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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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365.

Ein williges Hertz zum Tode.

ALs Zeno Citticus, wie Suidas erzehlet/ aus der Schul gienge/ stieß Er sich an eine Zehen. Welches er außleget und auffnamb/ als wär es eine Beruffung zum Tod. Darumb klopffet Er mit der Hand auff den Boden/ und sprach: Ich komm schon / es bedarff keines Ruffens. Ist also der neuntzig jährige Alte/ der nie kranck gewesen/ dahin gestorben. Zeno hat gar gern Hunger gelitten/ ja so fast/ daß er auch offt abkräfftig wurde. Er lidte solches darumb desto lieber/ damit er desto weniger kranck würde/ und ruhiges gesundes Alter erreichen möchte/ daß ihme denn auch seinem Wunsch nach zu theil worden.

1. Was sols Wunder seyn/ daß wir ein kurtz und kränckliches Leben führen: so wir unsere meiste Gefnndheit mit Essen und Trincken verderben/ wann wir nicht mit gespantem Bauch vom Tisch gehen. Wol lächerliche/ ja törichte Leut seind wir / daß wir unser Leben durch die Nahrung/ mit der wir es erhalten sollen/ erst recht abkürtzen. Diß a-

365.

Ein williges Hertz zum Tode.

ALs Zeno Citticus, wie Suidas erzehlet/ aus der Schul gienge/ stieß Er sich an eine Zehen. Welches er außleget und auffnamb/ als wär es eine Beruffung zum Tod. Darumb klopffet Er mit der Hand auff den Boden/ und sprach: Ich komm schon / es bedarff keines Ruffens. Ist also der neuntzig jährige Alte/ der nie kranck gewesen/ dahin gestorben. Zeno hat gar gern Hunger gelitten/ ja so fast/ daß er auch offt abkräfftig wurde. Er lidte solches darumb desto lieber/ damit er desto weniger kranck würde/ und ruhiges gesundes Alter erreichen möchte/ daß ihme denn auch seinem Wunsch nach zu theil worden.

1. Was sols Wunder seyn/ daß wir ein kurtz und kränckliches Leben führen: so wir unsere meiste Gefnndheit mit Essen und Trincken verderben/ wann wir nicht mit gespantem Bauch vom Tisch gehen. Wol lächerliche/ ja törichte Leut seind wir / daß wir unser Leben durch die Nahrung/ mit der wir es erhalten sollen/ erst recht abkürtzen. Diß a-

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[704/0724] 365. Ein williges Hertz zum Tode. ALs Zeno Citticus, wie Suidas erzehlet/ aus der Schul gienge/ stieß Er sich an eine Zehen. Welches er außleget und auffnamb/ als wär es eine Beruffung zum Tod. Darumb klopffet Er mit der Hand auff den Boden/ und sprach: Ich komm schon / es bedarff keines Ruffens. Ist also der neuntzig jährige Alte/ der nie kranck gewesen/ dahin gestorben. Zeno hat gar gern Hunger gelitten/ ja so fast/ daß er auch offt abkräfftig wurde. Er lidte solches darumb desto lieber/ damit er desto weniger kranck würde/ und ruhiges gesundes Alter erreichen möchte/ daß ihme denn auch seinem Wunsch nach zu theil worden. 1. Was sols Wunder seyn/ daß wir ein kurtz und kränckliches Leben führen: so wir unsere meiste Gefnndheit mit Essen und Trincken verderben/ wann wir nicht mit gespantem Bauch vom Tisch gehen. Wol lächerliche/ ja törichte Leut seind wir / daß wir unser Leben durch die Nahrung/ mit der wir es erhalten sollen/ erst recht abkürtzen. Diß a-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/724>, abgerufen am 29.04.2024.