Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 33 Ein glaubiges gebet überwindt Gott selbs vilmehr die Welt. - Henisch, 1387, 11; Petri, I, 30.

Der Graf Stolberg soll sogar versichert haben, dass, wenn alle Katholiken Deutschlands sich gläubig vor Gott niederwürfen und ein einfaches Vaterunser für die Einheit Deutschlands sprächen, Deutschland einig sein müsse, wofür er seine Hand ins Feuer legen wolle. (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 25. Oct. 1850.)

34 Ein gut Gebet sol nit lang, sondern offt vnd hitzig sein. - Petri, I, 30.

35 Ein schlecht Gebet ist schlimmer als zehn Flüche.

Die ebenfalls gedankenlos ausgesprochen werden.

36 Ein truncken gebet ist nichts. - Henisch, 1387, 19.

37 Ein zweiffelhafftig gebet erhöret Gott nicht. - Henisch, 1387, 21.

38 Einem Gebet aus krummem Herzen ist Gott feind.

Lat.: Stultorum vota non exaudiuntur.

39 Gebet auf, Segen nieder.

Dän.: Bön stiger op, naade stiger ned. (Prov. dan., 35.)

40 Gebet bettet.

41 Gebet, glaub, hoffnung vnd gedult thun bey den Christen das best. - Henisch, 1387, 61; Petri, I, 41.

42 Gebet in Noth ist bessern Tages Abendroth.

Dän.: En god bön i onde tider er det beste raad mod verre tider. (Prov. dan., 85.)

43 Gebet ist dess Himmels Schlüssel. - Henisch, 1387, 63.

Holl.: Het gebed is de sleutel der eeuwigheid. - Het gebed opent's hemels deur. (Harrebomee, I, 208.)

44 Gebet ist eine Münze, die auch im Himmel gilt.

45 Gebet ist eine Wand im Sturm.

46 Gebet macht aus Steinen Brot.

47 Gebet ohne Arbeit ist eine Hacke ohne Stiel.

"Hat Gott für dich die Hände mit Arbeit immer voll, sag' mir, du frommer Beter, womit er segnen soll." (W. Müller.)

48 Gebet ohne Inbrunst ist ein Vogel ohne Flügel. - Körte, 1806; Simrock, 3106.

Engl.: The prayers that are forced do not penetrate into heaven.

Holl.: Het gebed is zonder vrucht, zoo de ijver ontbreekt. (Harrebomee, I, 208.)

49 Gebet ohne Innigkeit ist verlorene Arbeit. - Simrock, 985.

50 Gebet soll man nit verkauffen. - Henisch, 1387, 67.

Geschieht aber. "Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1436 betrug der Preis von 13 Vaterunsern und 3 stillen Gebeten einen Pfennig; die Strafe von 1 Thaler konnte mithin nur durch 3744 Paternoster und 864 stille Gebete abgetragen werden." (Vgl. Deutsche Monatsschrift, Juli 1795, S. 291.)

51 Gebet vnd fleiss, vnd lesen, weiss, macht kurtze zeit vnd leicht arbeit. - Petri, II, 324.

52 Gebet vnd thränen sind der Kirchen waffen. (S. 2.) - Henisch, 1387, 66; Petri, I, 41.

53 Gemein Gebet und gemeiner Fluch vermögen viel. - Simrock, 3387.

54 Gemein Gebet vnd gemeiner Fluch sind nicht vergebens. - Lehmann, 259, 6.

Dän.: Felles bön og felles bande ere ei forgieves. (Prov. dan., 163.)

55 Kein recht gebet ist verlohren. - Henisch, 1388, 4; Petri, I, 65.

56 Kort Gebedd un lange Bratwurst. - Schütze, II, 14; hochdeutsch bei Körte, 1809; Mayer, I, 136, Braun, I, 646.

Holl.: Een kort gebed en een lange maaltijd. (Harrebomee, I, 208.)

57 Kurtz Gebet in Himmel drengt, langer Trunck die Becher schwenckt. - Gruter, III, 61; Lehmann, II, 324, 110.

Lat.: Brevis oratio penetrat coelos, longa potatio evacuat scyphos.

58 Kurtze gebet, tieffe andacht. - Henisch, 1387; Venedey, 172; Eiselein, 211; Körte, 1809; Simrock, 3107; Sailer, 221.

59 Kurz Gebet dringt zum Himmel.

Mhd.: Kurz gebet der himel port. (Wätscher Gast.) (Zingerle, 45.)

Frz.: Courtes prieres penetrent les cieux. (Leroux, I, 27; Gaal, 598; Lendroy, 525.)

60 Kurz Gebet, lange Mettwurst. - Simrock, 3107a.

61 Kurz Gebet und lange Bratwürste haben die Bauern gern. - Blum, 178; Erklärung, 24; Eiselein, 91.

[Spaltenumbruch] Alles hat seine Zeit. Vor der dampfenden Schüssel ist nicht die schickliche Zeit zu längern religiösen Erhebungen der Seele. "Vielleicht", bemerkt Wagner (S. 52), "ist dies Sprichwort ein beissender Witz eines Eingepfarrten, der an seinen Pfarrer Deputatwürste zu liefern hat, und dessen Gebete im Verhältniss der gelieferten Würste zu kurz findet." Eher ist es wol die Sprache des Hungrigen, dem der Braten einladend riecht.

Ung.: Hamar mise, kurta predikatio, hosszu kolbasz. (Gaal, 599.)

62 Kurze Gebete dringen in den Himmel 'nein und lange Züge schwenken die Becher aus, sagen die Mönche. - Klosterspiegel, 70, 10.

63 Lange Gebete haben wenig Andacht.

Der Pastor Dümichen in Herrndorf bei Glogau hat im Jahre 1858 in Potsdam Das Leben des Propheten Jonä in sechs Predigten herausgegeben. Die dritte derselben behandelt "das Gebet des Propheten Jonä im Bauche des Walfisches".

64 Langes Gebet verbaut sich die Andacht.

65 Mit dem Gebet schliesst man den Himmel auf.

66 Mit Gebet vnd Arbeit bring zu dein Leben allezeit. - Petri, I, 73.

67 Nicht nach jedem Gebet folgt ein Amen.

68 Ohn gebet ist guter rath aigen rath, der nimmer wol gerath, sondern den Krebsgang gaht. - Henisch, 1388, 19.

69 Ohne Gebet nichts geräth.

Dän.: Hvo ave-lös lever, han ave-lös döer. (Prov. dan., 41.)

70 Ohne Gebet soll man nichts wagen, mit Gebet nichts scheuen.

71 Unser Gebet geht in den Himmel, wie das Korn in die Mühle.

Dies wird dort durch Ausscheidung des Unnützen geläutert.

72 Viel Gebet, wenig (gute) Werke. - Gaal, 598; Körte, 1807; Simrock, 3110.

73 Wer leichtlich das gebet verlässt, der übergibt ein starcke fest. - Henisch, 1388, 24; Petri, I, 106.

74 Wie das Gebet ist, so wird man auch erhört.

75 Wie das Gebet, so der Segen (oder: so die Erhörung).

76 Wie das Gebet, so ist auch das Räuchwerk, sprach der Teufel, da ein Pfaff im Bett Complet betet und sich bethöret. - Luther an Amsdorf; Hoefer, 1043.

77 Wie dz Gebet ist, so ist dz Reuchfass, sagt der Teuffel zu einem Messpfaffen, da er einen fortz liess. - Latendorf II, 30.

78 Zu einem sollichen gebett gehört ein sollicher weyrauch, sprach der Teuffel, liess er einen - mit Züchten. - Pauli, Schimpf, XCIIa; Hoefer, 1044.

79 Zum rechten Gebet gehören ein gut Gewissen, heilige Hände und ein frommes Herz. - Sailer, 221.

80 Zum rechten gebet gehört ein bussfertiges hertz, vertrawen auff Christum, heilige händ vnnd ein gut gewissen. - Henisch, 1388, 33; Petri, I, 118.

*81 Einen ins Gebet nehmen. - Eiselein, 211; Braun, I, 647; Körte, 1809.

Zur Rechenschaft ziehen, ihm Vorwürfe machen.

*82 Er hat das gemeine Gebet verloren. - Eiselein, 211.

Man hält nichts mehr auf ihn.

*83 Es ist ein Gebet wie ein Waschfass.

Holl.: Dat is een gebed zonder einde. (Harrebomee, I, 208.)

*84 He holt dat mit'n kort Gebet un 'n lange Braadwust. (Süderdithmarschen.)

Er hält's mit kurzen Gebeten und langen Bratwürsten.

*85 Ik nem em in't Gebedd. - Schütze, II, 14.

Ich las ihm über die Sache derb den Text.

*86 Völ halden van en kort Gebett on en lange Metworsch. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 226.


Gebetbuch.

1 Das beste Gebetbuch ist ein kurzer Spruch.

Der aus Gemüthsstimmung und Umständen hervorgeht. Man vergleiche damit ein Gebetbuch, wie es um das Jahr 1843 in Baiern unter dem Titel erschien: Anmuthungen einer bussfertigen Seele bei verschiedenen Anlässen während des Tages, z. B. Gebete beim Waschen, Kämmen, Abtrocknen. Betten, Haarabschneiden, Barbieren, Uhraufziehen, Zähneputzen, Nägelabschneiden, bei Befriedigung natürlicher Bedürfnisse u. s. w. (Vgl. Schlesische Zeitung, Breslau, 1844, Nr. 7, S. 65.)

[Spaltenumbruch] 33 Ein glaubiges gebet überwindt Gott selbs vilmehr die Welt.Henisch, 1387, 11; Petri, I, 30.

Der Graf Stolberg soll sogar versichert haben, dass, wenn alle Katholiken Deutschlands sich gläubig vor Gott niederwürfen und ein einfaches Vaterunser für die Einheit Deutschlands sprächen, Deutschland einig sein müsse, wofür er seine Hand ins Feuer legen wolle. (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 25. Oct. 1850.)

34 Ein gut Gebet sol nit lang, sondern offt vnd hitzig sein.Petri, I, 30.

35 Ein schlecht Gebet ist schlimmer als zehn Flüche.

Die ebenfalls gedankenlos ausgesprochen werden.

36 Ein truncken gebet ist nichts.Henisch, 1387, 19.

37 Ein zweiffelhafftig gebet erhöret Gott nicht.Henisch, 1387, 21.

38 Einem Gebet aus krummem Herzen ist Gott feind.

Lat.: Stultorum vota non exaudiuntur.

39 Gebet auf, Segen nieder.

Dän.: Bøn stiger op, naade stiger ned. (Prov. dan., 35.)

40 Gebet bettet.

41 Gebet, glaub, hoffnung vnd gedult thun bey den Christen das best.Henisch, 1387, 61; Petri, I, 41.

42 Gebet in Noth ist bessern Tages Abendroth.

Dän.: En god bøn i onde tider er det beste raad mod verre tider. (Prov. dan., 85.)

43 Gebet ist dess Himmels Schlüssel.Henisch, 1387, 63.

Holl.: Het gebed is de sleutel der eeuwigheid. – Het gebed opent's hemels deur. (Harrebomée, I, 208.)

44 Gebet ist eine Münze, die auch im Himmel gilt.

45 Gebet ist eine Wand im Sturm.

46 Gebet macht aus Steinen Brot.

47 Gebet ohne Arbeit ist eine Hacke ohne Stiel.

„Hat Gott für dich die Hände mit Arbeit immer voll, sag' mir, du frommer Beter, womit er segnen soll.“ (W. Müller.)

48 Gebet ohne Inbrunst ist ein Vogel ohne Flügel.Körte, 1806; Simrock, 3106.

Engl.: The prayers that are forced do not penetrate into heaven.

Holl.: Het gebed is zonder vrucht, zoo de ijver ontbreekt. (Harrebomée, I, 208.)

49 Gebet ohne Innigkeit ist verlorene Arbeit.Simrock, 985.

50 Gebet soll man nit verkauffen.Henisch, 1387, 67.

Geschieht aber. „Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1436 betrug der Preis von 13 Vaterunsern und 3 stillen Gebeten einen Pfennig; die Strafe von 1 Thaler konnte mithin nur durch 3744 Paternoster und 864 stille Gebete abgetragen werden.“ (Vgl. Deutsche Monatsschrift, Juli 1795, S. 291.)

51 Gebet vnd fleiss, vnd lesen, weiss, macht kurtze zeit vnd leicht arbeit.Petri, II, 324.

52 Gebet vnd thränen sind der Kirchen waffen. (S. 2.)Henisch, 1387, 66; Petri, I, 41.

53 Gemein Gebet und gemeiner Fluch vermögen viel.Simrock, 3387.

54 Gemein Gebet vnd gemeiner Fluch sind nicht vergebens.Lehmann, 259, 6.

Dän.: Felles bøn og felles bande ere ei forgieves. (Prov. dan., 163.)

55 Kein recht gebet ist verlohren.Henisch, 1388, 4; Petri, I, 65.

56 Kort Gebedd un lange Bratwurst.Schütze, II, 14; hochdeutsch bei Körte, 1809; Mayer, I, 136, Braun, I, 646.

Holl.: Een kort gebed en een lange maaltijd. (Harrebomée, I, 208.)

57 Kurtz Gebet in Himmel drengt, langer Trunck die Becher schwenckt.Gruter, III, 61; Lehmann, II, 324, 110.

Lat.: Brevis oratio penetrat coelos, longa potatio evacuat scyphos.

58 Kurtze gebet, tieffe andacht.Henisch, 1387; Venedey, 172; Eiselein, 211; Körte, 1809; Simrock, 3107; Sailer, 221.

59 Kurz Gebet dringt zum Himmel.

Mhd.: Kurz gebet der himel port. (Wätscher Gast.) (Zingerle, 45.)

Frz.: Courtes prières pénètrent les cieux. (Leroux, I, 27; Gaal, 598; Lendroy, 525.)

60 Kurz Gebet, lange Mettwurst.Simrock, 3107a.

61 Kurz Gebet und lange Bratwürste haben die Bauern gern.Blum, 178; Erklärung, 24; Eiselein, 91.

[Spaltenumbruch] Alles hat seine Zeit. Vor der dampfenden Schüssel ist nicht die schickliche Zeit zu längern religiösen Erhebungen der Seele. „Vielleicht“, bemerkt Wagner (S. 52), „ist dies Sprichwort ein beissender Witz eines Eingepfarrten, der an seinen Pfarrer Deputatwürste zu liefern hat, und dessen Gebete im Verhältniss der gelieferten Würste zu kurz findet.“ Eher ist es wol die Sprache des Hungrigen, dem der Braten einladend riecht.

Ung.: Hamar mise, kurta predikátio, hosszú kolbász. (Gaal, 599.)

62 Kurze Gebete dringen in den Himmel 'nein und lange Züge schwenken die Becher aus, sagen die Mönche.Klosterspiegel, 70, 10.

63 Lange Gebete haben wenig Andacht.

Der Pastor Dümichen in Herrndorf bei Glogau hat im Jahre 1858 in Potsdam Das Leben des Propheten Jonä in sechs Predigten herausgegeben. Die dritte derselben behandelt „das Gebet des Propheten Jonä im Bauche des Walfisches“.

64 Langes Gebet verbaut sich die Andacht.

65 Mit dem Gebet schliesst man den Himmel auf.

66 Mit Gebet vnd Arbeit bring zu dein Leben allezeit.Petri, I, 73.

67 Nicht nach jedem Gebet folgt ein Amen.

68 Ohn gebet ist guter rath aigen rath, der nimmer wol gerath, sondern den Krebsgang gaht.Henisch, 1388, 19.

69 Ohne Gebet nichts geräth.

Dän.: Hvo ave-løs lever, han ave-løs døer. (Prov. dan., 41.)

70 Ohne Gebet soll man nichts wagen, mit Gebet nichts scheuen.

71 Unser Gebet geht in den Himmel, wie das Korn in die Mühle.

Dies wird dort durch Ausscheidung des Unnützen geläutert.

72 Viel Gebet, wenig (gute) Werke.Gaal, 598; Körte, 1807; Simrock, 3110.

73 Wer leichtlich das gebet verlässt, der übergibt ein starcke fest.Henisch, 1388, 24; Petri, I, 106.

74 Wie das Gebet ist, so wird man auch erhört.

75 Wie das Gebet, so der Segen (oder: so die Erhörung).

76 Wie das Gebet, so ist auch das Räuchwerk, sprach der Teufel, da ein Pfaff im Bett Complet betet und sich bethöret.Luther an Amsdorf; Hoefer, 1043.

77 Wie dz Gebet ist, so ist dz Reuchfass, sagt der Teuffel zu einem Messpfaffen, da er einen fortz liess.Latendorf II, 30.

78 Zu einem sollichen gebett gehört ein sollicher weyrauch, sprach der Teuffel, liess er einen – mit Züchten.Pauli, Schimpf, XCIIa; Hoefer, 1044.

79 Zum rechten Gebet gehören ein gut Gewissen, heilige Hände und ein frommes Herz.Sailer, 221.

80 Zum rechten gebet gehört ein bussfertiges hertz, vertrawen auff Christum, heilige händ vnnd ein gut gewissen.Henisch, 1388, 33; Petri, I, 118.

*81 Einen ins Gebet nehmen.Eiselein, 211; Braun, I, 647; Körte, 1809.

Zur Rechenschaft ziehen, ihm Vorwürfe machen.

*82 Er hat das gemeine Gebet verloren.Eiselein, 211.

Man hält nichts mehr auf ihn.

*83 Es ist ein Gebet wie ein Waschfass.

Holl.: Dat is een gebed zonder einde. (Harrebomée, I, 208.)

*84 He holt dat mit'n kort Gebet un 'n lange Braadwust. (Süderdithmarschen.)

Er hält's mit kurzen Gebeten und langen Bratwürsten.

*85 Ik nêm em in't Gebedd.Schütze, II, 14.

Ich las ihm über die Sache derb den Text.

*86 Völ halden van en kort Gebett on en lange Metworsch. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 226.


Gebetbuch.

1 Das beste Gebetbuch ist ein kurzer Spruch.

Der aus Gemüthsstimmung und Umständen hervorgeht. Man vergleiche damit ein Gebetbuch, wie es um das Jahr 1843 in Baiern unter dem Titel erschien: Anmuthungen einer bussfertigen Seele bei verschiedenen Anlässen während des Tages, z. B. Gebete beim Waschen, Kämmen, Abtrocknen. Betten, Haarabschneiden, Barbieren, Uhraufziehen, Zähneputzen, Nägelabschneiden, bei Befriedigung natürlicher Bedürfnisse u. s. w. (Vgl. Schlesische Zeitung, Breslau, 1844, Nr. 7, S. 65.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0719" n="[691]"/><cb n="1381"/>
33 Ein glaubiges gebet überwindt Gott selbs vilmehr die Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 11; Petri, I, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Graf Stolberg soll sogar versichert haben, dass, wenn alle Katholiken Deutschlands sich gläubig vor Gott niederwürfen und ein einfaches Vaterunser für die Einheit Deutschlands sprächen, Deutschland einig sein müsse, wofür er seine Hand ins Feuer legen wolle. (<hi rendition="#i">Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 25. Oct. 1850.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Ein gut Gebet sol nit lang, sondern offt vnd hitzig sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, I, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Ein schlecht Gebet ist schlimmer als zehn Flüche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die ebenfalls gedankenlos ausgesprochen werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Ein truncken gebet ist nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Ein zweiffelhafftig gebet erhöret Gott nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Einem Gebet aus krummem Herzen ist Gott feind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stultorum vota non exaudiuntur.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Gebet auf, Segen nieder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bøn stiger op, naade stiger ned. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 35.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Gebet bettet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Gebet, glaub, hoffnung vnd gedult thun bey den Christen das best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 61; Petri, I, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Gebet in Noth ist bessern Tages Abendroth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En god bøn i onde tider er det beste raad mod verre tider. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 85.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Gebet ist dess Himmels Schlüssel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het gebed is de sleutel der eeuwigheid. &#x2013; Het gebed opent's hemels deur. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">44 Gebet ist eine Münze, die auch im Himmel gilt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Gebet ist eine Wand im Sturm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">46 Gebet macht aus Steinen Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">47 Gebet ohne Arbeit ist eine Hacke ohne Stiel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Hat Gott für dich die Hände mit Arbeit immer voll, sag' mir, du frommer Beter, womit er segnen soll.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Müller.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Gebet ohne Inbrunst ist ein Vogel ohne Flügel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1806; Simrock, 3106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The prayers that are forced do not penetrate into heaven.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het gebed is zonder vrucht, zoo de ijver ontbreekt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Gebet ohne Innigkeit ist verlorene Arbeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 985.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Gebet soll man nit verkauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 67.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Geschieht aber. &#x201E;Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1436 betrug der Preis von 13 Vaterunsern und 3 stillen Gebeten einen Pfennig; die Strafe von 1 Thaler konnte mithin nur durch 3744 Paternoster und 864 stille Gebete abgetragen werden.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Deutsche Monatsschrift, Juli 1795, S. 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Gebet vnd fleiss, vnd lesen, weiss, macht kurtze zeit vnd leicht arbeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 324.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Gebet vnd thränen sind der Kirchen waffen. (S. 2.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387, 66; Petri, I, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Gemein Gebet und gemeiner Fluch vermögen viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3387.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Gemein Gebet vnd gemeiner Fluch sind nicht vergebens.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 259, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Felles bøn og felles bande ere ei forgieves. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 163.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">55 Kein recht gebet ist verlohren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1388, 4; Petri, I, 65.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Kort Gebedd un lange Bratwurst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 14;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Körte, 1809; Mayer, I, 136, Braun, I, 646.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een kort gebed en een lange maaltijd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">57 Kurtz Gebet in Himmel drengt, langer Trunck die Becher schwenckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 61; Lehmann, II, 324, 110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Brevis oratio penetrat coelos, longa potatio evacuat scyphos.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Kurtze gebet, tieffe andacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1387; Venedey, 172; Eiselein, 211; Körte, 1809; Simrock, 3107; Sailer, 221.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">59 Kurz Gebet dringt zum Himmel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Kurz gebet der himel port. (<hi rendition="#i">Wätscher Gast.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Courtes prières pénètrent les cieux. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 27; Gaal, 598; Lendroy, 525.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Kurz Gebet, lange Mettwurst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3107<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">61 Kurz Gebet und lange Bratwürste haben die Bauern gern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 178; Erklärung, 24; Eiselein, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><cb n="1382"/>
Alles hat seine Zeit. Vor der dampfenden Schüssel ist nicht die schickliche Zeit zu längern religiösen Erhebungen der Seele. &#x201E;Vielleicht&#x201C;, bemerkt <hi rendition="#i">Wagner (S. 52),</hi> &#x201E;ist dies Sprichwort ein beissender Witz eines Eingepfarrten, der an seinen Pfarrer Deputatwürste zu liefern hat, und dessen Gebete im Verhältniss der gelieferten Würste zu kurz findet.&#x201C; Eher ist es wol die Sprache des Hungrigen, dem der Braten einladend riecht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Hamar mise, kurta predikátio, hosszú kolbász. (<hi rendition="#i">Gaal, 599.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Kurze Gebete dringen in den Himmel 'nein und lange Züge schwenken die Becher aus, sagen die Mönche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 70, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">63 Lange Gebete haben wenig Andacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der <hi rendition="#i">Pastor Dümichen</hi> in Herrndorf bei Glogau hat im Jahre 1858 in Potsdam <hi rendition="#i">Das Leben des Propheten Jonä in sechs Predigten</hi> herausgegeben. Die dritte derselben behandelt &#x201E;das Gebet des Propheten Jonä im Bauche des Walfisches&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Langes Gebet verbaut sich die Andacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">65 Mit dem Gebet schliesst man den Himmel auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">66 Mit Gebet vnd Arbeit bring zu dein Leben allezeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, I, 73.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">67 Nicht nach jedem Gebet folgt ein Amen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Ohn gebet ist guter rath aigen rath, der nimmer wol gerath, sondern den Krebsgang gaht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1388, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Ohne Gebet nichts geräth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo ave-løs lever, han ave-løs døer. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 41.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">70 Ohne Gebet soll man nichts wagen, mit Gebet nichts scheuen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Unser Gebet geht in den Himmel, wie das Korn in die Mühle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies wird dort durch Ausscheidung des Unnützen geläutert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Viel Gebet, wenig (gute) Werke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 598; Körte, 1807; Simrock, 3110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Wer leichtlich das gebet verlässt, der übergibt ein starcke fest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1388, 24; Petri, I, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">74 Wie das Gebet ist, so wird man auch erhört.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">75 Wie das Gebet, so der Segen (oder: so die Erhörung).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Wie das Gebet, so ist auch das Räuchwerk, sprach der Teufel, da ein Pfaff im Bett Complet betet und sich bethöret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther an Amsdorf; Hoefer, 1043.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">77 Wie dz Gebet ist, so ist dz Reuchfass, sagt der Teuffel zu einem Messpfaffen, da er einen fortz liess.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf II, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Zu einem sollichen gebett gehört ein sollicher weyrauch, sprach der Teuffel, liess er einen &#x2013; mit Züchten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pauli, Schimpf, XCII<hi rendition="#sup">a</hi>; Hoefer, 1044.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">79 Zum rechten Gebet gehören ein gut Gewissen, heilige Hände und ein frommes Herz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 221.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 Zum rechten gebet gehört ein bussfertiges hertz, vertrawen auff Christum, heilige händ vnnd ein gut gewissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1388, 33; Petri, I, 118.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*81 Einen ins Gebet nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 211; Braun, I, 647; Körte, 1809.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Rechenschaft ziehen, ihm Vorwürfe machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*82 Er hat das gemeine Gebet verloren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 211.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hält nichts mehr auf ihn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*83 Es ist ein Gebet wie ein Waschfass.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is een gebed zonder einde. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*84 He holt dat mit'n kort Gebet un 'n lange Braadwust.</hi> (<hi rendition="#i">Süderdithmarschen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hält's mit kurzen Gebeten und langen Bratwürsten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*85 Ik nêm em in't Gebedd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich las ihm über die Sache derb den Text.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*86 Völ halden van en kort Gebett on en lange Metworsch.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 404, 226.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebetbuch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das beste Gebetbuch ist ein kurzer Spruch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der aus Gemüthsstimmung und Umständen hervorgeht. Man vergleiche damit ein Gebetbuch, wie es um das Jahr 1843 in Baiern unter dem Titel erschien: <hi rendition="#i">Anmuthungen einer bussfertigen Seele bei verschiedenen Anlässen während des Tages, z. B. Gebete beim Waschen, Kämmen, Abtrocknen. Betten, Haarabschneiden, Barbieren, Uhraufziehen, Zähneputzen, Nägelabschneiden, bei Befriedigung natürlicher Bedürfnisse u. s. w.</hi> (Vgl. <hi rendition="#i">Schlesische Zeitung, Breslau, 1844, Nr. 7, S. 65.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[691]/0719] 33 Ein glaubiges gebet überwindt Gott selbs vilmehr die Welt. – Henisch, 1387, 11; Petri, I, 30. Der Graf Stolberg soll sogar versichert haben, dass, wenn alle Katholiken Deutschlands sich gläubig vor Gott niederwürfen und ein einfaches Vaterunser für die Einheit Deutschlands sprächen, Deutschland einig sein müsse, wofür er seine Hand ins Feuer legen wolle. (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 25. Oct. 1850.) 34 Ein gut Gebet sol nit lang, sondern offt vnd hitzig sein. – Petri, I, 30. 35 Ein schlecht Gebet ist schlimmer als zehn Flüche. Die ebenfalls gedankenlos ausgesprochen werden. 36 Ein truncken gebet ist nichts. – Henisch, 1387, 19. 37 Ein zweiffelhafftig gebet erhöret Gott nicht. – Henisch, 1387, 21. 38 Einem Gebet aus krummem Herzen ist Gott feind. Lat.: Stultorum vota non exaudiuntur. 39 Gebet auf, Segen nieder. Dän.: Bøn stiger op, naade stiger ned. (Prov. dan., 35.) 40 Gebet bettet. 41 Gebet, glaub, hoffnung vnd gedult thun bey den Christen das best. – Henisch, 1387, 61; Petri, I, 41. 42 Gebet in Noth ist bessern Tages Abendroth. Dän.: En god bøn i onde tider er det beste raad mod verre tider. (Prov. dan., 85.) 43 Gebet ist dess Himmels Schlüssel. – Henisch, 1387, 63. Holl.: Het gebed is de sleutel der eeuwigheid. – Het gebed opent's hemels deur. (Harrebomée, I, 208.) 44 Gebet ist eine Münze, die auch im Himmel gilt. 45 Gebet ist eine Wand im Sturm. 46 Gebet macht aus Steinen Brot. 47 Gebet ohne Arbeit ist eine Hacke ohne Stiel. „Hat Gott für dich die Hände mit Arbeit immer voll, sag' mir, du frommer Beter, womit er segnen soll.“ (W. Müller.) 48 Gebet ohne Inbrunst ist ein Vogel ohne Flügel. – Körte, 1806; Simrock, 3106. Engl.: The prayers that are forced do not penetrate into heaven. Holl.: Het gebed is zonder vrucht, zoo de ijver ontbreekt. (Harrebomée, I, 208.) 49 Gebet ohne Innigkeit ist verlorene Arbeit. – Simrock, 985. 50 Gebet soll man nit verkauffen. – Henisch, 1387, 67. Geschieht aber. „Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1436 betrug der Preis von 13 Vaterunsern und 3 stillen Gebeten einen Pfennig; die Strafe von 1 Thaler konnte mithin nur durch 3744 Paternoster und 864 stille Gebete abgetragen werden.“ (Vgl. Deutsche Monatsschrift, Juli 1795, S. 291.) 51 Gebet vnd fleiss, vnd lesen, weiss, macht kurtze zeit vnd leicht arbeit. – Petri, II, 324. 52 Gebet vnd thränen sind der Kirchen waffen. (S. 2.) – Henisch, 1387, 66; Petri, I, 41. 53 Gemein Gebet und gemeiner Fluch vermögen viel. – Simrock, 3387. 54 Gemein Gebet vnd gemeiner Fluch sind nicht vergebens. – Lehmann, 259, 6. Dän.: Felles bøn og felles bande ere ei forgieves. (Prov. dan., 163.) 55 Kein recht gebet ist verlohren. – Henisch, 1388, 4; Petri, I, 65. 56 Kort Gebedd un lange Bratwurst. – Schütze, II, 14; hochdeutsch bei Körte, 1809; Mayer, I, 136, Braun, I, 646. Holl.: Een kort gebed en een lange maaltijd. (Harrebomée, I, 208.) 57 Kurtz Gebet in Himmel drengt, langer Trunck die Becher schwenckt. – Gruter, III, 61; Lehmann, II, 324, 110. Lat.: Brevis oratio penetrat coelos, longa potatio evacuat scyphos. 58 Kurtze gebet, tieffe andacht. – Henisch, 1387; Venedey, 172; Eiselein, 211; Körte, 1809; Simrock, 3107; Sailer, 221. 59 Kurz Gebet dringt zum Himmel. Mhd.: Kurz gebet der himel port. (Wätscher Gast.) (Zingerle, 45.) Frz.: Courtes prières pénètrent les cieux. (Leroux, I, 27; Gaal, 598; Lendroy, 525.) 60 Kurz Gebet, lange Mettwurst. – Simrock, 3107a. 61 Kurz Gebet und lange Bratwürste haben die Bauern gern. – Blum, 178; Erklärung, 24; Eiselein, 91. Alles hat seine Zeit. Vor der dampfenden Schüssel ist nicht die schickliche Zeit zu längern religiösen Erhebungen der Seele. „Vielleicht“, bemerkt Wagner (S. 52), „ist dies Sprichwort ein beissender Witz eines Eingepfarrten, der an seinen Pfarrer Deputatwürste zu liefern hat, und dessen Gebete im Verhältniss der gelieferten Würste zu kurz findet.“ Eher ist es wol die Sprache des Hungrigen, dem der Braten einladend riecht. Ung.: Hamar mise, kurta predikátio, hosszú kolbász. (Gaal, 599.) 62 Kurze Gebete dringen in den Himmel 'nein und lange Züge schwenken die Becher aus, sagen die Mönche. – Klosterspiegel, 70, 10. 63 Lange Gebete haben wenig Andacht. Der Pastor Dümichen in Herrndorf bei Glogau hat im Jahre 1858 in Potsdam Das Leben des Propheten Jonä in sechs Predigten herausgegeben. Die dritte derselben behandelt „das Gebet des Propheten Jonä im Bauche des Walfisches“. 64 Langes Gebet verbaut sich die Andacht. 65 Mit dem Gebet schliesst man den Himmel auf. 66 Mit Gebet vnd Arbeit bring zu dein Leben allezeit. – Petri, I, 73. 67 Nicht nach jedem Gebet folgt ein Amen. 68 Ohn gebet ist guter rath aigen rath, der nimmer wol gerath, sondern den Krebsgang gaht. – Henisch, 1388, 19. 69 Ohne Gebet nichts geräth. Dän.: Hvo ave-løs lever, han ave-løs døer. (Prov. dan., 41.) 70 Ohne Gebet soll man nichts wagen, mit Gebet nichts scheuen. 71 Unser Gebet geht in den Himmel, wie das Korn in die Mühle. Dies wird dort durch Ausscheidung des Unnützen geläutert. 72 Viel Gebet, wenig (gute) Werke. – Gaal, 598; Körte, 1807; Simrock, 3110. 73 Wer leichtlich das gebet verlässt, der übergibt ein starcke fest. – Henisch, 1388, 24; Petri, I, 106. 74 Wie das Gebet ist, so wird man auch erhört. 75 Wie das Gebet, so der Segen (oder: so die Erhörung). 76 Wie das Gebet, so ist auch das Räuchwerk, sprach der Teufel, da ein Pfaff im Bett Complet betet und sich bethöret. – Luther an Amsdorf; Hoefer, 1043. 77 Wie dz Gebet ist, so ist dz Reuchfass, sagt der Teuffel zu einem Messpfaffen, da er einen fortz liess. – Latendorf II, 30. 78 Zu einem sollichen gebett gehört ein sollicher weyrauch, sprach der Teuffel, liess er einen – mit Züchten. – Pauli, Schimpf, XCIIa; Hoefer, 1044. 79 Zum rechten Gebet gehören ein gut Gewissen, heilige Hände und ein frommes Herz. – Sailer, 221. 80 Zum rechten gebet gehört ein bussfertiges hertz, vertrawen auff Christum, heilige händ vnnd ein gut gewissen. – Henisch, 1388, 33; Petri, I, 118. *81 Einen ins Gebet nehmen. – Eiselein, 211; Braun, I, 647; Körte, 1809. Zur Rechenschaft ziehen, ihm Vorwürfe machen. *82 Er hat das gemeine Gebet verloren. – Eiselein, 211. Man hält nichts mehr auf ihn. *83 Es ist ein Gebet wie ein Waschfass. Holl.: Dat is een gebed zonder einde. (Harrebomée, I, 208.) *84 He holt dat mit'n kort Gebet un 'n lange Braadwust. (Süderdithmarschen.) Er hält's mit kurzen Gebeten und langen Bratwürsten. *85 Ik nêm em in't Gebedd. – Schütze, II, 14. Ich las ihm über die Sache derb den Text. *86 Völ halden van en kort Gebett on en lange Metworsch. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 226. Gebetbuch. 1 Das beste Gebetbuch ist ein kurzer Spruch. Der aus Gemüthsstimmung und Umständen hervorgeht. Man vergleiche damit ein Gebetbuch, wie es um das Jahr 1843 in Baiern unter dem Titel erschien: Anmuthungen einer bussfertigen Seele bei verschiedenen Anlässen während des Tages, z. B. Gebete beim Waschen, Kämmen, Abtrocknen. Betten, Haarabschneiden, Barbieren, Uhraufziehen, Zähneputzen, Nägelabschneiden, bei Befriedigung natürlicher Bedürfnisse u. s. w. (Vgl. Schlesische Zeitung, Breslau, 1844, Nr. 7, S. 65.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/719
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [691]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/719>, abgerufen am 13.05.2024.