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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Welches dem Sesostri so nahe zu Hertzen gangen/ daß er sich über sie erbarmet und sie loß gelassen. Gleiches Exempel finden wir bey dem Pomponio Laeto, als Justinianus der Käyser Gelimerem den Wenden König gefangen/ mit seinem Weib und Kind an Ketten geschmiedet/ in offenem Triumph zum Schauspiel geführet/ und endlich für dem Käyser bracht/ da hat der gefangene König überlaut gelacht/ und als jederman vermeinet/ er würde etwa von Schmertzen seiner Sinnen beraubet seyn/ da hat er gesagt/ Se ridere humanae fortunae vicissitudinem, ut qui modo Rex fuerit, jam serviret, Er lache des Menschlichen Glücks Vnbeständigkeit/ daß er/ welcher auch ein König gewesen/ jetzo nun ein Knecht seyn und dienen müste.

1. Ach freylich ists also: Fortuna volubilis errat: vitrea est, optime cum splendet, frangitur.

2. Wann wir Menschen es doch nur bedächten/ und uns des Glücks/ wenn uns Gott solches gönnete/ nicht übernehmen/ sondern jmmerdar erwegten/ wie bald das Glücks Rad könte umbgedrehet und das oberste zu unterst gekehret werden.

Im Glück/ lieber Mensch/ erheb dich nicht/ Im Unglück aber verzag auch nicht.

Welches dem Sesostri so nahe zu Hertzen gangen/ daß er sich über sie erbarmet und sie loß gelassen. Gleiches Exempel finden wir bey dem Pomponio Laeto, als Justinianus der Käyser Gelimerem den Wenden König gefangen/ mit seinem Weib und Kind an Ketten geschmiedet/ in offenem Triumph zum Schauspiel geführet/ und endlich für dem Käyser bracht/ da hat der gefangene König überlaut gelacht/ und als jederman vermeinet/ er würde etwa von Schmertzen seiner Sinnen beraubet seyn/ da hat er gesagt/ Se ridere humanae fortunae vicissitudinem, ut qui modò Rex fuerit, jam serviret, Er lache des Menschlichen Glücks Vnbeständigkeit/ daß er/ welcher auch ein König gewesen/ jetzo nun ein Knecht seyn und dienen müste.

1. Ach freylich ists also: Fortuna volubilis errat: vitrea est, optime cum splendet, frangitur.

2. Wann wir Menschen es doch nur bedächten/ und uns des Glücks/ wenn uns Gott solches gönnete/ nicht übernehmen/ sondern jmmerdar erwegten/ wie bald das Glücks Rad könte umbgedrehet und das oberste zu unterst gekehret werden.

Im Glück/ lieber Mensch/ erheb dich nicht/ Im Unglück aber verzag auch nicht.

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Welches dem Sesostri so nahe zu                      Hertzen gangen/ daß er sich über sie erbarmet und sie loß gelassen. Gleiches                      Exempel finden wir bey dem Pomponio Laeto, als Justinianus der Käyser Gelimerem                      den Wenden König gefangen/ mit seinem Weib und Kind an Ketten geschmiedet/ in                      offenem Triumph zum Schauspiel geführet/ und endlich für dem Käyser bracht/ da                      hat der gefangene König überlaut gelacht/ und als jederman vermeinet/ er würde                      etwa von Schmertzen seiner Sinnen beraubet seyn/ da hat er gesagt/ Se ridere                      humanae fortunae vicissitudinem, ut qui modò Rex fuerit, jam serviret, Er lache                      des Menschlichen Glücks Vnbeständigkeit/ daß er/ welcher auch ein König                      gewesen/ jetzo nun ein Knecht seyn und dienen müste.</p>
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[549/0569] Welches dem Sesostri so nahe zu Hertzen gangen/ daß er sich über sie erbarmet und sie loß gelassen. Gleiches Exempel finden wir bey dem Pomponio Laeto, als Justinianus der Käyser Gelimerem den Wenden König gefangen/ mit seinem Weib und Kind an Ketten geschmiedet/ in offenem Triumph zum Schauspiel geführet/ und endlich für dem Käyser bracht/ da hat der gefangene König überlaut gelacht/ und als jederman vermeinet/ er würde etwa von Schmertzen seiner Sinnen beraubet seyn/ da hat er gesagt/ Se ridere humanae fortunae vicissitudinem, ut qui modò Rex fuerit, jam serviret, Er lache des Menschlichen Glücks Vnbeständigkeit/ daß er/ welcher auch ein König gewesen/ jetzo nun ein Knecht seyn und dienen müste. 1. Ach freylich ists also: Fortuna volubilis errat: vitrea est, optime cum splendet, frangitur. 2. Wann wir Menschen es doch nur bedächten/ und uns des Glücks/ wenn uns Gott solches gönnete/ nicht übernehmen/ sondern jmmerdar erwegten/ wie bald das Glücks Rad könte umbgedrehet und das oberste zu unterst gekehret werden. Im Glück/ lieber Mensch/ erheb dich nicht/ Im Unglück aber verzag auch nicht.

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/569>, abgerufen am 30.04.2024.