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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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gen und hören/ und gab deß Esels Geschlecht für/ und brachte wol eine Stunde zu über dem Esel-Lobe/ wie der Esel nicht stoltz oder Tyrannisch were/ thet viel Arbeit/ were gedultig und demütig/ ließ ein ander Thier auch etwas seyn/ und stunde nicht viel zuhalten / were auch nicht grausam/ fresse die Thier nicht/ ließ ihm an geringen Ehre und Zinse begnügen. Als nun der Fuchs mercket/ daß solches den Pöfel kutzelt und gefiele/ da thet er den rechten Zusatz und sprach/ über das/ liebe Herrn / haben wir zu bedencken/ daß er vielleicht auch von Gott dazu verordnet und geschaffen sey/ das konte man wol daran mercken/ daß er ein Creutz ewiglich auff dem Rücken trägt. Da der Fuchs des Creutzes gedacht/ entsatzten sich dafür alle Stände des Reichs/ fielen zu mit grossem Schall/ nun haben wir den rechten König funden/ welcher kan beyde weltlich und geistlich Regiment verwesen. Da preiset ein jeglicher etwas am Esel/ einer sprach/ er hette feine lange Ohren/ die weren gut zum Beicht hören/ der ander sagt/ Er hette auch eine gute Stimm/ die wol töchte in die Kirchen

gen und hören/ und gab deß Esels Geschlecht für/ und brachte wol eine Stunde zu über dem Esel-Lobe/ wie der Esel nicht stoltz oder Tyrannisch were/ thet viel Arbeit/ were gedultig und demütig/ ließ ein ander Thier auch etwas seyn/ und stunde nicht viel zuhalten / were auch nicht grausam/ fresse die Thier nicht/ ließ ihm an geringen Ehre und Zinse begnügen. Als nun der Fuchs mercket/ daß solches den Pöfel kutzelt und gefiele/ da thet er den rechten Zusatz und sprach/ über das/ liebe Herrn / haben wir zu bedencken/ daß er vielleicht auch von Gott dazu verordnet und geschaffen sey/ das konte man wol daran mercken/ daß er ein Creutz ewiglich auff dem Rücken trägt. Da der Fuchs des Creutzes gedacht/ entsatzten sich dafür alle Stände des Reichs/ fielen zu mit grossem Schall/ nun haben wir den rechten König funden/ welcher kan beyde weltlich und geistlich Regiment verwesen. Da preiset ein jeglicher etwas am Esel/ einer sprach/ er hette feine lange Ohren/ die weren gut zum Beicht hören/ der ander sagt/ Er hette auch eine gute Stimm/ die wol töchte in die Kirchen

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[87/0107] gen und hören/ und gab deß Esels Geschlecht für/ und brachte wol eine Stunde zu über dem Esel-Lobe/ wie der Esel nicht stoltz oder Tyrannisch were/ thet viel Arbeit/ were gedultig und demütig/ ließ ein ander Thier auch etwas seyn/ und stunde nicht viel zuhalten / were auch nicht grausam/ fresse die Thier nicht/ ließ ihm an geringen Ehre und Zinse begnügen. Als nun der Fuchs mercket/ daß solches den Pöfel kutzelt und gefiele/ da thet er den rechten Zusatz und sprach/ über das/ liebe Herrn / haben wir zu bedencken/ daß er vielleicht auch von Gott dazu verordnet und geschaffen sey/ das konte man wol daran mercken/ daß er ein Creutz ewiglich auff dem Rücken trägt. Da der Fuchs des Creutzes gedacht/ entsatzten sich dafür alle Stände des Reichs/ fielen zu mit grossem Schall/ nun haben wir den rechten König funden/ welcher kan beyde weltlich und geistlich Regiment verwesen. Da preiset ein jeglicher etwas am Esel/ einer sprach/ er hette feine lange Ohren/ die weren gut zum Beicht hören/ der ander sagt/ Er hette auch eine gute Stimm/ die wol töchte in die Kirchen

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/107>, abgerufen am 14.05.2024.