Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 29 Die Gänse gehen barfuss, weil sie nichts thun mögen.

Lat.: Otium et reges prius, et beatas perdidit urbes.

30 Die Gänse gehen nicht gebraten herum und haben einen Löffel im Steiss. (Osnabrück.)

Die mit Aepfeln u. dgl. gefüllte Martinsgans wird mit einem Löffel im Steiss aufgetragen.

31 Die Gänse gehen überall barfuss. - Blum, 533; Simrock, 3009; Körte, 1749; Kirchhofer, 277; Eiselein, 205.

In der französischen Schweiz sagt man: Die Gänse haben überall einen Schnabel. In Holland: Die Giebel stehen überall aufwärts. Die Dänen: Zerbrochenes Geschirr kennt man in allen Landen. (Reinsberg II, 72.)

Frz.: C'est tout comme chez nous. (Körte, 1749.)

Holl.: Hierom en daarom gaan de ganzen barrevoets. (Harrebomee, I, 201.)

Ung.: Masutt is soval soznak a szakacsok. (Gaal, 579.)

32 Die Gänse gehen ungern barfuss. - Eiselein, 205.

33 Die Gänse glauben nicht, dass die Hühner (oder: Küchlein) Heu fressen.

Holl.: De ganzen gelooven niet, dat de kiekens hooi eten. (Harrebomee, I, 200.)

34 Die Gänse rupft man auf dem Dorfe und die Bauern in der Stadt.

Frz.: On plume les oies au village, et les plaideurs a la ville. (Cahier, 1381.)

35 Die Gänse sollen einen Hirten haben oder einen Stall. - Graf, 116, 306.

Mhd.: Di gansz söllen ein hirten haben oder ein stal. (Grimm, Weisth., I, 127.)

36 Die Gänse zertreten (mit den breiten Füssen) mehr, als zum Futter (Sattwerden) nöthig wär'.

37 Die Ganss geht jhrs dattern nicht ab. - Henisch, 1348, 48; Eyering, I, 685.

38 Die Ganss geht so lang in die Kuchen, biss sie am Spiss stecken bleibt. - Lehmann, 580, 6; Simrock, 3004; Körte, 1752.

Dän.: Gaasen gaaer sa laenge i kiökkenet, at hun fastner engang ved spidet. (Prov. dan., 211.)

Frz.: L'oison et le cochon du cousteau les embroche on. (Leroux, I, 124.) - Tant va la mouche au miel qu'elle y laisse la tete.

It.: Tanto va la capra alle verze, che vi lascia la pelle. - Tanto va la gatta al lardo, che vi lascia la zampa. - Tanto va la mosca al miele, che vi lascia il capo. - Tanto va l'occa al torso, che vi lascia il becco.

39 Die Ganss wachet (hütet) fleissiger dann der Hund. - Henisch, 1348, 46.

Diesen Ruf hat wol die Capitolgans ihren Schwestern erworben.

Frz.: L'oye est de meilleur guet que le chien. (Kritzinger, 497.)

40 Die junge Gans führt die alte weiden.

41 Die jungen (kleinen) Gänse wollen die alten (grossen) zur Tränke führen.

Die Russen: Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern. Die Aegypter: Das Lamm kam, um seinen Vater weiden zu lehren. Die Neugriechen: Das Hühnchen gibt der Henne Rath. Und: Komm, Grosspapa, ich will dir deine Vorfahren zeigen. Die Engländer: Hans Sprat will seine Grossmutter lehren Hennen befühlen; und: Lehrt euerer Grossmutter Enten greifen (auch: sauere Milch suppen). (Reinsberg IV, 61.)

Frz.: Les oisons veulent mener paistre leur mere. - L'oison mene l'oye paistre, et le bejaune precede le maistre. (Leroux, I, 124.)

42 Die weisse Gans brütet gut. - Blum, 231; Simrock, 3002; Eiselein, 205; Körte, 175; Wurzbach I, 112; Reinsberg VIII, 82.

Von der wärmenden Schneedecke, unter welcher die Saat gut gedeiht, im Gegensatz der schwarzen, womit ein Kothwinter bezeichnet wird, der den Saaten nicht vortheilhaft ist. Der Schnee gilt in Deutschland und den Grenzländern für das beste Geschenk des Februar.

43 Drei Gänse und ein Hahn machen den Markt von Malo. - Reinsberg VI, 22.

Der Markt von Montebello dagegen erfordert drei Frauen (s. Frau 137) und einen Korb. Die Serben verlangen drei Frauen und eine Gans zum Markte.

44 E Gans, die hört die Megille (Brief Esther's), soll mer jage' aus der Kille (Gemeinde). (S. 55.) - Tendlau, 968.

Eine Gans, welche das Purimfest, an dem der Brief Esther's (Megillah) vorgelesen wird, gehört hat, soll man aus der Gemeinde jagen. Regel für Gutschmecker.

45 Ehe man die Gans berupft, muss man erst die Federn wachsen lassen.


[Spaltenumbruch]

46 Ein faiste Ganss darff man nicht spicken. - Lehmann, 233, 5.

Holl.: Eene vette gans bedruipt zich zelve. (Harrebomee, I, 291.)

47 Ein Gans fleugt vber meer, ein ganss herwidder. - Agricola I, 718; Franck, II, 24b u. 184a; Eyering, II, 76 u. 149; Henisch, 1351, 16; Körte, 1748; Körte2, 2156; Eiselein, 205; Siebenkees, 253-254; Blum, 491; Heyl, 488; Ramann, Unterr., IV, 21; Struve, 6.

Wer ohne Kopf ausreist, kommt ohne Kenntnisse zurück. Nur der hat einen Nutzen von seinen Reisen, der Verstand und die erforderliche Vorbildung mitnimmt. Ein lateinisches Sprichwort sagt: Eine Gans möge die unendlichen Wogen des Meeres überfliegen, bei der Rückkehr schreit sie: Gha, gha, wie sie vorher gethan. (Reinsberg IV, 39.)

Frz.: On change bien de poil, mais non pas de naturel. (Kritzinger, 546.) - Fou va-t-a Rome, fou en revient.

Lat.: Coelum non animum mutant, qui trans mare currunt. - Transvolet immensas anser licet aequoris undas in reditu gha, gha, fecit ut ante, canit. (Gaal, 577.)

48 Ein gans hat jhren aignen Kopff. - Henisch, 1351, 20.

49 Ein gans legt ein gross ay vnd schweiget stille, ein hun gackelt vil bey den kleinen. - Henisch, 1351, 21; Lehmann, 69, 23.

50 Ein gans schnattert vbel vnter den Schwanen. - Henisch, 1351, 23.

51 Ein gans vber Meer, ein gans wider her. - Henisch, 1351, 24; Lehmann, 688, 28; Kirchhofer, 277; Gesner, 152.

52 Ein Ganss hat mehr Federn als ein zeisslein, aber sie bedarff jhrer Federn sowol als das zeisslein. - Lehmann, 534, 32.

53 Ein Ganss ob sie schon viel Federn hat, so kompt sie doch das auffschwingen viel schwerer an, als eim Spatzen. - Lehmann, 534, 33.

54 Ein Ganss über Rhein, ein Ganss wider heim. - Lehmann, 688, 20; Reinsberg IV, 36.

55 Eine Gans, die Fastnacht erlebt hat, taugt nichts mehr. (S. 44.)

Frz.: Oison verd bon, grison gueres bon. (Kritzinger, 489.)

56 Eine Gans erschrickt nicht, wenn man auch Sturm läutet. - Geiler, Nsch., 14.

"Ein Ganss, wann man schon sturm leutet, erschricket sie nicht darob, sont sitzt still gantz vnbeweglich." (Geiler, Nsch., XIV; Kloster, I, 300.)

57 Eine Gans ist geflogen aus, ein Gickgack kommt wieder nach Haus. - Pistor., IV, 32.

58 Eine Gans legt keine Euleneier.

Holl.: Eene gans kan geene uileneijeren leggen. (Harrebomee, I, 201.)

59 Eine Gans soll einen Hirten haben. - Graf, 116, 305.

Mhd.: Ein gansz sal ainen herten han. (Grimm, Weisth., III, 889.)

60 Eine Gans unter Schwänen erkenn' ich sonder Wähnen. - Eiselein, 205.

61 Eine Gans wird so lange gerupft, als sie Federn hat.

Holl.: Men plukt de gans, zoo lang zij vederen heeft. (Harrebomee, I, 201; Bohn I, 333.)

62 Eine Ganss trinckt so viel als ein Gänser. - Lehmann, 758, 32.

Dän.: En gaas drikker saa meget som en gasse. (Bohn I, 365.)

63 Eine geschenkte Gans 'gibt einen wohlfeilen Braten.

Die Letten behaupten, sie gäbe einen fettern Braten als eine gekaufte. Um auszusprechen, dass man Geschenke nicht kritisirt, sondern hochschätzt. In demselben Sinne sagen sie auch: Ein geschenktes Huhn hat drei Hälften, ein gekauftes nur eine. Der geschenkte Sauerapfel gilt für süss. (Reinsberg IV, 145.)

64 Eine gute Gans braucht den Gänserich nicht zu suchen.

Dän.: God gaas, er sig selv om gasse. (Prov. dan., 243.)

65 Eine magere Gans ist wohlfeiler als eine fette.

Friedrich der Grosse hatte übrigens magere Beamte nicht gern, weil sie ihm zu viel kosteten, ehe sie fett wurden.

66 Es entfällt oft auch einer gescheiten Gans ein Ei. - Kirchhofer, 277.

67 Es floge ein gans über rein (Meer) vnd kam eyn gagag herwider. - Tappius, 32b; Gesner, III, 152; Egenolff, 78b; Eyering, I, 583; Henisch, 1351, 27; Petri, II, 245.


[Spaltenumbruch] 29 Die Gänse gehen barfuss, weil sie nichts thun mögen.

Lat.: Otium et reges prius, et beatas perdidit urbes.

30 Die Gänse gehen nicht gebraten herum und haben einen Löffel im Steiss. (Osnabrück.)

Die mit Aepfeln u. dgl. gefüllte Martinsgans wird mit einem Löffel im Steiss aufgetragen.

31 Die Gänse gehen überall barfuss.Blum, 533; Simrock, 3009; Körte, 1749; Kirchhofer, 277; Eiselein, 205.

In der französischen Schweiz sagt man: Die Gänse haben überall einen Schnabel. In Holland: Die Giebel stehen überall aufwärts. Die Dänen: Zerbrochenes Geschirr kennt man in allen Landen. (Reinsberg II, 72.)

Frz.: C'est tout comme chez nous. (Körte, 1749.)

Holl.: Hierom en daarom gaan de ganzen barrevoets. (Harrebomée, I, 201.)

Ung.: Másutt is sóval sóznak a szakácsok. (Gaal, 579.)

32 Die Gänse gehen ungern barfuss.Eiselein, 205.

33 Die Gänse glauben nicht, dass die Hühner (oder: Küchlein) Heu fressen.

Holl.: De ganzen gelooven niet, dat de kiekens hooi eten. (Harrebomée, I, 200.)

34 Die Gänse rupft man auf dem Dorfe und die Bauern in der Stadt.

Frz.: On plume les oies au village, et les plaideurs à la ville. (Cahier, 1381.)

35 Die Gänse sollen einen Hirten haben oder einen Stall.Graf, 116, 306.

Mhd.: Di gansz söllen ein hirten haben oder ein stal. (Grimm, Weisth., I, 127.)

36 Die Gänse zertreten (mit den breiten Füssen) mehr, als zum Futter (Sattwerden) nöthig wär'.

37 Die Ganss geht jhrs dattern nicht ab.Henisch, 1348, 48; Eyering, I, 685.

38 Die Ganss geht so lang in die Kuchen, biss sie am Spiss stecken bleibt.Lehmann, 580, 6; Simrock, 3004; Körte, 1752.

Dän.: Gaasen gaaer sa længe i kiøkkenet, at hun fastner engang ved spidet. (Prov. dan., 211.)

Frz.: L'oison et le cochon du cousteau les embroche on. (Leroux, I, 124.) – Tant va la mouche au miel qu'elle y laisse la tête.

It.: Tanto và la capra alle verze, che vi lascia la pelle. – Tanto và la gatta al lardo, che vi lascia la zampa. – Tanto và la mosca al miele, che vi lascia il capo. – Tanto và l'occa al torso, che vi lascia il becco.

39 Die Ganss wachet (hütet) fleissiger dann der Hund.Henisch, 1348, 46.

Diesen Ruf hat wol die Capitolgans ihren Schwestern erworben.

Frz.: L'oye est de meilleur guet que le chien. (Kritzinger, 497.)

40 Die junge Gans führt die alte weiden.

41 Die jungen (kleinen) Gänse wollen die alten (grossen) zur Tränke führen.

Die Russen: Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern. Die Aegypter: Das Lamm kam, um seinen Vater weiden zu lehren. Die Neugriechen: Das Hühnchen gibt der Henne Rath. Und: Komm, Grosspapa, ich will dir deine Vorfahren zeigen. Die Engländer: Hans Sprat will seine Grossmutter lehren Hennen befühlen; und: Lehrt euerer Grossmutter Enten greifen (auch: sauere Milch suppen). (Reinsberg IV, 61.)

Frz.: Les oisons veulent mener paistre leur mère. – L'oison mène l'oye paistre, et le bejaune précede le maistre. (Leroux, I, 124.)

42 Die weisse Gans brütet gut.Blum, 231; Simrock, 3002; Eiselein, 205; Körte, 175; Wurzbach I, 112; Reinsberg VIII, 82.

Von der wärmenden Schneedecke, unter welcher die Saat gut gedeiht, im Gegensatz der schwarzen, womit ein Kothwinter bezeichnet wird, der den Saaten nicht vortheilhaft ist. Der Schnee gilt in Deutschland und den Grenzländern für das beste Geschenk des Februar.

43 Drei Gänse und ein Hahn machen den Markt von Malo.Reinsberg VI, 22.

Der Markt von Montebello dagegen erfordert drei Frauen (s. Frau 137) und einen Korb. Die Serben verlangen drei Frauen und eine Gans zum Markte.

44 E Gans, die hört die Megille (Brief Esther's), soll mer jage' aus der Kille (Gemeinde). (S. 55.)Tendlau, 968.

Eine Gans, welche das Purimfest, an dem der Brief Esther's (Megillah) vorgelesen wird, gehört hat, soll man aus der Gemeinde jagen. Regel für Gutschmecker.

45 Ehe man die Gans berupft, muss man erst die Federn wachsen lassen.


[Spaltenumbruch]

46 Ein faiste Ganss darff man nicht spicken.Lehmann, 233, 5.

Holl.: Eene vette gans bedruipt zich zelve. (Harrebomée, I, 291.)

47 Ein Gans fleugt vber meer, ein ganss herwidder.Agricola I, 718; Franck, II, 24b u. 184a; Eyering, II, 76 u. 149; Henisch, 1351, 16; Körte, 1748; Körte2, 2156; Eiselein, 205; Siebenkees, 253-254; Blum, 491; Heyl, 488; Ramann, Unterr., IV, 21; Struve, 6.

Wer ohne Kopf ausreist, kommt ohne Kenntnisse zurück. Nur der hat einen Nutzen von seinen Reisen, der Verstand und die erforderliche Vorbildung mitnimmt. Ein lateinisches Sprichwort sagt: Eine Gans möge die unendlichen Wogen des Meeres überfliegen, bei der Rückkehr schreit sie: Gha, gha, wie sie vorher gethan. (Reinsberg IV, 39.)

Frz.: On change bien de poil, mais non pas de naturel. (Kritzinger, 546.) – Fou va-t-à Rome, fou en revient.

Lat.: Coelum non animum mutant, qui trans mare currunt. – Transvolet immensas anser licet aequoris undas in reditu gha, gha, fecit ut ante, canit. (Gaal, 577.)

48 Ein gans hat jhren aignen Kopff.Henisch, 1351, 20.

49 Ein gans legt ein gross ay vnd schweiget stille, ein hun gackelt vil bey den kleinen.Henisch, 1351, 21; Lehmann, 69, 23.

50 Ein gans schnattert vbel vnter den Schwanen.Henisch, 1351, 23.

51 Ein gans vber Meer, ein gans wider her.Henisch, 1351, 24; Lehmann, 688, 28; Kirchhofer, 277; Gesner, 152.

52 Ein Ganss hat mehr Federn als ein zeisslein, aber sie bedarff jhrer Federn sowol als das zeisslein.Lehmann, 534, 32.

53 Ein Ganss ob sie schon viel Federn hat, so kompt sie doch das auffschwingen viel schwerer an, als eim Spatzen.Lehmann, 534, 33.

54 Ein Ganss über Rhein, ein Ganss wider heim.Lehmann, 688, 20; Reinsberg IV, 36.

55 Eine Gans, die Fastnacht erlebt hat, taugt nichts mehr. (S. 44.)

Frz.: Oison verd bon, grison gueres bon. (Kritzinger, 489.)

56 Eine Gans erschrickt nicht, wenn man auch Sturm läutet.Geiler, Nsch., 14.

„Ein Ganss, wann man schon sturm leutet, erschricket sie nicht darob, sont sitzt still gantz vnbeweglich.“ (Geiler, Nsch., XIV; Kloster, I, 300.)

57 Eine Gans ist geflogen aus, ein Gickgack kommt wieder nach Haus.Pistor., IV, 32.

58 Eine Gans legt keine Euleneier.

Holl.: Eene gans kan geene uileneijeren leggen. (Harrebomée, I, 201.)

59 Eine Gans soll einen Hirten haben.Graf, 116, 305.

Mhd.: Ein gansz sal ainen herten han. (Grimm, Weisth., III, 889.)

60 Eine Gans unter Schwänen erkenn' ich sonder Wähnen.Eiselein, 205.

61 Eine Gans wird so lange gerupft, als sie Federn hat.

Holl.: Men plukt de gans, zoo lang zij vederen heeft. (Harrebomée, I, 201; Bohn I, 333.)

62 Eine Ganss trinckt so viel als ein Gänser.Lehmann, 758, 32.

Dän.: En gaas drikker saa meget som en gasse. (Bohn I, 365.)

63 Eine geschenkte Gans 'gibt einen wohlfeilen Braten.

Die Letten behaupten, sie gäbe einen fettern Braten als eine gekaufte. Um auszusprechen, dass man Geschenke nicht kritisirt, sondern hochschätzt. In demselben Sinne sagen sie auch: Ein geschenktes Huhn hat drei Hälften, ein gekauftes nur eine. Der geschenkte Sauerapfel gilt für süss. (Reinsberg IV, 145.)

64 Eine gute Gans braucht den Gänserich nicht zu suchen.

Dän.: God gaas, er sig selv om gasse. (Prov. dan., 243.)

65 Eine magere Gans ist wohlfeiler als eine fette.

Friedrich der Grosse hatte übrigens magere Beamte nicht gern, weil sie ihm zu viel kosteten, ehe sie fett wurden.

66 Es entfällt oft auch einer gescheiten Gans ein Ei.Kirchhofer, 277.

67 Es floge ein gans über rein (Meer) vnd kam eyn gagag herwider.Tappius, 32b; Gesner, III, 152; Egenolff, 78b; Eyering, I, 583; Henisch, 1351, 27; Petri, II, 245.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0692" n="[664]"/><cb n="1327"/>
29 Die Gänse gehen barfuss, weil sie nichts thun mögen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Otium et reges prius, et beatas perdidit urbes.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Die Gänse gehen nicht gebraten herum und haben einen Löffel im Steiss.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die mit Aepfeln u. dgl. gefüllte Martinsgans wird mit einem Löffel im Steiss aufgetragen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Die Gänse gehen überall barfuss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 533; Simrock, 3009; Körte, 1749; Kirchhofer, 277; Eiselein, 205.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In der französischen Schweiz sagt man: Die Gänse haben überall einen Schnabel. In Holland: Die Giebel stehen überall aufwärts. Die Dänen: Zerbrochenes Geschirr kennt man in allen Landen. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est tout comme chez nous. (<hi rendition="#i">Körte, 1749.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hierom en daarom gaan de ganzen barrevoets. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 201.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Másutt is sóval sóznak a szakácsok. (<hi rendition="#i">Gaal, 579.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Die Gänse gehen ungern barfuss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 205.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Die Gänse glauben nicht, dass die Hühner (oder: Küchlein) Heu fressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De ganzen gelooven niet, dat de kiekens hooi eten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Die Gänse rupft man auf dem Dorfe und die Bauern in der Stadt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On plume les oies au village, et les plaideurs à la ville. (<hi rendition="#i">Cahier, 1381.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Die Gänse sollen einen Hirten haben oder einen Stall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 116, 306.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Di gansz söllen ein hirten haben oder ein stal. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., I, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Die Gänse zertreten (mit den breiten Füssen) mehr, als zum Futter (Sattwerden) nöthig wär'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Die Ganss geht jhrs dattern nicht ab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1348, 48; Eyering, I, 685.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Die Ganss geht so lang in die Kuchen, biss sie am Spiss stecken bleibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 580, 6; Simrock, 3004; Körte, 1752.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gaasen gaaer sa længe i kiøkkenet, at hun fastner engang ved spidet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'oison et le cochon du cousteau les embroche on. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 124.</hi>) &#x2013; Tant va la mouche au miel qu'elle y laisse la tête.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tanto và la capra alle verze, che vi lascia la pelle. &#x2013; Tanto và la gatta al lardo, che vi lascia la zampa. &#x2013; Tanto và la mosca al miele, che vi lascia il capo. &#x2013; Tanto và l'occa al torso, che vi lascia il becco.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">39 Die Ganss wachet (hütet) fleissiger dann der Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1348, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Diesen Ruf hat wol die Capitolgans ihren Schwestern erworben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'oye est de meilleur guet que le chien. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 497.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Die junge Gans führt die alte weiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">41 Die jungen (kleinen) Gänse wollen die alten (grossen) zur Tränke führen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern. Die Aegypter: Das Lamm kam, um seinen Vater weiden zu lehren. Die Neugriechen: Das Hühnchen gibt der Henne Rath. Und: Komm, Grosspapa, ich will dir deine Vorfahren zeigen. Die Engländer: Hans Sprat will seine Grossmutter lehren Hennen befühlen; und: Lehrt euerer Grossmutter Enten greifen (auch: sauere Milch suppen). (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 61.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les oisons veulent mener paistre leur mère. &#x2013; L'oison mène l'oye paistre, et le bejaune précede le maistre. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 124.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Die weisse Gans brütet gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 231; Simrock, 3002; Eiselein, 205; Körte, 175; Wurzbach I, 112; Reinsberg VIII, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der wärmenden Schneedecke, unter welcher die Saat gut gedeiht, im Gegensatz der schwarzen, womit ein Kothwinter bezeichnet wird, der den Saaten nicht vortheilhaft ist. Der Schnee gilt in Deutschland und den Grenzländern für das beste Geschenk des Februar.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Drei Gänse und ein Hahn machen den Markt von Malo.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VI, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Markt von Montebello dagegen erfordert drei Frauen (s.  Frau 137) und einen Korb. Die Serben verlangen drei Frauen und eine Gans zum Markte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">44 E Gans, die hört die Megille (Brief Esther's), soll mer jage' aus der Kille (Gemeinde). (S. 55.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 968.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Gans, welche das Purimfest, an dem der Brief Esther's (Megillah) vorgelesen wird, gehört hat, soll man aus der Gemeinde jagen. Regel für Gutschmecker.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Ehe man die Gans berupft, muss man erst die Federn wachsen lassen.</hi> </p><lb/>
          <cb n="1328"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">46 Ein faiste Ganss darff man nicht spicken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 233, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene vette gans bedruipt zich zelve. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 Ein Gans fleugt vber meer, ein ganss herwidder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 718; Franck, II, 24<hi rendition="#sup">b</hi> u. 184<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, II, 76 u. 149; Henisch, 1351, 16; Körte, 1748; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 2156; Eiselein, 205; Siebenkees, 253-254; Blum, 491; Heyl, 488; Ramann, Unterr., IV, 21; Struve, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer ohne Kopf ausreist, kommt ohne Kenntnisse zurück. Nur der hat einen Nutzen von seinen Reisen, der Verstand und die erforderliche Vorbildung mitnimmt. Ein lateinisches Sprichwort sagt: Eine Gans möge die unendlichen Wogen des Meeres überfliegen, bei der Rückkehr schreit sie: Gha, gha, wie sie vorher gethan. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 39.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On change bien de poil, mais non pas de naturel. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 546.</hi>) &#x2013; Fou va-t-à Rome, fou en revient.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Coelum non animum mutant, qui trans mare currunt. &#x2013; Transvolet immensas anser licet aequoris undas in reditu gha, gha, fecit ut ante, canit. (<hi rendition="#i">Gaal, 577.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Ein gans hat jhren aignen Kopff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1351, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Ein gans legt ein gross ay vnd schweiget stille, ein hun gackelt vil bey den kleinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1351, 21; Lehmann, 69, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Ein gans schnattert vbel vnter den Schwanen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1351, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Ein gans vber Meer, ein gans wider her.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1351, 24; Lehmann, 688, 28; Kirchhofer, 277; Gesner, 152.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Ein Ganss hat mehr Federn als ein zeisslein, aber sie bedarff jhrer Federn sowol als das zeisslein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 534, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Ein Ganss ob sie schon viel Federn hat, so kompt sie doch das auffschwingen viel schwerer an, als eim Spatzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 534, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Ein Ganss über Rhein, ein Ganss wider heim.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 688, 20; Reinsberg IV, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">55 Eine Gans, die Fastnacht erlebt hat, taugt nichts mehr. (S. 44.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Oison verd bon, grison gueres bon. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 489.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Eine Gans erschrickt nicht, wenn man auch Sturm läutet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler, Nsch., 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ein Ganss, wann man schon sturm leutet, erschricket sie nicht darob, sont sitzt still gantz vnbeweglich.&#x201C; (<hi rendition="#i">Geiler, Nsch., XIV; Kloster, I, 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">57 Eine Gans ist geflogen aus, ein Gickgack kommt wieder nach Haus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., IV, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">58 Eine Gans legt keine Euleneier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene gans kan geene uileneijeren leggen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 201.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">59 Eine Gans soll einen Hirten haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 116, 305.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ein gansz sal ainen herten han. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., III, 889.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Eine Gans unter Schwänen erkenn' ich sonder Wähnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 205.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">61 Eine Gans wird so lange gerupft, als sie Federn hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men plukt de gans, zoo lang zij vederen heeft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 201; Bohn I, 333.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Eine Ganss trinckt so viel als ein Gänser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 758, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En gaas drikker saa meget som en gasse. (<hi rendition="#i">Bohn I, 365.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">63 Eine geschenkte Gans 'gibt einen wohlfeilen Braten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Letten behaupten, sie gäbe einen fettern Braten als eine gekaufte. Um auszusprechen, dass man Geschenke nicht kritisirt, sondern hochschätzt. In demselben Sinne sagen sie auch: Ein geschenktes Huhn hat drei Hälften, ein gekauftes nur eine. Der geschenkte Sauerapfel gilt für süss. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 145.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Eine gute Gans braucht den Gänserich nicht zu suchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: God gaas, er sig selv om gasse. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 243.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">65 Eine magere Gans ist wohlfeiler als eine fette.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Friedrich der Grosse hatte übrigens magere Beamte nicht gern, weil sie ihm zu viel kosteten, ehe sie fett wurden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">66 Es entfällt oft auch einer gescheiten Gans ein Ei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 277.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Es floge ein gans über rein (Meer) vnd kam eyn gagag herwider.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 32<hi rendition="#sup">b</hi>; Gesner, III, 152; Egenolff, 78<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, I, 583; Henisch, 1351, 27; Petri, II, 245.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[664]/0692] 29 Die Gänse gehen barfuss, weil sie nichts thun mögen. Lat.: Otium et reges prius, et beatas perdidit urbes. 30 Die Gänse gehen nicht gebraten herum und haben einen Löffel im Steiss. (Osnabrück.) Die mit Aepfeln u. dgl. gefüllte Martinsgans wird mit einem Löffel im Steiss aufgetragen. 31 Die Gänse gehen überall barfuss. – Blum, 533; Simrock, 3009; Körte, 1749; Kirchhofer, 277; Eiselein, 205. In der französischen Schweiz sagt man: Die Gänse haben überall einen Schnabel. In Holland: Die Giebel stehen überall aufwärts. Die Dänen: Zerbrochenes Geschirr kennt man in allen Landen. (Reinsberg II, 72.) Frz.: C'est tout comme chez nous. (Körte, 1749.) Holl.: Hierom en daarom gaan de ganzen barrevoets. (Harrebomée, I, 201.) Ung.: Másutt is sóval sóznak a szakácsok. (Gaal, 579.) 32 Die Gänse gehen ungern barfuss. – Eiselein, 205. 33 Die Gänse glauben nicht, dass die Hühner (oder: Küchlein) Heu fressen. Holl.: De ganzen gelooven niet, dat de kiekens hooi eten. (Harrebomée, I, 200.) 34 Die Gänse rupft man auf dem Dorfe und die Bauern in der Stadt. Frz.: On plume les oies au village, et les plaideurs à la ville. (Cahier, 1381.) 35 Die Gänse sollen einen Hirten haben oder einen Stall. – Graf, 116, 306. Mhd.: Di gansz söllen ein hirten haben oder ein stal. (Grimm, Weisth., I, 127.) 36 Die Gänse zertreten (mit den breiten Füssen) mehr, als zum Futter (Sattwerden) nöthig wär'. 37 Die Ganss geht jhrs dattern nicht ab. – Henisch, 1348, 48; Eyering, I, 685. 38 Die Ganss geht so lang in die Kuchen, biss sie am Spiss stecken bleibt. – Lehmann, 580, 6; Simrock, 3004; Körte, 1752. Dän.: Gaasen gaaer sa længe i kiøkkenet, at hun fastner engang ved spidet. (Prov. dan., 211.) Frz.: L'oison et le cochon du cousteau les embroche on. (Leroux, I, 124.) – Tant va la mouche au miel qu'elle y laisse la tête. It.: Tanto và la capra alle verze, che vi lascia la pelle. – Tanto và la gatta al lardo, che vi lascia la zampa. – Tanto và la mosca al miele, che vi lascia il capo. – Tanto và l'occa al torso, che vi lascia il becco. 39 Die Ganss wachet (hütet) fleissiger dann der Hund. – Henisch, 1348, 46. Diesen Ruf hat wol die Capitolgans ihren Schwestern erworben. Frz.: L'oye est de meilleur guet que le chien. (Kritzinger, 497.) 40 Die junge Gans führt die alte weiden. 41 Die jungen (kleinen) Gänse wollen die alten (grossen) zur Tränke führen. Die Russen: Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern. Die Aegypter: Das Lamm kam, um seinen Vater weiden zu lehren. Die Neugriechen: Das Hühnchen gibt der Henne Rath. Und: Komm, Grosspapa, ich will dir deine Vorfahren zeigen. Die Engländer: Hans Sprat will seine Grossmutter lehren Hennen befühlen; und: Lehrt euerer Grossmutter Enten greifen (auch: sauere Milch suppen). (Reinsberg IV, 61.) Frz.: Les oisons veulent mener paistre leur mère. – L'oison mène l'oye paistre, et le bejaune précede le maistre. (Leroux, I, 124.) 42 Die weisse Gans brütet gut. – Blum, 231; Simrock, 3002; Eiselein, 205; Körte, 175; Wurzbach I, 112; Reinsberg VIII, 82. Von der wärmenden Schneedecke, unter welcher die Saat gut gedeiht, im Gegensatz der schwarzen, womit ein Kothwinter bezeichnet wird, der den Saaten nicht vortheilhaft ist. Der Schnee gilt in Deutschland und den Grenzländern für das beste Geschenk des Februar. 43 Drei Gänse und ein Hahn machen den Markt von Malo. – Reinsberg VI, 22. Der Markt von Montebello dagegen erfordert drei Frauen (s. Frau 137) und einen Korb. Die Serben verlangen drei Frauen und eine Gans zum Markte. 44 E Gans, die hört die Megille (Brief Esther's), soll mer jage' aus der Kille (Gemeinde). (S. 55.) – Tendlau, 968. Eine Gans, welche das Purimfest, an dem der Brief Esther's (Megillah) vorgelesen wird, gehört hat, soll man aus der Gemeinde jagen. Regel für Gutschmecker. 45 Ehe man die Gans berupft, muss man erst die Federn wachsen lassen. 46 Ein faiste Ganss darff man nicht spicken. – Lehmann, 233, 5. Holl.: Eene vette gans bedruipt zich zelve. (Harrebomée, I, 291.) 47 Ein Gans fleugt vber meer, ein ganss herwidder. – Agricola I, 718; Franck, II, 24b u. 184a; Eyering, II, 76 u. 149; Henisch, 1351, 16; Körte, 1748; Körte2, 2156; Eiselein, 205; Siebenkees, 253-254; Blum, 491; Heyl, 488; Ramann, Unterr., IV, 21; Struve, 6. Wer ohne Kopf ausreist, kommt ohne Kenntnisse zurück. Nur der hat einen Nutzen von seinen Reisen, der Verstand und die erforderliche Vorbildung mitnimmt. Ein lateinisches Sprichwort sagt: Eine Gans möge die unendlichen Wogen des Meeres überfliegen, bei der Rückkehr schreit sie: Gha, gha, wie sie vorher gethan. (Reinsberg IV, 39.) Frz.: On change bien de poil, mais non pas de naturel. (Kritzinger, 546.) – Fou va-t-à Rome, fou en revient. Lat.: Coelum non animum mutant, qui trans mare currunt. – Transvolet immensas anser licet aequoris undas in reditu gha, gha, fecit ut ante, canit. (Gaal, 577.) 48 Ein gans hat jhren aignen Kopff. – Henisch, 1351, 20. 49 Ein gans legt ein gross ay vnd schweiget stille, ein hun gackelt vil bey den kleinen. – Henisch, 1351, 21; Lehmann, 69, 23. 50 Ein gans schnattert vbel vnter den Schwanen. – Henisch, 1351, 23. 51 Ein gans vber Meer, ein gans wider her. – Henisch, 1351, 24; Lehmann, 688, 28; Kirchhofer, 277; Gesner, 152. 52 Ein Ganss hat mehr Federn als ein zeisslein, aber sie bedarff jhrer Federn sowol als das zeisslein. – Lehmann, 534, 32. 53 Ein Ganss ob sie schon viel Federn hat, so kompt sie doch das auffschwingen viel schwerer an, als eim Spatzen. – Lehmann, 534, 33. 54 Ein Ganss über Rhein, ein Ganss wider heim. – Lehmann, 688, 20; Reinsberg IV, 36. 55 Eine Gans, die Fastnacht erlebt hat, taugt nichts mehr. (S. 44.) Frz.: Oison verd bon, grison gueres bon. (Kritzinger, 489.) 56 Eine Gans erschrickt nicht, wenn man auch Sturm läutet. – Geiler, Nsch., 14. „Ein Ganss, wann man schon sturm leutet, erschricket sie nicht darob, sont sitzt still gantz vnbeweglich.“ (Geiler, Nsch., XIV; Kloster, I, 300.) 57 Eine Gans ist geflogen aus, ein Gickgack kommt wieder nach Haus. – Pistor., IV, 32. 58 Eine Gans legt keine Euleneier. Holl.: Eene gans kan geene uileneijeren leggen. (Harrebomée, I, 201.) 59 Eine Gans soll einen Hirten haben. – Graf, 116, 305. Mhd.: Ein gansz sal ainen herten han. (Grimm, Weisth., III, 889.) 60 Eine Gans unter Schwänen erkenn' ich sonder Wähnen. – Eiselein, 205. 61 Eine Gans wird so lange gerupft, als sie Federn hat. Holl.: Men plukt de gans, zoo lang zij vederen heeft. (Harrebomée, I, 201; Bohn I, 333.) 62 Eine Ganss trinckt so viel als ein Gänser. – Lehmann, 758, 32. Dän.: En gaas drikker saa meget som en gasse. (Bohn I, 365.) 63 Eine geschenkte Gans 'gibt einen wohlfeilen Braten. Die Letten behaupten, sie gäbe einen fettern Braten als eine gekaufte. Um auszusprechen, dass man Geschenke nicht kritisirt, sondern hochschätzt. In demselben Sinne sagen sie auch: Ein geschenktes Huhn hat drei Hälften, ein gekauftes nur eine. Der geschenkte Sauerapfel gilt für süss. (Reinsberg IV, 145.) 64 Eine gute Gans braucht den Gänserich nicht zu suchen. Dän.: God gaas, er sig selv om gasse. (Prov. dan., 243.) 65 Eine magere Gans ist wohlfeiler als eine fette. Friedrich der Grosse hatte übrigens magere Beamte nicht gern, weil sie ihm zu viel kosteten, ehe sie fett wurden. 66 Es entfällt oft auch einer gescheiten Gans ein Ei. – Kirchhofer, 277. 67 Es floge ein gans über rein (Meer) vnd kam eyn gagag herwider. – Tappius, 32b; Gesner, III, 152; Egenolff, 78b; Eyering, I, 583; Henisch, 1351, 27; Petri, II, 245.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/692
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [664]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/692>, abgerufen am 27.04.2024.