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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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ser sind wie ich? Nein, Herr Baron, ich bin ein
ehrlicher Mann und Sie sind ein Spieler, folglich
mag ich mich nicht einmal mit Jhnen vergleichen;
Leute von ihrem Handwerke sind nichts besser als
andere Beutelschneider, und dürfen sich gar nicht
unter andere honette Leute rechnen. Der Baron
wollte böse werden, Confuselius sprach aber vom
Hausrecht, das er gebrauchen wollte, wenn er
nicht in Frieden abzöge, und drohte die ganze schö-
ne Wirthschaft, die jtzt bei Schnitzers wäre, zu
verrathen. Treff meinte, daß er sich mit ihm nicht
abgeben, ihn aber verklagen wollte und gieng.

Dieser Zank kam bald herum, man erzählte
allenthalben, was Confuselius dem Baron für
Sottisen gesagt, und es gab Leute, welche behaup-
teten, dies wäre das klügste und wahreste, was
der Magister, so lange er lebte, gesagt hätte,
welcher Meinung ich keineswegs beitrete: Jch be-
haupte vielmehr, daß die Spieler Leute sind, die
es besser als andre verstehn, wie man ohne Mühe
und Arbeit blos, spielend und unter lauter Wohl-
leben entweder reich werden oder mit guter Art
verarmen kann; die übrigens die meiste Zeit in
Friede und Eintracht zusammen leben, und sich die
Beute, die einer dem andern abnimmt, willig
ausliefern, die so gar ehrlichen Lenten nirgend im
Wege
ſer ſind wie ich? Nein, Herr Baron, ich bin ein
ehrlicher Mann und Sie ſind ein Spieler, folglich
mag ich mich nicht einmal mit Jhnen vergleichen;
Leute von ihrem Handwerke ſind nichts beſſer als
andere Beutelſchneider, und duͤrfen ſich gar nicht
unter andere honette Leute rechnen. Der Baron
wollte boͤſe werden, Confuſelius ſprach aber vom
Hausrecht, das er gebrauchen wollte, wenn er
nicht in Frieden abzoͤge, und drohte die ganze ſchoͤ-
ne Wirthſchaft, die jtzt bei Schnitzers waͤre, zu
verrathen. Treff meinte, daß er ſich mit ihm nicht
abgeben, ihn aber verklagen wollte und gieng.

Dieſer Zank kam bald herum, man erzaͤhlte
allenthalben, was Confuſelius dem Baron fuͤr
Sottiſen geſagt, und es gab Leute, welche behaup-
teten, dies waͤre das kluͤgſte und wahreſte, was
der Magiſter, ſo lange er lebte, geſagt haͤtte,
welcher Meinung ich keineswegs beitrete: Jch be-
haupte vielmehr, daß die Spieler Leute ſind, die
es beſſer als andre verſtehn, wie man ohne Muͤhe
und Arbeit blos, ſpielend und unter lauter Wohl-
leben entweder reich werden oder mit guter Art
verarmen kann; die uͤbrigens die meiſte Zeit in
Friede und Eintracht zuſammen leben, und ſich die
Beute, die einer dem andern abnimmt, willig
ausliefern, die ſo gar ehrlichen Lenten nirgend im
Wege
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[198/0204] ſer ſind wie ich? Nein, Herr Baron, ich bin ein ehrlicher Mann und Sie ſind ein Spieler, folglich mag ich mich nicht einmal mit Jhnen vergleichen; Leute von ihrem Handwerke ſind nichts beſſer als andere Beutelſchneider, und duͤrfen ſich gar nicht unter andere honette Leute rechnen. Der Baron wollte boͤſe werden, Confuſelius ſprach aber vom Hausrecht, das er gebrauchen wollte, wenn er nicht in Frieden abzoͤge, und drohte die ganze ſchoͤ- ne Wirthſchaft, die jtzt bei Schnitzers waͤre, zu verrathen. Treff meinte, daß er ſich mit ihm nicht abgeben, ihn aber verklagen wollte und gieng. Dieſer Zank kam bald herum, man erzaͤhlte allenthalben, was Confuſelius dem Baron fuͤr Sottiſen geſagt, und es gab Leute, welche behaup- teten, dies waͤre das kluͤgſte und wahreſte, was der Magiſter, ſo lange er lebte, geſagt haͤtte, welcher Meinung ich keineswegs beitrete: Jch be- haupte vielmehr, daß die Spieler Leute ſind, die es beſſer als andre verſtehn, wie man ohne Muͤhe und Arbeit blos, ſpielend und unter lauter Wohl- leben entweder reich werden oder mit guter Art verarmen kann; die uͤbrigens die meiſte Zeit in Friede und Eintracht zuſammen leben, und ſich die Beute, die einer dem andern abnimmt, willig ausliefern, die ſo gar ehrlichen Lenten nirgend im Wege

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/204>, abgerufen am 15.05.2024.