Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 87 Man muss nicht blos Gewalt mit Gewalt hintertreiben, man soll auch der Gewalt zuvorkommen. - Opel, 389.

88 Mancher stelt nach gewalt, wird doch in Knechtschaft alt. - Petri, II, 453.

89 Met Gewolt kann man 'ne Viggeline (Violine) an Eikbaume entwe (kapot) slaen. (Münster.) - Firmenich, I, 298, 50; Frommann, VI, 424, 4; für Düren: Firmenich, I, 483, 88; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 19; ostfriesisch in Hauskalender, III; Bueren, 872; Goldschmidt, 95; hochdeutsch bei Simrock, 3585; Riehl, Novellen, 180.

90 Met Gewalt kann man nich mal enen Flauh (Floh) fangen. (Lippe.)

91 Mit einer Hand voll Gewalt kommt man weiter als mit einem Sack voll Recht. - Kirchhofer, 153.

Holl.: Met eene hand vol geweld komt men verder dan met een zak vol regt. (Harrebomee, I, 235.)

92 Mit gewalt fahren, wehret nicht lang. - Henisch, 1592, 61; Petri, II, 477.

Lat.: Nullum violentum est diuturnum. (Coler., 742b; Fischer, 159, 127; Henisch, 1592, 62.)

93 Mit gewalt hat nie keiner lang regiert. - Henisch, 1592, 63.

94 Mit Gewalt kann man die Geiss hinten herum lüpfen. - Kirchhofer, 278; Eiselein, 202; für Solothurn: Schild, 61, 69; Zyro, 6.

Unter Geiss wird hier Weib verstanden. Nach Eiselein befinden sich in Bayle's Lexikon einige hierauf bezügliche Artikel. - Mit Gewalt vermag man alles.

95 Mit Gewalt kann man einem wol was nehmen, aber nicht geben.

Wenn jemand ein Geschenk oder einen guten Rath nicht annehmen will.

Böhm.: Nasilim se nekomu neco vziti muz, dati nemuz. - Pres moc se muze brati, ale ne dati. (Celakovsky, 48.)

Poln.: Gwaltem wziac mozesz, ale dac niemozesz. (Celakovsky, 48.)

96 Mit Gewalt kann man wol 'n Bull melken. - Goldschmidt, 95; Bueren, 871; Hauskalender, 920.

97 Mit Gewalt lässt sich der Kater reiten und nicht blos die Katze. (Ostpreuss.) - Frischbier, 257; Frischbier2, 1260.

98 Mit gewalt soll man nichts handeln. - Henisch, 1592, 64.

99 Möt Jewalt können twie Mann en Jeet twenge. - Firmenich, III, 516, 20.

Mit Gewalt können zwei Mann eine Geiss zwingen.

100 Nichts mit Gewalt, alles mit Liebe. - Hermann, II, 11.

101 Schnell gewalt vergehet bald. - Henisch, 1591, 19; Petri, II, 531.

102 Strenge Gewalt wird nid alt, het mer by sim Eid en alte Schwyzer geseit. - Kirchhofer, 225.

103 Unrechte Gewalt mag nicht bestehn noch werden alt.

104 Väör Gewalt iss nicks. (Altmark.) - Danneil, 207.

Der Gewalt muss man sich fügen.

105 Vbler gwalt wird nicht alt. - Egenolff, 37b; Henisch, 1592, 20; Gruter, I, 67. 20; Schottel, 1141a; Petri, II, 554; Kirchhofer, 224.

106 Vbriger Gewalt erdruckt manchen. - Henisch, 1592, 21; Petri, II, 554.

107 Viel seind deren, die an gewalt vnnd macht grosse Riesen, vnnd an Weissheit Pasteten Mänlin seind. - Lehmann, 307, 38.

108 Vor Gewalt ist man zu gewähren nicht schuldig. (S. 141.)

109 Walt und wolt don. - Hamb. Chronik, 88.

Gewalt und Willkür.

110 Was gewaldt nicht kann, das erwirbt gehorsam. - Lehmann, 249, 25.

111 Was (rohe) Gewalt erworben, ist bald durch Gewalt gestorben.

112 Was gewalt thut, das ist selten gut. - Henisch, 1592, 66; Petri, II, 595; Graf, 389, 556.

113 Was man mit gewalt raubt, das muss mit Gewalt vertheidigt werden. - Henisch, 1592, 67; Petri, II, 603.

[Spaltenumbruch] 114 Was mit Gewalt erhalten wird, hat keine Gewere. - Graf, 95, 189; Körte, 2117 u. 2605; Luther, 259; Simrock, 3580; Venedey, 135.

Zum rechten Besitz gehört guter Glaube. (S. Gewere 4 u. 13.) Wo aber Gewalt den Besitz verschafft, da muss er mangeln, und unrechter Besitz kann nie ein rechter werden. Die Ansicht, aus Unrecht könne mit der Zeit Recht werden, wird derb durch den Reim zurückgewiesen: "Einen Dreck soll fressen der Jurist, der solchen Spruchs ein Lehrer ist."

Holl.: Wat met geweld verkregen wordt, duurt niet lang. (Harrebomee, I, 235.)

115 Was mit gewalt geschehen muss, dass ist nichts wehrt vnnd wird zeitlich Wormstichig. - Lehmann, 307, 40.

116 Was mit gewalt geschicht, das hat jmmer seine mängel. - Lehmann, 310, 77.

117 Wenn Gewalt kommt, ist das Recht todt. - Körte, 2106; Venedey, 134; Simrock, 3569; Braun, I, 781; Graf, 4, 63; Hillebrand, 4.

Frz.: Force n'est pas droit. (Körte, 2106.) - Ou la force regne, le roi perd ses droits. (Eiselein, 235; Körte, 2106.)

Holl.: Als ghewalt comt, is dat recht doot. (Tunn., 2, 20; Harrebomee, I, 235.)

Lat.: Tunc ius calcatur, violentia cum dominatur. (Fallersleben, 22.)

118 Wenn gewalt mit dem Scheinmantel der Gerechtigkeit geht, lässt sie sich nicht straffen, noch bessern. - Lehmann, 306, 35.

119 Wenn Gewalt zum Herrn wird, muss Gerechtigkeit Knecht sein. - Sailer, 246; Gaal, 706.

120 Wenn gewalt überhand nimpt, so ist das recht todt. - Henisch, 1593; Petri, II, 655; Braun, I, 781.

121 Wenn nicht gwalt für recht gieng, so wer mancher nit Abt. - Henisch, 8, 67; Graf, 390, 568.

122 Wer der Gewalt entkommt, hat die beste Reise gemacht.

123 Wer die Gewalt hat, vergibt die Sünden.

Böhm.: Tou moci rozhresuje, jakou sam od druheho prijal. (Celakovsky, 18.)

Poln.: Taka moca rozgrzesza, jaka sam od drugiego ma. (Celakovsky, 18.)

124 Wer Gewalt hat, der brent Aschen. - Petri, II, 713.

125 Wer gewalt hat, der gebraucht gewalt. - Henisch, 1593, 4; Petri, II, 713.

126 Wer Gewalt hat, der hat auch recht. - Lehmann, 305, 4.

Er macht sich das Recht oder lässt es sich machen, wie er es eben bedarf.

127 Wer gewalt hat, der hat recht vnnd ist gerecht, und solten Schreibfedern darüber zu Bratwürsten werden. - Lehmann, 307, 43; Eiselein, 235.

Lat.: Cui vis est, jus non metuit. (Binder II, 2566; Palingen, X, 25.)

128 Wer gewalt hat, nimt hinweg vnd läst die Rechtsgelehrten vertheidigen. - Lehmann, 306, 35.

129 Wer Gewalt hat zu nehmen, dem muss man geben, was er haben will.

It.: A chi ti puol torre cio che tu hai, dagli cio che te chiede. (Pazzaglia, 78, 7.)

130 Wer gewalt vnd vnrecht thut dem Mann, der jhm hat niemals leids gethan, da stossen sich wol zweintzig an. - Henisch, 1593, 5.

131 Wer kann vör Gewalt, segt de Dern; do trock se den Kerl in't Bett. - Hoefer, 232.

132 Wer keiner Gewalt widerstrebt, zieht sie gross.

Zur Widerlegung des Sprichworts: Unrecht leiden ist besser als Unrecht thun.

Böhm.: Ten pravdu (spravedlnost) hubi, kdo se nasilim na odpor nestavi. (Celakovsky, 64.)

Kroat.: Koi se sili nesuprotstavi, pravdu zgubiva. (Celakovsky, 64.)

133 Wer ohne Gewalt rechtmässig procedirt, der gewiss rechtmässig seine Sache verliert.

134 Wer wider Gewalt, die über Recht ist, legitime procediren will, der geht legitime zu scheitern. - Opel, 381; Lehmann, 633, 710.

135 Wer zur Gewalt schweigt, der verliert seine Rechte. - Lehmann, 307, 40; Körte, 2121; Simrock, 3576; Goldschmidt, 96; Braun, I, 787; Graf, 390, 565.

Kann man sie auch durch Reden nicht erhalten, so kann man doch durch erhobenen Widerspruch die Meinung beseitigen, als genehmige man stillt stillschweigend den Act der Gewalt.

[Spaltenumbruch] 87 Man muss nicht blos Gewalt mit Gewalt hintertreiben, man soll auch der Gewalt zuvorkommen.Opel, 389.

88 Mancher stelt nach gewalt, wird doch in Knechtschaft alt.Petri, II, 453.

89 Met Gewolt kann man 'ne Viggeline (Violine) an Eikbaume entwe (kapot) slaen. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 50; Frommann, VI, 424, 4; für Düren: Firmenich, I, 483, 88; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 19; ostfriesisch in Hauskalender, III; Bueren, 872; Goldschmidt, 95; hochdeutsch bei Simrock, 3585; Riehl, Novellen, 180.

90 Met Gewalt kann man nich mal ênen Flauh (Floh) fangen. (Lippe.)

91 Mit einer Hand voll Gewalt kommt man weiter als mit einem Sack voll Recht.Kirchhofer, 153.

Holl.: Met eene hand vol geweld komt men verder dan met een zak vol regt. (Harrebomée, I, 235.)

92 Mit gewalt fahren, wehret nicht lang.Henisch, 1592, 61; Petri, II, 477.

Lat.: Nullum violentum est diuturnum. (Coler., 742b; Fischer, 159, 127; Henisch, 1592, 62.)

93 Mit gewalt hat nie keiner lang regiert.Henisch, 1592, 63.

94 Mit Gewalt kann man die Geiss hinten herum lüpfen.Kirchhofer, 278; Eiselein, 202; für Solothurn: Schild, 61, 69; Zyro, 6.

Unter Geiss wird hier Weib verstanden. Nach Eiselein befinden sich in Bayle's Lexikon einige hierauf bezügliche Artikel. – Mit Gewalt vermag man alles.

95 Mit Gewalt kann man einem wol was nehmen, aber nicht geben.

Wenn jemand ein Geschenk oder einen guten Rath nicht annehmen will.

Böhm.: Násilím se nĕkomu nĕco vzíti můž, dáti nemůz. – Přes moc se může brátí, ale ne dáti. (Čelakovský, 48.)

Poln.: Gwałtem wziąć możesz, ale dać niemożesz. (Čelakovský, 48.)

96 Mit Gewalt kann man wol 'n Bull melken.Goldschmidt, 95; Bueren, 871; Hauskalender, 920.

97 Mit Gewalt lässt sich der Kater reiten und nicht blos die Katze. (Ostpreuss.) – Frischbier, 257; Frischbier2, 1260.

98 Mit gewalt soll man nichts handeln.Henisch, 1592, 64.

99 Möt Jewalt können twïe Mann en Jeet twenge.Firmenich, III, 516, 20.

Mit Gewalt können zwei Mann eine Geiss zwingen.

100 Nichts mit Gewalt, alles mit Liebe.Hermann, II, 11.

101 Schnell gewalt vergehet bald.Henisch, 1591, 19; Petri, II, 531.

102 Strenge Gewalt wird nid alt, het mer by sim Eid en alte Schwyzer geseit.Kirchhofer, 225.

103 Unrechte Gewalt mag nicht bestehn noch werden alt.

104 Väör Gewalt iss nicks. (Altmark.) – Danneil, 207.

Der Gewalt muss man sich fügen.

105 Vbler gwalt wird nicht alt.Egenolff, 37b; Henisch, 1592, 20; Gruter, I, 67. 20; Schottel, 1141a; Petri, II, 554; Kirchhofer, 224.

106 Vbriger Gewalt erdruckt manchen.Henisch, 1592, 21; Petri, II, 554.

107 Viel seind deren, die an gewalt vnnd macht grosse Riesen, vnnd an Weissheit Pasteten Mänlin seind.Lehmann, 307, 38.

108 Vor Gewalt ist man zu gewähren nicht schuldig. (S. 141.)

109 Walt und wolt dôn.Hamb. Chronik, 88.

Gewalt und Willkür.

110 Was gewaldt nicht kann, das erwirbt gehorsam.Lehmann, 249, 25.

111 Was (rohe) Gewalt erworben, ist bald durch Gewalt gestorben.

112 Was gewalt thut, das ist selten gut.Henisch, 1592, 66; Petri, II, 595; Graf, 389, 556.

113 Was man mit gewalt raubt, das muss mit Gewalt vertheidigt werden.Henisch, 1592, 67; Petri, II, 603.

[Spaltenumbruch] 114 Was mit Gewalt erhalten wird, hat keine Gewere.Graf, 95, 189; Körte, 2117 u. 2605; Luther, 259; Simrock, 3580; Venedey, 135.

Zum rechten Besitz gehört guter Glaube. (S. Gewere 4 u. 13.) Wo aber Gewalt den Besitz verschafft, da muss er mangeln, und unrechter Besitz kann nie ein rechter werden. Die Ansicht, aus Unrecht könne mit der Zeit Recht werden, wird derb durch den Reim zurückgewiesen: „Einen Dreck soll fressen der Jurist, der solchen Spruchs ein Lehrer ist.“

Holl.: Wat met geweld verkregen wordt, duurt niet lang. (Harrebomée, I, 235.)

115 Was mit gewalt geschehen muss, dass ist nichts wehrt vnnd wird zeitlich Wormstichig.Lehmann, 307, 40.

116 Was mit gewalt geschicht, das hat jmmer seine mängel.Lehmann, 310, 77.

117 Wenn Gewalt kommt, ist das Recht todt.Körte, 2106; Venedey, 134; Simrock, 3569; Braun, I, 781; Graf, 4, 63; Hillebrand, 4.

Frz.: Force n'est pas droit. (Körte, 2106.) – Où la force regne, le roi perd ses droits. (Eiselein, 235; Körte, 2106.)

Holl.: Als ghewalt comt, is dat recht doot. (Tunn., 2, 20; Harrebomée, I, 235.)

Lat.: Tunc ius calcatur, violentia cum dominatur. (Fallersleben, 22.)

118 Wenn gewalt mit dem Scheinmantel der Gerechtigkeit geht, lässt sie sich nicht straffen, noch bessern.Lehmann, 306, 35.

119 Wenn Gewalt zum Herrn wird, muss Gerechtigkeit Knecht sein.Sailer, 246; Gaal, 706.

120 Wenn gewalt überhand nimpt, so ist das recht todt.Henisch, 1593; Petri, II, 655; Braun, I, 781.

121 Wenn nicht gwalt für recht gieng, so wer mancher nit Abt.Henisch, 8, 67; Graf, 390, 568.

122 Wer der Gewalt entkommt, hat die beste Reise gemacht.

123 Wer die Gewalt hat, vergibt die Sünden.

Böhm.: Tou mocí rozhřešuje, jakou sám od druhého přijal. (Čelakovský, 18.)

Poln.: Taką mocą rozgrzesza, jaką sam od drugiego ma. (Čelakovský, 18.)

124 Wer Gewalt hat, der brent Aschen.Petri, II, 713.

125 Wer gewalt hat, der gebraucht gewalt.Henisch, 1593, 4; Petri, II, 713.

126 Wer Gewalt hat, der hat auch recht.Lehmann, 305, 4.

Er macht sich das Recht oder lässt es sich machen, wie er es eben bedarf.

127 Wer gewalt hat, der hat recht vnnd ist gerecht, und solten Schreibfedern darüber zu Bratwürsten werden.Lehmann, 307, 43; Eiselein, 235.

Lat.: Cui vis est, jus non metuit. (Binder II, 2566; Palingen, X, 25.)

128 Wer gewalt hat, nimt hinweg vnd läst die Rechtsgelehrten vertheidigen.Lehmann, 306, 35.

129 Wer Gewalt hat zu nehmen, dem muss man geben, was er haben will.

It.: A chi ti puol torre ciò che tu hai, dagli ciò che te chiede. (Pazzaglia, 78, 7.)

130 Wer gewalt vnd vnrecht thut dem Mann, der jhm hat niemals leids gethan, da stossen sich wol zweintzig an.Henisch, 1593, 5.

131 Wer kann vör Gewalt, segt de Dêrn; do trock se den Kêrl in't Bett.Hoefer, 232.

132 Wer keiner Gewalt widerstrebt, zieht sie gross.

Zur Widerlegung des Sprichworts: Unrecht leiden ist besser als Unrecht thun.

Böhm.: Ten pravdu (spravedlnost) hubí, kdo se násilím na odpor nestaví. (Čelakovský, 64.)

Kroat.: Koi se sili nesuprotstavi, pravdu zgubíva. (Čelakovský, 64.)

133 Wer ohne Gewalt rechtmässig procedirt, der gewiss rechtmässig seine Sache verliert.

134 Wer wider Gewalt, die über Recht ist, legitime procediren will, der geht legitime zu scheitern.Opel, 381; Lehmann, 633, 710.

135 Wer zur Gewalt schweigt, der verliert seine Rechte.Lehmann, 307, 40; Körte, 2121; Simrock, 3576; Goldschmidt, 96; Braun, I, 787; Graf, 390, 565.

Kann man sie auch durch Reden nicht erhalten, so kann man doch durch erhobenen Widerspruch die Meinung beseitigen, als genehmige man stillt stillschweigend den Act der Gewalt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0852" n="[824]"/><cb n="1647"/>
87 Man muss nicht blos Gewalt mit Gewalt hintertreiben, man soll auch der Gewalt zuvorkommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 389.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">88 Mancher stelt nach gewalt, wird doch in Knechtschaft alt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 453.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">89 Met Gewolt kann man 'ne Viggeline (Violine) an Eikbaume entwe (kapot) slaen.</hi> (<hi rendition="#i">Münster.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 298, 50; Frommann, VI, 424, 4;</hi> für Düren: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 483, 88;</hi> für Gladbach: <hi rendition="#i">Firmenich, III, 516, 19;</hi> ostfriesisch in <hi rendition="#i">Hauskalender, III; Bueren, 872; Goldschmidt, 95;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 3585; Riehl, Novellen, 180.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">90 Met Gewalt kann man nich mal ênen Flauh (Floh) fangen.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">91 Mit einer Hand voll Gewalt kommt man weiter als mit einem Sack voll Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 153.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Met eene hand vol geweld komt men verder dan met een zak vol regt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">92 Mit gewalt fahren, wehret nicht lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1592, 61; Petri, II, 477.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nullum violentum est diuturnum. (<hi rendition="#i">Coler., 742<hi rendition="#sup">b</hi>; Fischer, 159, 127; Henisch, 1592, 62.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 Mit gewalt hat nie keiner lang regiert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1592, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">94 Mit Gewalt kann man die Geiss hinten herum lüpfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 278; Eiselein, 202;</hi> für Solothurn: <hi rendition="#i">Schild, 61, 69; Zyro, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Geiss wird hier Weib verstanden. Nach <hi rendition="#i">Eiselein</hi> befinden sich in <hi rendition="#i">Bayle's Lexikon</hi> einige hierauf bezügliche Artikel. &#x2013; Mit Gewalt vermag man alles.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">95 Mit Gewalt kann man einem wol was nehmen, aber nicht geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand ein Geschenk oder einen guten Rath nicht annehmen will.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Násilím se n&#x0115;komu n&#x0115;co vzíti m&#x016F;&#x017E;, dáti nem&#x016F;z. &#x2013; P&#x0159;es moc se m&#x016F;&#x017E;e brátí, ale ne dáti. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Gwa&#x0142;tem wzi&#x0105;&#x0107; mo&#x017C;esz, ale da&#x0107; niemo&#x017C;esz. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">96 Mit Gewalt kann man wol 'n Bull melken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, 95; Bueren, 871; Hauskalender, 920.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">97 Mit Gewalt lässt sich der Kater reiten und nicht blos die Katze.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 257; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1260.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">98 Mit gewalt soll man nichts handeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1592, 64.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">99 Möt Jewalt können twïe Mann en Jeet twenge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 516, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Gewalt können zwei Mann eine Geiss zwingen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">100 Nichts mit Gewalt, alles mit Liebe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hermann, II, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">101 Schnell gewalt vergehet bald.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1591, 19; Petri, II, 531.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">102 Strenge Gewalt wird nid alt, het mer by sim Eid en alte Schwyzer geseit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 225.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">103 Unrechte Gewalt mag nicht bestehn noch werden alt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">104 Väör Gewalt iss nicks.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 207.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Gewalt muss man sich fügen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">105 Vbler gwalt wird nicht alt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egenolff, 37<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 1592, 20; Gruter, I, 67. 20; Schottel, 1141<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, II, 554; Kirchhofer, 224.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">106 Vbriger Gewalt erdruckt manchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1592, 21; Petri, II, 554.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">107 Viel seind deren, die an gewalt vnnd macht grosse Riesen, vnnd an Weissheit Pasteten Mänlin seind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 307, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">108 Vor Gewalt ist man zu gewähren nicht schuldig. (S. 141.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">109 Walt und wolt dôn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hamb. Chronik, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewalt und Willkür.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">110 Was gewaldt nicht kann, das erwirbt gehorsam.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 249, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">111 Was (rohe) Gewalt erworben, ist bald durch Gewalt gestorben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">112 Was gewalt thut, das ist selten gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1592, 66; Petri, II, 595; Graf, 389, 556.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">113 Was man mit gewalt raubt, das muss mit Gewalt vertheidigt werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1592, 67; Petri, II, 603.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1648"/>
114 Was mit Gewalt erhalten wird, hat keine Gewere.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 95, 189; Körte, 2117 u. 2605; Luther, 259; Simrock, 3580; Venedey, 135.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zum rechten Besitz gehört guter Glaube. (S. Gewere  4 u.  13.) Wo aber Gewalt den Besitz verschafft, da muss er mangeln, und unrechter Besitz kann nie ein rechter werden. Die Ansicht, aus Unrecht könne mit der Zeit Recht werden, wird derb durch den Reim zurückgewiesen: &#x201E;Einen Dreck soll fressen der Jurist, der solchen Spruchs ein Lehrer ist.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat met geweld verkregen wordt, duurt niet lang. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">115 Was mit gewalt geschehen muss, dass ist nichts wehrt vnnd wird zeitlich Wormstichig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 307, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">116 Was mit gewalt geschicht, das hat jmmer seine mängel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 310, 77.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">117 Wenn Gewalt kommt, ist das Recht todt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2106; Venedey, 134; Simrock, 3569; Braun, I, 781; Graf, 4, 63; Hillebrand, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Force n'est pas droit. (<hi rendition="#i">Körte, 2106.</hi>) &#x2013; Où la force regne, le roi perd ses droits. (<hi rendition="#i">Eiselein, 235; Körte, 2106.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als ghewalt comt, is dat recht doot. (<hi rendition="#i">Tunn., 2, 20; Harrebomée, I, 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tunc ius calcatur, violentia cum dominatur. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">118 Wenn gewalt mit dem Scheinmantel der Gerechtigkeit geht, lässt sie sich nicht straffen, noch bessern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 306, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">119 Wenn Gewalt zum Herrn wird, muss Gerechtigkeit Knecht sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 246; Gaal, 706.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">120 Wenn gewalt überhand nimpt, so ist das recht todt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1593; Petri, II, 655; Braun, I, 781.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Wenn nicht gwalt für recht gieng, so wer mancher nit Abt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 8, 67; Graf, 390, 568.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">122 Wer der Gewalt entkommt, hat die beste Reise gemacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">123 Wer die Gewalt hat, vergibt die Sünden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Tou mocí rozh&#x0159;e&#x0161;uje, jakou sám od druhého p&#x0159;ijal. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Tak&#x0105; moc&#x0105; rozgrzesza, jak&#x0105; sam od drugiego ma. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Wer Gewalt hat, der brent Aschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 713.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">125 Wer gewalt hat, der gebraucht gewalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1593, 4; Petri, II, 713.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">126 Wer Gewalt hat, der hat auch recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 305, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er macht sich das Recht oder lässt es sich machen, wie er es eben bedarf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">127 Wer gewalt hat, der hat recht vnnd ist gerecht, und solten Schreibfedern darüber zu Bratwürsten werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 307, 43; Eiselein, 235.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cui vis est, jus non metuit. (<hi rendition="#i">Binder II, 2566; Palingen, X, 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">128 Wer gewalt hat, nimt hinweg vnd läst die Rechtsgelehrten vertheidigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 306, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">129 Wer Gewalt hat zu nehmen, dem muss man geben, was er haben will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A chi ti puol torre ciò che tu hai, dagli ciò che te chiede. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 78, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">130 Wer gewalt vnd vnrecht thut dem Mann, der jhm hat niemals leids gethan, da stossen sich wol zweintzig an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1593, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">131 Wer kann vör Gewalt, segt de Dêrn; do trock se den Kêrl in't Bett.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 232.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">132 Wer keiner Gewalt widerstrebt, zieht sie gross.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Widerlegung des Sprichworts: Unrecht leiden ist <hi rendition="#g">besser</hi> als Unrecht thun.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ten pravdu (spravedlnost) hubí, kdo se násilím na odpor nestaví. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Koi se sili nesuprotstavi, pravdu zgubíva. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">133 Wer ohne Gewalt rechtmässig procedirt, der gewiss rechtmässig seine Sache verliert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">134 Wer wider Gewalt, die über Recht ist, legitime procediren will, der geht legitime zu scheitern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 381; Lehmann, 633, 710.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">135 Wer zur Gewalt schweigt, der verliert seine Rechte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 307, 40; Körte, 2121; Simrock, 3576; Goldschmidt, 96; Braun, I, 787; Graf, 390, 565.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Kann man sie auch durch Reden nicht erhalten, so kann man doch durch erhobenen Widerspruch die Meinung beseitigen, als genehmige man stillt stillschweigend den Act der Gewalt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[824]/0852] 87 Man muss nicht blos Gewalt mit Gewalt hintertreiben, man soll auch der Gewalt zuvorkommen. – Opel, 389. 88 Mancher stelt nach gewalt, wird doch in Knechtschaft alt. – Petri, II, 453. 89 Met Gewolt kann man 'ne Viggeline (Violine) an Eikbaume entwe (kapot) slaen. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 50; Frommann, VI, 424, 4; für Düren: Firmenich, I, 483, 88; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 19; ostfriesisch in Hauskalender, III; Bueren, 872; Goldschmidt, 95; hochdeutsch bei Simrock, 3585; Riehl, Novellen, 180. 90 Met Gewalt kann man nich mal ênen Flauh (Floh) fangen. (Lippe.) 91 Mit einer Hand voll Gewalt kommt man weiter als mit einem Sack voll Recht. – Kirchhofer, 153. Holl.: Met eene hand vol geweld komt men verder dan met een zak vol regt. (Harrebomée, I, 235.) 92 Mit gewalt fahren, wehret nicht lang. – Henisch, 1592, 61; Petri, II, 477. Lat.: Nullum violentum est diuturnum. (Coler., 742b; Fischer, 159, 127; Henisch, 1592, 62.) 93 Mit gewalt hat nie keiner lang regiert. – Henisch, 1592, 63. 94 Mit Gewalt kann man die Geiss hinten herum lüpfen. – Kirchhofer, 278; Eiselein, 202; für Solothurn: Schild, 61, 69; Zyro, 6. Unter Geiss wird hier Weib verstanden. Nach Eiselein befinden sich in Bayle's Lexikon einige hierauf bezügliche Artikel. – Mit Gewalt vermag man alles. 95 Mit Gewalt kann man einem wol was nehmen, aber nicht geben. Wenn jemand ein Geschenk oder einen guten Rath nicht annehmen will. Böhm.: Násilím se nĕkomu nĕco vzíti můž, dáti nemůz. – Přes moc se může brátí, ale ne dáti. (Čelakovský, 48.) Poln.: Gwałtem wziąć możesz, ale dać niemożesz. (Čelakovský, 48.) 96 Mit Gewalt kann man wol 'n Bull melken. – Goldschmidt, 95; Bueren, 871; Hauskalender, 920. 97 Mit Gewalt lässt sich der Kater reiten und nicht blos die Katze. (Ostpreuss.) – Frischbier, 257; Frischbier2, 1260. 98 Mit gewalt soll man nichts handeln. – Henisch, 1592, 64. 99 Möt Jewalt können twïe Mann en Jeet twenge. – Firmenich, III, 516, 20. Mit Gewalt können zwei Mann eine Geiss zwingen. 100 Nichts mit Gewalt, alles mit Liebe. – Hermann, II, 11. 101 Schnell gewalt vergehet bald. – Henisch, 1591, 19; Petri, II, 531. 102 Strenge Gewalt wird nid alt, het mer by sim Eid en alte Schwyzer geseit. – Kirchhofer, 225. 103 Unrechte Gewalt mag nicht bestehn noch werden alt. 104 Väör Gewalt iss nicks. (Altmark.) – Danneil, 207. Der Gewalt muss man sich fügen. 105 Vbler gwalt wird nicht alt. – Egenolff, 37b; Henisch, 1592, 20; Gruter, I, 67. 20; Schottel, 1141a; Petri, II, 554; Kirchhofer, 224. 106 Vbriger Gewalt erdruckt manchen. – Henisch, 1592, 21; Petri, II, 554. 107 Viel seind deren, die an gewalt vnnd macht grosse Riesen, vnnd an Weissheit Pasteten Mänlin seind. – Lehmann, 307, 38. 108 Vor Gewalt ist man zu gewähren nicht schuldig. (S. 141.) 109 Walt und wolt dôn. – Hamb. Chronik, 88. Gewalt und Willkür. 110 Was gewaldt nicht kann, das erwirbt gehorsam. – Lehmann, 249, 25. 111 Was (rohe) Gewalt erworben, ist bald durch Gewalt gestorben. 112 Was gewalt thut, das ist selten gut. – Henisch, 1592, 66; Petri, II, 595; Graf, 389, 556. 113 Was man mit gewalt raubt, das muss mit Gewalt vertheidigt werden. – Henisch, 1592, 67; Petri, II, 603. 114 Was mit Gewalt erhalten wird, hat keine Gewere. – Graf, 95, 189; Körte, 2117 u. 2605; Luther, 259; Simrock, 3580; Venedey, 135. Zum rechten Besitz gehört guter Glaube. (S. Gewere 4 u. 13.) Wo aber Gewalt den Besitz verschafft, da muss er mangeln, und unrechter Besitz kann nie ein rechter werden. Die Ansicht, aus Unrecht könne mit der Zeit Recht werden, wird derb durch den Reim zurückgewiesen: „Einen Dreck soll fressen der Jurist, der solchen Spruchs ein Lehrer ist.“ Holl.: Wat met geweld verkregen wordt, duurt niet lang. (Harrebomée, I, 235.) 115 Was mit gewalt geschehen muss, dass ist nichts wehrt vnnd wird zeitlich Wormstichig. – Lehmann, 307, 40. 116 Was mit gewalt geschicht, das hat jmmer seine mängel. – Lehmann, 310, 77. 117 Wenn Gewalt kommt, ist das Recht todt. – Körte, 2106; Venedey, 134; Simrock, 3569; Braun, I, 781; Graf, 4, 63; Hillebrand, 4. Frz.: Force n'est pas droit. (Körte, 2106.) – Où la force regne, le roi perd ses droits. (Eiselein, 235; Körte, 2106.) Holl.: Als ghewalt comt, is dat recht doot. (Tunn., 2, 20; Harrebomée, I, 235.) Lat.: Tunc ius calcatur, violentia cum dominatur. (Fallersleben, 22.) 118 Wenn gewalt mit dem Scheinmantel der Gerechtigkeit geht, lässt sie sich nicht straffen, noch bessern. – Lehmann, 306, 35. 119 Wenn Gewalt zum Herrn wird, muss Gerechtigkeit Knecht sein. – Sailer, 246; Gaal, 706. 120 Wenn gewalt überhand nimpt, so ist das recht todt. – Henisch, 1593; Petri, II, 655; Braun, I, 781. 121 Wenn nicht gwalt für recht gieng, so wer mancher nit Abt. – Henisch, 8, 67; Graf, 390, 568. 122 Wer der Gewalt entkommt, hat die beste Reise gemacht. 123 Wer die Gewalt hat, vergibt die Sünden. Böhm.: Tou mocí rozhřešuje, jakou sám od druhého přijal. (Čelakovský, 18.) Poln.: Taką mocą rozgrzesza, jaką sam od drugiego ma. (Čelakovský, 18.) 124 Wer Gewalt hat, der brent Aschen. – Petri, II, 713. 125 Wer gewalt hat, der gebraucht gewalt. – Henisch, 1593, 4; Petri, II, 713. 126 Wer Gewalt hat, der hat auch recht. – Lehmann, 305, 4. Er macht sich das Recht oder lässt es sich machen, wie er es eben bedarf. 127 Wer gewalt hat, der hat recht vnnd ist gerecht, und solten Schreibfedern darüber zu Bratwürsten werden. – Lehmann, 307, 43; Eiselein, 235. Lat.: Cui vis est, jus non metuit. (Binder II, 2566; Palingen, X, 25.) 128 Wer gewalt hat, nimt hinweg vnd läst die Rechtsgelehrten vertheidigen. – Lehmann, 306, 35. 129 Wer Gewalt hat zu nehmen, dem muss man geben, was er haben will. It.: A chi ti puol torre ciò che tu hai, dagli ciò che te chiede. (Pazzaglia, 78, 7.) 130 Wer gewalt vnd vnrecht thut dem Mann, der jhm hat niemals leids gethan, da stossen sich wol zweintzig an. – Henisch, 1593, 5. 131 Wer kann vör Gewalt, segt de Dêrn; do trock se den Kêrl in't Bett. – Hoefer, 232. 132 Wer keiner Gewalt widerstrebt, zieht sie gross. Zur Widerlegung des Sprichworts: Unrecht leiden ist besser als Unrecht thun. Böhm.: Ten pravdu (spravedlnost) hubí, kdo se násilím na odpor nestaví. (Čelakovský, 64.) Kroat.: Koi se sili nesuprotstavi, pravdu zgubíva. (Čelakovský, 64.) 133 Wer ohne Gewalt rechtmässig procedirt, der gewiss rechtmässig seine Sache verliert. 134 Wer wider Gewalt, die über Recht ist, legitime procediren will, der geht legitime zu scheitern. – Opel, 381; Lehmann, 633, 710. 135 Wer zur Gewalt schweigt, der verliert seine Rechte. – Lehmann, 307, 40; Körte, 2121; Simrock, 3576; Goldschmidt, 96; Braun, I, 787; Graf, 390, 565. Kann man sie auch durch Reden nicht erhalten, so kann man doch durch erhobenen Widerspruch die Meinung beseitigen, als genehmige man stillt stillschweigend den Act der Gewalt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/852
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [824]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/852>, abgerufen am 13.05.2024.