Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

gäntzlich abschluge/ und wolte solche Freundschaft von ihme in keinem Wege annehmen nach darein willigen. Als sie aber sahe/ wie daß Er mit Gewalt gegen Ihr fahren wolt/ hat sie ihre Weibliche Ehre/ mit einem Messer zu retten ihr gäntzlich vorgenommen/ ist aber übel augelauffen/ denn sie darauff alsbald vom Tyrannen zum Feuer verurtheilet worden/ und hat in solcher elenden Heimführung der Christen-Feind besohlen/ ihre Freundschafft nach der Reyhe/ durch welche sie hingeführet solln werden/ zu stellen/ weil sie aber unter ihrer Gesellschafft einen känstlichen Mahler gehabt/ als hat Er im solchen sein Meisterstück üben wollen/ und solchen Trauergang sehr künstlich abgemahlet / und der verlassenen Freundschafft zurücke geschicht/ in solcher gestalt.

Erstlich hat er etliche Bluts Freunde gar traurig und erbärmlich gemahlet/ ihren Bruder aber noch trauriger und Wehemütiger/ den Vater aber hat er ohne alle Geberde in tieffen Gedancken/ und mit niedergeschlagenen Augen abconterseit, ihren Ehemann aber hat Er mit verhültem Angesicht/ ohn alle Geberde angestrichen/ mit welchem dieser Künstler gleich hat zu verstehen geben wollen / daß er in seinem Kopff und Pinsel nicht so viel habe/ daß er vermöge recht anzudeuten/ den grossen Schmertzen/ den ein Ehegatte in seinem/ Hertzen befindet/ wenn das Noth leidet/ oder durch

gäntzlich abschluge/ und wolte solche Freundschaft von ihme in keinem Wege annehmen nach darein willigen. Als sie aber sahe/ wie daß Er mit Gewalt gegen Ihr fahren wolt/ hat sie ihre Weibliche Ehre/ mit einem Messer zu retten ihr gäntzlich vorgenommen/ ist aber übel augelauffen/ denn sie darauff alsbald vom Tyrannen zum Feuer verurtheilet worden/ und hat in solcher elenden Heimführung der Christen-Feind besohlen/ ihre Freundschafft nach der Reyhe/ durch welche sie hingeführet solln werden/ zu stellen/ weil sie aber unter ihrer Gesellschafft einen känstlichen Mahler gehabt/ als hat Er im solchen sein Meisterstück üben wollen/ und solchen Trauergang sehr künstlich abgemahlet / und der verlassenen Freundschafft zurücke geschicht/ in solcher gestalt.

Erstlich hat er etliche Bluts Freunde gar traurig und erbärmlich gemahlet/ ihren Bruder aber noch trauriger und Wehemütiger/ den Vater aber hat er ohne alle Geberde in tieffen Gedancken/ und mit niedergeschlagenen Augen abconterseit, ihren Ehemann aber hat Er mit verhültem Angesicht/ ohn alle Geberde angestrichen/ mit welchem dieser Künstler gleich hat zu verstehen geben wollen / daß er in seinem Kopff und Pinsel nicht so viel habe/ daß er vermöge recht anzudeuten/ den grossen Schmertzen/ den ein Ehegatte in seinem/ Hertzen befindet/ wenn das Noth leidet/ oder durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0397" n="377"/>
gäntzlich abschluge/ und wolte solche Freundschaft von ihme in keinem Wege                      annehmen nach darein willigen. Als sie aber sahe/ wie daß Er mit Gewalt gegen                      Ihr fahren wolt/ hat sie ihre Weibliche Ehre/ mit einem Messer zu retten ihr                      gäntzlich vorgenommen/ ist aber übel augelauffen/ denn sie darauff alsbald vom                      Tyrannen zum Feuer verurtheilet worden/ und hat in solcher elenden Heimführung                      der Christen-Feind besohlen/ ihre Freundschafft nach der Reyhe/ durch welche                      sie hingeführet solln werden/ zu stellen/ weil sie aber unter ihrer                      Gesellschafft einen känstlichen Mahler gehabt/ als hat Er im solchen sein                      Meisterstück üben wollen/ und solchen Trauergang sehr künstlich abgemahlet /                      und der verlassenen Freundschafft zurücke geschicht/ in solcher gestalt.</p>
        <p>Erstlich hat er etliche Bluts Freunde gar traurig und erbärmlich gemahlet/ ihren                      Bruder aber noch trauriger und Wehemütiger/ den Vater aber hat er ohne alle                      Geberde in tieffen Gedancken/ und mit niedergeschlagenen Augen abconterseit,                      ihren Ehemann aber hat Er mit verhültem Angesicht/ ohn alle Geberde                      angestrichen/ mit welchem dieser Künstler gleich hat zu verstehen geben wollen                     / daß er in seinem Kopff und Pinsel nicht so viel habe/ daß er vermöge recht                      anzudeuten/ den grossen Schmertzen/ den ein Ehegatte in seinem/ Hertzen                      befindet/ wenn das Noth leidet/ oder durch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0397] gäntzlich abschluge/ und wolte solche Freundschaft von ihme in keinem Wege annehmen nach darein willigen. Als sie aber sahe/ wie daß Er mit Gewalt gegen Ihr fahren wolt/ hat sie ihre Weibliche Ehre/ mit einem Messer zu retten ihr gäntzlich vorgenommen/ ist aber übel augelauffen/ denn sie darauff alsbald vom Tyrannen zum Feuer verurtheilet worden/ und hat in solcher elenden Heimführung der Christen-Feind besohlen/ ihre Freundschafft nach der Reyhe/ durch welche sie hingeführet solln werden/ zu stellen/ weil sie aber unter ihrer Gesellschafft einen känstlichen Mahler gehabt/ als hat Er im solchen sein Meisterstück üben wollen/ und solchen Trauergang sehr künstlich abgemahlet / und der verlassenen Freundschafft zurücke geschicht/ in solcher gestalt. Erstlich hat er etliche Bluts Freunde gar traurig und erbärmlich gemahlet/ ihren Bruder aber noch trauriger und Wehemütiger/ den Vater aber hat er ohne alle Geberde in tieffen Gedancken/ und mit niedergeschlagenen Augen abconterseit, ihren Ehemann aber hat Er mit verhültem Angesicht/ ohn alle Geberde angestrichen/ mit welchem dieser Künstler gleich hat zu verstehen geben wollen / daß er in seinem Kopff und Pinsel nicht so viel habe/ daß er vermöge recht anzudeuten/ den grossen Schmertzen/ den ein Ehegatte in seinem/ Hertzen befindet/ wenn das Noth leidet/ oder durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/397
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/397>, abgerufen am 15.05.2024.