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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Zu Brüssel im Niederlande hat Anno 1533 ein Junger Bürger eine schöne Jungfrau gefreyet/ eines fürnehmen Geschlechts/ welche sich in ihrem Schlaff Gemach von fernen einem hat nackent sehen lassen/ welches ihr Ehemann (der sie hertzlich lieb gehabt) und unversehens darzu kommen/ so übel auffgenommen/ als ob sie einem andern dadurch wolt Ursach zu heimlicher oder falscher Liebe geben/ und hat sie nackend erstochen/ und weil er sie so hertzlich lieb gehabt/ erhengt er sich aus Vnruh seines Gewissens über sie.

Deß gleichen melden auch die Geschicht-Schreiber von Agamemnone, daß/ als er im Trojanischen Kriege erfahren/ wie seine Haußfrau in seinem Abwesen sol falsche Liebe gepfleget haben/ und er Ihr deß wegen den Todt geträuet/ wie jhr solches offenbahr ward/ und zu Hause kommen/ schläget sie ihn unversehener weisse zu todt/ weil sie sich für ihm der Straffe besorgte/ aber durch solches ward jhr Thun offenbahret und greulich gestraffet.

Tobias Fabricanus ward von seiner Haußfrauen erwürget/ aus blossem Verdacht. Als sie aber nachmals falsche Liebe pflegte mit dem Petrone Valentino, gieng es zu daß es wol besser döchte/ was sie auch für einen Lohn bekommen/ zeigen die Historien.

Galcotius, ein Fürst in Friß-Land/ ward von seinem Gemahl nur darumb erstochen / dab er

Zu Brüssel im Niederlande hat Anno 1533 ein Junger Bürger eine schöne Jungfrau gefreyet/ eines fürnehmen Geschlechts/ welche sich in ihrem Schlaff Gemach von fernen einem hat nackent sehen lassen/ welches ihr Ehemann (der sie hertzlich lieb gehabt) und unversehens darzu kommen/ so übel auffgenommen/ als ob sie einem andern dadurch wolt Ursach zu heimlicher oder falscher Liebe geben/ und hat sie nackend erstochen/ und weil er sie so hertzlich lieb gehabt/ erhengt er sich aus Vnruh seines Gewissens über sie.

Deß gleichen melden auch die Geschicht-Schreiber von Agamemnone, daß/ als er im Trojanischen Kriege erfahren/ wie seine Haußfrau in seinem Abwesen sol falsche Liebe gepfleget haben/ und er Ihr deß wegen den Todt geträuet/ wie jhr solches offenbahr ward/ und zu Hause kommen/ schläget sie ihn unversehener weisse zu todt/ weil sie sich für ihm der Straffe besorgte/ aber durch solches ward jhr Thun offenbahret und greulich gestraffet.

Tobias Fabricanus ward von seiner Haußfrauen erwürget/ aus blossem Verdacht. Als sie aber nachmals falsche Liebe pflegte mit dem Petrone Valentino, gieng es zu daß es wol besser döchte/ was sie auch für einen Lohn bekommen/ zeigen die Historien.

Galcotius, ein Fürst in Friß-Land/ ward von seinem Gemahl nur darumb erstochen / dab er

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[832/0852] Zu Brüssel im Niederlande hat Anno 1533 ein Junger Bürger eine schöne Jungfrau gefreyet/ eines fürnehmen Geschlechts/ welche sich in ihrem Schlaff Gemach von fernen einem hat nackent sehen lassen/ welches ihr Ehemann (der sie hertzlich lieb gehabt) und unversehens darzu kommen/ so übel auffgenommen/ als ob sie einem andern dadurch wolt Ursach zu heimlicher oder falscher Liebe geben/ und hat sie nackend erstochen/ und weil er sie so hertzlich lieb gehabt/ erhengt er sich aus Vnruh seines Gewissens über sie. Deß gleichen melden auch die Geschicht-Schreiber von Agamemnone, daß/ als er im Trojanischen Kriege erfahren/ wie seine Haußfrau in seinem Abwesen sol falsche Liebe gepfleget haben/ und er Ihr deß wegen den Todt geträuet/ wie jhr solches offenbahr ward/ und zu Hause kommen/ schläget sie ihn unversehener weisse zu todt/ weil sie sich für ihm der Straffe besorgte/ aber durch solches ward jhr Thun offenbahret und greulich gestraffet. Tobias Fabricanus ward von seiner Haußfrauen erwürget/ aus blossem Verdacht. Als sie aber nachmals falsche Liebe pflegte mit dem Petrone Valentino, gieng es zu daß es wol besser döchte/ was sie auch für einen Lohn bekommen/ zeigen die Historien. Galcotius, ein Fürst in Friß-Land/ ward von seinem Gemahl nur darumb erstochen / dab er

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/852>, abgerufen am 29.04.2024.