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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 44 Die Henne muss erst auf die Eier kommen, ehe sie brüten kann.

Holl.: Laat de hen eerst op hare eijeren komen! (Harrebomee, I, 305.)

45 Die Henne muss erst legen, ehe sie brütet.

Die Russen: Henne, brüte nicht, ehe du gelegt hast. (Altmann VI, 443.)

46 Die Henne scharret rückwärts. - Eiselein, 300; Braun, I, 1280.

47 Die Henne scharrt auch im Sande zuweilen ein Körnlein aus.

Böhm.: Slepice pro zrnko v mrve se hrabe, a v obili zas hrabe, by mrvu nasla. (Celakovsky, 167.)

48 Die Henne scharrt für sich.

Poln.: Kazda kurka grzebie, zeby co wygrzebala. (Lompa, 15.)

49 Die Henne soll nicht vor dem Hahne gackern.

Frz. Schweiz: La dcenille ne dey pas teanta devan le pu. (Schweiz, II, 242, 38.)

50 Die Henne sorgt nicht, ob Hühnlein oder Hähnlein auskriechen werden.

51 Die Henne trägt das Handlohn auf dem Schwanze. - Blum, 511 u. 512; Pistor., V, 76; Hertius, I, 19; Eisenhart, 395; Estor, I, 520; Hillebrand, 86, 115; Graf, 51, 319; Hassl., 8; Runde, 531; Eiselein, 299; Körte, 2760; Simrock, 4563; Braun, I, 1288.

Ist von den Zinshühnern, welche die Bauern an ihre Grundherren zu gewissen Zeiten abzuliefern hatten, zu verstehen. Henne bezeichnet hier nicht, wie bei dem vorigen Sprichwort eine Person, sondern ein Gut, auf welchem Hühnerzins ruht. Es handelt von einem dinglichen oder Sachenrechte, wie das folgende von einem Personenrecht.

52 Die Henne trägt das Hauptrecht auf dem Schwanze mit sich. - Eisenhart, 395; Hillebrand, 40, 53.

Unter Henne ist der Leibeigene selbst zu verstehen. Hauptrecht (= Mortuarium, Sterbefall, Todfall, Besthaupt, Kurmede u. s. w.) bezeichnet eine Abgabe, welche sich auf einzelne Gegenstände aus dem beweglichen Nachlass eines Unfreien bezog. Das Sprichwort ist nach Aufhebung der Leibeigenschaft veraltet.

53 Die Henne war eher als das Ei.

It.: Domandar chi nacque prima, l'uovo o la gallina. (Bohn I, 93.)

54 Die Henne weiss, wo die Eier liegen, wenn sie brüten will.

Port.: Ay tem a gallina os ollos do tem os ovos. (Bohn I, 204.)

55 Die Henne, welche gackert, legt das Ei.

Von denen, die sich durch ihr Reden selbst verrathen.

It. Schweiz: La gallina, chi canta le quella chi fa l'öf. (Schweiz, I, 234, 3.)

56 Die Henne will immer klüger sein als der Hahn.

57 Die Henne wird nicht sagen, ihr Nest stinke.

Niemand wird sich selbst schmähen.

58 Dieweil die henne eyr legt, legt man jr auch. - Franck, II, 98a; Petri, II, 148; Gruter, I, 22; Henisch, 963, 7.

59 Du kannst die Henne nach Rom fiakern, sie lässt doch nicht das Gackern.

60 Ein Hänn kan mehr zerscharren, als ein Han zusammentragen. - Sutor, 471.

Lat.: Mulier vult bene vestiri, bene pecti, et pexa videri. (Sutor, 470.)

61 Ein Henn scharrt alle mal mehr (von) dannen, dann zuhin tragen siben Hanen. - Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602; Petri, II, 197; Lehmann, 373, 149; Eiselein, 300.

In Bedburg: Een Henn schart mieh useren als sieben Hahne beidragen.

62 Ein henn, wann sie ein ey legt, so verwendet vnn verkeret sie die augen ixmal ee sie es legt. - Hans Sachs.

63 Ein klein Henn legt alle Tag, der Strauss im Jahr nur einmal. - Petri, II, 208; Gruter, I, 26; Winckler, V, 99.

Holl.: Eene hen legt alle dag, een struis maar eens in 't jaar. (Harrebomee, I, 304.)

64 Eine alte Henne lässt sich nicht mit Spreu locken.

65 Eine blinde Henne findet wol auch ein Korn. - Simrock, 4578; Körte, 2756; Keller, 161a; Mayer, I, 198; Lohrengel, I, 198; Braun, I, 1281.

In fränkischer Mundart vgl. Frommann, VI, 328, 185.

Engl.: A blind man may perchance hit the mark. (Körte, 2756.)

[Spaltenumbruch] Frz.: Un sot peut bien avoir une bonne idee. - Une poule aveugle peut quelquefois trouver son grain. (Bohn I, 61; Starschedel, 406.)

Holl.: Eene blinde kip vindt ook wel eene graan korrel. (Harrebomee, I, 408a.)

Lat.: Rusticanum oratorem ne contemseris. - Summi gubernatores in magnis nonnumquam tempestatibus a vectoribus admoneri solent. (Cicero.) (Philippi, II, 160 u. 204.)

66 Eine böse Henne fürchtet sich vor dem Hahne nicht.

Holl.: Als de hen kwaad is, onteiet ze den haan niet. (Harrebomee, I, 265.)

67 Ein fleissige Henne pickt jedes Krümlein auf.

Port.: Gallinha, que em casa fica, sempre pica. (Bohn I, 278.)

68 Eine gescheite Henne verlegt auch zu zeiten ein Ei. - Mayer, II, 63.

69 Eine Henne, die auswärts legen will, ist schwer zu hüten.

Dän.: Det er ondt at vogte den höne som borte vil vaerpe. (Bohn I, 361.) - Ondt at vogte den hönne, som borte vil vaerpe. (Prov. dan., 305.)

70 Eine Henne, die den Fuchs einmal gesehn, wird auch dem Balge aus dem Wege gehn.

Ist also klüger als viele Menschen.

71 Eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, hat viel Sorge.

In die nämliche Verlegenheit kommt ein schwacher Mensch, der Dinge unternimmt, die über seine Kraft gehen.

72 Eine Henne, die ihre Eier selber frisst, gehört dem Koch.

Holl.: Smijt die hen dood, zij zuipt hare eijeren uit. (Harrebomee, I, 305.)

73 Eine Henne, die noch so schlecht kräht, hört sich gern.

Die Russen behaupten: Wenn die Henne krähen könnte, so würde sie den ganzen Tag krähen. (Altmann VI, 392.)

74 Eine Henne, die verspeist, kann man nicht mehr verschenken.

75 Eine Henne, die viel gackert, kommt ums Ei.

76 Eine Henne, die zu viel gackert, hat nicht Zeit, ein Nest zu bauen.

Dän.: Den hönne som ei kand tie, den mister ofte sit aeg. (Prov. dan., 305.)

77 Eine Henne hat das Recht über neun Zäune. - Blum, 677; Pistor., V, 95; Hillebrand, 93, 124; Grimm, Weisth., III, 70, 309; Simrock, 4580.

Es liegt in der Natur der Hühner, sich der Flügel zu bedienen; darum soll man sie nicht gleich todtschlagen, wenn sie einmal über die Grenze fliegen. Während das Tödten des auf fremden Grundstücken schadenden zahmen Geflügels dem Pfänder in der Regel gestattet war, fand zu Gunsten der Hühner in ältern Rechten mitunter eine Ausnahme statt. So sollten ihnen z. B. nur die Flügel beschnitten werden, während anderes Federvieh mit dem Kopfe zahlen musste. Man gesattete sogar, wie das obige Sprichwort zeigt, dass die Hühner eine Strecke weit über die Grenze auf fremde Fluren gingen. "Ich frage, wie weit ein Huhn Macht hat, seine Nahrung zu suchen? Ein Huhn soll Macht haben über neun arde der Zäune seine Nahrung zu suchen." (Grimm, Weisth., III, 309.) Die Entfernung von neun Zäunen wird in den Weisthümern zur Bezeichnung der Grenze der Nachbarschaft auch in andern Fällen erwähnt. (Vgl. Grimm, Weisth., III, 70.)

78 Eine Henne kann mehr auseinanderscharren, als sieben Hähne zusammentragen. - Pistor., V, 77; Simrock, 4560; Reinsberg I, 152.

79 Eine Henne kann mehr verscharren, als zehn Hähne ersparen. - Graf, 156; Körte, 2752.

80 Eine Henne mit zwanzig Küchlein hat nicht mehr zu kratzen, als mit einem einzigen.

81 Eine Henne scharret mehr voneinander als hundert zusammen. - Winckler, XIX, 74.

82 Eine hungrige Henne frisst Gerste für Weizen.

Böhm.: Slepe slepici vse zrni psenice. (Celakovsky, 211.)

83 Eine kluge Henne macht sich auch ins Nest.

84 Eine kluge Henne legt auch wol in Nesseln.

Dän.: Kloge höns giör og i naelder. (Bohn I, 383.)

Holl.: Eene wijze hen legt wel een ei in de brandnetels. (Harrebomee, I, 304.)

85 Eine krähende Henne gehört auf keine Tenne.

86 Eine legende Henne ist besser als eine faule Magd.

Holl.: Better eene leggende hen dan eene liggende kroon. (Harrebomee, I, 304.)

[Spaltenumbruch] 44 Die Henne muss erst auf die Eier kommen, ehe sie brüten kann.

Holl.: Laat de hen eerst op hare eijeren komen! (Harrebomée, I, 305.)

45 Die Henne muss erst legen, ehe sie brütet.

Die Russen: Henne, brüte nicht, ehe du gelegt hast. (Altmann VI, 443.)

46 Die Henne scharret rückwärts.Eiselein, 300; Braun, I, 1280.

47 Die Henne scharrt auch im Sande zuweilen ein Körnlein aus.

Böhm.: Slepice pro zrnko v mrvĕ se hrabe, a v obilí zas hrabe, by mrvu našla. (Čelakovsky, 167.)

48 Die Henne scharrt für sich.

Poln.: Każda kurka grzebie, żeby co wygrzebała. (Lompa, 15.)

49 Die Henne soll nicht vor dem Hahne gackern.

Frz. Schweiz: La dcenille ne dey pas teantâ dévan le pu. (Schweiz, II, 242, 38.)

50 Die Henne sorgt nicht, ob Hühnlein oder Hähnlein auskriechen werden.

51 Die Henne trägt das Handlohn auf dem Schwanze.Blum, 511 u. 512; Pistor., V, 76; Hertius, I, 19; Eisenhart, 395; Estor, I, 520; Hillebrand, 86, 115; Graf, 51, 319; Hassl., 8; Runde, 531; Eiselein, 299; Körte, 2760; Simrock, 4563; Braun, I, 1288.

Ist von den Zinshühnern, welche die Bauern an ihre Grundherren zu gewissen Zeiten abzuliefern hatten, zu verstehen. Henne bezeichnet hier nicht, wie bei dem vorigen Sprichwort eine Person, sondern ein Gut, auf welchem Hühnerzins ruht. Es handelt von einem dinglichen oder Sachenrechte, wie das folgende von einem Personenrecht.

52 Die Henne trägt das Hauptrecht auf dem Schwanze mit sich.Eisenhart, 395; Hillebrand, 40, 53.

Unter Henne ist der Leibeigene selbst zu verstehen. Hauptrecht (= Mortuarium, Sterbefall, Todfall, Besthaupt, Kurmede u. s. w.) bezeichnet eine Abgabe, welche sich auf einzelne Gegenstände aus dem beweglichen Nachlass eines Unfreien bezog. Das Sprichwort ist nach Aufhebung der Leibeigenschaft veraltet.

53 Die Henne war eher als das Ei.

It.: Domandar chi nacque prima, l'uovo o la gallina. (Bohn I, 93.)

54 Die Henne weiss, wo die Eier liegen, wenn sie brüten will.

Port.: Ay tem a gallina os ollos do tem os ovos. (Bohn I, 204.)

55 Die Henne, welche gackert, legt das Ei.

Von denen, die sich durch ihr Reden selbst verrathen.

It. Schweiz: La gallina, chi canta le quella chi fa l'öf. (Schweiz, I, 234, 3.)

56 Die Henne will immer klüger sein als der Hahn.

57 Die Henne wird nicht sagen, ihr Nest stinke.

Niemand wird sich selbst schmähen.

58 Dieweil die henne eyr legt, legt man jr auch.Franck, II, 98a; Petri, II, 148; Gruter, I, 22; Henisch, 963, 7.

59 Du kannst die Henne nach Rom fiakern, sie lässt doch nicht das Gackern.

60 Ein Hänn kan mehr zerscharren, als ein Han zusammentragen.Sutor, 471.

Lat.: Mulier vult bene vestiri, bene pecti, et pexa videri. (Sutor, 470.)

61 Ein Henn scharrt alle mal mehr (von) dannen, dann zuhin tragen siben Hanen.Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602; Petri, II, 197; Lehmann, 373, 149; Eiselein, 300.

In Bedburg: Een Henn schart mieh userên als sieben Hahne beidragen.

62 Ein henn, wann sie ein ey legt, so verwendet vnn verkeret sie die augen ixmal ee sie es legt.Hans Sachs.

63 Ein klein Henn legt alle Tag, der Strauss im Jahr nur einmal.Petri, II, 208; Gruter, I, 26; Winckler, V, 99.

Holl.: Eene hen legt alle dag, een struis maar eens in 't jaar. (Harrebomée, I, 304.)

64 Eine alte Henne lässt sich nicht mit Spreu locken.

65 Eine blinde Henne findet wol auch ein Korn.Simrock, 4578; Körte, 2756; Keller, 161a; Mayer, I, 198; Lohrengel, I, 198; Braun, I, 1281.

In fränkischer Mundart vgl. Frommann, VI, 328, 185.

Engl.: A blind man may perchance hit the mark. (Körte, 2756.)

[Spaltenumbruch] Frz.: Un sot peut bien avoir une bonne idée. – Une poule aveugle peut quelquefois trouver son grain. (Bohn I, 61; Starschedel, 406.)

Holl.: Eene blinde kip vindt ook wel eene graan korrel. (Harrebomée, I, 408a.)

Lat.: Rusticanum oratorem ne contemseris. – Summi gubernatores in magnis nonnumquam tempestatibus a vectoribus admoneri solent. (Cicero.) (Philippi, II, 160 u. 204.)

66 Eine böse Henne fürchtet sich vor dem Hahne nicht.

Holl.: Als de hen kwaad is, onteiet ze den haan niet. (Harrebomée, I, 265.)

67 Ein fleissige Henne pickt jedes Krümlein auf.

Port.: Gallinha, que em casa fica, sempre pica. (Bohn I, 278.)

68 Eine gescheite Henne verlegt auch zu zeiten ein Ei.Mayer, II, 63.

69 Eine Henne, die auswärts legen will, ist schwer zu hüten.

Dän.: Det er ondt at vogte den høne som borte vil værpe. (Bohn I, 361.) – Ondt at vogte den hønne, som borte vil værpe. (Prov. dan., 305.)

70 Eine Henne, die den Fuchs einmal gesehn, wird auch dem Balge aus dem Wege gehn.

Ist also klüger als viele Menschen.

71 Eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, hat viel Sorge.

In die nämliche Verlegenheit kommt ein schwacher Mensch, der Dinge unternimmt, die über seine Kraft gehen.

72 Eine Henne, die ihre Eier selber frisst, gehört dem Koch.

Holl.: Smijt die hen dood, zij zuipt hare eijeren uit. (Harrebomée, I, 305.)

73 Eine Henne, die noch so schlecht kräht, hört sich gern.

Die Russen behaupten: Wenn die Henne krähen könnte, so würde sie den ganzen Tag krähen. (Altmann VI, 392.)

74 Eine Henne, die verspeist, kann man nicht mehr verschenken.

75 Eine Henne, die viel gackert, kommt ums Ei.

76 Eine Henne, die zu viel gackert, hat nicht Zeit, ein Nest zu bauen.

Dän.: Den hønne som ei kand tie, den mister ofte sit æg. (Prov. dan., 305.)

77 Eine Henne hat das Recht über neun Zäune.Blum, 677; Pistor., V, 95; Hillebrand, 93, 124; Grimm, Weisth., III, 70, 309; Simrock, 4580.

Es liegt in der Natur der Hühner, sich der Flügel zu bedienen; darum soll man sie nicht gleich todtschlagen, wenn sie einmal über die Grenze fliegen. Während das Tödten des auf fremden Grundstücken schadenden zahmen Geflügels dem Pfänder in der Regel gestattet war, fand zu Gunsten der Hühner in ältern Rechten mitunter eine Ausnahme statt. So sollten ihnen z. B. nur die Flügel beschnitten werden, während anderes Federvieh mit dem Kopfe zahlen musste. Man gesattete sogar, wie das obige Sprichwort zeigt, dass die Hühner eine Strecke weit über die Grenze auf fremde Fluren gingen. „Ich frage, wie weit ein Huhn Macht hat, seine Nahrung zu suchen? Ein Huhn soll Macht haben über neun arde der Zäune seine Nahrung zu suchen.“ (Grimm, Weisth., III, 309.) Die Entfernung von neun Zäunen wird in den Weisthümern zur Bezeichnung der Grenze der Nachbarschaft auch in andern Fällen erwähnt. (Vgl. Grimm, Weisth., III, 70.)

78 Eine Henne kann mehr auseinanderscharren, als sieben Hähne zusammentragen.Pistor., V, 77; Simrock, 4560; Reinsberg I, 152.

79 Eine Henne kann mehr verscharren, als zehn Hähne ersparen.Graf, 156; Körte, 2752.

80 Eine Henne mit zwanzig Küchlein hat nicht mehr zu kratzen, als mit einem einzigen.

81 Eine Henne scharret mehr voneinander als hundert zusammen.Winckler, XIX, 74.

82 Eine hungrige Henne frisst Gerste für Weizen.

Böhm.: Slepé slepici vše zrní pšenice. (Čelakovsky, 211.)

83 Eine kluge Henne macht sich auch ins Nest.

84 Eine kluge Henne legt auch wol in Nesseln.

Dän.: Kloge høns giør og i nælder. (Bohn I, 383.)

Holl.: Eene wijze hen legt wel een ei in de brandnetels. (Harrebomée, I, 304.)

85 Eine krähende Henne gehört auf keine Tenne.

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[[256]/0262] 44 Die Henne muss erst auf die Eier kommen, ehe sie brüten kann. Holl.: Laat de hen eerst op hare eijeren komen! (Harrebomée, I, 305.) 45 Die Henne muss erst legen, ehe sie brütet. Die Russen: Henne, brüte nicht, ehe du gelegt hast. (Altmann VI, 443.) 46 Die Henne scharret rückwärts. – Eiselein, 300; Braun, I, 1280. 47 Die Henne scharrt auch im Sande zuweilen ein Körnlein aus. Böhm.: Slepice pro zrnko v mrvĕ se hrabe, a v obilí zas hrabe, by mrvu našla. (Čelakovsky, 167.) 48 Die Henne scharrt für sich. Poln.: Każda kurka grzebie, żeby co wygrzebała. (Lompa, 15.) 49 Die Henne soll nicht vor dem Hahne gackern. Frz. Schweiz: La dcenille ne dey pas teantâ dévan le pu. (Schweiz, II, 242, 38.) 50 Die Henne sorgt nicht, ob Hühnlein oder Hähnlein auskriechen werden. 51 Die Henne trägt das Handlohn auf dem Schwanze. – Blum, 511 u. 512; Pistor., V, 76; Hertius, I, 19; Eisenhart, 395; Estor, I, 520; Hillebrand, 86, 115; Graf, 51, 319; Hassl., 8; Runde, 531; Eiselein, 299; Körte, 2760; Simrock, 4563; Braun, I, 1288. Ist von den Zinshühnern, welche die Bauern an ihre Grundherren zu gewissen Zeiten abzuliefern hatten, zu verstehen. Henne bezeichnet hier nicht, wie bei dem vorigen Sprichwort eine Person, sondern ein Gut, auf welchem Hühnerzins ruht. Es handelt von einem dinglichen oder Sachenrechte, wie das folgende von einem Personenrecht. 52 Die Henne trägt das Hauptrecht auf dem Schwanze mit sich. – Eisenhart, 395; Hillebrand, 40, 53. Unter Henne ist der Leibeigene selbst zu verstehen. Hauptrecht (= Mortuarium, Sterbefall, Todfall, Besthaupt, Kurmede u. s. w.) bezeichnet eine Abgabe, welche sich auf einzelne Gegenstände aus dem beweglichen Nachlass eines Unfreien bezog. Das Sprichwort ist nach Aufhebung der Leibeigenschaft veraltet. 53 Die Henne war eher als das Ei. It.: Domandar chi nacque prima, l'uovo o la gallina. (Bohn I, 93.) 54 Die Henne weiss, wo die Eier liegen, wenn sie brüten will. Port.: Ay tem a gallina os ollos do tem os ovos. (Bohn I, 204.) 55 Die Henne, welche gackert, legt das Ei. Von denen, die sich durch ihr Reden selbst verrathen. It. Schweiz: La gallina, chi canta le quella chi fa l'öf. (Schweiz, I, 234, 3.) 56 Die Henne will immer klüger sein als der Hahn. 57 Die Henne wird nicht sagen, ihr Nest stinke. Niemand wird sich selbst schmähen. 58 Dieweil die henne eyr legt, legt man jr auch. – Franck, II, 98a; Petri, II, 148; Gruter, I, 22; Henisch, 963, 7. 59 Du kannst die Henne nach Rom fiakern, sie lässt doch nicht das Gackern. 60 Ein Hänn kan mehr zerscharren, als ein Han zusammentragen. – Sutor, 471. Lat.: Mulier vult bene vestiri, bene pecti, et pexa videri. (Sutor, 470.) 61 Ein Henn scharrt alle mal mehr (von) dannen, dann zuhin tragen siben Hanen. – Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602; Petri, II, 197; Lehmann, 373, 149; Eiselein, 300. In Bedburg: Een Henn schart mieh userên als sieben Hahne beidragen. 62 Ein henn, wann sie ein ey legt, so verwendet vnn verkeret sie die augen ixmal ee sie es legt. – Hans Sachs. 63 Ein klein Henn legt alle Tag, der Strauss im Jahr nur einmal. – Petri, II, 208; Gruter, I, 26; Winckler, V, 99. Holl.: Eene hen legt alle dag, een struis maar eens in 't jaar. (Harrebomée, I, 304.) 64 Eine alte Henne lässt sich nicht mit Spreu locken. 65 Eine blinde Henne findet wol auch ein Korn. – Simrock, 4578; Körte, 2756; Keller, 161a; Mayer, I, 198; Lohrengel, I, 198; Braun, I, 1281. In fränkischer Mundart vgl. Frommann, VI, 328, 185. Engl.: A blind man may perchance hit the mark. (Körte, 2756.) Frz.: Un sot peut bien avoir une bonne idée. – Une poule aveugle peut quelquefois trouver son grain. (Bohn I, 61; Starschedel, 406.) Holl.: Eene blinde kip vindt ook wel eene graan korrel. (Harrebomée, I, 408a.) Lat.: Rusticanum oratorem ne contemseris. – Summi gubernatores in magnis nonnumquam tempestatibus a vectoribus admoneri solent. (Cicero.) (Philippi, II, 160 u. 204.) 66 Eine böse Henne fürchtet sich vor dem Hahne nicht. Holl.: Als de hen kwaad is, onteiet ze den haan niet. (Harrebomée, I, 265.) 67 Ein fleissige Henne pickt jedes Krümlein auf. Port.: Gallinha, que em casa fica, sempre pica. (Bohn I, 278.) 68 Eine gescheite Henne verlegt auch zu zeiten ein Ei. – Mayer, II, 63. 69 Eine Henne, die auswärts legen will, ist schwer zu hüten. Dän.: Det er ondt at vogte den høne som borte vil værpe. (Bohn I, 361.) – Ondt at vogte den hønne, som borte vil værpe. (Prov. dan., 305.) 70 Eine Henne, die den Fuchs einmal gesehn, wird auch dem Balge aus dem Wege gehn. Ist also klüger als viele Menschen. 71 Eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, hat viel Sorge. In die nämliche Verlegenheit kommt ein schwacher Mensch, der Dinge unternimmt, die über seine Kraft gehen. 72 Eine Henne, die ihre Eier selber frisst, gehört dem Koch. Holl.: Smijt die hen dood, zij zuipt hare eijeren uit. (Harrebomée, I, 305.) 73 Eine Henne, die noch so schlecht kräht, hört sich gern. Die Russen behaupten: Wenn die Henne krähen könnte, so würde sie den ganzen Tag krähen. 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Man gesattete sogar, wie das obige Sprichwort zeigt, dass die Hühner eine Strecke weit über die Grenze auf fremde Fluren gingen. „Ich frage, wie weit ein Huhn Macht hat, seine Nahrung zu suchen? Ein Huhn soll Macht haben über neun arde der Zäune seine Nahrung zu suchen.“ (Grimm, Weisth., III, 309.) Die Entfernung von neun Zäunen wird in den Weisthümern zur Bezeichnung der Grenze der Nachbarschaft auch in andern Fällen erwähnt. (Vgl. Grimm, Weisth., III, 70.) 78 Eine Henne kann mehr auseinanderscharren, als sieben Hähne zusammentragen. – Pistor., V, 77; Simrock, 4560; Reinsberg I, 152. 79 Eine Henne kann mehr verscharren, als zehn Hähne ersparen. – Graf, 156; Körte, 2752. 80 Eine Henne mit zwanzig Küchlein hat nicht mehr zu kratzen, als mit einem einzigen. 81 Eine Henne scharret mehr voneinander als hundert zusammen. – Winckler, XIX, 74. 82 Eine hungrige Henne frisst Gerste für Weizen. Böhm.: Slepé slepici vše zrní pšenice. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [256]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/262>, abgerufen am 29.04.2024.