Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

andern Höfen bekannt gemacht werden soll. Zuletzt
tritt der König hervor, und ruft: so siegt die Weis-
heit! welches alle andere wiederholen.

Die umständliche Beschreibung des neuen
Trauerspiels, als des dritten dramatischen Wer-
kes aus der Feder des poetischen Magisters Confu-
selius, welches aus fünf langen Acten bestand, wird
mir der Leser hoffentlich erlassen. Es war betitelt:
Absalom der Rebell, und hub sich damit an,
daß Absalom die Kebsweiber seines Vaters vor den
Augen der Zuschauer schänden wollte. Doch auch
hier drohte Confuselius nur: denn Ahitophel sagte,
die Gelegenheit wäre hier nicht bequem; er solle
lieber auf den Altan gehn, wo Ruhebänke stünden,
und sein Thun auch von noch mehr Menschen ge-
sehen werden könnte.

Alles Uebrige geschieht auf der Bühne. Ahi-
tophel henkt sich. Der Wald ist zu rechter Zeit da,
daß Absalom mit den Haaren an einem Baume
hängen bleiben kann, wo denn der Schauspieler,
der den Absalom gemacht hätte, vermuthlich aufs
kläglichste würde haben schreien und zappeln müssen.
Das Thier, welches unter ihm weg und davon lief,
sollte ebenfalls ein, in eine Mauleselhaut genähe-
ter Schauspieler sein, auf welchem Absalom, (wie

der

andern Hoͤfen bekannt gemacht werden ſoll. Zuletzt
tritt der Koͤnig hervor, und ruft: ſo ſiegt die Weis-
heit! welches alle andere wiederholen.

Die umſtaͤndliche Beſchreibung des neuen
Trauerſpiels, als des dritten dramatiſchen Wer-
kes aus der Feder des poetiſchen Magiſters Confu-
ſelius, welches aus fuͤnf langen Acten beſtand, wird
mir der Leſer hoffentlich erlaſſen. Es war betitelt:
Abſalom der Rebell, und hub ſich damit an,
daß Abſalom die Kebsweiber ſeines Vaters vor den
Augen der Zuſchauer ſchaͤnden wollte. Doch auch
hier drohte Confuſelius nur: denn Ahitophel ſagte,
die Gelegenheit waͤre hier nicht bequem; er ſolle
lieber auf den Altan gehn, wo Ruhebaͤnke ſtuͤnden,
und ſein Thun auch von noch mehr Menſchen ge-
ſehen werden koͤnnte.

Alles Uebrige geſchieht auf der Buͤhne. Ahi-
tophel henkt ſich. Der Wald iſt zu rechter Zeit da,
daß Abſalom mit den Haaren an einem Baume
haͤngen bleiben kann, wo denn der Schauſpieler,
der den Abſalom gemacht haͤtte, vermuthlich aufs
klaͤglichſte wuͤrde haben ſchreien und zappeln muͤſſen.
Das Thier, welches unter ihm weg und davon lief,
ſollte ebenfalls ein, in eine Mauleſelhaut genaͤhe-
ter Schauſpieler ſein, auf welchem Abſalom, (wie

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0062" n="56"/>
andern Ho&#x0364;fen bekannt gemacht werden &#x017F;oll. Zuletzt<lb/>
tritt der Ko&#x0364;nig hervor, und ruft: &#x017F;o &#x017F;iegt die Weis-<lb/>
heit! welches alle andere wiederholen.</p><lb/>
        <p>Die um&#x017F;ta&#x0364;ndliche Be&#x017F;chreibung des neuen<lb/>
Trauer&#x017F;piels, als des dritten dramati&#x017F;chen Wer-<lb/>
kes aus der Feder des poeti&#x017F;chen Magi&#x017F;ters Confu-<lb/>
&#x017F;elius, welches aus fu&#x0364;nf langen Acten be&#x017F;tand, wird<lb/>
mir der Le&#x017F;er hoffentlich erla&#x017F;&#x017F;en. Es war betitelt:<lb/><hi rendition="#g">Ab&#x017F;alom der Rebell,</hi> und hub &#x017F;ich damit an,<lb/>
daß Ab&#x017F;alom die Kebsweiber &#x017F;eines Vaters vor den<lb/>
Augen der Zu&#x017F;chauer &#x017F;cha&#x0364;nden wollte. Doch auch<lb/>
hier drohte Confu&#x017F;elius nur: denn Ahitophel &#x017F;agte,<lb/>
die Gelegenheit wa&#x0364;re hier nicht bequem; er &#x017F;olle<lb/>
lieber auf den Altan gehn, wo Ruheba&#x0364;nke &#x017F;tu&#x0364;nden,<lb/>
und &#x017F;ein Thun auch von noch mehr Men&#x017F;chen ge-<lb/>
&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
        <p>Alles Uebrige ge&#x017F;chieht auf der Bu&#x0364;hne. Ahi-<lb/>
tophel henkt &#x017F;ich. Der Wald i&#x017F;t zu rechter Zeit da,<lb/>
daß Ab&#x017F;alom mit den Haaren an einem Baume<lb/>
ha&#x0364;ngen bleiben kann, wo denn der Schau&#x017F;pieler,<lb/>
der den Ab&#x017F;alom gemacht ha&#x0364;tte, vermuthlich aufs<lb/>
kla&#x0364;glich&#x017F;te wu&#x0364;rde haben &#x017F;chreien und zappeln mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Das Thier, welches unter ihm weg und davon lief,<lb/>
&#x017F;ollte ebenfalls ein, in eine Maule&#x017F;elhaut gena&#x0364;he-<lb/>
ter Schau&#x017F;pieler &#x017F;ein, auf welchem Ab&#x017F;alom, (wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0062] andern Hoͤfen bekannt gemacht werden ſoll. Zuletzt tritt der Koͤnig hervor, und ruft: ſo ſiegt die Weis- heit! welches alle andere wiederholen. Die umſtaͤndliche Beſchreibung des neuen Trauerſpiels, als des dritten dramatiſchen Wer- kes aus der Feder des poetiſchen Magiſters Confu- ſelius, welches aus fuͤnf langen Acten beſtand, wird mir der Leſer hoffentlich erlaſſen. Es war betitelt: Abſalom der Rebell, und hub ſich damit an, daß Abſalom die Kebsweiber ſeines Vaters vor den Augen der Zuſchauer ſchaͤnden wollte. Doch auch hier drohte Confuſelius nur: denn Ahitophel ſagte, die Gelegenheit waͤre hier nicht bequem; er ſolle lieber auf den Altan gehn, wo Ruhebaͤnke ſtuͤnden, und ſein Thun auch von noch mehr Menſchen ge- ſehen werden koͤnnte. Alles Uebrige geſchieht auf der Buͤhne. Ahi- tophel henkt ſich. Der Wald iſt zu rechter Zeit da, daß Abſalom mit den Haaren an einem Baume haͤngen bleiben kann, wo denn der Schauſpieler, der den Abſalom gemacht haͤtte, vermuthlich aufs klaͤglichſte wuͤrde haben ſchreien und zappeln muͤſſen. Das Thier, welches unter ihm weg und davon lief, ſollte ebenfalls ein, in eine Mauleſelhaut genaͤhe- ter Schauſpieler ſein, auf welchem Abſalom, (wie der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/62
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/62>, abgerufen am 14.05.2024.