Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

ben/ daß ich diesem unserm Sohne thun muß/ als ich mit der Tochter gethan habe/ damit ich mich nichts ängers befahren darff. Ja auch/ daß ich dich lassen muß und mir eine andere nehme / die nicht von so groben bäurischen Sitten/ sondern von hoher Fürstl. Geburt sey. Da die gute hoch betrübte Frau jhres Herren Rede vernam/ sprach sie mit gedultigem und demütigem Gemüth zu Ihm: Ach lieber Herr/ thut nach eurem gefallen/ bedencket nur nicht mich/ sondern euren Nutz und bestes/ was euch zu frommen gelanget/ und bekümmert euch umb mich gar nichts/ denn mir kan in der Welt nichts höhers wiederfahren/ als euren Willen in allem zu verbringen. Durch solche Wort giengen nichts mercken/ sondern schickte bald darnach den vorigen ersten Knecht/ und ließ das Kind abfordern/ mit gleicher vermeldung; solches zu töden/ und schickte es auch gen Bolonia zu seiner Muhmen. Die gute Frau war in aller Gedult/ machte nicht viel Wort/ als zuvorn bey wegnehmung der Tochter/ welches dem Fürsten doch seltzam vorkam/ und wunderte sich zum höchsten wegen der Frauen Beständigkeit/ und sprach bey ihm selbst: In der gantzen Welt hat solches wolkeine Frau gethan. Es wuste aber kein Mensch nicht anders/ denn sie weren getödet/ daß er auch deßwegen gar zu bösen Reden gesertzet ward/ auch vor einen

ben/ daß ich diesem unserm Sohne thun muß/ als ich mit der Tochter gethan habe/ damit ich mich nichts ängers befahren darff. Ja auch/ daß ich dich lassen muß und mir eine andere nehme / die nicht von so groben bäurischen Sitten/ sondern von hoher Fürstl. Geburt sey. Da die gute hoch betrübte Frau jhres Herren Rede vernam/ sprach sie mit gedultigem und demütigem Gemüth zu Ihm: Ach lieber Herr/ thut nach eurem gefallen/ bedencket nur nicht mich/ sondern euren Nutz und bestes/ was euch zu frommen gelanget/ und bekümmert euch umb mich gar nichts/ denn mir kan in der Welt nichts höhers wiederfahren/ als euren Willen in allem zu verbringen. Durch solche Wort giengen nichts mercken/ sondern schickte bald darnach den vorigen ersten Knecht/ und ließ das Kind abfordern/ mit gleicher vermeldung; solches zu töden/ und schickte es auch gen Bolonia zu seiner Muhmen. Die gute Frau war in aller Gedult/ machte nicht viel Wort/ als zuvorn bey wegnehmung der Tochter/ welches dem Fürsten doch seltzam vorkam/ und wunderte sich zum höchsten wegen der Frauen Beständigkeit/ und sprach bey ihm selbst: In der gantzen Welt hat solches wolkeine Frau gethan. Es wuste aber kein Mensch nicht anders/ denn sie weren getödet/ daß er auch deßwegen gar zu bösen Reden gesertzet ward/ auch vor einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0039" n="19"/>
ben/ daß ich diesem unserm Sohne thun                      muß/ als ich mit der Tochter gethan habe/ damit ich mich nichts ängers                      befahren darff. Ja auch/ daß ich dich lassen muß und mir eine andere nehme /                      die nicht von so groben bäurischen Sitten/ sondern von hoher Fürstl. Geburt                      sey. Da die gute hoch betrübte Frau jhres Herren Rede vernam/ sprach sie mit                      gedultigem und demütigem Gemüth zu Ihm: Ach lieber Herr/ thut nach eurem                      gefallen/ bedencket nur nicht mich/ sondern euren Nutz und bestes/ was euch                      zu frommen gelanget/ und bekümmert euch umb mich gar nichts/ denn mir kan in                      der Welt nichts höhers wiederfahren/ als euren Willen in allem zu verbringen.                      Durch solche Wort giengen nichts mercken/ sondern schickte bald darnach den                      vorigen ersten Knecht/ und ließ das Kind abfordern/ mit gleicher vermeldung;                      solches zu töden/ und schickte es auch gen Bolonia zu seiner Muhmen. Die gute                      Frau war in aller Gedult/ machte nicht viel Wort/ als zuvorn bey wegnehmung                      der Tochter/ welches dem Fürsten doch seltzam vorkam/ und wunderte sich zum                      höchsten wegen der Frauen Beständigkeit/ und sprach bey ihm selbst: In der                      gantzen Welt hat solches wolkeine Frau gethan. Es wuste aber kein Mensch nicht                      anders/ denn sie weren getödet/ daß er auch deßwegen gar zu bösen Reden                      gesertzet ward/ auch vor einen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0039] ben/ daß ich diesem unserm Sohne thun muß/ als ich mit der Tochter gethan habe/ damit ich mich nichts ängers befahren darff. Ja auch/ daß ich dich lassen muß und mir eine andere nehme / die nicht von so groben bäurischen Sitten/ sondern von hoher Fürstl. Geburt sey. Da die gute hoch betrübte Frau jhres Herren Rede vernam/ sprach sie mit gedultigem und demütigem Gemüth zu Ihm: Ach lieber Herr/ thut nach eurem gefallen/ bedencket nur nicht mich/ sondern euren Nutz und bestes/ was euch zu frommen gelanget/ und bekümmert euch umb mich gar nichts/ denn mir kan in der Welt nichts höhers wiederfahren/ als euren Willen in allem zu verbringen. Durch solche Wort giengen nichts mercken/ sondern schickte bald darnach den vorigen ersten Knecht/ und ließ das Kind abfordern/ mit gleicher vermeldung; solches zu töden/ und schickte es auch gen Bolonia zu seiner Muhmen. Die gute Frau war in aller Gedult/ machte nicht viel Wort/ als zuvorn bey wegnehmung der Tochter/ welches dem Fürsten doch seltzam vorkam/ und wunderte sich zum höchsten wegen der Frauen Beständigkeit/ und sprach bey ihm selbst: In der gantzen Welt hat solches wolkeine Frau gethan. Es wuste aber kein Mensch nicht anders/ denn sie weren getödet/ daß er auch deßwegen gar zu bösen Reden gesertzet ward/ auch vor einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/39
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/39>, abgerufen am 28.04.2024.