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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *31 Er vergass sein Elend, weil er sich betrunken, aber am nächsten Morgen fand er frisch Elend und Sorgen. (Lit.)

*32 Im Elende sein. - Grimm, III, 407c.

In der Fremde, in der Verbannung leben.

*33 Im lustigen Elend leben. - Eiselein, 144; Nopitsch, 67.

Soldat sein.

*34 Ins Elend gehen. - Grimm, III, 307b.

D. h. in die Fremde, die Verbannung.

*35 Nu sleit Elend sin Trommel. (Holst.)

Das Elend, die Noth ist nun aufs höchste gestiegen, es schlägt gleichsam die Lärmtrommel.

*36 O Elend, blecks Fidle. (Rottenburg.)

Herausfordernder Spottruf gegen den zerlumpten Fastnachtputzen mit seinem gefürchteten Kothsäcklein.

*37 O Elend, mach's Haus zu. (Nürtingen.)

*38 O Elend und kein End'. (Nürtingen.)


Elende (der).

1 Der elend ist auch vnbegraben todt. - Henisch, 873.

2 Der Elend ist vnbegraben. - Lehmann, II, 62, 103.

3 Der Elende gehet einen elenden Weg. - Petri, II, 85.

4 Wer dem Elenden den Rücken zeigt, dem zeigt das Glück die Fersen.


Elendskoller.

* Er hat sich das Elendskoller umgemacht.

Ist in den Ehestand getreten.


Elenn (Elennthier).

Das Elend am Spiess weissagt grossen Riss. (Schles.)

Dies Sprichwort hat seine Entstehung in folgendem Vorfalle. Um die Zeit, als Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz, der letzte Piast'sche Spross, gegen Michaelis 1675 Anstalten zur Feier seines Geburtstags machte, wurde in der kotzenauer Heide, auf den Gütern des Herrn von Stosch, ein "Elendthier" (Elenn, Cervus Alces) gefangen und als eine Seltenheit der herzoglichen Tafel geschenkt. Der Herzog starb nicht lange danach. Nachdem das slawische Wort Elenn das deutsche Elch verdrängt hatte und dann selbst in Elend verderbt worden war, benutzte es sofort der Aberglaube in seiner Weise, wovon auch das obige Sprichwort ein Beweis ist. Auch die abergläubische Vorstellung gehört hierher, das Thier leide an der Epilepsie, oder besitze die Kraft, sie zu heilen. (Vgl. Grimm, III, 406.)


Elf.

1 Eilff vnd siben, wo ist mein Gut gebliben. - Henisch, 835; Petri, II, 167.

So klagen die Spieler.

2 Wo elf zu Tische sitzen, hat auch noch der zwölfte Platz.


Elfenbein.

Elfenbein mit Tinte waschen (bleichen). - Körte, 1090.

Einen Gegenstand, der von Natur schön ist, entstellen, anstatt zu verschönern; etwa wenn jemand die Wahrheit durch rednerische Gleissnerei zu verherrlichen glaubt.

Holl.: Hij weet elpenbeen met inkt uit te maken. (Harrebomee, I, 183.)


Elfft.

* Man muss dir ein elfft 1 kochen. - Henisch, 870.

1) Bei Grimm fehlt das Wort, das ich auch sonst nirgends gefunden habe. Henisch erklärt es durch orff, erfle, nörfflung, würffling, und von dem Sprichwort sagt er: Prov. de homine delicato.


Elfunddreissig.

Et es alles op sech elfondertegs. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 201.

Es ist alles elfunddreissigs, d. h. vortrefflich.


Elias.

1 Wenn Elias hungert, speisen ihn die Raben. - Wurzbach I, 118.

2 Wer Elias' Mantel nicht haben wil, der muss Judas' Halssband haben. - Petri, II, 706.


Elle.

1 Die Elle (ist) dauert länger als der Kram. - Simrock, 2027; Körte, 1092; Müller, 67, 6; Braun, I, 372; Graf, 6, 110.

Dem bankrotten Kaufmann lässt man wol die Elle, wenn man ihm sein Waarenlager nimmt; so bleibt dem Verschwender zuletzt nichts als der Bettelstab.

2 Ein Ellen und End' und klein Geld sollten gehn durch alle Welt. - Eiselein, 143.

3 Eine eigene Elle ist besser als eine fremde (geborgte) Meile.

[Spaltenumbruch] 4 Fünf Ellen gibt ein Paar Händschen, wenn der Schneider kein Schelm ist. - Kirchhofer, 352; Simrock, 9149b.

5 Gibt man ein elen, so nimbt man vier. - Lehmann, 528, 1.

Gegen unzeitige Nachgiebigkeit.

6 Man muss andere nach seiner eigenen Elle messen. - Winckler, XIX, 4.

7 Mit kurzer Elle kann man viel messen. - Körte, 1091; Simrock, 2028.

8 Was nach der langen Elen ist gesündigt, soll nach der kurtzen Elen gestraft werden. - Lehmann, 731, 61.

9 Was nützt die Elle, wenn man nichts damit zu messen hat!

10 Wer sich selbst mit der langen Elle misset vnd mit grossem Gewichte wegt, an den hat Gott ein Grewl. - Petri, II, 856.

11 Wer mit langen Ellen aus- und mit kurzen einmisst, dessen Kram ist bald zu Ende.

Wer mehr ausgibt als einnimmt, dessen Haushaltung wird nicht lange bestehen.

It.: Chi non si misura non la dura. (Pazzaglia, 212, 1.)

*12 Alles (andere) nach seiner Elle messen. - Simrock, 2024; Meinau, 87.

Alles nach sich, seiner Anschauung und Ansicht, seinem Standpunkte beurtheilen.

Frz.: Mesurer les autres a son ame.

Holl.: Hij meet anderen naar zijne eigene el. (Harrebomee, I, 182.)

*13 An jeder Elle ist er dreiundzwanzig Zoll faul.

*14 Da ist die Elle auch länger als der Kram.

Viel Geschrei und wenig Wolle, viel Lärm um nichts.

*15 Das kann man mit der Elle ausmessen.

Holl.: Men mag het wel met de el uitmeten. (Harrebomee I, 182.)

*16 Einen mit der Elle messen. - Grimm, III, 414.

Ihm den Rücken bläuen.

*17 Er bringt die Elle auf drei Viertel. (Meiningen.)

*18 Er hat sich davon nach der langen Elle zugemessen.

Frz.: Il s'en est donne tout du long de l'aune. (Lendroy, 75.)

*19 Er hat sich's um eine Elle verbessert.

*20 Er misst alles nach der brabanter Elle.

*21 Er misst sich nach der langen Elle. - Lehmann, 160, 24.

Ueberschätzt seinen Werth, seine Verdienste.

*22 Er weiss, was davon die Elle kostet.

Er hat darin Erfahrung gemacht.

Frz.: Il sait ce qu'en vaut l'aune. (Lendroy, 74.)

*23 Es wird dir mit gleicher Elle gemessen.

*24 Man könnte ihn nach der Elle verkaufen.

Von einem Menschen, der sehr lang ist.

Holl.: Hij is zoo lang, men zou hem met de el verkoopen. (Harrebomee, I, 182.)

*25 Sich nach seiner (eigenen) Elle messen.

Sich Gerechtigkeit widerfahren lassen, seine Leistungen nach seinen Kräften beurtheilen.

*26 Sich unter eines andern Elle begeben.

Sich von ihm und nach seiner Weise, nach seinem Massstabe beurtheilen lassen.


Ellenbogen.

*1 Am Ellenbogen fehlt's dem nicht, sondern da - (auf die Stirn zeigend). (Nürtingen.)

*2 Er hat seine Ellenbogen frei.

Er kann thun, was er will, er steht nicht unter Vormundschaft.

Frz.: Avoir ses coudees franches. (Lendroy, 786.)

Holl.: Hij heeft de ellebogen vrij. ( Harrebomee, I, 183.)

*3 Er hat zerrissene Ellenbogen und will Tuch verkaufen.

*4 Er weiss seine Ellenbogen zu rühren.

Holl.: Hij weet zijne ellebogen goed te roeren. (Harrebomee, I, 183.)

*5 Hei kann met dem Ellenboegen nit in de Taske kuemen. (Westf.)

Gibt ungern Geld aus oder hat keins zum Ausgeben.

Holl.: Hij kan met zijne ellebogen niet in zijn' zak komen. (Harrebomee, I, 183.)

*6 Küss mir den Ellenbogen. (Rottenburg.)

Euphemistische Umschreibung für die in Arsch 25 enthaltene Aufforderung. Auch dafür ist der derbe Volkswitz an Formen reich. Man sagt: Kannst mi auf den Bank hinauflupfen, ro kann i selber. (Nürtingen.) - Kannst mich Buckel (s. d.) kratzen. (Wien.) - Kannst

[Spaltenumbruch] *31 Er vergass sein Elend, weil er sich betrunken, aber am nächsten Morgen fand er frisch Elend und Sorgen. (Lit.)

*32 Im Elende sein.Grimm, III, 407c.

In der Fremde, in der Verbannung leben.

*33 Im lustigen Elend leben.Eiselein, 144; Nopitsch, 67.

Soldat sein.

*34 Ins Elend gehen.Grimm, III, 307b.

D. h. in die Fremde, die Verbannung.

*35 Nu sleit Elend sin Trommel. (Holst.)

Das Elend, die Noth ist nun aufs höchste gestiegen, es schlägt gleichsam die Lärmtrommel.

*36 O Elend, blecks Fidle. (Rottenburg.)

Herausfordernder Spottruf gegen den zerlumpten Fastnachtputzen mit seinem gefürchteten Kothsäcklein.

*37 O Elend, mach's Haus zu. (Nürtingen.)

*38 O Elend und kein End'. (Nürtingen.)


Elende (der).

1 Der elend ist auch vnbegraben todt.Henisch, 873.

2 Der Elend ist vnbegraben.Lehmann, II, 62, 103.

3 Der Elende gehet einen elenden Weg.Petri, II, 85.

4 Wer dem Elenden den Rücken zeigt, dem zeigt das Glück die Fersen.


Elendskoller.

* Er hat sich das Elendskoller umgemacht.

Ist in den Ehestand getreten.


Elenn (Elennthier).

Das Elend am Spiess weissagt grossen Riss. (Schles.)

Dies Sprichwort hat seine Entstehung in folgendem Vorfalle. Um die Zeit, als Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz, der letzte Piast'sche Spross, gegen Michaelis 1675 Anstalten zur Feier seines Geburtstags machte, wurde in der kotzenauer Heide, auf den Gütern des Herrn von Stosch, ein „Elendthier“ (Elenn, Cervus Alces) gefangen und als eine Seltenheit der herzoglichen Tafel geschenkt. Der Herzog starb nicht lange danach. Nachdem das slawische Wort Elenn das deutsche Elch verdrängt hatte und dann selbst in Elend verderbt worden war, benutzte es sofort der Aberglaube in seiner Weise, wovon auch das obige Sprichwort ein Beweis ist. Auch die abergläubische Vorstellung gehört hierher, das Thier leide an der Epilepsie, oder besitze die Kraft, sie zu heilen. (Vgl. Grimm, III, 406.)


Elf.

1 Eilff vnd siben, wo ist mein Gut gebliben.Henisch, 835; Petri, II, 167.

So klagen die Spieler.

2 Wo elf zu Tische sitzen, hat auch noch der zwölfte Platz.


Elfenbein.

Elfenbein mit Tinte waschen (bleichen).Körte, 1090.

Einen Gegenstand, der von Natur schön ist, entstellen, anstatt zu verschönern; etwa wenn jemand die Wahrheit durch rednerische Gleissnerei zu verherrlichen glaubt.

Holl.: Hij weet elpenbeen met inkt uit te maken. (Harrebomée, I, 183.)


Elfft.

* Man muss dir ein elfft 1 kochen.Henisch, 870.

1) Bei Grimm fehlt das Wort, das ich auch sonst nirgends gefunden habe. Henisch erklärt es durch orff, erfle, nörfflung, würffling, und von dem Sprichwort sagt er: Prov. de homine delicato.


Elfunddreissig.

Et es alles op sech elfondertegs. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 201.

Es ist alles elfunddreissigs, d. h. vortrefflich.


Elias.

1 Wenn Elias hungert, speisen ihn die Raben.Wurzbach I, 118.

2 Wer Elias' Mantel nicht haben wil, der muss Judas' Halssband haben.Petri, II, 706.


Elle.

1 Die Elle (ist) dauert länger als der Kram.Simrock, 2027; Körte, 1092; Müller, 67, 6; Braun, I, 372; Graf, 6, 110.

Dem bankrotten Kaufmann lässt man wol die Elle, wenn man ihm sein Waarenlager nimmt; so bleibt dem Verschwender zuletzt nichts als der Bettelstab.

2 Ein Ellen und End' und klein Geld sollten gehn durch alle Welt.Eiselein, 143.

3 Eine eigene Elle ist besser als eine fremde (geborgte) Meile.

[Spaltenumbruch] 4 Fünf Ellen gibt ein Paar Händschen, wenn der Schneider kein Schelm ist.Kirchhofer, 352; Simrock, 9149b.

5 Gibt man ein elen, so nimbt man vier.Lehmann, 528, 1.

Gegen unzeitige Nachgiebigkeit.

6 Man muss andere nach seiner eigenen Elle messen.Winckler, XIX, 4.

7 Mit kurzer Elle kann man viel messen.Körte, 1091; Simrock, 2028.

8 Was nach der langen Elen ist gesündigt, soll nach der kurtzen Elen gestraft werden.Lehmann, 731, 61.

9 Was nützt die Elle, wenn man nichts damit zu messen hat!

10 Wer sich selbst mit der langen Elle misset vnd mit grossem Gewichte wegt, an den hat Gott ein Grewl.Petri, II, 856.

11 Wer mit langen Ellen aus- und mit kurzen einmisst, dessen Kram ist bald zu Ende.

Wer mehr ausgibt als einnimmt, dessen Haushaltung wird nicht lange bestehen.

It.: Chi non si misura non la dura. (Pazzaglia, 212, 1.)

*12 Alles (andere) nach seiner Elle messen.Simrock, 2024; Meinau, 87.

Alles nach sich, seiner Anschauung und Ansicht, seinem Standpunkte beurtheilen.

Frz.: Mesurer les autres à son âme.

Holl.: Hij meet anderen naar zijne eigene el. (Harrebomée, I, 182.)

*13 An jeder Elle ist er dreiundzwanzig Zoll faul.

*14 Da ist die Elle auch länger als der Kram.

Viel Geschrei und wenig Wolle, viel Lärm um nichts.

*15 Das kann man mit der Elle ausmessen.

Holl.: Men mag het wel met de el uitmeten. (Harrebomée I, 182.)

*16 Einen mit der Elle messen.Grimm, III, 414.

Ihm den Rücken bläuen.

*17 Er bringt die Elle auf drei Viertel. (Meiningen.)

*18 Er hat sich davon nach der langen Elle zugemessen.

Frz.: Il s'en est donné tout du long de l'aune. (Lendroy, 75.)

*19 Er hat sich's um eine Elle verbessert.

*20 Er misst alles nach der brabanter Elle.

*21 Er misst sich nach der langen Elle.Lehmann, 160, 24.

Ueberschätzt seinen Werth, seine Verdienste.

*22 Er weiss, was davon die Elle kostet.

Er hat darin Erfahrung gemacht.

Frz.: Il sait ce qu'en vaut l'aune. (Lendroy, 74.)

*23 Es wird dir mit gleicher Elle gemessen.

*24 Man könnte ihn nach der Elle verkaufen.

Von einem Menschen, der sehr lang ist.

Holl.: Hij is zoo lang, men zou hem met de el verkoopen. (Harrebomée, I, 182.)

*25 Sich nach seiner (eigenen) Elle messen.

Sich Gerechtigkeit widerfahren lassen, seine Leistungen nach seinen Kräften beurtheilen.

*26 Sich unter eines andern Elle begeben.

Sich von ihm und nach seiner Weise, nach seinem Massstabe beurtheilen lassen.


Ellenbogen.

*1 Am Ellenbogen fehlt's dem nicht, sondern da – (auf die Stirn zeigend). (Nürtingen.)

*2 Er hat seine Ellenbogen frei.

Er kann thun, was er will, er steht nicht unter Vormundschaft.

Frz.: Avoir ses coudées franches. (Lendroy, 786.)

Holl.: Hij heeft de ellebogen vrij. ( Harrebomée, I, 183.)

*3 Er hat zerrissene Ellenbogen und will Tuch verkaufen.

*4 Er weiss seine Ellenbogen zu rühren.

Holl.: Hij weet zijne ellebogen goed te roeren. (Harrebomée, I, 183.)

*5 Hei kann met dem Ellenboegen nit in de Taske kuemen. (Westf.)

Gibt ungern Geld aus oder hat keins zum Ausgeben.

Holl.: Hij kan met zijne ellebogen niet in zijn' zak komen. (Harrebomée, I, 183.)

*6 Küss mir den Ellenbogen. (Rottenburg.)

Euphemistische Umschreibung für die in Arsch 25 enthaltene Aufforderung. Auch dafür ist der derbe Volkswitz an Formen reich. Man sagt: Kannst mi auf den Bank hinauflupfen, ro kann i selber. (Nürtingen.) – Kannst mich Buckel (s. d.) kratzen. (Wien.) – Kannst

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[[404]/0432] *31 Er vergass sein Elend, weil er sich betrunken, aber am nächsten Morgen fand er frisch Elend und Sorgen. (Lit.) *32 Im Elende sein. – Grimm, III, 407c. In der Fremde, in der Verbannung leben. *33 Im lustigen Elend leben. – Eiselein, 144; Nopitsch, 67. Soldat sein. *34 Ins Elend gehen. – Grimm, III, 307b. D. h. in die Fremde, die Verbannung. *35 Nu sleit Elend sin Trommel. (Holst.) Das Elend, die Noth ist nun aufs höchste gestiegen, es schlägt gleichsam die Lärmtrommel. *36 O Elend, blecks Fidle. (Rottenburg.) Herausfordernder Spottruf gegen den zerlumpten Fastnachtputzen mit seinem gefürchteten Kothsäcklein. *37 O Elend, mach's Haus zu. (Nürtingen.) *38 O Elend und kein End'. (Nürtingen.) Elende (der). 1 Der elend ist auch vnbegraben todt. – Henisch, 873. 2 Der Elend ist vnbegraben. – Lehmann, II, 62, 103. 3 Der Elende gehet einen elenden Weg. – Petri, II, 85. 4 Wer dem Elenden den Rücken zeigt, dem zeigt das Glück die Fersen. Elendskoller. * Er hat sich das Elendskoller umgemacht. Ist in den Ehestand getreten. Elenn (Elennthier). Das Elend am Spiess weissagt grossen Riss. (Schles.) Dies Sprichwort hat seine Entstehung in folgendem Vorfalle. Um die Zeit, als Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz, der letzte Piast'sche Spross, gegen Michaelis 1675 Anstalten zur Feier seines Geburtstags machte, wurde in der kotzenauer Heide, auf den Gütern des Herrn von Stosch, ein „Elendthier“ (Elenn, Cervus Alces) gefangen und als eine Seltenheit der herzoglichen Tafel geschenkt. Der Herzog starb nicht lange danach. Nachdem das slawische Wort Elenn das deutsche Elch verdrängt hatte und dann selbst in Elend verderbt worden war, benutzte es sofort der Aberglaube in seiner Weise, wovon auch das obige Sprichwort ein Beweis ist. Auch die abergläubische Vorstellung gehört hierher, das Thier leide an der Epilepsie, oder besitze die Kraft, sie zu heilen. (Vgl. Grimm, III, 406.) Elf. 1 Eilff vnd siben, wo ist mein Gut gebliben. – Henisch, 835; Petri, II, 167. So klagen die Spieler. 2 Wo elf zu Tische sitzen, hat auch noch der zwölfte Platz. Elfenbein. Elfenbein mit Tinte waschen (bleichen). – Körte, 1090. Einen Gegenstand, der von Natur schön ist, entstellen, anstatt zu verschönern; etwa wenn jemand die Wahrheit durch rednerische Gleissnerei zu verherrlichen glaubt. Holl.: Hij weet elpenbeen met inkt uit te maken. (Harrebomée, I, 183.) Elfft. * Man muss dir ein elfft 1 kochen. – Henisch, 870. 1) Bei Grimm fehlt das Wort, das ich auch sonst nirgends gefunden habe. Henisch erklärt es durch orff, erfle, nörfflung, würffling, und von dem Sprichwort sagt er: Prov. de homine delicato. Elfunddreissig. Et es alles op sech elfondertegs. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 201. Es ist alles elfunddreissigs, d. h. vortrefflich. Elias. 1 Wenn Elias hungert, speisen ihn die Raben. – Wurzbach I, 118. 2 Wer Elias' Mantel nicht haben wil, der muss Judas' Halssband haben. – Petri, II, 706. Elle. 1 Die Elle (ist) dauert länger als der Kram. – Simrock, 2027; Körte, 1092; Müller, 67, 6; Braun, I, 372; Graf, 6, 110. Dem bankrotten Kaufmann lässt man wol die Elle, wenn man ihm sein Waarenlager nimmt; so bleibt dem Verschwender zuletzt nichts als der Bettelstab. 2 Ein Ellen und End' und klein Geld sollten gehn durch alle Welt. – Eiselein, 143. 3 Eine eigene Elle ist besser als eine fremde (geborgte) Meile. 4 Fünf Ellen gibt ein Paar Händschen, wenn der Schneider kein Schelm ist. – Kirchhofer, 352; Simrock, 9149b. 5 Gibt man ein elen, so nimbt man vier. – Lehmann, 528, 1. Gegen unzeitige Nachgiebigkeit. 6 Man muss andere nach seiner eigenen Elle messen. – Winckler, XIX, 4. 7 Mit kurzer Elle kann man viel messen. – Körte, 1091; Simrock, 2028. 8 Was nach der langen Elen ist gesündigt, soll nach der kurtzen Elen gestraft werden. – Lehmann, 731, 61. 9 Was nützt die Elle, wenn man nichts damit zu messen hat! 10 Wer sich selbst mit der langen Elle misset vnd mit grossem Gewichte wegt, an den hat Gott ein Grewl. – Petri, II, 856. 11 Wer mit langen Ellen aus- und mit kurzen einmisst, dessen Kram ist bald zu Ende. Wer mehr ausgibt als einnimmt, dessen Haushaltung wird nicht lange bestehen. It.: Chi non si misura non la dura. (Pazzaglia, 212, 1.) *12 Alles (andere) nach seiner Elle messen. – Simrock, 2024; Meinau, 87. Alles nach sich, seiner Anschauung und Ansicht, seinem Standpunkte beurtheilen. Frz.: Mesurer les autres à son âme. Holl.: Hij meet anderen naar zijne eigene el. (Harrebomée, I, 182.) *13 An jeder Elle ist er dreiundzwanzig Zoll faul. *14 Da ist die Elle auch länger als der Kram. Viel Geschrei und wenig Wolle, viel Lärm um nichts. *15 Das kann man mit der Elle ausmessen. Holl.: Men mag het wel met de el uitmeten. (Harrebomée I, 182.) *16 Einen mit der Elle messen. – Grimm, III, 414. Ihm den Rücken bläuen. *17 Er bringt die Elle auf drei Viertel. (Meiningen.) *18 Er hat sich davon nach der langen Elle zugemessen. Frz.: Il s'en est donné tout du long de l'aune. (Lendroy, 75.) *19 Er hat sich's um eine Elle verbessert. *20 Er misst alles nach der brabanter Elle. *21 Er misst sich nach der langen Elle. – Lehmann, 160, 24. Ueberschätzt seinen Werth, seine Verdienste. *22 Er weiss, was davon die Elle kostet. Er hat darin Erfahrung gemacht. Frz.: Il sait ce qu'en vaut l'aune. (Lendroy, 74.) *23 Es wird dir mit gleicher Elle gemessen. *24 Man könnte ihn nach der Elle verkaufen. Von einem Menschen, der sehr lang ist. Holl.: Hij is zoo lang, men zou hem met de el verkoopen. (Harrebomée, I, 182.) *25 Sich nach seiner (eigenen) Elle messen. Sich Gerechtigkeit widerfahren lassen, seine Leistungen nach seinen Kräften beurtheilen. *26 Sich unter eines andern Elle begeben. Sich von ihm und nach seiner Weise, nach seinem Massstabe beurtheilen lassen. Ellenbogen. *1 Am Ellenbogen fehlt's dem nicht, sondern da – (auf die Stirn zeigend). (Nürtingen.) *2 Er hat seine Ellenbogen frei. Er kann thun, was er will, er steht nicht unter Vormundschaft. Frz.: Avoir ses coudées franches. (Lendroy, 786.) Holl.: Hij heeft de ellebogen vrij. ( Harrebomée, I, 183.) *3 Er hat zerrissene Ellenbogen und will Tuch verkaufen. *4 Er weiss seine Ellenbogen zu rühren. Holl.: Hij weet zijne ellebogen goed te roeren. (Harrebomée, I, 183.) *5 Hei kann met dem Ellenboegen nit in de Taske kuemen. (Westf.) Gibt ungern Geld aus oder hat keins zum Ausgeben. Holl.: Hij kan met zijne ellebogen niet in zijn' zak komen. (Harrebomée, I, 183.) *6 Küss mir den Ellenbogen. (Rottenburg.) Euphemistische Umschreibung für die in Arsch 25 enthaltene Aufforderung. Auch dafür ist der derbe Volkswitz an Formen reich. Man sagt: Kannst mi auf den Bank hinauflupfen, ro kann i selber. (Nürtingen.) – Kannst mich Buckel (s. d.) kratzen. (Wien.) – Kannst

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [404]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/432>, abgerufen am 27.04.2024.