neues, aber er beſtaͤrkt mich in meinen
Ahndungen.

Nun erfuhr Madam Schnitzerinn den ihr ſo
ſehr ruhmwuͤrdigen Jnhalt, aber anſtatt, wie ſonſt,
ſich in Wuth zu verſetzen, lachte ſie aus vollem
Halſe und ſagte dann: pauvre nigaud. O wie
dumm! Zum Thuͤren aufrennen, warlich! Nicht
zu ſehn, daß der Neid eines andern Schlingels
von Gaſtwirth den verfluchten Wiſch verurſacht
hat! — Ach nein Suschen, verſetzte Jacob, das
glaub ich nicht — J ſo glaub, was du willſt, ſchrie
ſie, Dir muͤſſen freilich dieſe Luͤgen glaubhaft vor-
kommen, denn es iſt Dir ja nichts neues, wie Du
meineſt, ein ſchoͤnes Compliment fuͤr mich, ma foi!
(hier ſprang ſie auf) ich will kurzen Proceß ma-
chen, der Baron iſt zu Hauſe, ich will’s ihm ſagen,
daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0200" n="194"/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker>
          <p>Jch? womit? gewiß durch meine<lb/>
Bemu&#x0364;hung, den Ga&#x017F;thof ta&#x0364;glich mehr in Flor zu<lb/>
&#x017F;etzen? Ja, ja, ich weiß es &#x017F;chon, wie ich von<lb/>
Dir belohnt werde.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SCHNITZ">
          <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker>
          <p>Ach Kind, die&#x017F;er Flor &#x2014; ich &#x017F;oll<lb/>
nichts &#x017F;agen, aber meine ganze Renomee i&#x017F;t hin,<lb/>
kein recht&#x017F;chaffener Men&#x017F;ch kommt mehr her, man<lb/>
&#x017F;pricht von Dir und un&#x017F;erm Hau&#x017F;e greuliche Dinge.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker>
          <p>(in Po&#x017F;itur) Wer?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SCHNITZ">
          <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker>
          <p>Sieh die&#x017F;en Brief, er &#x017F;agt mir<lb/>
zwar nichts neues, aber er be&#x017F;ta&#x0364;rkt mich in meinen<lb/>
Ahndungen.</p><lb/>
          <p>Nun erfuhr Madam Schnitzerinn den ihr &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr ruhmwu&#x0364;rdigen Jnhalt, aber an&#x017F;tatt, wie &#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ich in Wuth zu ver&#x017F;etzen, lachte &#x017F;ie aus vollem<lb/>
Hal&#x017F;e und &#x017F;agte dann: <hi rendition="#aq">pauvre nigaud.</hi> O wie<lb/>
dumm! Zum Thu&#x0364;ren aufrennen, warlich! Nicht<lb/>
zu &#x017F;ehn, daß der Neid eines andern Schlingels<lb/>
von Ga&#x017F;twirth den verfluchten Wi&#x017F;ch verur&#x017F;acht<lb/>
hat! &#x2014; Ach nein Suschen, ver&#x017F;etzte Jacob, das<lb/>
glaub ich nicht &#x2014; J &#x017F;o glaub, was du will&#x017F;t, &#x017F;chrie<lb/>
&#x017F;ie, Dir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en freilich die&#x017F;e Lu&#x0364;gen glaubhaft vor-<lb/>
kommen, denn es i&#x017F;t Dir ja nichts neues, wie Du<lb/>
meine&#x017F;t, ein &#x017F;cho&#x0364;nes Compliment fu&#x0364;r mich, <hi rendition="#aq">ma foi</hi>!<lb/>
(hier &#x017F;prang &#x017F;ie auf) ich will kurzen Proceß ma-<lb/>
chen, der Baron i&#x017F;t zu Hau&#x017F;e, ich will&#x2019;s ihm &#x017F;agen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0200] Suschen. Jch? womit? gewiß durch meine Bemuͤhung, den Gaſthof taͤglich mehr in Flor zu ſetzen? Ja, ja, ich weiß es ſchon, wie ich von Dir belohnt werde. Schnitzer. Ach Kind, dieſer Flor — ich ſoll nichts ſagen, aber meine ganze Renomee iſt hin, kein rechtſchaffener Menſch kommt mehr her, man ſpricht von Dir und unſerm Hauſe greuliche Dinge. Suschen. (in Poſitur) Wer? Schnitzer. Sieh dieſen Brief, er ſagt mir zwar nichts neues, aber er beſtaͤrkt mich in meinen Ahndungen. Nun erfuhr Madam Schnitzerinn den ihr ſo ſehr ruhmwuͤrdigen Jnhalt, aber anſtatt, wie ſonſt, ſich in Wuth zu verſetzen, lachte ſie aus vollem Halſe und ſagte dann: pauvre nigaud. O wie dumm! Zum Thuͤren aufrennen, warlich! Nicht zu ſehn, daß der Neid eines andern Schlingels von Gaſtwirth den verfluchten Wiſch verurſacht hat! — Ach nein Suschen, verſetzte Jacob, das glaub ich nicht — J ſo glaub, was du willſt, ſchrie ſie, Dir muͤſſen freilich dieſe Luͤgen glaubhaft vor- kommen, denn es iſt Dir ja nichts neues, wie Du meineſt, ein ſchoͤnes Compliment fuͤr mich, ma foi! (hier ſprang ſie auf) ich will kurzen Proceß ma- chen, der Baron iſt zu Hauſe, ich will’s ihm ſagen, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/200
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/200>, abgerufen am 14.05.2024.