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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 8 Wenn twei Gawel denselben Katüffel trabt (trifft), so lebt de beiden Lüd noch en Jahr bisamen. (Rendsburg.)

9 Wer de Gawel fallen lett, muth de Zech betahlen. (Rendsburg.)

10 Wer keine Gabel hat, nimmt die Finger.

11 Wer zu viel auf die Gabel nimmt, verliert es, ehe es zum Maule kommt.

*12 Das bekommt er nicht auf seine Gabel.

*13 Enn of d' Gabla neh. - Tobler, 209.

Einen auf die Gabel, aufs Korn nehmen.

*14 Er hat sehr viel auf der Gabel.


Gabeln.

Wer nicht gabelt, wann die Hewschreck zabelt (zappelt), der nimb im Winter ein Seyl vnnd frag: Wer hat Hew feil? (S. Sommer.) - Gruter, III, 109; Lehmann, II, 875, 213; Kirchhofer, 309.

Lat.: Aestas cum non sit semper, componite nidos. - Aestas non semper durabit, condite nidos. - Qui non collegit foenum, cum Julius ardet, nec sibi quaesivit emolumenta domus: Frigeat in bruma gelida, quaeratque per urbem fasciculos foeni, stramina nuda terat. (Locher.)


Gäbelis.

Of Gäbelis ui gi Hennadr ... rittera. - Tobler, 209.

Wird gebraucht, wenn man auf die Frage, wohin man gehe, nicht gern antworten will. Der Gäbelis, geschrieben Gäbris, ist ein Berg zwischen Trogen und Gais im Canton Appenzell. Nach Tobler ist Gäbelis das verderbte Gabriel, also Gabrielsberg. Die Kurzenberger nennen ihn auch Landamas (Landammanns) Alp.


Gabelstich.

Gabelstiche sind schlimm, sie machen drei Löcher. (S. Gott.) - Wurzbach, II, 119.

Frz.: A deux coups quatre pertuis (trous, plaies). (Leroux, II, 163.)


Gach.

1 Sey nicht zu gach1, gib etwas nach. - Henisch, 1380.

1) "Gäch, hitzig, geschwind, eilfertig, vnbehutsam, vnvorsichtig, vnbesonnen, vermessen." (Henisch, 1330.)

2 Zu gäch sein macht rew. - Henisch, 1401.


Gackel.

Auf'n Gackel schlaga. (Würzburg.) - Sartorius, 42.

Auf den Obertheil des Kopfes - Girbel (= Wirbel) oder auch auf den Grind.


Gackern.

1 Das Gackern der Hühner leidet man um der Eier willen. - Reinsberg IV, 108.

2 Gackere du, die Hühner legen die Eier.

Spottweise von einem leeren Schwätzer.

3 Gackert dö Henn', dou (da) kriegt sö kenn; gackert der Hohn, dou kreigt sö en Mohn. - Firmenich, II, 377.

Dies an der böhmisch-sächsischen Grenze übliche Sprichwort sagt, dass ein Mädchen, welches am Weihnachtsabend die schlafenden Hühner stört, dann, wenn der Hahn aufschreie, einen Witwer, wenn aber zuerst eine Henne gackere, einen jungen Burschen heirathen werde.

4 Viel Gackerns und wenig Eier.

Holl.: Wel gekakel, maar geene eijeren. (Harrebomee, I, 216.)


Gacksen.

* Er kan weder gagsen, noch Ayer legen. - Henisch, 1332.

Lat.: Neque natare, neque literas novit. (Henisch, 1332; Binder I, 1103; II, 2063; Philippi, II, 18; Seybold, 344.)


Gaffen.

1 Es ist bös gaffen gegen dem ofen. - Henisch, 1332; Lehmann, II, 129, 159.

2 Es ist ein böss Gäffen, daran man würget. - Lehmann, II, 140, 134.

3 Gabi jens töögen en Baakaun. (Sylt.) - Haupt, VIII, 359, 125.

Gaffe jemand gegen einen Backofen.

4 Wer gafft den jungen Fräwlein nach, dem wehe geschah, den Hals zubrach. - Henisch, 1332.

*5 Ham jibb ens jin an glammem Aansmüüs. (Amrum.) - Haupt, VIII, 359, 125.

Man gaffe einmal gegen das glimmende Backofenloch.


Gaffleute.

Mehr Gaffleute als Kaufleute. - Fischart, Gesch.


Gaffpfennig.

* Den Gaffpfennig bezahlen. - Kirchhofer, 151.


[Spaltenumbruch]
Gähnen.

1 Man kann lange gähnen, ehe einem eine gebratene Taube ins Maul fliegt.

Dän.: Man skal laenge gabe, för en stegt due flyver en i munden. (Prov. dan., 211.)

2 Wenn einer gehnet, so gehnen sie alle. - Henisch, 1438; Simrock, 2982; Kirchhofer, 141.

Man sagt auch: Gähnen steckt an. Wenn nicht aus Hunger, so gähnt man hauptsächlich aus Langeweile. Als ein sehr langweiliger Bischof im englischen Parlamente während seiner eigenen Rede mehrfach gähnte, sagte Lord Ellenborough: "Seht nur, der Bursche zeigt einige Spuren von Geschmack."

Engl.: Yawning is catching. (Gaal, 573.)

Frz.: Un bon bailleur en fait bailler deux. (Bohn I, 61; Cahier, 180; Kritzinger, 52.)

Holl.: Een geeuwer maakt ook anderen aan het gapen. (Harrebomee, I, 212.)

Lat.: Oscitante uno, oscitat et alter. (Gaal, 573.)

*3 Er gähnt, dass ihm ein Fuder Heu ins Maul fahren könnte. - Sandvoss, 19.

Holl.: Hij gaapt als een boer op eene jaarmarkt. (Bohn I, 326.)

*4 Hojahn (gähn) ener gegen en Backawen an. (Mecklenburg.) - Mussäus, 121, 17.

Vom erfolglosen Kampfe gegen Mächtige.

*5 Ich möchte nicht darum gahnen. - Kirchhofer, 241.


Gaitlink.

* Dat es de unrechte Gaitlink1. (Iserlohn.) - Woeste, 84, 77.

1) Drossel, angelsächsisch giddian = singen. In der obigen Redensart, womit man einen gefährlichen Menschen bezeichnet, könnte gaitlink, wie Woeste bemerkt, aus dem altsächsischen gadaling entstellt sein, wie man ja auch in derselben Bedeutung: "dat es de unrechte Landsmann", gebraucht.


Galant.

Heute galant, morgen ein Schatten an der Wand.


Galenist.

Galenist und Theophrast1 sind nicht für des Herzens Prast. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

1) Entgegengesetzte Aerzte oder Heilmethoden.


Galenus.

Galenus macht die Seinen reich.

Nicht alle, es gibt auch viel arme Aerzte.


Galerenarbeit.

* Es ist eine Galerenarbeit.

Sehr schwere.


Galerenhund.

* Ein weisser Gale(r)hund. (Rottenburg.)


Galerie.

* Er ist auf der Galerie.

Es geht ihm nichts an; er ist ein blosser Zuschauer.


Galgen.

1 An den Galgen der Leib, und die Seele hole wer will, sagt Käsbier.

Holl.: Het lijf der galg, en de ziel dengenen, die ze wil, zei de deugniet. (Harrebomee, I, 199.)

2 An den Galgen kommt man immer noch zeitig genug.

Holl.: Het is geen jagtwerk, ter galge te gaan. (Harrebomee, I, 199.)

3 Besser unter dem Galgen gebeichtet, als gar nicht Busse gethan.

Holl.: Het is beter onder de galg gebiecht dan nooit. (Harrebomee, I, 199.)

4 Den Galgen hat mein Vater gebaut, sagte der Dieb, und er war kein Zimmermann.

5 Den Galgen, sagt der Eichele(?). (Bopfingen.) - Hoefer, 251.

6 Der alte Galgen zu Ruffach hat gut Eichenholz. - Berckenmeyer.

7 Der einen vom Galgen erbete, derselb jhn selbs gern hencken thete. - Henisch, 1336.

8 Der Galgen gibt es viel, der Galgenstricke aber noch mehr.

9 Der Galgen ist der Diebe Kanzel. - Winckler, XV, 2.

10 Der Galgen ist nur für die kleinen (armen, unglücklichen, ungeschickten) Diebe.

Frz.: La potence (le gibet) n'est fait que pour les malheureux. (Cahier, 1438; Lendroy, 833.)

Holl.: De galg is voor de ongelukkigen. (Harrebomee, I, 199.)

11 Der Galgen schändet nicht.

Das thun eben nur gemeine Gesinnungen und Handlungen. - "Thut's, wenn ihr glaubt, dass ihr daran besser seht", sagte Mirabeau, als ihn der pariser Pöbel an einen Laternenpfahl hängen wollte.

[Spaltenumbruch] 8 Wenn twei Gawel denselben Katüffel trabt (trifft), so lebt de beiden Lüd noch en Jahr bisamen. (Rendsburg.)

9 Wer de Gawel fallen lett, muth de Zech betahlen. (Rendsburg.)

10 Wer keine Gabel hat, nimmt die Finger.

11 Wer zu viel auf die Gabel nimmt, verliert es, ehe es zum Maule kommt.

*12 Das bekommt er nicht auf seine Gabel.

*13 Enn of d' Gabla neh.Tobler, 209.

Einen auf die Gabel, aufs Korn nehmen.

*14 Er hat sehr viel auf der Gabel.


Gabeln.

Wer nicht gabelt, wann die Hewschreck zabelt (zappelt), der nimb im Winter ein Seyl vnnd frag: Wer hat Hew feil? (S. Sommer.)Gruter, III, 109; Lehmann, II, 875, 213; Kirchhofer, 309.

Lat.: Aestas cum non sit semper, componite nidos. – Aestas non semper durabit, condite nidos. – Qui non collegit foenum, cum Julius ardet, nec sibi quaesivit emolumenta domus: Frigeat in bruma gelida, quaeratque per urbem fasciculos foeni, stramina nuda terat. (Locher.)


Gäbelis.

Of Gäbelis ui gi Hennadr ... rittera.Tobler, 209.

Wird gebraucht, wenn man auf die Frage, wohin man gehe, nicht gern antworten will. Der Gäbelis, geschrieben Gäbris, ist ein Berg zwischen Trogen und Gais im Canton Appenzell. Nach Tobler ist Gäbelis das verderbte Gabriel, also Gabrielsberg. Die Kurzenberger nennen ihn auch Landamas (Landammanns) Alp.


Gabelstich.

Gabelstiche sind schlimm, sie machen drei Löcher. (S. Gott.)Wurzbach, II, 119.

Frz.: A deux coups quatre pertuis (trous, plaies). (Leroux, II, 163.)


Gach.

1 Sey nicht zu gach1, gib etwas nach.Henisch, 1380.

1) „Gäch, hitzig, geschwind, eilfertig, vnbehutsam, vnvorsichtig, vnbesonnen, vermessen.“ (Henisch, 1330.)

2 Zu gäch sein macht rew.Henisch, 1401.


Gackel.

Auf'n Gackel schlaga. (Würzburg.) – Sartorius, 42.

Auf den Obertheil des Kopfes – Girbel (= Wirbel) oder auch auf den Grind.


Gackern.

1 Das Gackern der Hühner leidet man um der Eier willen.Reinsberg IV, 108.

2 Gackere du, die Hühner legen die Eier.

Spottweise von einem leeren Schwätzer.

3 Gackert dö Henn', dou (da) kriegt sö kenn; gackert der Hohn, dou krîgt sö en Mohn.Firmenich, II, 377.

Dies an der böhmisch-sächsischen Grenze übliche Sprichwort sagt, dass ein Mädchen, welches am Weihnachtsabend die schlafenden Hühner stört, dann, wenn der Hahn aufschreie, einen Witwer, wenn aber zuerst eine Henne gackere, einen jungen Burschen heirathen werde.

4 Viel Gackerns und wenig Eier.

Holl.: Wel gekakel, maar geene eijeren. (Harrebomée, I, 216.)


Gacksen.

* Er kan weder gagsen, noch Ayer legen.Henisch, 1332.

Lat.: Neque natare, neque literas novit. (Henisch, 1332; Binder I, 1103; II, 2063; Philippi, II, 18; Seybold, 344.)


Gaffen.

1 Es ist bös gaffen gegen dem ofen.Henisch, 1332; Lehmann, II, 129, 159.

2 Es ist ein böss Gäffen, daran man würget.Lehmann, II, 140, 134.

3 Gâbi jens töögen en Baakaun. (Sylt.) – Haupt, VIII, 359, 125.

Gaffe jemand gegen einen Backofen.

4 Wer gafft den jungen Fräwlein nach, dem wehe geschah, den Hals zubrach.Henisch, 1332.

*5 Ham jibb ens jin an glammem Aansmüüs. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 125.

Man gaffe einmal gegen das glimmende Backofenloch.


Gaffleute.

Mehr Gaffleute als Kaufleute.Fischart, Gesch.


Gaffpfennig.

* Den Gaffpfennig bezahlen.Kirchhofer, 151.


[Spaltenumbruch]
Gähnen.

1 Man kann lange gähnen, ehe einem eine gebratene Taube ins Maul fliegt.

Dän.: Man skal længe gabe, før en stegt due flyver en i munden. (Prov. dan., 211.)

2 Wenn einer gehnet, so gehnen sie alle.Henisch, 1438; Simrock, 2982; Kirchhofer, 141.

Man sagt auch: Gähnen steckt an. Wenn nicht aus Hunger, so gähnt man hauptsächlich aus Langeweile. Als ein sehr langweiliger Bischof im englischen Parlamente während seiner eigenen Rede mehrfach gähnte, sagte Lord Ellenborough: „Seht nur, der Bursche zeigt einige Spuren von Geschmack.“

Engl.: Yawning is catching. (Gaal, 573.)

Frz.: Un bon bâilleur en fait bâiller deux. (Bohn I, 61; Cahier, 180; Kritzinger, 52.)

Holl.: Een geeuwer maakt ook anderen aan het gapen. (Harrebomée, I, 212.)

Lat.: Oscitante uno, oscitat et alter. (Gaal, 573.)

*3 Er gähnt, dass ihm ein Fuder Heu ins Maul fahren könnte.Sandvoss, 19.

Holl.: Hij gaapt als een boer op eene jaarmarkt. (Bohn I, 326.)

*4 Hojahn (gähn) ener gegen en Backawen an. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 17.

Vom erfolglosen Kampfe gegen Mächtige.

*5 Ich möchte nicht darum gahnen.Kirchhofer, 241.


Gaitlink.

* Dat es de unrechte Gaitlink1. (Iserlohn.) – Woeste, 84, 77.

1) Drossel, angelsächsisch giddian = singen. In der obigen Redensart, womit man einen gefährlichen Menschen bezeichnet, könnte gaitlink, wie Woeste bemerkt, aus dem altsächsischen gadaling entstellt sein, wie man ja auch in derselben Bedeutung: „dat es de unrechte Landsmann“, gebraucht.


Galant.

Heute galant, morgen ein Schatten an der Wand.


Galenist.

Galenist und Theophrast1 sind nicht für des Herzens Prast.Nass. Schulbl., XIV, 5.

1) Entgegengesetzte Aerzte oder Heilmethoden.


Galenus.

Galenus macht die Seinen reich.

Nicht alle, es gibt auch viel arme Aerzte.


Galerenarbeit.

* Es ist eine Galerenarbeit.

Sehr schwere.


Galerenhund.

* Ein weisser Gale(r)hund. (Rottenburg.)


Galerie.

* Er ist auf der Galerie.

Es geht ihm nichts an; er ist ein blosser Zuschauer.


Galgen.

1 An den Galgen der Leib, und die Seele hole wer will, sagt Käsbier.

Holl.: Het lijf der galg, en de ziel dengenen, die ze wil, zei de deugniet. (Harrebomée, I, 199.)

2 An den Galgen kommt man immer noch zeitig genug.

Holl.: Het is geen jagtwerk, ter galge te gaan. (Harrebomée, I, 199.)

3 Besser unter dem Galgen gebeichtet, als gar nicht Busse gethan.

Holl.: Het is beter onder de galg gebiecht dan nooit. (Harrebomée, I, 199.)

4 Den Galgen hat mein Vater gebaut, sagte der Dieb, und er war kein Zimmermann.

5 Den Galgen, sagt der Eichele(?). (Bopfingen.) – Hoefer, 251.

6 Der alte Galgen zu Ruffach hat gut Eichenholz.Berckenmeyer.

7 Der einen vom Galgen erbete, derselb jhn selbs gern hencken thete.Henisch, 1336.

8 Der Galgen gibt es viel, der Galgenstricke aber noch mehr.

9 Der Galgen ist der Diebe Kanzel.Winckler, XV, 2.

10 Der Galgen ist nur für die kleinen (armen, unglücklichen, ungeschickten) Diebe.

Frz.: La potence (le gibet) n'est fait que pour les malheureux. (Cahier, 1438; Lendroy, 833.)

Holl.: De galg is voor de ongelukkigen. (Harrebomée, I, 199.)

11 Der Galgen schändet nicht.

Das thun eben nur gemeine Gesinnungen und Handlungen. – „Thut's, wenn ihr glaubt, dass ihr daran besser seht“, sagte Mirabeau, als ihn der pariser Pöbel an einen Laternenpfahl hängen wollte.

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[[658]/0686] 8 Wenn twei Gawel denselben Katüffel trabt (trifft), so lebt de beiden Lüd noch en Jahr bisamen. (Rendsburg.) 9 Wer de Gawel fallen lett, muth de Zech betahlen. (Rendsburg.) 10 Wer keine Gabel hat, nimmt die Finger. 11 Wer zu viel auf die Gabel nimmt, verliert es, ehe es zum Maule kommt. *12 Das bekommt er nicht auf seine Gabel. *13 Enn of d' Gabla neh. – Tobler, 209. Einen auf die Gabel, aufs Korn nehmen. *14 Er hat sehr viel auf der Gabel. Gabeln. Wer nicht gabelt, wann die Hewschreck zabelt (zappelt), der nimb im Winter ein Seyl vnnd frag: Wer hat Hew feil? (S. Sommer.) – Gruter, III, 109; Lehmann, II, 875, 213; Kirchhofer, 309. Lat.: Aestas cum non sit semper, componite nidos. – Aestas non semper durabit, condite nidos. – Qui non collegit foenum, cum Julius ardet, nec sibi quaesivit emolumenta domus: Frigeat in bruma gelida, quaeratque per urbem fasciculos foeni, stramina nuda terat. (Locher.) Gäbelis. Of Gäbelis ui gi Hennadr ... rittera. – Tobler, 209. Wird gebraucht, wenn man auf die Frage, wohin man gehe, nicht gern antworten will. Der Gäbelis, geschrieben Gäbris, ist ein Berg zwischen Trogen und Gais im Canton Appenzell. Nach Tobler ist Gäbelis das verderbte Gabriel, also Gabrielsberg. Die Kurzenberger nennen ihn auch Landamas (Landammanns) Alp. Gabelstich. Gabelstiche sind schlimm, sie machen drei Löcher. (S. Gott.) – Wurzbach, II, 119. Frz.: A deux coups quatre pertuis (trous, plaies). (Leroux, II, 163.) Gach. 1 Sey nicht zu gach1, gib etwas nach. – Henisch, 1380. 1) „Gäch, hitzig, geschwind, eilfertig, vnbehutsam, vnvorsichtig, vnbesonnen, vermessen.“ (Henisch, 1330.) 2 Zu gäch sein macht rew. – Henisch, 1401. Gackel. Auf'n Gackel schlaga. (Würzburg.) – Sartorius, 42. Auf den Obertheil des Kopfes – Girbel (= Wirbel) oder auch auf den Grind. Gackern. 1 Das Gackern der Hühner leidet man um der Eier willen. – Reinsberg IV, 108. 2 Gackere du, die Hühner legen die Eier. Spottweise von einem leeren Schwätzer. 3 Gackert dö Henn', dou (da) kriegt sö kenn; gackert der Hohn, dou krîgt sö en Mohn. – Firmenich, II, 377. Dies an der böhmisch-sächsischen Grenze übliche Sprichwort sagt, dass ein Mädchen, welches am Weihnachtsabend die schlafenden Hühner stört, dann, wenn der Hahn aufschreie, einen Witwer, wenn aber zuerst eine Henne gackere, einen jungen Burschen heirathen werde. 4 Viel Gackerns und wenig Eier. Holl.: Wel gekakel, maar geene eijeren. (Harrebomée, I, 216.) Gacksen. * Er kan weder gagsen, noch Ayer legen. – Henisch, 1332. Lat.: Neque natare, neque literas novit. (Henisch, 1332; Binder I, 1103; II, 2063; Philippi, II, 18; Seybold, 344.) Gaffen. 1 Es ist bös gaffen gegen dem ofen. – Henisch, 1332; Lehmann, II, 129, 159. 2 Es ist ein böss Gäffen, daran man würget. – Lehmann, II, 140, 134. 3 Gâbi jens töögen en Baakaun. (Sylt.) – Haupt, VIII, 359, 125. Gaffe jemand gegen einen Backofen. 4 Wer gafft den jungen Fräwlein nach, dem wehe geschah, den Hals zubrach. – Henisch, 1332. *5 Ham jibb ens jin an glammem Aansmüüs. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 125. Man gaffe einmal gegen das glimmende Backofenloch. Gaffleute. Mehr Gaffleute als Kaufleute. – Fischart, Gesch. Gaffpfennig. * Den Gaffpfennig bezahlen. – Kirchhofer, 151. Gähnen. 1 Man kann lange gähnen, ehe einem eine gebratene Taube ins Maul fliegt. Dän.: Man skal længe gabe, før en stegt due flyver en i munden. (Prov. dan., 211.) 2 Wenn einer gehnet, so gehnen sie alle. – Henisch, 1438; Simrock, 2982; Kirchhofer, 141. Man sagt auch: Gähnen steckt an. Wenn nicht aus Hunger, so gähnt man hauptsächlich aus Langeweile. Als ein sehr langweiliger Bischof im englischen Parlamente während seiner eigenen Rede mehrfach gähnte, sagte Lord Ellenborough: „Seht nur, der Bursche zeigt einige Spuren von Geschmack.“ Engl.: Yawning is catching. (Gaal, 573.) Frz.: Un bon bâilleur en fait bâiller deux. (Bohn I, 61; Cahier, 180; Kritzinger, 52.) Holl.: Een geeuwer maakt ook anderen aan het gapen. (Harrebomée, I, 212.) Lat.: Oscitante uno, oscitat et alter. (Gaal, 573.) *3 Er gähnt, dass ihm ein Fuder Heu ins Maul fahren könnte. – Sandvoss, 19. Holl.: Hij gaapt als een boer op eene jaarmarkt. (Bohn I, 326.) *4 Hojahn (gähn) ener gegen en Backawen an. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 17. Vom erfolglosen Kampfe gegen Mächtige. *5 Ich möchte nicht darum gahnen. – Kirchhofer, 241. Gaitlink. * Dat es de unrechte Gaitlink1. (Iserlohn.) – Woeste, 84, 77. 1) Drossel, angelsächsisch giddian = singen. In der obigen Redensart, womit man einen gefährlichen Menschen bezeichnet, könnte gaitlink, wie Woeste bemerkt, aus dem altsächsischen gadaling entstellt sein, wie man ja auch in derselben Bedeutung: „dat es de unrechte Landsmann“, gebraucht. Galant. Heute galant, morgen ein Schatten an der Wand. Galenist. Galenist und Theophrast1 sind nicht für des Herzens Prast. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 1) Entgegengesetzte Aerzte oder Heilmethoden. Galenus. Galenus macht die Seinen reich. Nicht alle, es gibt auch viel arme Aerzte. Galerenarbeit. * Es ist eine Galerenarbeit. Sehr schwere. Galerenhund. * Ein weisser Gale(r)hund. (Rottenburg.) Galerie. * Er ist auf der Galerie. Es geht ihm nichts an; er ist ein blosser Zuschauer. Galgen. 1 An den Galgen der Leib, und die Seele hole wer will, sagt Käsbier. Holl.: Het lijf der galg, en de ziel dengenen, die ze wil, zei de deugniet. (Harrebomée, I, 199.) 2 An den Galgen kommt man immer noch zeitig genug. Holl.: Het is geen jagtwerk, ter galge te gaan. (Harrebomée, I, 199.) 3 Besser unter dem Galgen gebeichtet, als gar nicht Busse gethan. Holl.: Het is beter onder de galg gebiecht dan nooit. (Harrebomée, I, 199.) 4 Den Galgen hat mein Vater gebaut, sagte der Dieb, und er war kein Zimmermann. 5 Den Galgen, sagt der Eichele(?). (Bopfingen.) – Hoefer, 251. 6 Der alte Galgen zu Ruffach hat gut Eichenholz. – Berckenmeyer. 7 Der einen vom Galgen erbete, derselb jhn selbs gern hencken thete. – Henisch, 1336. 8 Der Galgen gibt es viel, der Galgenstricke aber noch mehr. 9 Der Galgen ist der Diebe Kanzel. – Winckler, XV, 2. 10 Der Galgen ist nur für die kleinen (armen, unglücklichen, ungeschickten) Diebe. Frz.: La potence (le gibet) n'est fait que pour les malheureux. (Cahier, 1438; Lendroy, 833.) Holl.: De galg is voor de ongelukkigen. (Harrebomée, I, 199.) 11 Der Galgen schändet nicht. Das thun eben nur gemeine Gesinnungen und Handlungen. – „Thut's, wenn ihr glaubt, dass ihr daran besser seht“, sagte Mirabeau, als ihn der pariser Pöbel an einen Laternenpfahl hängen wollte.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [658]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/686>, abgerufen am 30.04.2024.