Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 74 Mit Gedanken schlägt man kein Fenster ein. - Parömiakon, 1485.

75 Mit Gedanken von tausend Gulden bezahlt man keinen Pfennig Schulden.

76 New Gedancken bringen newen Wandel. - Gruter, III, 72; Petri, II, 493; Guttenstein, II, 29; Lehmann, II, 432, 44; Körte, 1822.

77 Nur in Gedanken, sagt der Jude Henoch.

In Paul Heyse's Hans Lange. Zur Verspottung von Entwürfen ohne Ausführung und grossen Worten ohne Handlung.

78 Schlechte Gedanken führen zu schlechten Thaten. - Romanzeitung (Berlin 1855), S. 50.

79 Stumme Gedanken, todte Gedanken.

Darum erhält die Gedankenfreiheit nur durch unbeschränkte Pressfreiheit einen Sinn. "Das Wort", sagt Braniss, "erzieht den Gedanken und der Gedanke beherrscht das Wort."

80 Von Gedanken geht viel abe. - Heuseler, 181; Körte, 1820.

"Jeder, der drinnen steckt, lässet sich dünken, er wolle mehr thun, denn er kann oder mag, wie man in dem gemeinen Sprichwort sagt: Von Gedanken geht viel abe." (Luther in der Auslegung des 20. Kap. Johannis.)

81 Was man in Gedanken nicht alles thun kann, sagte Töffel, da hatte er Fischthran für Milch getrunken.

Holl.: Wat kan men niet al in gedachten doen, zei droomige Joris, en hij at mosterd zonder ham. (Harrebomee, I, 210.)

82 Wenn dir ein böser Gedanke einfällt, so lass ihn wieder ausfallen.

83 Wenn man die Gedanken richten könnte, so wär' es um viel Köpfe geschehen.

Dän.: Vare tanker tingsvidne, da blev mangen, aerlig mand til en skielm. (Bohn I, 402.)

84 Wenn zwei denselben Gedanken haben, wird eine Seele aus dem Fegfeuer errettet. - Kirchhofer, 132.

Schweizerischer Aberglaube.

85 Wer bösen gedancken wehrt, so sie noch blutt sein, der wehret bösen wercken; werden sie flick, so suchen sie mancherlei nester. - Lehmann, 240, 43.

86 Wer Gedanken hat, dem fehlt's auch nicht an Worten.

Holl.: Diepe gedachten leeren hooge woorden spreken. (Harrebomee, I, 210.)

87 Wer keine Gedanken hat, muss Beine (Füsse) haben. - Kirchhofer, 176.

Von einem Vergesslichen. (S. Kopf.)

88 Wer mit gedancken kegelt, der mag wol sechs treffen, obschon drey auffm platze stehen. - Lehmann, 238, 20.

89 Wer nicht seine Gedanken in die Ferne trägt, hat den Gang in der Nähe.

90 Wer viel Gedanken hat, kann nicht schlafen.

Luther gebraucht dies Sprichwort in seiner Auslegung des 3. Psalms.

91 Wie der Gedanke, so der Traum.

92 Wo Gedanken sind zu kaufen, kommen Worte gelaufen.

*93 Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid.

Aus einem Briefe Sidonia's an ihren Sohn Georg (den Bärtigen von Sachsen), der, kurz nach seiner Verlobung mit der polnischen Königstochter Barbara, zwei Briefe, einen an die Mutter und einen an seinen Vetter Friedrich (den Weisen) bei der Adressirung verwechselt hatte. Die Stelle im Briefe lautet: "Es wird, herzallerliebster Sohn, das Sprichwort an dir wahr; denn man spricht gern zu denen, die nicht aller Dinge thun Achtung geben: Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid. Desgleichen mag man auch jetzt zu dir sprechen."

*94 Der hat auch heute wieder seine Gedanken im Hosenthür'l. (Troppau.)

Den Kopf nicht bei sich.

*95 Einem Gedanken Luft machen.

Ihn andern mittheilen.

*96 Er hat die Gedanken, wo die Hühner die Eier haben. (Trier.)

Die Alten sagten von einem, der irgendein Uebel befürchtete, z. B. die Peitsche oder Krieg u. s. w., er habe die Gedanken auf dem Rücken.

Lat.: Mens est in tergoribus. (Erasm., 869.)

[Spaltenumbruch] *97 Er hat Gedanken wie Händel.

Trinkt gern, besonders im Verborgenen. Die Entstehung dieser Redensart soll folgende sein. Händel bewirthete einst eine Gesellschaft und setzte ihr trefflichen Portwein vor. Kurz vor der Tafel war aber als Geschenk ein Fässchen Burgunder eingegangen, das noch nicht hatte geöffnet werden können. Händel widerstand indess der Begierde nicht, es öffnen zu lassen und zu kosten. Er fand den Burgunder noch besser als den Portwein, stand daher von der Tafel auf und rief: "Ich habe einen Gedanken!" Die Gesellschaft, die nur an musikalische Gedanken dachte, bat ihn, denselben doch sogleich zu Papier zu bringen, und Händel ging in ein Nebenzimmer. Als sich aber die "Gedanken" wiederholten, ging man ihm nach und fand die Quelle der "Gedanken" im Burgunder. Seitdem wurden Händel's Gedanken sprichwörtlich. (Vgl. G. F. Händel. Eine biographische Charakteristik, Berlin 1857.) In O. Ruppius' Sonntagsblatt (Berlin 1863, Nr. 34, S. 271) ist die Entstehung der Redensart nur insofern abweichend erzählt, als statt des Burgunders ein Dutzend Flaschen Johannisberger stehen.

*98 Er het's i de Gidanke wie der arm Jud 's Handln. (Solothurn.) - Schild, 82, 282.

*99 Er ist (sitzt) in Gedanken wie ein Hund in Flöhen. - Mayer, I, 141.

*100 Er ist in Gedanken wie Grosche. (Köthen.)

Ein einfältiger Bursche vom Lande kam zum ersten mal in die Stadt, aus der er für vier Groschen Weissbrot mit nach Hause bringen sollte. Indem er neugierig dumm durch die Strassen schlendert, verzehrt er in Gedanken das gesammte Weissbrot und sucht es schliesslich, in der Meinung, er habe es verloren.

*101 Er ist mit seinen Gedanken im Gerstenfelde (s. d.). - Eiselein, 213.

Zerstreut.

Frz.: Avoir l'esprit aux champs. - Il est a cent lieues d'ici. (Kritzinger, 119 u. 418.)

Holl.: Hij is met zijne gedachten van huis. (Harrebomee, I, 210.)

Lat.: Mens abest in popina. (Binder II, 1839; Eiselein, 213.) - Mens peregrina. (Binder I, 981; II, 1839; Erasm., 100; Philippi, I, 247; Seybold, 304.) - Mentem habet peregrinam. (Seybold, 304.) - Praesens absens. (Binder I, 1388; II, 2635; Buchler, 215; Erasm., 100; Philippi, I, 104; Seybold, 453.)

*102 Er ist mit seinen Gedanken in der Küche.

Lat.: Animus est in patinis. (Philippi, I, 31.)

*103 Es ist nur ein Gedanke von einem Menschen. (Wien.)

Ich erinnere mich, gehört oder gelesen zu haben: Es ist kein Gedanke von einem Menschen.

*104 Er legt alle seine Gedanken auf Kraut und Loth.

Frz.: Il a tourne toutes ses pensees a la guerre. (Kritzinger, 686.)

*105 Er trägt sich mit dem Gedanken.

*106 Es ist ein ganz gescheiter Gedanke, nur dass er dumm aussieht.

Erinnert an den Vers aus Schiller's Piccolomini (2. Act, 7. Scene): "Wär' der Gedanke nicht so verwünscht gescheit, man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen."

*107 Es sind halbschürige Gedanken. - Eiselein, 213.

*108 Geht in tieffen Gedanken. - Schottel, 1116b.

Dän.: Sidder i tanker som forlovede meer. (Prov. dan., 180.)

*109 Hei geit in Gedanken äs de Rue in Flöhen. (Büren.) - Honcamp.

Frz.: Il est en pensee comme un chien plein de puces. (Kritzinger, 523.)

*110 Ich bin in Gedanken wie der Stier von Schlatt. - Kirchhofer, 355.

*111 Mach' dir keine unkeuschen Gedanken. (Nürtingen.)

Keine vergebliche Hoffnung.

*112 Mit seinen Gedanken am Kreuzwege stehen.

Hin- und herschwanken und nicht wissen, was zu wählen sei.

*113 Seine Gedanken sind im Weingarten. - Parömiakon, 2296.

Von einem, der den Trunk liebt.

*114 Seine Gedanken sind in der Fremde.

Die Franzosen sagen von einem, der mit seinen Gedanken bald hier bald da ist, er habe mailändisches Gehirn.

Frz.: Trop tourner ca et la les yeux des monstre cerveau de milan. (Leroux, II, 196.)

*115 Seine Gedanken sind kurz wie ein Furz. (Köthen.)

*116 Seine Gedanken sind so hoch, dass er weder Himmel noch Erde damit berührt.

[Spaltenumbruch] 74 Mit Gedanken schlägt man kein Fenster ein.Parömiakon, 1485.

75 Mit Gedanken von tausend Gulden bezahlt man keinen Pfennig Schulden.

76 New Gedancken bringen newen Wandel.Gruter, III, 72; Petri, II, 493; Guttenstein, II, 29; Lehmann, II, 432, 44; Körte, 1822.

77 Nur in Gedanken, sagt der Jude Henoch.

In Paul Heyse's Hans Lange. Zur Verspottung von Entwürfen ohne Ausführung und grossen Worten ohne Handlung.

78 Schlechte Gedanken führen zu schlechten Thaten.Romanzeitung (Berlin 1855), S. 50.

79 Stumme Gedanken, todte Gedanken.

Darum erhält die Gedankenfreiheit nur durch unbeschränkte Pressfreiheit einen Sinn. „Das Wort“, sagt Braniss, „erzieht den Gedanken und der Gedanke beherrscht das Wort.“

80 Von Gedanken geht viel abe.Heuseler, 181; Körte, 1820.

„Jeder, der drinnen steckt, lässet sich dünken, er wolle mehr thun, denn er kann oder mag, wie man in dem gemeinen Sprichwort sagt: Von Gedanken geht viel abe.“ (Luther in der Auslegung des 20. Kap. Johannis.)

81 Was man in Gedanken nicht alles thun kann, sagte Töffel, da hatte er Fischthran für Milch getrunken.

Holl.: Wat kan men niet al in gedachten doen, zei droomige Joris, en hij at mosterd zonder ham. (Harrebomée, I, 210.)

82 Wenn dir ein böser Gedanke einfällt, so lass ihn wieder ausfallen.

83 Wenn man die Gedanken richten könnte, so wär' es um viel Köpfe geschehen.

Dän.: Vare tanker tingsvidne, da blev mangen, ærlig mand til en skielm. (Bohn I, 402.)

84 Wenn zwei denselben Gedanken haben, wird eine Seele aus dem Fegfeuer errettet.Kirchhofer, 132.

Schweizerischer Aberglaube.

85 Wer bösen gedancken wehrt, so sie noch blutt sein, der wehret bösen wercken; werden sie flick, so suchen sie mancherlei nester.Lehmann, 240, 43.

86 Wer Gedanken hat, dem fehlt's auch nicht an Worten.

Holl.: Diepe gedachten leeren hooge woorden spreken. (Harrebomée, I, 210.)

87 Wer keine Gedanken hat, muss Beine (Füsse) haben.Kirchhofer, 176.

Von einem Vergesslichen. (S. Kopf.)

88 Wer mit gedancken kegelt, der mag wol sechs treffen, obschon drey auffm platze stehen.Lehmann, 238, 20.

89 Wer nicht seine Gedanken in die Ferne trägt, hat den Gang in der Nähe.

90 Wer viel Gedanken hat, kann nicht schlafen.

Luther gebraucht dies Sprichwort in seiner Auslegung des 3. Psalms.

91 Wie der Gedanke, so der Traum.

92 Wo Gedanken sind zu kaufen, kommen Worte gelaufen.

*93 Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid.

Aus einem Briefe Sidonia's an ihren Sohn Georg (den Bärtigen von Sachsen), der, kurz nach seiner Verlobung mit der polnischen Königstochter Barbara, zwei Briefe, einen an die Mutter und einen an seinen Vetter Friedrich (den Weisen) bei der Adressirung verwechselt hatte. Die Stelle im Briefe lautet: „Es wird, herzallerliebster Sohn, das Sprichwort an dir wahr; denn man spricht gern zu denen, die nicht aller Dinge thun Achtung geben: Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid. Desgleichen mag man auch jetzt zu dir sprechen.“

*94 Der hat auch heute wieder seine Gedanken im Hosenthür'l. (Troppau.)

Den Kopf nicht bei sich.

*95 Einem Gedanken Luft machen.

Ihn andern mittheilen.

*96 Er hat die Gedanken, wo die Hühner die Eier haben. (Trier.)

Die Alten sagten von einem, der irgendein Uebel befürchtete, z. B. die Peitsche oder Krieg u. s. w., er habe die Gedanken auf dem Rücken.

Lat.: Mens est in tergoribus. (Erasm., 869.)

[Spaltenumbruch] *97 Er hat Gedanken wie Händel.

Trinkt gern, besonders im Verborgenen. Die Entstehung dieser Redensart soll folgende sein. Händel bewirthete einst eine Gesellschaft und setzte ihr trefflichen Portwein vor. Kurz vor der Tafel war aber als Geschenk ein Fässchen Burgunder eingegangen, das noch nicht hatte geöffnet werden können. Händel widerstand indess der Begierde nicht, es öffnen zu lassen und zu kosten. Er fand den Burgunder noch besser als den Portwein, stand daher von der Tafel auf und rief: „Ich habe einen Gedanken!“ Die Gesellschaft, die nur an musikalische Gedanken dachte, bat ihn, denselben doch sogleich zu Papier zu bringen, und Händel ging in ein Nebenzimmer. Als sich aber die „Gedanken“ wiederholten, ging man ihm nach und fand die Quelle der „Gedanken“ im Burgunder. Seitdem wurden Händel's Gedanken sprichwörtlich. (Vgl. G. F. Händel. Eine biographische Charakteristik, Berlin 1857.) In O. Ruppius' Sonntagsblatt (Berlin 1863, Nr. 34, S. 271) ist die Entstehung der Redensart nur insofern abweichend erzählt, als statt des Burgunders ein Dutzend Flaschen Johannisberger stehen.

*98 Er het's i de Gidanke wie der arm Jud 's Handln. (Solothurn.) – Schild, 82, 282.

*99 Er ist (sitzt) in Gedanken wie ein Hund in Flöhen.Mayer, I, 141.

*100 Er ist in Gedanken wie Grosche. (Köthen.)

Ein einfältiger Bursche vom Lande kam zum ersten mal in die Stadt, aus der er für vier Groschen Weissbrot mit nach Hause bringen sollte. Indem er neugierig dumm durch die Strassen schlendert, verzehrt er in Gedanken das gesammte Weissbrot und sucht es schliesslich, in der Meinung, er habe es verloren.

*101 Er ist mit seinen Gedanken im Gerstenfelde (s. d.).Eiselein, 213.

Zerstreut.

Frz.: Avoir l'esprit aux champs. – Il est à cent lieues d'ici. (Kritzinger, 119 u. 418.)

Holl.: Hij is met zijne gedachten van huis. (Harrebomée, I, 210.)

Lat.: Mens abest in popina. (Binder II, 1839; Eiselein, 213.) – Mens peregrina. (Binder I, 981; II, 1839; Erasm., 100; Philippi, I, 247; Seybold, 304.) – Mentem habet peregrinam. (Seybold, 304.) – Praesens absens. (Binder I, 1388; II, 2635; Buchler, 215; Erasm., 100; Philippi, I, 104; Seybold, 453.)

*102 Er ist mit seinen Gedanken in der Küche.

Lat.: Animus est in patinis. (Philippi, I, 31.)

*103 Es ist nur ein Gedanke von einem Menschen. (Wien.)

Ich erinnere mich, gehört oder gelesen zu haben: Es ist kein Gedanke von einem Menschen.

*104 Er legt alle seine Gedanken auf Kraut und Loth.

Frz.: Il a tourné toutes ses pensées à la guerre. (Kritzinger, 686.)

*105 Er trägt sich mit dem Gedanken.

*106 Es ist ein ganz gescheiter Gedanke, nur dass er dumm aussieht.

Erinnert an den Vers aus Schiller's Piccolomini (2. Act, 7. Scene): „Wär' der Gedanke nicht so verwünscht gescheit, man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen.“

*107 Es sind halbschürige Gedanken.Eiselein, 213.

*108 Geht in tieffen Gedanken.Schottel, 1116b.

Dän.: Sidder i tanker som forlovede meer. (Prov. dan., 180.)

*109 Hei geit in Gedanken äs de Rue in Flöhen. (Büren.) – Honcamp.

Frz.: Il est en pensée comme un chien plein de puces. (Kritzinger, 523.)

*110 Ich bin in Gedanken wie der Stier von Schlatt.Kirchhofer, 355.

*111 Mach' dir keine unkeuschen Gedanken. (Nürtingen.)

Keine vergebliche Hoffnung.

*112 Mit seinen Gedanken am Kreuzwege stehen.

Hin- und herschwanken und nicht wissen, was zu wählen sei.

*113 Seine Gedanken sind im Weingarten.Parömiakon, 2296.

Von einem, der den Trunk liebt.

*114 Seine Gedanken sind in der Fremde.

Die Franzosen sagen von einem, der mit seinen Gedanken bald hier bald da ist, er habe mailändisches Gehirn.

Frz.: Trop tourner ça et là les yeux des monstre cerveau de milan. (Leroux, II, 196.)

*115 Seine Gedanken sind kurz wie ein Furz. (Köthen.)

*116 Seine Gedanken sind so hoch, dass er weder Himmel noch Erde damit berührt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0727" n="[699]"/><cb n="1397"/>
74 Mit Gedanken schlägt man kein Fenster ein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1485.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">75 Mit Gedanken von tausend Gulden bezahlt man keinen Pfennig Schulden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 New Gedancken bringen newen Wandel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 72; Petri, II, 493; Guttenstein, II, 29; Lehmann, II, 432, 44; Körte, 1822.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">77 Nur in Gedanken, sagt der Jude Henoch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In <hi rendition="#i">Paul Heyse's Hans Lange.</hi> Zur Verspottung von Entwürfen ohne Ausführung und grossen Worten ohne Handlung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Schlechte Gedanken führen zu schlechten Thaten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Romanzeitung (Berlin 1855), S. 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">79 Stumme Gedanken, todte Gedanken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Darum erhält die Gedankenfreiheit nur durch unbeschränkte Pressfreiheit einen Sinn. &#x201E;Das Wort&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">Braniss,</hi> &#x201E;erzieht den Gedanken und der Gedanke beherrscht das Wort.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 Von Gedanken geht viel abe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Heuseler, 181; Körte, 1820.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Jeder, der drinnen steckt, lässet sich dünken, er wolle mehr thun, denn er kann oder mag, wie man in dem gemeinen Sprichwort sagt: Von Gedanken geht viel abe.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther in der Auslegung des 20. Kap. Johannis.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Was man in Gedanken nicht alles thun kann, sagte Töffel, da hatte er Fischthran für Milch getrunken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat kan men niet al in gedachten doen, zei droomige Joris, en hij at mosterd zonder ham. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 210.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">82 Wenn dir ein böser Gedanke einfällt, so lass ihn wieder ausfallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">83 Wenn man die Gedanken richten könnte, so wär' es um viel Köpfe geschehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Vare tanker tingsvidne, da blev mangen, ærlig mand til en skielm. (<hi rendition="#i">Bohn I, 402.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">84 Wenn zwei denselben Gedanken haben, wird eine Seele aus dem Fegfeuer errettet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 132.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schweizerischer Aberglaube.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">85 Wer bösen gedancken wehrt, so sie noch blutt sein, der wehret bösen wercken; werden sie flick, so suchen sie mancherlei nester.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 240, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">86 Wer Gedanken hat, dem fehlt's auch nicht an Worten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Diepe gedachten leeren hooge woorden spreken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 210.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">87 Wer keine Gedanken hat, muss Beine (Füsse) haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 176.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Vergesslichen. (S.  Kopf.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">88 Wer mit gedancken kegelt, der mag wol sechs treffen, obschon drey auffm platze stehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 238, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">89 Wer nicht seine Gedanken in die Ferne trägt, hat den Gang in der Nähe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">90 Wer viel Gedanken hat, kann nicht schlafen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Luther</hi> gebraucht dies Sprichwort in seiner Auslegung des 3. Psalms.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">91 Wie der Gedanke, so der Traum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">92 Wo Gedanken sind zu kaufen, kommen Worte gelaufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*93 Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus einem Briefe Sidonia's an ihren Sohn Georg (den Bärtigen von Sachsen), der, kurz nach seiner Verlobung mit der polnischen Königstochter Barbara, zwei Briefe, einen an die Mutter und einen an seinen Vetter Friedrich (den Weisen) bei der Adressirung verwechselt hatte. Die Stelle im Briefe lautet: &#x201E;Es wird, herzallerliebster Sohn, das Sprichwort an dir wahr; denn man spricht gern zu denen, die nicht aller Dinge thun Achtung geben: Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid. Desgleichen mag man auch jetzt zu dir sprechen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*94 Der hat auch heute wieder seine Gedanken im Hosenthür'l.</hi> (<hi rendition="#i">Troppau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Den Kopf nicht bei sich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*95 Einem Gedanken Luft machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn andern mittheilen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*96 Er hat die Gedanken, wo die Hühner die Eier haben.</hi> (<hi rendition="#i">Trier.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Alten sagten von einem, der irgendein Uebel befürchtete, z. B. die Peitsche oder Krieg u. s. w., er habe die Gedanken auf dem Rücken.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mens est in tergoribus. (<hi rendition="#i">Erasm., 869.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1398"/>
*97 Er hat Gedanken wie Händel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Trinkt gern, besonders im Verborgenen. Die Entstehung dieser Redensart soll folgende sein. Händel bewirthete einst eine Gesellschaft und setzte ihr trefflichen Portwein vor. Kurz vor der Tafel war aber als Geschenk ein Fässchen Burgunder eingegangen, das noch nicht hatte geöffnet werden können. Händel widerstand indess der Begierde nicht, es öffnen zu lassen und zu kosten. Er fand den Burgunder noch besser als den Portwein, stand daher von der Tafel auf und rief: &#x201E;Ich habe einen Gedanken!&#x201C; Die Gesellschaft, die nur an musikalische Gedanken dachte, bat ihn, denselben doch sogleich zu Papier zu bringen, und Händel ging in ein Nebenzimmer. Als sich aber die &#x201E;Gedanken&#x201C; wiederholten, ging man ihm nach und fand die Quelle der &#x201E;Gedanken&#x201C; im Burgunder. Seitdem wurden Händel's Gedanken sprichwörtlich. (Vgl. <hi rendition="#i">G. F. Händel. Eine biographische Charakteristik, Berlin 1857.</hi>) In <hi rendition="#i">O. Ruppius' Sonntagsblatt (Berlin 1863, Nr. 34, S. 271</hi>) ist die Entstehung der Redensart nur insofern abweichend erzählt, als statt des Burgunders ein Dutzend Flaschen Johannisberger stehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*98 Er het's i de Gidanke wie der arm Jud 's Handln.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 82, 282.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*99 Er ist (sitzt) in Gedanken wie ein Hund in Flöhen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 141.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*100 Er ist in Gedanken wie Grosche.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein einfältiger Bursche vom Lande kam zum ersten mal in die Stadt, aus der er für vier Groschen Weissbrot mit nach Hause bringen sollte. Indem er neugierig dumm durch die Strassen schlendert, verzehrt er in Gedanken das gesammte Weissbrot und sucht es schliesslich, in der Meinung, er habe es verloren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*101 Er ist mit seinen Gedanken im  Gerstenfelde (s. d.).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 213.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zerstreut.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Avoir l'esprit aux champs. &#x2013; Il est à cent lieues d'ici. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 119 u. 418.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is met zijne gedachten van huis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 210.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mens abest in popina. (<hi rendition="#i">Binder II, 1839; Eiselein, 213.</hi>) &#x2013; Mens peregrina. (<hi rendition="#i">Binder I, 981; II, 1839; Erasm., 100; Philippi, I, 247; Seybold, 304.</hi>) &#x2013; Mentem habet peregrinam. (<hi rendition="#i">Seybold, 304.</hi>) &#x2013; Praesens absens. (<hi rendition="#i">Binder I, 1388; II, 2635; Buchler, 215; Erasm., 100; Philippi, I, 104; Seybold, 453.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*102 Er ist mit seinen Gedanken in der Küche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Animus est in patinis. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 31.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*103 Es ist nur ein Gedanke von einem Menschen.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich erinnere mich, gehört oder gelesen zu haben: Es ist kein Gedanke von einem Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*104 Er legt alle seine Gedanken auf Kraut und Loth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a tourné toutes ses pensées à la guerre. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 686.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*105 Er trägt sich mit dem Gedanken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*106 Es ist ein ganz gescheiter Gedanke, nur dass er dumm aussieht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erinnert an den Vers aus <hi rendition="#i">Schiller's Piccolomini (2. Act, 7. Scene):</hi> &#x201E;Wär' der Gedanke nicht so verwünscht gescheit, man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*107 Es sind halbschürige Gedanken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 213.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*108 Geht in tieffen Gedanken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1116<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Sidder i tanker som forlovede meer. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 180.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*109 Hei geit in Gedanken äs de Rue in Flöhen.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Honcamp.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est en pensée comme un chien plein de puces. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 523.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*110 Ich bin in Gedanken wie der Stier von Schlatt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 355.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*111 Mach' dir keine unkeuschen Gedanken.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Keine vergebliche Hoffnung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*112 Mit seinen Gedanken am Kreuzwege stehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hin- und herschwanken und nicht wissen, was zu wählen sei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*113 Seine Gedanken sind im Weingarten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2296.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der den Trunk liebt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*114 Seine Gedanken sind in der Fremde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Franzosen sagen von einem, der mit seinen Gedanken bald hier bald da ist, er habe mailändisches Gehirn.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Trop tourner ça et là les yeux des monstre cerveau de milan. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 196.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*115 Seine Gedanken sind kurz wie ein Furz.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*116 Seine Gedanken sind so hoch, dass er weder Himmel noch Erde damit berührt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[699]/0727] 74 Mit Gedanken schlägt man kein Fenster ein. – Parömiakon, 1485. 75 Mit Gedanken von tausend Gulden bezahlt man keinen Pfennig Schulden. 76 New Gedancken bringen newen Wandel. – Gruter, III, 72; Petri, II, 493; Guttenstein, II, 29; Lehmann, II, 432, 44; Körte, 1822. 77 Nur in Gedanken, sagt der Jude Henoch. In Paul Heyse's Hans Lange. Zur Verspottung von Entwürfen ohne Ausführung und grossen Worten ohne Handlung. 78 Schlechte Gedanken führen zu schlechten Thaten. – Romanzeitung (Berlin 1855), S. 50. 79 Stumme Gedanken, todte Gedanken. Darum erhält die Gedankenfreiheit nur durch unbeschränkte Pressfreiheit einen Sinn. „Das Wort“, sagt Braniss, „erzieht den Gedanken und der Gedanke beherrscht das Wort.“ 80 Von Gedanken geht viel abe. – Heuseler, 181; Körte, 1820. „Jeder, der drinnen steckt, lässet sich dünken, er wolle mehr thun, denn er kann oder mag, wie man in dem gemeinen Sprichwort sagt: Von Gedanken geht viel abe.“ (Luther in der Auslegung des 20. Kap. Johannis.) 81 Was man in Gedanken nicht alles thun kann, sagte Töffel, da hatte er Fischthran für Milch getrunken. Holl.: Wat kan men niet al in gedachten doen, zei droomige Joris, en hij at mosterd zonder ham. (Harrebomée, I, 210.) 82 Wenn dir ein böser Gedanke einfällt, so lass ihn wieder ausfallen. 83 Wenn man die Gedanken richten könnte, so wär' es um viel Köpfe geschehen. Dän.: Vare tanker tingsvidne, da blev mangen, ærlig mand til en skielm. (Bohn I, 402.) 84 Wenn zwei denselben Gedanken haben, wird eine Seele aus dem Fegfeuer errettet. – Kirchhofer, 132. Schweizerischer Aberglaube. 85 Wer bösen gedancken wehrt, so sie noch blutt sein, der wehret bösen wercken; werden sie flick, so suchen sie mancherlei nester. – Lehmann, 240, 43. 86 Wer Gedanken hat, dem fehlt's auch nicht an Worten. Holl.: Diepe gedachten leeren hooge woorden spreken. (Harrebomée, I, 210.) 87 Wer keine Gedanken hat, muss Beine (Füsse) haben. – Kirchhofer, 176. Von einem Vergesslichen. (S. Kopf.) 88 Wer mit gedancken kegelt, der mag wol sechs treffen, obschon drey auffm platze stehen. – Lehmann, 238, 20. 89 Wer nicht seine Gedanken in die Ferne trägt, hat den Gang in der Nähe. 90 Wer viel Gedanken hat, kann nicht schlafen. Luther gebraucht dies Sprichwort in seiner Auslegung des 3. Psalms. 91 Wie der Gedanke, so der Traum. 92 Wo Gedanken sind zu kaufen, kommen Worte gelaufen. *93 Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid. Aus einem Briefe Sidonia's an ihren Sohn Georg (den Bärtigen von Sachsen), der, kurz nach seiner Verlobung mit der polnischen Königstochter Barbara, zwei Briefe, einen an die Mutter und einen an seinen Vetter Friedrich (den Weisen) bei der Adressirung verwechselt hatte. Die Stelle im Briefe lautet: „Es wird, herzallerliebster Sohn, das Sprichwort an dir wahr; denn man spricht gern zu denen, die nicht aller Dinge thun Achtung geben: Du gehst in Gedanken als eine verlobte Maid. Desgleichen mag man auch jetzt zu dir sprechen.“ *94 Der hat auch heute wieder seine Gedanken im Hosenthür'l. (Troppau.) Den Kopf nicht bei sich. *95 Einem Gedanken Luft machen. Ihn andern mittheilen. *96 Er hat die Gedanken, wo die Hühner die Eier haben. (Trier.) Die Alten sagten von einem, der irgendein Uebel befürchtete, z. B. die Peitsche oder Krieg u. s. w., er habe die Gedanken auf dem Rücken. Lat.: Mens est in tergoribus. (Erasm., 869.) *97 Er hat Gedanken wie Händel. Trinkt gern, besonders im Verborgenen. Die Entstehung dieser Redensart soll folgende sein. Händel bewirthete einst eine Gesellschaft und setzte ihr trefflichen Portwein vor. Kurz vor der Tafel war aber als Geschenk ein Fässchen Burgunder eingegangen, das noch nicht hatte geöffnet werden können. Händel widerstand indess der Begierde nicht, es öffnen zu lassen und zu kosten. Er fand den Burgunder noch besser als den Portwein, stand daher von der Tafel auf und rief: „Ich habe einen Gedanken!“ Die Gesellschaft, die nur an musikalische Gedanken dachte, bat ihn, denselben doch sogleich zu Papier zu bringen, und Händel ging in ein Nebenzimmer. Als sich aber die „Gedanken“ wiederholten, ging man ihm nach und fand die Quelle der „Gedanken“ im Burgunder. Seitdem wurden Händel's Gedanken sprichwörtlich. (Vgl. G. F. Händel. Eine biographische Charakteristik, Berlin 1857.) In O. Ruppius' Sonntagsblatt (Berlin 1863, Nr. 34, S. 271) ist die Entstehung der Redensart nur insofern abweichend erzählt, als statt des Burgunders ein Dutzend Flaschen Johannisberger stehen. *98 Er het's i de Gidanke wie der arm Jud 's Handln. (Solothurn.) – Schild, 82, 282. *99 Er ist (sitzt) in Gedanken wie ein Hund in Flöhen. – Mayer, I, 141. *100 Er ist in Gedanken wie Grosche. (Köthen.) Ein einfältiger Bursche vom Lande kam zum ersten mal in die Stadt, aus der er für vier Groschen Weissbrot mit nach Hause bringen sollte. Indem er neugierig dumm durch die Strassen schlendert, verzehrt er in Gedanken das gesammte Weissbrot und sucht es schliesslich, in der Meinung, er habe es verloren. *101 Er ist mit seinen Gedanken im Gerstenfelde (s. d.). – Eiselein, 213. Zerstreut. Frz.: Avoir l'esprit aux champs. – Il est à cent lieues d'ici. (Kritzinger, 119 u. 418.) Holl.: Hij is met zijne gedachten van huis. (Harrebomée, I, 210.) Lat.: Mens abest in popina. (Binder II, 1839; Eiselein, 213.) – Mens peregrina. (Binder I, 981; II, 1839; Erasm., 100; Philippi, I, 247; Seybold, 304.) – Mentem habet peregrinam. (Seybold, 304.) – Praesens absens. (Binder I, 1388; II, 2635; Buchler, 215; Erasm., 100; Philippi, I, 104; Seybold, 453.) *102 Er ist mit seinen Gedanken in der Küche. Lat.: Animus est in patinis. (Philippi, I, 31.) *103 Es ist nur ein Gedanke von einem Menschen. (Wien.) Ich erinnere mich, gehört oder gelesen zu haben: Es ist kein Gedanke von einem Menschen. *104 Er legt alle seine Gedanken auf Kraut und Loth. Frz.: Il a tourné toutes ses pensées à la guerre. (Kritzinger, 686.) *105 Er trägt sich mit dem Gedanken. *106 Es ist ein ganz gescheiter Gedanke, nur dass er dumm aussieht. Erinnert an den Vers aus Schiller's Piccolomini (2. Act, 7. Scene): „Wär' der Gedanke nicht so verwünscht gescheit, man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen.“ *107 Es sind halbschürige Gedanken. – Eiselein, 213. *108 Geht in tieffen Gedanken. – Schottel, 1116b. Dän.: Sidder i tanker som forlovede meer. (Prov. dan., 180.) *109 Hei geit in Gedanken äs de Rue in Flöhen. (Büren.) – Honcamp. Frz.: Il est en pensée comme un chien plein de puces. (Kritzinger, 523.) *110 Ich bin in Gedanken wie der Stier von Schlatt. – Kirchhofer, 355. *111 Mach' dir keine unkeuschen Gedanken. (Nürtingen.) Keine vergebliche Hoffnung. *112 Mit seinen Gedanken am Kreuzwege stehen. Hin- und herschwanken und nicht wissen, was zu wählen sei. *113 Seine Gedanken sind im Weingarten. – Parömiakon, 2296. Von einem, der den Trunk liebt. *114 Seine Gedanken sind in der Fremde. Die Franzosen sagen von einem, der mit seinen Gedanken bald hier bald da ist, er habe mailändisches Gehirn. Frz.: Trop tourner ça et là les yeux des monstre cerveau de milan. (Leroux, II, 196.) *115 Seine Gedanken sind kurz wie ein Furz. (Köthen.) *116 Seine Gedanken sind so hoch, dass er weder Himmel noch Erde damit berührt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/727
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [699]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/727>, abgerufen am 12.05.2024.