Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *2 Einem Gallrei zu essen geben.

Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen.


Gallus.

1 Am heiligen Gallus (16. Oct.) der Apfel in den Sack muss. - Boebel, 49.

Poln.: Swietego Garusza, musze do miecha vszystkie iablusza.

2 Auf Sanct-Gall bleibt das Kalb im Stall, sonst jagt Simon Jude (28. Oct.) Kalb und Kuh in die Bude. (Wohlau.) - Boebel, 50.

3 Auf (nach) Sanct-Gall bleibt (treibt) die Kuh im Stall. - Blum, 191; Boebel, 49; Simrock, 2992.

4 De Galli hocket ufem Stei, wenn d' öppis dusse hest, thu's hei. (Schaffhausen.) - Schweiz (1858), 168, 30.

5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen; der Hahn hat gekräht, da Petrus hat gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sein betrogen. - Parömiakon, 3019.

Wortspiel mit dem Wort Gallus, das a) Name eines Abtes ist, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet.

6 Galle kommt der Dreck alle. (Sachsen.) - Boebel, 50.

7 Galles schaff hämm (heim) alles.

Es ist jetzt Zeit zur völligen Einbringung der Feldfrüchte. Auch die Czechen sagen: Sanct- Gall hat allem, auch dem Kohl geboten. (Reinsberg VIII, 181.)

8 Ist Sanct-Gallen trocken, so folgt kein Sommer mit nassen Socken. - Boebel, 49.

9 Nach Sanct-Gallus Verkünden wird sich der nächste Sommer finden.

10 Oem Zent (Sanct) Gelles geet Kaiser Ka'l noh et Wengterquatier, öm Chresti Hömmelfat könt (kommt) he wier erus. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 111.

11 Sanct-Gall, der erste Schneefall. - Bair. Hauskalender.

12 Sanct-Gall ernt't man die Rüben all. (Oppeln.) - Boebel, 50.

13 Sanct-Gall macht's mit dem Pfluge all.

Bei den Franzosen macht's ein anderer Heiliger.

Frz.: A la saint Vallier la charrue sous le poirier, la Toussaint venue quite la charrue. (Leroux, I, 82.)

14 Sanct-Gallen lässt den Schnee fallen. - Boebel, 49; Simrock, 2993.

In Italien regnet's statt dessen; man hat es aber nicht gern, indem es heisst: Wenn es an Sanct- Gall regnet, regnet's bis Weihnacht. Wenn es aber am Feste des heiligen Gallus schön ist, bleibt es auch schön bis zum Christfest. (Reinsberg VIII, 181.)

15 Sanct-Gallus wachtete de Göse; Sanct-Marten mestede se. (Mecklenburg.) - Gryse, Spegel, Bg. F, 4; Schiller, III, 12a.

16 Von Sünne Gall blit de Koh im Stall. (Kreuznach.) - Boebel, 49.

17 Wann Gallus muss Butterträger sein, so ist's ein böses Zeichen für den Wein.

18 Wenn Sanct-Gallus die Butter tragen muss, wird schwerlich der Wein gut.

*19 An Sanct-Galli, wann die Rübe reif ist. (Oberlausitz.)


Gallustag.

1 Am Sanct-Gallustag den Nachsommer man erwarten mag. - Reinsberg VIII, 180.

2 Auf Sanct-Gallentag (16. Oct.) muss jeder Apfel in seinen Sack.

3 Ein trockener Sanct-Gallustag verkündet einen trockenen Sommer.


Galluswoche.

In der Galluswoche darf kein Roggen gesäet werden.

Die Czechen sind derselben Ansicht: Für Galluskorn und Urbanhafer braucht man keine Scheuer zu bauen. - Galluskorn und Urbanhafer, was daraus wird, magst später sagen. In Oberitalien dagegen sagt man: An Sanct-Gall säe, säe, thue es ja. Ferner: An Sanct-Gall führe die Ochsen aufs Feld und unterlass es nicht. (Reinsberg VIII, 181.)


[Spaltenumbruch]
Galop.

1 Der Galop eines Gauls macht mehr Aufsehen, als der (stete) Trab eines Renners.

Chamfort sagt: "Man erstaunt in gleichem Grade über den guten Einfall eines Pinsels, als über ein Fiakerpferd, das zu galopiren anfängt."

2 Wer im Galop läuft, wird Hals über Kopf stürzen.

3 Wer im Galop lebt (reitet), fährt im Trabe zum Teufel. - Simrock, 2996; Eiselein, 204; Sailer, 230.

Schlimmes Leben, schlimmes Ende, sagen die Schotten. Wer schlimm anfängt, endigt schlimmer, die Venetier. (Reinsberg III, 66.)

Engl.: He that lives a gallop, goes to the devil a trot. (Eiselein, 204.)

*4 Es geht im Galop mit dem Vermögen (oder: ins Spital).

Er wird schnell mit seinem Vermögen fertig sein; er ist stark auf dem Wege ins Bettelhaus.


Galopiren.

Wer nicht galopiren kann, muss traben.

Frz.: Qui ne peut galoper qu'il trotte. (Leroux, II, 304.)


Gamatzen.

* Er gamatzt wie der Algsöl (Altgesell). (Wien.)

Von dem Steinbilde Hans Buchsbauer's an der Orgelempore in der Sanct-Stephanskirche zu Wien, das wie das andere an der Kanzeltreppe derselben Kirche (s. Hänsel) zu den wiener Wahrzeichen gehört und wie dies dem Volkswitze zu mehrern Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. (Vgl. Illustrirte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.)


Gamatzer.

Gaimetzer1 macht auch seinen Nächsten (Nachbar) gaimetzen. - Parömiakon, 717.

1) Gamatzen = gähnen. (Vgl. Frommann, II, 345; Zaupser, 28.) Gaumetzen = das Maul aufreissen. - Das böse Beispiel ist ansteckend.


Gambrinus.

* Dem Gambrinus dienen (opfern).

Ein Freund des Biergenusses sein. Woher der König Gambrinus stammt, der hier und da mit einem prächtigen Seidel im Bilde die Bierstuben ziert, hat man noch nicht herausgebracht. Man spricht mehr von ihm, als man von ihm weiss. Das Sonntagsblatt von O. Ruppius (Berlin 1865, Nr. 4, S. 32) macht einem Versuch, ihn unter die grossen Heiligen einzureihen. Da Gambrin am Niederrhein zu Hause gewesen sein soll, wo früher die Gambrivier und Sigambrer wohnten, in diesen beiden Namen "Gambr" wie in Gambrin vorkomme, so liege vielleicht in jenem Namen das alte hamr oder gambr - unser Hammer, das nicht nur das Streitbeil, sondern auch den alten Heidengott mit dem Hammer bezeichnet, der im Christenthum zum Teufel geworden ist. Da man an ihm festhielt, so machte man vielleicht nach der Annahme des Christenthums den heiligen Martin daraus; denn mart heisst auch Hammer. Martin war aber nicht nur der Hauptheilige der Franken, sondern der Legende nach auch der Schutzpatron der Trinker, die ihn anriefen, um bei ihrem Werke gesegnet zu werden.


Gämliche.

Die Gämlichen sind die Grämlichen.


Gammel.

1 Wen einmal der Gammel sticht, der höret auf die Worte nicht. - Eiselein, 204.

*2 Der Gammel ist ihm (ihr) vergangen.

Gammel, wahrscheinlich aus Gampel (vom Zeitwort gimpen, gamp, gumpen) entstanden, daher das alte Gimpelgampel, und schweizerisch Gampiross, Schokelgaul.

*3 Der Gammel sticht ihn.


Gang.

1 Den letzten Gang müssen wir alle gehen.

Lat.: Calcanda semel via leti. (Horaz.) (Binder II, 395; Philippi, I, 68.)

2 Der1 gang vermag tausent gulden. - Franck, II, 33b; Simrock, 2997; Körte, 1741; Eiselein, 204.

1) Dieser, ein solcher Gang. - "Der hochtragend mit auffgerecktem hals hereintrit als wölle ers alls fressen; der meynet, die steyn sollen gegen jm auffstehn oder das pflaster sich bewegen." (S. Gehen.) In Köthen sagt man von einem, der sich in die Brust wirft: Sein Gang ist tausend Thaler werth.

3 Der Gang zum Galgen setzt allemal müssig vor.

Entspringt aus Müssiggang.

4 Es muss alles seinen Gang haben.

Holl.: Het moet zijnen gang gaan. (Harrebomee, I, 200.)

5 Je schneller Gang, je müder Mann.

Holl.: Hoe voorder gang, hoe vermoeider man. (Harrebomee, I, 200.)


[Spaltenumbruch] *2 Einem Gallrei zu essen geben.

Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen.


Gallus.

1 Am heiligen Gallus (16. Oct.) der Apfel in den Sack muss.Boebel, 49.

Poln.: Swiętego Garusza, musze do miecha vszystkie iablusza.

2 Auf Sanct-Gall bleibt das Kalb im Stall, sonst jagt Simon Jude (28. Oct.) Kalb und Kuh in die Bude. (Wohlau.) – Boebel, 50.

3 Auf (nach) Sanct-Gall bleibt (treibt) die Kuh im Stall.Blum, 191; Boebel, 49; Simrock, 2992.

4 De Galli hocket ufem Stei, wenn d' öppis dusse hest, thu's hei. (Schaffhausen.) – Schweiz (1858), 168, 30.

5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen; der Hahn hat gekräht, da Petrus hat gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sein betrogen.Parömiakon, 3019.

Wortspiel mit dem Wort Gallus, das a) Name eines Abtes ist, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet.

6 Galle kommt der Dreck alle. (Sachsen.) – Boebel, 50.

7 Galles schaff hämm (heim) alles.

Es ist jetzt Zeit zur völligen Einbringung der Feldfrüchte. Auch die Czechen sagen: Sanct- Gall hat allem, auch dem Kohl geboten. (Reinsberg VIII, 181.)

8 Ist Sanct-Gallen trocken, so folgt kein Sommer mit nassen Socken.Boebel, 49.

9 Nach Sanct-Gallus Verkünden wird sich der nächste Sommer finden.

10 Oem Zent (Sanct) Gelles gêet Kaiser Ka'l noh et Wengterquatier, öm Chresti Hömmelfât könt (kommt) he wier erus. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 111.

11 Sanct-Gall, der erste Schneefall.Bair. Hauskalender.

12 Sanct-Gall ernt't man die Rüben all. (Oppeln.) – Boebel, 50.

13 Sanct-Gall macht's mit dem Pfluge all.

Bei den Franzosen macht's ein anderer Heiliger.

Frz.: A la saint Vallier la charrue sous le poirier, la Toussaint venue quite la charrue. (Leroux, I, 82.)

14 Sanct-Gallen lässt den Schnee fallen.Boebel, 49; Simrock, 2993.

In Italien regnet's statt dessen; man hat es aber nicht gern, indem es heisst: Wenn es an Sanct- Gall regnet, regnet's bis Weihnacht. Wenn es aber am Feste des heiligen Gallus schön ist, bleibt es auch schön bis zum Christfest. (Reinsberg VIII, 181.)

15 Sanct-Gallus wachtete de Göse; Sanct-Marten mestede se. (Mecklenburg.) – Gryse, Spegel, Bg. F, 4; Schiller, III, 12a.

16 Von Sünne Gall blit de Koh im Stall. (Kreuznach.) – Boebel, 49.

17 Wann Gallus muss Butterträger sein, so ist's ein böses Zeichen für den Wein.

18 Wenn Sanct-Gallus die Butter tragen muss, wird schwerlich der Wein gut.

*19 An Sanct-Galli, wann die Rübe reif ist. (Oberlausitz.)


Gallustag.

1 Am Sanct-Gallustag den Nachsommer man erwarten mag.Reinsberg VIII, 180.

2 Auf Sanct-Gallentag (16. Oct.) muss jeder Apfel in seinen Sack.

3 Ein trockener Sanct-Gallustag verkündet einen trockenen Sommer.


Galluswoche.

In der Galluswoche darf kein Roggen gesäet werden.

Die Czechen sind derselben Ansicht: Für Galluskorn und Urbanhafer braucht man keine Scheuer zu bauen. – Galluskorn und Urbanhafer, was daraus wird, magst später sagen. In Oberitalien dagegen sagt man: An Sanct-Gall säe, säe, thue es ja. Ferner: An Sanct-Gall führe die Ochsen aufs Feld und unterlass es nicht. (Reinsberg VIII, 181.)


[Spaltenumbruch]
Galop.

1 Der Galop eines Gauls macht mehr Aufsehen, als der (stete) Trab eines Renners.

Chamfort sagt: „Man erstaunt in gleichem Grade über den guten Einfall eines Pinsels, als über ein Fiakerpferd, das zu galopiren anfängt.“

2 Wer im Galop läuft, wird Hals über Kopf stürzen.

3 Wer im Galop lebt (reitet), fährt im Trabe zum Teufel.Simrock, 2996; Eiselein, 204; Sailer, 230.

Schlimmes Leben, schlimmes Ende, sagen die Schotten. Wer schlimm anfängt, endigt schlimmer, die Venetier. (Reinsberg III, 66.)

Engl.: He that lives a gallop, goes to the devil a trot. (Eiselein, 204.)

*4 Es geht im Galop mit dem Vermögen (oder: ins Spital).

Er wird schnell mit seinem Vermögen fertig sein; er ist stark auf dem Wege ins Bettelhaus.


Galopiren.

Wer nicht galopiren kann, muss traben.

Frz.: Qui ne peut galoper qu'il trotte. (Leroux, II, 304.)


Gamatzen.

* Er gamatzt wie der Algsöl (Altgesell). (Wien.)

Von dem Steinbilde Hans Buchsbauer's an der Orgelempore in der Sanct-Stephanskirche zu Wien, das wie das andere an der Kanzeltreppe derselben Kirche (s. Hänsel) zu den wiener Wahrzeichen gehört und wie dies dem Volkswitze zu mehrern Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. (Vgl. Illustrirte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.)


Gamatzer.

Gaimetzer1 macht auch seinen Nächsten (Nachbar) gaimetzen.Parömiakon, 717.

1) Gamatzen = gähnen. (Vgl. Frommann, II, 345; Zaupser, 28.) Gaumetzen = das Maul aufreissen. – Das böse Beispiel ist ansteckend.


Gambrinus.

* Dem Gambrinus dienen (opfern).

Ein Freund des Biergenusses sein. Woher der König Gambrinus stammt, der hier und da mit einem prächtigen Seidel im Bilde die Bierstuben ziert, hat man noch nicht herausgebracht. Man spricht mehr von ihm, als man von ihm weiss. Das Sonntagsblatt von O. Ruppius (Berlin 1865, Nr. 4, S. 32) macht einem Versuch, ihn unter die grossen Heiligen einzureihen. Da Gambrin am Niederrhein zu Hause gewesen sein soll, wo früher die Gambrivier und Sigambrer wohnten, in diesen beiden Namen „Gambr“ wie in Gambrin vorkomme, so liege vielleicht in jenem Namen das alte hamr oder gambr – unser Hammer, das nicht nur das Streitbeil, sondern auch den alten Heidengott mit dem Hammer bezeichnet, der im Christenthum zum Teufel geworden ist. Da man an ihm festhielt, so machte man vielleicht nach der Annahme des Christenthums den heiligen Martin daraus; denn mart heisst auch Hammer. Martin war aber nicht nur der Hauptheilige der Franken, sondern der Legende nach auch der Schutzpatron der Trinker, die ihn anriefen, um bei ihrem Werke gesegnet zu werden.


Gämliche.

Die Gämlichen sind die Grämlichen.


Gammel.

1 Wen einmal der Gammel sticht, der höret auf die Worte nicht.Eiselein, 204.

*2 Der Gammel ist ihm (ihr) vergangen.

Gammel, wahrscheinlich aus Gampel (vom Zeitwort gimpen, gamp, gumpen) entstanden, daher das alte Gimpelgampel, und schweizerisch Gampiross, Schokelgaul.

*3 Der Gammel sticht ihn.


Gang.

1 Den letzten Gang müssen wir alle gehen.

Lat.: Calcanda semel via leti. (Horaz.) (Binder II, 395; Philippi, I, 68.)

2 Der1 gang vermag tausent gulden.Franck, II, 33b; Simrock, 2997; Körte, 1741; Eiselein, 204.

1) Dieser, ein solcher Gang. – „Der hochtragend mit auffgerecktem hals hereintrit als wölle ers alls fressen; der meynet, die steyn sollen gegen jm auffstehn oder das pflaster sich bewegen.“ (S. Gehen.) In Köthen sagt man von einem, der sich in die Brust wirft: Sein Gang ist tausend Thaler werth.

3 Der Gang zum Galgen setzt allemal müssig vor.

Entspringt aus Müssiggang.

4 Es muss alles seinen Gang haben.

Holl.: Het moet zijnen gang gaan. (Harrebomée, I, 200.)

5 Je schneller Gang, je müder Mann.

Holl.: Hoe voorder gang, hoe vermoeider man. (Harrebomée, I, 200.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0690" n="[662]"/><cb n="1323"/>
*2 Einem Gallrei zu essen geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gallus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Am heiligen Gallus (16. Oct.) der Apfel in den Sack muss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Swi&#x0119;tego Garusza, musze do miecha vszystkie iablusza.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auf Sanct-Gall bleibt das Kalb im Stall, sonst jagt Simon Jude (28. Oct.) Kalb und Kuh in die Bude.</hi> (<hi rendition="#i">Wohlau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Auf (nach) Sanct-Gall bleibt (treibt) die Kuh im Stall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 191; Boebel, 49; Simrock, 2992.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 De Galli hocket ufem Stei, wenn d' öppis dusse hest, thu's hei.</hi> (<hi rendition="#i">Schaffhausen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz (1858), 168, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen; der Hahn hat gekräht, da Petrus hat gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sein betrogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3019.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wortspiel mit dem Wort Gallus, das a) Name eines Abtes ist, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Galle kommt der Dreck alle.</hi> (<hi rendition="#i">Sachsen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Galles schaff hämm (heim) alles.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist jetzt Zeit zur völligen Einbringung der Feldfrüchte. Auch die Czechen sagen: Sanct- Gall hat allem, auch dem Kohl geboten. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 181.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ist Sanct-Gallen trocken, so folgt kein Sommer mit nassen Socken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Nach Sanct-Gallus Verkünden wird sich der nächste Sommer finden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Oem Zent (Sanct) Gelles gêet Kaiser Ka'l noh et Wengterquatier, öm Chresti Hömmelfât könt (kommt) he wier erus.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 493, 111.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Sanct-Gall, der erste Schneefall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Sanct-Gall ernt't man die Rüben all.</hi> (<hi rendition="#i">Oppeln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Sanct-Gall macht's mit dem Pfluge all.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei den Franzosen macht's ein anderer Heiliger.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A la saint Vallier la charrue sous le poirier, la Toussaint venue quite la charrue. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 82.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Sanct-Gallen lässt den Schnee fallen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 49; Simrock, 2993.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Italien regnet's statt dessen; man hat es aber nicht gern, indem es heisst: Wenn es an Sanct- Gall regnet, regnet's bis Weihnacht. Wenn es aber am Feste des heiligen Gallus schön ist, bleibt es auch schön bis zum Christfest. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 181.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Sanct-Gallus wachtete de Göse; Sanct-Marten mestede se.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Gryse, Spegel, Bg. F, 4; Schiller, III, 12<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Von Sünne Gall blit de Koh im Stall.</hi> (<hi rendition="#i">Kreuznach.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wann Gallus muss Butterträger sein, so ist's ein böses Zeichen für den Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn Sanct-Gallus die Butter tragen muss, wird schwerlich der Wein gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 An Sanct-Galli, wann die Rübe reif ist.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gallustag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Am Sanct-Gallustag den Nachsommer man erwarten mag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 180.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Auf Sanct-Gallentag (16. Oct.) muss jeder Apfel in seinen Sack.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein trockener Sanct-Gallustag verkündet einen trockenen Sommer.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Galluswoche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">In der Galluswoche darf kein Roggen gesäet werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Czechen sind derselben Ansicht: Für Galluskorn und Urbanhafer braucht man keine Scheuer zu bauen. &#x2013; Galluskorn und Urbanhafer, was daraus wird, magst später sagen. In Oberitalien dagegen sagt man: An Sanct-Gall säe, säe, thue es ja. Ferner: An Sanct-Gall führe die Ochsen aufs Feld und unterlass es nicht. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 181.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1324"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Galop.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Galop eines Gauls macht mehr Aufsehen, als der (stete) Trab eines Renners.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Chamfort</hi> sagt: &#x201E;Man erstaunt in gleichem Grade über den guten Einfall eines Pinsels, als über ein Fiakerpferd, das zu galopiren anfängt.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer im Galop läuft, wird Hals über Kopf stürzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer im Galop lebt (reitet), fährt im Trabe zum Teufel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2996; Eiselein, 204; Sailer, 230.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schlimmes Leben, schlimmes Ende, sagen die Schotten. Wer schlimm anfängt, endigt schlimmer, die Venetier. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 66.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that lives a gallop, goes to the devil a trot. (<hi rendition="#i">Eiselein, 204.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Es geht im Galop mit dem Vermögen (oder: ins Spital).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er wird schnell mit seinem Vermögen fertig sein; er ist stark auf dem Wege ins Bettelhaus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Galopiren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer nicht galopiren kann, muss traben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui ne peut galoper qu'il trotte. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 304.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gamatzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er gamatzt wie der Algsöl (Altgesell).</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem Steinbilde Hans Buchsbauer's an der Orgelempore in der Sanct-Stephanskirche zu Wien, das wie das andere an der Kanzeltreppe derselben Kirche (s.  Hänsel) zu den wiener Wahrzeichen gehört und wie dies dem Volkswitze zu mehrern Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. (Vgl. <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gamatzer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gaimetzer<hi rendition="#sup">1</hi> macht auch seinen Nächsten (Nachbar) gaimetzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 717.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gamatzen = gähnen. (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, II, 345; Zaupser, 28.</hi>) Gaumetzen = das Maul aufreissen. &#x2013; Das böse Beispiel ist ansteckend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gambrinus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Dem Gambrinus dienen (opfern).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Freund des Biergenusses sein. Woher der König Gambrinus stammt, der hier und da mit einem prächtigen Seidel im Bilde die Bierstuben ziert, hat man noch nicht herausgebracht. Man spricht mehr von ihm, als man von ihm weiss. Das <hi rendition="#i">Sonntagsblatt von O. Ruppius (Berlin 1865, Nr. 4, S. 32)</hi> macht einem Versuch, ihn unter die grossen Heiligen einzureihen. Da Gambrin am Niederrhein zu Hause gewesen sein soll, wo früher die Gambrivier und Sigambrer wohnten, in diesen beiden Namen &#x201E;Gambr&#x201C; wie in Gambrin vorkomme, so liege vielleicht in jenem Namen das alte <hi rendition="#i">hamr</hi> oder <hi rendition="#i">gambr</hi> &#x2013; unser Hammer, das nicht nur das Streitbeil, sondern auch den alten Heidengott mit dem Hammer bezeichnet, der im Christenthum zum Teufel geworden ist. Da man an ihm festhielt, so machte man vielleicht nach der Annahme des Christenthums den heiligen Martin daraus; denn <hi rendition="#i">mart</hi> heisst auch Hammer. Martin war aber nicht nur der Hauptheilige der Franken, sondern der Legende nach auch der Schutzpatron der Trinker, die ihn anriefen, um bei ihrem Werke gesegnet zu werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gämliche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Die Gämlichen sind die Grämlichen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gammel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wen einmal der Gammel sticht, der höret auf die Worte nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 204.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Der Gammel ist ihm (ihr) vergangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gammel, wahrscheinlich aus Gampel (vom Zeitwort gimpen, gamp, gumpen) entstanden, daher das alte Gimpelgampel, und schweizerisch Gampiross, Schokelgaul.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Der Gammel sticht ihn.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gang.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Den letzten Gang müssen wir alle gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Calcanda semel via leti. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 395; Philippi, I, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der<hi rendition="#sup">1</hi> gang vermag tausent gulden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 33<hi rendition="#sup">b</hi>; Simrock, 2997; Körte, 1741; Eiselein, 204.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dieser, ein solcher Gang. &#x2013; &#x201E;Der hochtragend mit auffgerecktem hals hereintrit als wölle ers alls fressen; der meynet, die steyn sollen gegen jm auffstehn oder das pflaster sich bewegen.&#x201C; (S.  Gehen.) In Köthen sagt man von einem, der sich in die Brust wirft: Sein Gang ist tausend Thaler werth.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Gang zum Galgen setzt allemal müssig vor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Entspringt aus Müssiggang.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es muss alles seinen Gang haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het moet zijnen gang gaan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Je schneller Gang, je müder Mann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hoe voorder gang, hoe vermoeider man. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 200.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[662]/0690] *2 Einem Gallrei zu essen geben. Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen. Gallus. 1 Am heiligen Gallus (16. Oct.) der Apfel in den Sack muss. – Boebel, 49. Poln.: Swiętego Garusza, musze do miecha vszystkie iablusza. 2 Auf Sanct-Gall bleibt das Kalb im Stall, sonst jagt Simon Jude (28. Oct.) Kalb und Kuh in die Bude. (Wohlau.) – Boebel, 50. 3 Auf (nach) Sanct-Gall bleibt (treibt) die Kuh im Stall. – Blum, 191; Boebel, 49; Simrock, 2992. 4 De Galli hocket ufem Stei, wenn d' öppis dusse hest, thu's hei. (Schaffhausen.) – Schweiz (1858), 168, 30. 5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen; der Hahn hat gekräht, da Petrus hat gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sein betrogen. – Parömiakon, 3019. Wortspiel mit dem Wort Gallus, das a) Name eines Abtes ist, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet. 6 Galle kommt der Dreck alle. (Sachsen.) – Boebel, 50. 7 Galles schaff hämm (heim) alles. Es ist jetzt Zeit zur völligen Einbringung der Feldfrüchte. Auch die Czechen sagen: Sanct- Gall hat allem, auch dem Kohl geboten. (Reinsberg VIII, 181.) 8 Ist Sanct-Gallen trocken, so folgt kein Sommer mit nassen Socken. – Boebel, 49. 9 Nach Sanct-Gallus Verkünden wird sich der nächste Sommer finden. 10 Oem Zent (Sanct) Gelles gêet Kaiser Ka'l noh et Wengterquatier, öm Chresti Hömmelfât könt (kommt) he wier erus. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 111. 11 Sanct-Gall, der erste Schneefall. – Bair. Hauskalender. 12 Sanct-Gall ernt't man die Rüben all. (Oppeln.) – Boebel, 50. 13 Sanct-Gall macht's mit dem Pfluge all. Bei den Franzosen macht's ein anderer Heiliger. Frz.: A la saint Vallier la charrue sous le poirier, la Toussaint venue quite la charrue. (Leroux, I, 82.) 14 Sanct-Gallen lässt den Schnee fallen. – Boebel, 49; Simrock, 2993. In Italien regnet's statt dessen; man hat es aber nicht gern, indem es heisst: Wenn es an Sanct- Gall regnet, regnet's bis Weihnacht. Wenn es aber am Feste des heiligen Gallus schön ist, bleibt es auch schön bis zum Christfest. (Reinsberg VIII, 181.) 15 Sanct-Gallus wachtete de Göse; Sanct-Marten mestede se. (Mecklenburg.) – Gryse, Spegel, Bg. F, 4; Schiller, III, 12a. 16 Von Sünne Gall blit de Koh im Stall. (Kreuznach.) – Boebel, 49. 17 Wann Gallus muss Butterträger sein, so ist's ein böses Zeichen für den Wein. 18 Wenn Sanct-Gallus die Butter tragen muss, wird schwerlich der Wein gut. *19 An Sanct-Galli, wann die Rübe reif ist. (Oberlausitz.) Gallustag. 1 Am Sanct-Gallustag den Nachsommer man erwarten mag. – Reinsberg VIII, 180. 2 Auf Sanct-Gallentag (16. Oct.) muss jeder Apfel in seinen Sack. 3 Ein trockener Sanct-Gallustag verkündet einen trockenen Sommer. Galluswoche. In der Galluswoche darf kein Roggen gesäet werden. Die Czechen sind derselben Ansicht: Für Galluskorn und Urbanhafer braucht man keine Scheuer zu bauen. – Galluskorn und Urbanhafer, was daraus wird, magst später sagen. In Oberitalien dagegen sagt man: An Sanct-Gall säe, säe, thue es ja. Ferner: An Sanct-Gall führe die Ochsen aufs Feld und unterlass es nicht. (Reinsberg VIII, 181.) Galop. 1 Der Galop eines Gauls macht mehr Aufsehen, als der (stete) Trab eines Renners. Chamfort sagt: „Man erstaunt in gleichem Grade über den guten Einfall eines Pinsels, als über ein Fiakerpferd, das zu galopiren anfängt.“ 2 Wer im Galop läuft, wird Hals über Kopf stürzen. 3 Wer im Galop lebt (reitet), fährt im Trabe zum Teufel. – Simrock, 2996; Eiselein, 204; Sailer, 230. Schlimmes Leben, schlimmes Ende, sagen die Schotten. Wer schlimm anfängt, endigt schlimmer, die Venetier. (Reinsberg III, 66.) Engl.: He that lives a gallop, goes to the devil a trot. (Eiselein, 204.) *4 Es geht im Galop mit dem Vermögen (oder: ins Spital). Er wird schnell mit seinem Vermögen fertig sein; er ist stark auf dem Wege ins Bettelhaus. Galopiren. Wer nicht galopiren kann, muss traben. Frz.: Qui ne peut galoper qu'il trotte. (Leroux, II, 304.) Gamatzen. * Er gamatzt wie der Algsöl (Altgesell). (Wien.) Von dem Steinbilde Hans Buchsbauer's an der Orgelempore in der Sanct-Stephanskirche zu Wien, das wie das andere an der Kanzeltreppe derselben Kirche (s. Hänsel) zu den wiener Wahrzeichen gehört und wie dies dem Volkswitze zu mehrern Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. (Vgl. Illustrirte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.) Gamatzer. Gaimetzer1 macht auch seinen Nächsten (Nachbar) gaimetzen. – Parömiakon, 717. 1) Gamatzen = gähnen. (Vgl. Frommann, II, 345; Zaupser, 28.) Gaumetzen = das Maul aufreissen. – Das böse Beispiel ist ansteckend. Gambrinus. * Dem Gambrinus dienen (opfern). Ein Freund des Biergenusses sein. Woher der König Gambrinus stammt, der hier und da mit einem prächtigen Seidel im Bilde die Bierstuben ziert, hat man noch nicht herausgebracht. Man spricht mehr von ihm, als man von ihm weiss. Das Sonntagsblatt von O. Ruppius (Berlin 1865, Nr. 4, S. 32) macht einem Versuch, ihn unter die grossen Heiligen einzureihen. Da Gambrin am Niederrhein zu Hause gewesen sein soll, wo früher die Gambrivier und Sigambrer wohnten, in diesen beiden Namen „Gambr“ wie in Gambrin vorkomme, so liege vielleicht in jenem Namen das alte hamr oder gambr – unser Hammer, das nicht nur das Streitbeil, sondern auch den alten Heidengott mit dem Hammer bezeichnet, der im Christenthum zum Teufel geworden ist. Da man an ihm festhielt, so machte man vielleicht nach der Annahme des Christenthums den heiligen Martin daraus; denn mart heisst auch Hammer. Martin war aber nicht nur der Hauptheilige der Franken, sondern der Legende nach auch der Schutzpatron der Trinker, die ihn anriefen, um bei ihrem Werke gesegnet zu werden. Gämliche. Die Gämlichen sind die Grämlichen. Gammel. 1 Wen einmal der Gammel sticht, der höret auf die Worte nicht. – Eiselein, 204. *2 Der Gammel ist ihm (ihr) vergangen. Gammel, wahrscheinlich aus Gampel (vom Zeitwort gimpen, gamp, gumpen) entstanden, daher das alte Gimpelgampel, und schweizerisch Gampiross, Schokelgaul. *3 Der Gammel sticht ihn. Gang. 1 Den letzten Gang müssen wir alle gehen. Lat.: Calcanda semel via leti. (Horaz.) (Binder II, 395; Philippi, I, 68.) 2 Der1 gang vermag tausent gulden. – Franck, II, 33b; Simrock, 2997; Körte, 1741; Eiselein, 204. 1) Dieser, ein solcher Gang. – „Der hochtragend mit auffgerecktem hals hereintrit als wölle ers alls fressen; der meynet, die steyn sollen gegen jm auffstehn oder das pflaster sich bewegen.“ (S. Gehen.) In Köthen sagt man von einem, der sich in die Brust wirft: Sein Gang ist tausend Thaler werth. 3 Der Gang zum Galgen setzt allemal müssig vor. Entspringt aus Müssiggang. 4 Es muss alles seinen Gang haben. Holl.: Het moet zijnen gang gaan. (Harrebomée, I, 200.) 5 Je schneller Gang, je müder Mann. Holl.: Hoe voorder gang, hoe vermoeider man. (Harrebomée, I, 200.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/690
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [662]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/690>, abgerufen am 28.04.2024.