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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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cken. Denn eben das/ was uns zusammen bindet und knüpffet/ daß hat einander zertrennet/ und woran du die höchste Lust und Freude gehabt/ das hat dir einander geraubet/ und den Leib/ der dir zu Ehren ergeben/ auffs greulichste Beschandfleckt/ ja meinen Leib/ den ich dir verheissen/ den hat einander besudelt und verunreiniget/ und als sie dieses gesagt/ spracht sie: Es soll nimmermehr keine Ehebrecherin Lucretiam zum Exempel haben/ sondern ich wil mit meinem Tode beweisen/ was mich zu diesen Dingen genöthiget und bewegt hat / denn ich kan aus Ehelicher Pflicht dir auch nicht gönnen Gemeinschafft zu haben mit einer/ die einem andern ihren Leib in Wollust zu gebrauchen ergeben hat. Nach solcher langen Oration stach sie ein Messer (welches sie heimlich bey ihr trug) in ihre Brust/ daß ihr Blut von ihr rann/ und also Krafftloß zur Erden sanck/ und starb. Diesen elenden und doch nach der Welt zu rechnen ehrlichen Tod/ nahm die keusche Lucretia als eine erbare Heydin/ und ist hoch zu rühmen / daß sie ihre versprochene Liebe und eheliche Treu höher als ihr Leben gehalten / sie hat nicht wollen über zweyen Tischen essen.

1. Wiewol daß an ihr nicht Lobwürdig/ daß sie sich selbsten umbs Leben gebracht. Wolte GOTT/ daß alle Christliche Hertzen ihn dieses Exem-

cken. Denn eben das/ was uns zusammen bindet und knüpffet/ daß hat einander zertrennet/ und woran du die höchste Lust und Freude gehabt/ das hat dir einander geraubet/ und den Leib/ der dir zu Ehren ergeben/ auffs greulichste Beschandfleckt/ ja meinen Leib/ den ich dir verheissen/ den hat einander besudelt und verunreiniget/ und als sie dieses gesagt/ spracht sie: Es soll nimmermehr keine Ehebrecherin Lucretiam zum Exempel haben/ sondern ich wil mit meinem Tode beweisen/ was mich zu diesen Dingen genöthiget und bewegt hat / denn ich kan aus Ehelicher Pflicht dir auch nicht gönnen Gemeinschafft zu haben mit einer/ die einem andern ihren Leib in Wollust zu gebrauchen ergeben hat. Nach solcher langen Oration stach sie ein Messer (welches sie heimlich bey ihr trug) in ihre Brust/ daß ihr Blut von ihr rann/ und also Krafftloß zur Erden sanck/ und starb. Diesen elenden und doch nach der Welt zu rechnen ehrlichen Tod/ nahm die keusche Lucretia als eine erbare Heydin/ und ist hoch zu rühmen / daß sie ihre versprochene Liebe und eheliche Treu höher als ihr Leben gehalten / sie hat nicht wollen über zweyen Tischen essen.

1. Wiewol daß an ihr nicht Lobwürdig/ daß sie sich selbsten umbs Leben gebracht. Wolte GOTT/ daß alle Christliche Hertzen ihn dieses Exem-

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[798/0818] cken. Denn eben das/ was uns zusammen bindet und knüpffet/ daß hat einander zertrennet/ und woran du die höchste Lust und Freude gehabt/ das hat dir einander geraubet/ und den Leib/ der dir zu Ehren ergeben/ auffs greulichste Beschandfleckt/ ja meinen Leib/ den ich dir verheissen/ den hat einander besudelt und verunreiniget/ und als sie dieses gesagt/ spracht sie: Es soll nimmermehr keine Ehebrecherin Lucretiam zum Exempel haben/ sondern ich wil mit meinem Tode beweisen/ was mich zu diesen Dingen genöthiget und bewegt hat / denn ich kan aus Ehelicher Pflicht dir auch nicht gönnen Gemeinschafft zu haben mit einer/ die einem andern ihren Leib in Wollust zu gebrauchen ergeben hat. Nach solcher langen Oration stach sie ein Messer (welches sie heimlich bey ihr trug) in ihre Brust/ daß ihr Blut von ihr rann/ und also Krafftloß zur Erden sanck/ und starb. Diesen elenden und doch nach der Welt zu rechnen ehrlichen Tod/ nahm die keusche Lucretia als eine erbare Heydin/ und ist hoch zu rühmen / daß sie ihre versprochene Liebe und eheliche Treu höher als ihr Leben gehalten / sie hat nicht wollen über zweyen Tischen essen. 1. Wiewol daß an ihr nicht Lobwürdig/ daß sie sich selbsten umbs Leben gebracht. Wolte GOTT/ daß alle Christliche Hertzen ihn dieses Exem-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 798. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/818>, abgerufen am 29.05.2024.