Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

den außgearbeiten Leib erquicken. Umb sein Grab brennen viel Ampeln/ die man aus närrischen Aberglauben von unterschiedlichen Ländern dahin schickt.

Polemon von Laodicaea/ des weltweisen Timocratis Lehr-Jünger/ ein Meister des Redners Aristis/ hat sich/ wie Suidas bezeugt/ im 56. Jahr seines Alters in Sein Grab hinein gelegt/ und vor lauter Schmertzen des Zipperles und Podagrams / sich selbst erhüngert. Als aber die Befreundte und Vekandte umb ihn traureten / und wolten ihn wiederumb außgraben/ soll er zu ihnen gesagt haben/ gebt mir einen andern Leib/ so will ich wiederumb hinaus steigen.

1. Worzu nützen diese Dinge? Sie sind von GOTT nirgend befohlen/ man thut GOtt daran keinen Gefallen/ so befördern Sie auch nicht zur Seeligkeit.

2. Viel besser ist es gethan/ beten/ sein Ambt verrichten/ das auffgelegte Creutz gedultig tragen/ und des Todes erwarten. Benn der kommet/ so werden sich schon auch Leute finden/ die einen begraben. Solt aber mancher unbegraben bleiben/ was liegt daran? Wenn er nur stirbt/ so schadets ihm an seiner Seelen Seeligkeit nichts.

den außgearbeiten Leib erquicken. Umb sein Grab brennen viel Ampeln/ die man aus närrischen Aberglauben von unterschiedlichen Ländern dahin schickt.

Polemon von Laodicaea/ des weltweisen Timocratis Lehr-Jünger/ ein Meister des Redners Aristis/ hat sich/ wie Suidas bezeugt/ im 56. Jahr seines Alters in Sein Grab hinein gelegt/ und vor lauter Schmertzen des Zipperles und Podagrams / sich selbst erhüngert. Als aber die Befreundte und Vekandte umb ihn traureten / und wolten ihn wiederumb außgraben/ soll er zu ihnen gesagt haben/ gebt mir einen andern Leib/ so will ich wiederumb hinaus steigen.

1. Worzu nützen diese Dinge? Sie sind von GOTT nirgend befohlen/ man thut GOtt daran keinen Gefallen/ so befördern Sie auch nicht zur Seeligkeit.

2. Viel besser ist es gethan/ beten/ sein Ambt verrichten/ das auffgelegte Creutz gedultig tragen/ und des Todes erwarten. Benn der kommet/ so werden sich schon auch Leute finden/ die einen begraben. Solt aber mancher unbegraben bleiben/ was liegt daran? Wenn er nur stirbt/ so schadets ihm an seiner Seelen Seeligkeit nichts.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0858" n="838"/>
den außgearbeiten Leib erquicken. Umb                      sein Grab brennen viel Ampeln/ die man aus närrischen Aberglauben von                      unterschiedlichen Ländern dahin schickt.</p>
        <p>Polemon von Laodicaea/ des weltweisen Timocratis Lehr-Jünger/ ein Meister des                      Redners Aristis/ hat sich/ wie Suidas bezeugt/ im 56. Jahr seines Alters in                      Sein Grab hinein gelegt/ und vor lauter Schmertzen des Zipperles und Podagrams                     / sich selbst erhüngert. Als aber die Befreundte und Vekandte umb ihn traureten                     / und wolten ihn wiederumb außgraben/ soll er zu ihnen gesagt haben/ gebt mir                      einen andern Leib/ so will ich wiederumb hinaus steigen.</p>
        <p>1. Worzu nützen diese Dinge? Sie sind von GOTT nirgend befohlen/ man thut GOtt                      daran keinen Gefallen/ so befördern Sie auch nicht zur Seeligkeit.</p>
        <p>2. Viel besser ist es gethan/ beten/ sein Ambt verrichten/ das auffgelegte                      Creutz gedultig tragen/ und des Todes erwarten. Benn der kommet/ so werden                      sich schon auch Leute finden/ die einen begraben. Solt aber mancher unbegraben                      bleiben/ was liegt daran? Wenn er nur stirbt/ so schadets ihm an seiner Seelen                      Seeligkeit nichts.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[838/0858] den außgearbeiten Leib erquicken. Umb sein Grab brennen viel Ampeln/ die man aus närrischen Aberglauben von unterschiedlichen Ländern dahin schickt. Polemon von Laodicaea/ des weltweisen Timocratis Lehr-Jünger/ ein Meister des Redners Aristis/ hat sich/ wie Suidas bezeugt/ im 56. Jahr seines Alters in Sein Grab hinein gelegt/ und vor lauter Schmertzen des Zipperles und Podagrams / sich selbst erhüngert. Als aber die Befreundte und Vekandte umb ihn traureten / und wolten ihn wiederumb außgraben/ soll er zu ihnen gesagt haben/ gebt mir einen andern Leib/ so will ich wiederumb hinaus steigen. 1. Worzu nützen diese Dinge? Sie sind von GOTT nirgend befohlen/ man thut GOtt daran keinen Gefallen/ so befördern Sie auch nicht zur Seeligkeit. 2. Viel besser ist es gethan/ beten/ sein Ambt verrichten/ das auffgelegte Creutz gedultig tragen/ und des Todes erwarten. Benn der kommet/ so werden sich schon auch Leute finden/ die einen begraben. Solt aber mancher unbegraben bleiben/ was liegt daran? Wenn er nur stirbt/ so schadets ihm an seiner Seelen Seeligkeit nichts.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/858
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/858>, abgerufen am 05.06.2024.