Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *215 Dass dich ein böss iar ankomme! - Agricola I, 472; Henisch, 461, 50; für Tirol: Schöpf, 291.

"Das dich ein bös jar an gehe vnd alles übel!" (Comedia Vgolini.). Ein alter sprichwörtlicher Fluch, in dem man wünscht, dass jemand keine gute Stunde haben möge!

Holl.: Dat hem een boos jaar aankome. - Dat u het goede jaar hale! (Harrebomee, I, 348b u. 349a.)

*216 Der wird auch mit vierzig Jahren nicht gescheit. (Oberösterreich.)

*217 Die Jahre melden sich.

Man fühlt das herannahende Alter.

Holl.: De jaren melden sich zelven. (Harrebomee, I, 349a.)

*218 Dies Jahr wächst wenig Wein auf dem Schwarzwalde. - Reinsberg IV, 106; Simrock, 9342.

Ein Scherzwort zur Schilderung des schwarzwälder Klimas, das alle Jahre eintrifft, da auf dem Schwarzwald überhaupt wenig Wein wächst.

*219 Du magst dat gode Jar dan hebben. - Dähnert, 204a.

Um zu sagen: Du hast das wol nicht gethan.

*220 Ein gut Jahr haben lassen. - Grimmelshausen, Vogelnest, II.

Sich nicht darum kümmern.

*221 Einem ein gut Jahr wünschen.

Dän.: I sige hende saa mangt et godt aar, som linden baer löv, og hinden baer haar. (Prov. dan., 3.)

*222 Einem 's neue Jahr abkaufen. (Oberösterreich.)

Im Böhmerwalde schleicht sich in der Neujahrsnacht der Knecht, welcher zuerst erwacht, zum Bette eines Mitknechts, weckt ihn auf und wünscht ihm Glück zum neuen Jahr. Dieser ärgert sich nun, dass ihm jener zuvorgekommen ist. Einem das neue Jahr abkaufen, heisst, ihm in irgendeiner Angelegenheit zuvorkommen.

*223 Em gruet för en natt Jar. - Dähnert, 204a.

Ihm ist vor Schelten und Strafe bange.

*224 Em sull nege Johr vom Dod dreme. - Frischbier2, 1783.

Eine so derbe Maulschelle (Ohrfeige, Mutzkopf) soll er erhalten.

*225 Enem det noa Jor ofgewännen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 177, 218.

Einem das neue Jahr abgewinnen, d. h. Herr über ihn werden, ihm zuvorkommen. (S. 222.)

*226 Er hat schon Jahre auf dem Halse.

Ist schon alt.

Frz.: Etre sur le penchant de l'age. (Kritzinger, 14a.)

*227 Er hat viel jar sein zins gegeben. - Eyering, II, 125.

*228 Er ist diss Jahr nicht erst jung worden. - Lehmann, 8, 43.

Von einem Manne, der Erfahrung besitzt.

*229 Er ist ein Jahr zu früh geboren, was er gewinnt, ist alles vorgessen Brot. - Eiselein, 623.

*230 Er (sie) ist in den besten Jahren.

Kraftalter.

*231 Er ist noch nicht vierzig Jahr.

Hat das Schwabenalter noch nicht erreicht, der Verstand kann noch kommen.

*232 Er (sie) ist schon bei Jahren.

Ziemlich alt.

*233 Er ist schon sieben Jahr und hat noch keinen Zahn. (Altgr.)

An Jahren alt, an Verstande jung; lange geharrt und noch kein Ansehen, kein Amt.

*234 Es ist schon über Jahr und Tag. - Eisenhart, 235; Hillebrand, 47.

Von der einjährigen Verjährungsfrist, die bei den alten Deutschen wahrscheinlich in Brauch war, ehe die dreissigjährige nach dem römischen Recht üblich wurde. Das Wort "Tag" hat im Mittelalter ausser der gewöhnlichen Bedeutung auch noch die besondere, dass man darunter die Frist verstand, die einem Verklagten zur Vernehmlassung auf die wider ihn angestellte Klage eingeräumt wurde. Es wird daher nicht einerlei Zeitraum mit dem Worte "Tag" bezeichnet; bald versteht man blos 24 Stunden, bald mehr, und in der Regel einen Zeitraum von 6 Wochen und 3 Tagen darunter, sodass Jahr und Tag so viel ist, wie 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage.

*235 Es wird nicht dreissig Jahre dauern.

Ermunterung zum Ausharren, das Uebel wird vorübergehen.

Mhd.: Die weisen jehent und ist auch war, daz kein unmaze nie gewerte dreizec jar. (Rinkenberc.) - Kein unvuog weret dreizig jar. (Boner.) (Zingerle, 77.)

[Spaltenumbruch] *236 Et is schon in aulen Jahren as de Kau (Kuh) Bartelt (Bartel) hadde un de Bulle Jaust. (Osnabrück.)

Wird 'denen zur Antwort gegeben, die etwas zu genau wissen wollen.

*237 Hoat mirs doch an Johre nicht su gut geschmackt. - Gomolcke, 424.

Um Genuss und Wohlbefinden zu bezeichnen.

*238 Hochbeende Jaren. - Eichwald, 890; für Mecklenburg: Lauremberg, Anh. II.

D. i. schlechte Jahre, so hochbeinig und dürr wie die Kühe in Pharao's Traum.

*239 Ich will vor zehn Jahren nichts mehr davon hören.

Dän.: Tal mig til om syv aar. (Prov. dan., 3.)

*240 In dem Jahre, da die Pegnitz brannte. (Nürnberg.) - Frommann, III, 355.

Um zu sagen, dass etwas nie geschehen oder dass man nicht wisse, wann es geschehen sei.

*241 Jahr und Tag.

Wird durch altdeutschen Rechtsbrauch erklärt, nach welchem der Frist ein Tag zugegeben wurde, z. B. bei der dreissigjährigen Verjährungsfrist: dreissig Jahre und ein Tag. Jahr und Tag bedeutete aber 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage. Es scheint, dass eine Frist, nach einem alten Meistersange, 1 Jahr 1 Monat 1 Woche und 1 Tag gewährt habe (vgl. Lessing's Werke, X, 2, 11): "sy sprach, jr wert mir geben frist, ein Tag, ein wochen, ein monat und ein Jahr." - "Vnd sprach, wollt lieber jar vnd tag fünfhundert flor (flöhe) in einem Sack zu velde tragen." (Waldis, II, 88, 27.)

*242 Jar aut, Jar in. - Dähnert, 204a.

D. h. allezeit.

*243 Jemand ins lange Jahr miethen.

Heirathen.

*244 Man wird noch nach langen Jahren davon reden.

Lat.: Id fama anus loquetur. (Seybold, 226.)

*245 Neun Jahr im Siebenjährigen Kriege. - Eiselein, 346.

*246 Nun kommen noch sieben schlimme Jahre, dann hört die gute Zeit auf.

Scherzhafte Verzweiflung an einer bessern Zukunft.

*247 Tausend Jahre nach der Ewigkeit.

Wird etwas geschehen, oder bis dahin soll etwas dauern. Zu einer Person, die in einem Augenblicke des Zorns versichert, dass sie niemals an einen bezeichneten Ort wieder hingehen werde und wenn sie auf hundert Jahre lebte, pflegt der Franzose zu sagen: Cent ans ce n'est guere, mais jamais c'est beaucoup.

*248 Ueber ein Jahr wollen wir sehen, ob er zu loben oder zu schelten sei. - Sailer, 326.

Von einem neugewählten Beamten oder Diener.

*249 Ueber hundert Jahre kommen die Heiden ins Land!

Von Uebeln, die einen nicht berühren können. "Ich thu's diss Jahr nicht; auffs ander Jahr kommen die Heyden." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 35.)

Dän.: Om hundrede aar hvor ere vi da? (Prov. dan., 3.)

Holl.: Over honderd jaar komen de Heidenen in't land. (Harrebomee, I, 351a.)

*250 Up et Jahr, wenn de Katt Hennrich on de Wasser Wölk het. - Frischbier2, 1785.

Wasser ist ein Hunde-, Wölk ein Personenname.

*251 Vorm Jahre hat's gebrannt, und dies Jahr riecht er es.

*252 Wat to'm goden Jar? - Dähnert, 204a.

Wird gesagt, wenn man sich über schlechte Handlungen wundert.

*253 Zu Jahren kommen.

Frz.: Decliner sur l'age. (Kritzinger, 205.)


Jahrab.

1 Es heysst ein kraut Jarab, wer das hat, der nimpt nit ab. - Franck, I, 144b.

"Er sprach: liebs kindt, den fehl ich hab, hett ich ein kraut, das heisst jar ab, vnd das mirs der köndt minder machen, so wer gut rat zu diesen sachen." (Waldis, IV, 4, 91, 18.)

Holl.: Wie een kruid heeft, dat jaar-af heet, met dat worde het wel beter, die mag hopen. (Harrebomee, I, 453a.)

2 Wer das Kräutlein Jahrab hätte, dem wäre geholfen.

*3 Hätte er das Kräutlein Jahrab, es würde besser mit ihm stehen. - Eiselein, 347; Körte, 3539 u. 4438.

Was sagte aber der ewige Jude zu diesem Kräutlein, das ihm zum Fluch gegeben ward?


[Spaltenumbruch] *215 Dass dich ein böss iar ankomme!Agricola I, 472; Henisch, 461, 50; für Tirol: Schöpf, 291.

„Das dich ein bös jar an gehe vnd alles übel!“ (Comedia Vgolini.). Ein alter sprichwörtlicher Fluch, in dem man wünscht, dass jemand keine gute Stunde haben möge!

Holl.: Dat hem een boos jaar aankome. – Dat u het goede jaar hale! (Harrebomée, I, 348b u. 349a.)

*216 Der wird auch mit vierzig Jahren nicht gescheit. (Oberösterreich.)

*217 Die Jahre melden sich.

Man fühlt das herannahende Alter.

Holl.: De jaren melden sich zelven. (Harrebomée, I, 349a.)

*218 Dies Jahr wächst wenig Wein auf dem Schwarzwalde.Reinsberg IV, 106; Simrock, 9342.

Ein Scherzwort zur Schilderung des schwarzwälder Klimas, das alle Jahre eintrifft, da auf dem Schwarzwald überhaupt wenig Wein wächst.

*219 Du magst dat gode Jâr dân hebben.Dähnert, 204a.

Um zu sagen: Du hast das wol nicht gethan.

*220 Ein gut Jahr haben lassen.Grimmelshausen, Vogelnest, II.

Sich nicht darum kümmern.

*221 Einem ein gut Jahr wünschen.

Dän.: I sige hende saa mangt et godt aar, som linden bær løv, og hinden bær haar. (Prov. dan., 3.)

*222 Einem 's neue Jahr abkaufen. (Oberösterreich.)

Im Böhmerwalde schleicht sich in der Neujahrsnacht der Knecht, welcher zuerst erwacht, zum Bette eines Mitknechts, weckt ihn auf und wünscht ihm Glück zum neuen Jahr. Dieser ärgert sich nun, dass ihm jener zuvorgekommen ist. Einem das neue Jahr abkaufen, heisst, ihm in irgendeiner Angelegenheit zuvorkommen.

*223 Em gruet för ên natt Jâr.Dähnert, 204a.

Ihm ist vor Schelten und Strafe bange.

*224 Em sull nêge Johr vom Dod dreme.Frischbier2, 1783.

Eine so derbe Maulschelle (Ohrfeige, Mutzkopf) soll er erhalten.

*225 Enem det noa Jôr ôfgewännen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 218.

Einem das neue Jahr abgewinnen, d. h. Herr über ihn werden, ihm zuvorkommen. (S. 222.)

*226 Er hat schon Jahre auf dem Halse.

Ist schon alt.

Frz.: Être sur le penchant de l'âge. (Kritzinger, 14a.)

*227 Er hat viel jar sein zins gegeben.Eyering, II, 125.

*228 Er ist diss Jahr nicht erst jung worden.Lehmann, 8, 43.

Von einem Manne, der Erfahrung besitzt.

*229 Er ist ein Jahr zu früh geboren, was er gewinnt, ist alles vorgessen Brot.Eiselein, 623.

*230 Er (sie) ist in den besten Jahren.

Kraftalter.

*231 Er ist noch nicht vierzig Jahr.

Hat das Schwabenalter noch nicht erreicht, der Verstand kann noch kommen.

*232 Er (sie) ist schon bei Jahren.

Ziemlich alt.

*233 Er ist schon sieben Jahr und hat noch keinen Zahn. (Altgr.)

An Jahren alt, an Verstande jung; lange geharrt und noch kein Ansehen, kein Amt.

*234 Es ist schon über Jahr und Tag.Eisenhart, 235; Hillebrand, 47.

Von der einjährigen Verjährungsfrist, die bei den alten Deutschen wahrscheinlich in Brauch war, ehe die dreissigjährige nach dem römischen Recht üblich wurde. Das Wort „Tag“ hat im Mittelalter ausser der gewöhnlichen Bedeutung auch noch die besondere, dass man darunter die Frist verstand, die einem Verklagten zur Vernehmlassung auf die wider ihn angestellte Klage eingeräumt wurde. Es wird daher nicht einerlei Zeitraum mit dem Worte „Tag“ bezeichnet; bald versteht man blos 24 Stunden, bald mehr, und in der Regel einen Zeitraum von 6 Wochen und 3 Tagen darunter, sodass Jahr und Tag so viel ist, wie 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage.

*235 Es wird nicht dreissig Jahre dauern.

Ermunterung zum Ausharren, das Uebel wird vorübergehen.

Mhd.: Die wîsen jehent und ist auch wâr, daz kein unmâze nie gewerte drîzec jâr. (Rinkenberc.) – Kein unvuog weret drîzig jâr. (Boner.) (Zingerle, 77.)

[Spaltenumbruch] *236 Et is schon in ûlen Jahren as de Kau (Kuh) Bartelt (Bartel) hadde un de Bulle Jaust. (Osnabrück.)

Wird 'denen zur Antwort gegeben, die etwas zu genau wissen wollen.

*237 Hoat mirs doch an Johre nicht su gut geschmackt.Gomolcke, 424.

Um Genuss und Wohlbefinden zu bezeichnen.

*238 Hochbeende Jaren.Eichwald, 890; für Mecklenburg: Lauremberg, Anh. II.

D. i. schlechte Jahre, so hochbeinig und dürr wie die Kühe in Pharao's Traum.

*239 Ich will vor zehn Jahren nichts mehr davon hören.

Dän.: Tal mig til om syv aar. (Prov. dan., 3.)

*240 In dem Jahre, da die Pegnitz brannte. (Nürnberg.) – Frommann, III, 355.

Um zu sagen, dass etwas nie geschehen oder dass man nicht wisse, wann es geschehen sei.

*241 Jahr und Tag.

Wird durch altdeutschen Rechtsbrauch erklärt, nach welchem der Frist ein Tag zugegeben wurde, z. B. bei der dreissigjährigen Verjährungsfrist: dreissig Jahre und ein Tag. Jahr und Tag bedeutete aber 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage. Es scheint, dass eine Frist, nach einem alten Meistersange, 1 Jahr 1 Monat 1 Woche und 1 Tag gewährt habe (vgl. Lessing's Werke, X, 2, 11): „sy sprach, jr wert mir geben frist, ein Tag, ein wochen, ein monat und ein Jahr.“ – „Vnd sprach, wollt lieber jar vnd tag fünfhundert flor (flöhe) in einem Sack zu velde tragen.“ (Waldis, II, 88, 27.)

*242 Jâr ût, Jâr in.Dähnert, 204a.

D. h. allezeit.

*243 Jemand ins lange Jahr miethen.

Heirathen.

*244 Man wird noch nach langen Jahren davon reden.

Lat.: Id fama anus loquetur. (Seybold, 226.)

*245 Neun Jahr im Siebenjährigen Kriege.Eiselein, 346.

*246 Nun kommen noch sieben schlimme Jahre, dann hört die gute Zeit auf.

Scherzhafte Verzweiflung an einer bessern Zukunft.

*247 Tausend Jahre nach der Ewigkeit.

Wird etwas geschehen, oder bis dahin soll etwas dauern. Zu einer Person, die in einem Augenblicke des Zorns versichert, dass sie niemals an einen bezeichneten Ort wieder hingehen werde und wenn sie auf hundert Jahre lebte, pflegt der Franzose zu sagen: Cent ans ce n'est guère, mais jamais c'est beaucoup.

*248 Ueber ein Jahr wollen wir sehen, ob er zu loben oder zu schelten sei.Sailer, 326.

Von einem neugewählten Beamten oder Diener.

*249 Ueber hundert Jahre kommen die Heiden ins Land!

Von Uebeln, die einen nicht berühren können. „Ich thu's diss Jahr nicht; auffs ander Jahr kommen die Heyden.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 35.)

Dän.: Om hundrede aar hvor ere vi da? (Prov. dan., 3.)

Holl.: Over honderd jaar komen de Heidenen in't land. (Harrebomée, I, 351a.)

*250 Up et Jahr, wenn de Katt Hennrich on de Wasser Wölk hêt.Frischbier2, 1785.

Wasser ist ein Hunde-, Wölk ein Personenname.

*251 Vorm Jahre hat's gebrannt, und dies Jahr riecht er es.

*252 Wat to'm goden Jâr?Dähnert, 204a.

Wird gesagt, wenn man sich über schlechte Handlungen wundert.

*253 Zu Jahren kommen.

Frz.: Décliner sur l'âge. (Kritzinger, 205.)


Jahrab.

1 Es heysst ein kraut Jarab, wer das hat, der nimpt nit ab.Franck, I, 144b.

„Er sprach: liebs kindt, den fehl ich hab, hett ich ein kraut, das heisst jar ab, vnd das mirs der köndt minder machen, so wer gut rat zu diesen sachen.“ (Waldis, IV, 4, 91, 18.)

Holl.: Wie een kruid heeft, dat jaar-af heet, met dat worde het wel beter, die mag hopen. (Harrebomée, I, 453a.)

2 Wer das Kräutlein Jahrab hätte, dem wäre geholfen.

*3 Hätte er das Kräutlein Jahrab, es würde besser mit ihm stehen.Eiselein, 347; Körte, 3539 u. 4438.

Was sagte aber der ewige Jude zu diesem Kräutlein, das ihm zum Fluch gegeben ward?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0505" n="[499]"/><cb n="997"/>
*215 Dass dich ein böss iar ankomme!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 472; Henisch, 461, 50;</hi> für Tirol: <hi rendition="#i">Schöpf, 291.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Das dich ein bös jar an gehe vnd alles übel!&#x201C; (<hi rendition="#i">Comedia Vgolini.</hi>). Ein alter sprichwörtlicher Fluch, in dem man wünscht, dass jemand keine gute Stunde haben möge!</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat hem een boos jaar aankome. &#x2013; Dat u het goede jaar hale! (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 348<hi rendition="#sup">b</hi> u. 349<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*216 Der wird auch mit vierzig Jahren nicht gescheit.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*217 Die Jahre melden sich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man fühlt das herannahende Alter.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De jaren melden sich zelven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 349<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*218 Dies Jahr wächst wenig Wein auf dem Schwarzwalde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 106; Simrock, 9342.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Scherzwort zur Schilderung des schwarzwälder Klimas, das alle Jahre eintrifft, da auf dem Schwarzwald überhaupt wenig Wein wächst.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*219 Du magst dat gode Jâr dân hebben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 204<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: Du hast das wol nicht gethan.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*220 Ein gut Jahr haben lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimmelshausen, Vogelnest, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich nicht darum kümmern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*221 Einem ein gut Jahr wünschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: I sige hende saa mangt et godt aar, som linden bær løv, og hinden bær haar. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*222 Einem 's neue Jahr abkaufen.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Böhmerwalde schleicht sich in der Neujahrsnacht der Knecht, welcher zuerst erwacht, zum Bette eines Mitknechts, weckt ihn auf und wünscht ihm Glück zum neuen Jahr. Dieser ärgert sich nun, dass ihm jener zuvorgekommen ist. Einem das neue Jahr abkaufen, heisst, ihm in irgendeiner Angelegenheit zuvorkommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*223 Em gruet för ên natt Jâr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 204<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm ist vor Schelten und Strafe bange.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*224 Em sull nêge Johr vom Dod dreme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1783.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine so derbe Maulschelle (Ohrfeige, Mutzkopf) soll er erhalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*225 Enem det noa Jôr ôfgewännen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 177, 218.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einem das neue Jahr abgewinnen, d. h. Herr über ihn werden, ihm zuvorkommen. (S. 222.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*226 Er hat schon Jahre auf dem Halse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist schon alt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Être sur le penchant de l'âge. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 14<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*227 Er hat viel jar sein zins gegeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 125.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*228 Er ist diss Jahr nicht erst jung worden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 8, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Manne, der Erfahrung besitzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*229 Er ist ein Jahr zu früh geboren, was er gewinnt, ist alles vorgessen Brot.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 623.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*230 Er (sie) ist in den besten Jahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Kraftalter.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*231 Er ist noch nicht vierzig Jahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat das Schwabenalter noch nicht erreicht, der Verstand kann noch kommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*232 Er (sie) ist schon bei Jahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ziemlich alt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*233 Er ist schon sieben Jahr und hat noch keinen Zahn.</hi> (<hi rendition="#i">Altgr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">An Jahren alt, an Verstande jung; lange geharrt und noch kein Ansehen, kein Amt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*234 Es ist schon über Jahr und Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 235; Hillebrand, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der einjährigen Verjährungsfrist, die bei den alten Deutschen wahrscheinlich in Brauch war, ehe die dreissigjährige nach dem römischen Recht üblich wurde. Das Wort &#x201E;Tag&#x201C; hat im Mittelalter ausser der gewöhnlichen Bedeutung auch noch die besondere, dass man darunter die Frist verstand, die einem Verklagten zur Vernehmlassung auf die wider ihn angestellte Klage eingeräumt wurde. Es wird daher nicht einerlei Zeitraum mit dem Worte &#x201E;Tag&#x201C; bezeichnet; bald versteht man blos 24 Stunden, bald mehr, und in der Regel einen Zeitraum von 6 Wochen und 3 Tagen darunter, sodass Jahr und Tag so viel ist, wie 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*235 Es wird nicht dreissig Jahre dauern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ermunterung zum Ausharren, das Uebel wird vorübergehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die wîsen jehent und ist auch wâr, daz kein unmâze nie gewerte drîzec jâr. (<hi rendition="#i">Rinkenberc.</hi>) &#x2013; Kein unvuog weret drîzig jâr. (<hi rendition="#i">Boner.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 77.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="998"/>
*236 Et is schon in ûlen Jahren as de Kau (Kuh) Bartelt (Bartel) hadde un de Bulle Jaust.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird 'denen zur Antwort gegeben, die etwas zu genau wissen wollen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*237 Hoat mirs doch an Johre nicht su gut geschmackt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 424.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um Genuss und Wohlbefinden zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*238 Hochbeende Jaren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 890;</hi> für Mecklenburg: <hi rendition="#i">Lauremberg, Anh. II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. schlechte Jahre, so hochbeinig und dürr wie die Kühe in Pharao's Traum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*239 Ich will vor zehn Jahren nichts mehr davon hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Tal mig til om syv aar. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*240 In dem Jahre, da die Pegnitz brannte.</hi> (<hi rendition="#i">Nürnberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 355.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, dass etwas nie geschehen oder dass man nicht wisse, wann es geschehen sei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*241 Jahr und Tag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird durch altdeutschen Rechtsbrauch erklärt, nach welchem der Frist ein Tag zugegeben wurde, z. B. bei der dreissigjährigen Verjährungsfrist: dreissig Jahre und ein Tag. Jahr und Tag bedeutete aber 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage. Es scheint, dass eine Frist, nach einem alten Meistersange, 1 Jahr 1 Monat 1 Woche und 1 Tag gewährt habe (vgl. <hi rendition="#i">Lessing's Werke, X, 2, 11</hi>): &#x201E;sy sprach, jr wert mir geben frist, ein Tag, ein wochen, ein monat und ein Jahr.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Vnd sprach, wollt lieber jar vnd tag fünfhundert flor (flöhe) in einem Sack zu velde tragen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 88, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*242 Jâr ût, Jâr in.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 204<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. allezeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*243 Jemand ins lange Jahr miethen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Heirathen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*244 Man wird noch nach langen Jahren davon reden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Id fama anus loquetur. (<hi rendition="#i">Seybold, 226.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*245 Neun Jahr im Siebenjährigen Kriege.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 346.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*246 Nun kommen noch sieben schlimme Jahre, dann hört die gute Zeit auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte Verzweiflung an einer bessern Zukunft.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*247 Tausend Jahre nach der Ewigkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird etwas geschehen, oder bis dahin soll etwas dauern. Zu einer Person, die in einem Augenblicke des Zorns versichert, dass sie niemals an einen bezeichneten Ort wieder hingehen werde und wenn sie auf hundert Jahre lebte, pflegt der Franzose zu sagen: Cent ans ce n'est guère, mais jamais c'est beaucoup.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*248 Ueber ein Jahr wollen wir sehen, ob er zu loben oder zu schelten sei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 326.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem neugewählten Beamten oder Diener.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*249 Ueber hundert Jahre kommen die Heiden ins Land!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Uebeln, die einen nicht berühren können. &#x201E;Ich thu's diss Jahr nicht; auffs ander Jahr kommen die Heyden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 35.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Om hundrede aar hvor ere vi da? (<hi rendition="#i">Prov. dan., 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Over honderd jaar komen de Heidenen in't land. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 351<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*250 Up et Jahr, wenn de Katt Hennrich on de Wasser Wölk hêt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1785.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wasser ist ein Hunde-, Wölk ein Personenname.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*251 Vorm Jahre hat's gebrannt, und dies Jahr riecht er es.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*252 Wat to'm goden Jâr?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 204<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird gesagt, wenn man sich über schlechte Handlungen wundert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*253 Zu Jahren kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Décliner sur l'âge. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 205.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jahrab.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es heysst ein kraut Jarab, wer das hat, der nimpt nit ab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 144<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Er sprach: liebs kindt, den fehl ich hab, hett ich ein kraut, das heisst jar ab, vnd das mirs der köndt minder machen, so wer gut rat zu diesen sachen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, IV, 4, 91, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wie een kruid heeft, dat jaar-af heet, met dat worde het wel beter, die mag hopen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 453<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer das Kräutlein Jahrab hätte, dem wäre geholfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Hätte er das Kräutlein Jahrab, es würde besser mit ihm stehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 347; Körte, 3539 u. 4438.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was sagte aber der ewige Jude zu diesem Kräutlein, das ihm zum Fluch gegeben ward?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[499]/0505] *215 Dass dich ein böss iar ankomme! – Agricola I, 472; Henisch, 461, 50; für Tirol: Schöpf, 291. „Das dich ein bös jar an gehe vnd alles übel!“ (Comedia Vgolini.). Ein alter sprichwörtlicher Fluch, in dem man wünscht, dass jemand keine gute Stunde haben möge! Holl.: Dat hem een boos jaar aankome. – Dat u het goede jaar hale! (Harrebomée, I, 348b u. 349a.) *216 Der wird auch mit vierzig Jahren nicht gescheit. (Oberösterreich.) *217 Die Jahre melden sich. Man fühlt das herannahende Alter. Holl.: De jaren melden sich zelven. (Harrebomée, I, 349a.) *218 Dies Jahr wächst wenig Wein auf dem Schwarzwalde. – Reinsberg IV, 106; Simrock, 9342. Ein Scherzwort zur Schilderung des schwarzwälder Klimas, das alle Jahre eintrifft, da auf dem Schwarzwald überhaupt wenig Wein wächst. *219 Du magst dat gode Jâr dân hebben. – Dähnert, 204a. Um zu sagen: Du hast das wol nicht gethan. *220 Ein gut Jahr haben lassen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II. Sich nicht darum kümmern. *221 Einem ein gut Jahr wünschen. Dän.: I sige hende saa mangt et godt aar, som linden bær løv, og hinden bær haar. (Prov. dan., 3.) *222 Einem 's neue Jahr abkaufen. (Oberösterreich.) Im Böhmerwalde schleicht sich in der Neujahrsnacht der Knecht, welcher zuerst erwacht, zum Bette eines Mitknechts, weckt ihn auf und wünscht ihm Glück zum neuen Jahr. Dieser ärgert sich nun, dass ihm jener zuvorgekommen ist. Einem das neue Jahr abkaufen, heisst, ihm in irgendeiner Angelegenheit zuvorkommen. *223 Em gruet för ên natt Jâr. – Dähnert, 204a. Ihm ist vor Schelten und Strafe bange. *224 Em sull nêge Johr vom Dod dreme. – Frischbier2, 1783. Eine so derbe Maulschelle (Ohrfeige, Mutzkopf) soll er erhalten. *225 Enem det noa Jôr ôfgewännen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 218. Einem das neue Jahr abgewinnen, d. h. Herr über ihn werden, ihm zuvorkommen. (S. 222.) *226 Er hat schon Jahre auf dem Halse. Ist schon alt. Frz.: Être sur le penchant de l'âge. (Kritzinger, 14a.) *227 Er hat viel jar sein zins gegeben. – Eyering, II, 125. *228 Er ist diss Jahr nicht erst jung worden. – Lehmann, 8, 43. Von einem Manne, der Erfahrung besitzt. *229 Er ist ein Jahr zu früh geboren, was er gewinnt, ist alles vorgessen Brot. – Eiselein, 623. *230 Er (sie) ist in den besten Jahren. Kraftalter. *231 Er ist noch nicht vierzig Jahr. Hat das Schwabenalter noch nicht erreicht, der Verstand kann noch kommen. *232 Er (sie) ist schon bei Jahren. Ziemlich alt. *233 Er ist schon sieben Jahr und hat noch keinen Zahn. (Altgr.) An Jahren alt, an Verstande jung; lange geharrt und noch kein Ansehen, kein Amt. *234 Es ist schon über Jahr und Tag. – Eisenhart, 235; Hillebrand, 47. Von der einjährigen Verjährungsfrist, die bei den alten Deutschen wahrscheinlich in Brauch war, ehe die dreissigjährige nach dem römischen Recht üblich wurde. Das Wort „Tag“ hat im Mittelalter ausser der gewöhnlichen Bedeutung auch noch die besondere, dass man darunter die Frist verstand, die einem Verklagten zur Vernehmlassung auf die wider ihn angestellte Klage eingeräumt wurde. Es wird daher nicht einerlei Zeitraum mit dem Worte „Tag“ bezeichnet; bald versteht man blos 24 Stunden, bald mehr, und in der Regel einen Zeitraum von 6 Wochen und 3 Tagen darunter, sodass Jahr und Tag so viel ist, wie 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage. *235 Es wird nicht dreissig Jahre dauern. Ermunterung zum Ausharren, das Uebel wird vorübergehen. Mhd.: Die wîsen jehent und ist auch wâr, daz kein unmâze nie gewerte drîzec jâr. (Rinkenberc.) – Kein unvuog weret drîzig jâr. (Boner.) (Zingerle, 77.) *236 Et is schon in ûlen Jahren as de Kau (Kuh) Bartelt (Bartel) hadde un de Bulle Jaust. (Osnabrück.) Wird 'denen zur Antwort gegeben, die etwas zu genau wissen wollen. *237 Hoat mirs doch an Johre nicht su gut geschmackt. – Gomolcke, 424. Um Genuss und Wohlbefinden zu bezeichnen. *238 Hochbeende Jaren. – Eichwald, 890; für Mecklenburg: Lauremberg, Anh. II. D. i. schlechte Jahre, so hochbeinig und dürr wie die Kühe in Pharao's Traum. *239 Ich will vor zehn Jahren nichts mehr davon hören. Dän.: Tal mig til om syv aar. (Prov. dan., 3.) *240 In dem Jahre, da die Pegnitz brannte. (Nürnberg.) – Frommann, III, 355. Um zu sagen, dass etwas nie geschehen oder dass man nicht wisse, wann es geschehen sei. *241 Jahr und Tag. Wird durch altdeutschen Rechtsbrauch erklärt, nach welchem der Frist ein Tag zugegeben wurde, z. B. bei der dreissigjährigen Verjährungsfrist: dreissig Jahre und ein Tag. Jahr und Tag bedeutete aber 1 Jahr 6 Wochen und 3 Tage. Es scheint, dass eine Frist, nach einem alten Meistersange, 1 Jahr 1 Monat 1 Woche und 1 Tag gewährt habe (vgl. Lessing's Werke, X, 2, 11): „sy sprach, jr wert mir geben frist, ein Tag, ein wochen, ein monat und ein Jahr.“ – „Vnd sprach, wollt lieber jar vnd tag fünfhundert flor (flöhe) in einem Sack zu velde tragen.“ (Waldis, II, 88, 27.) *242 Jâr ût, Jâr in. – Dähnert, 204a. D. h. allezeit. *243 Jemand ins lange Jahr miethen. Heirathen. *244 Man wird noch nach langen Jahren davon reden. Lat.: Id fama anus loquetur. (Seybold, 226.) *245 Neun Jahr im Siebenjährigen Kriege. – Eiselein, 346. *246 Nun kommen noch sieben schlimme Jahre, dann hört die gute Zeit auf. Scherzhafte Verzweiflung an einer bessern Zukunft. *247 Tausend Jahre nach der Ewigkeit. Wird etwas geschehen, oder bis dahin soll etwas dauern. Zu einer Person, die in einem Augenblicke des Zorns versichert, dass sie niemals an einen bezeichneten Ort wieder hingehen werde und wenn sie auf hundert Jahre lebte, pflegt der Franzose zu sagen: Cent ans ce n'est guère, mais jamais c'est beaucoup. *248 Ueber ein Jahr wollen wir sehen, ob er zu loben oder zu schelten sei. – Sailer, 326. Von einem neugewählten Beamten oder Diener. *249 Ueber hundert Jahre kommen die Heiden ins Land! Von Uebeln, die einen nicht berühren können. „Ich thu's diss Jahr nicht; auffs ander Jahr kommen die Heyden.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 35.) Dän.: Om hundrede aar hvor ere vi da? (Prov. dan., 3.) Holl.: Over honderd jaar komen de Heidenen in't land. (Harrebomée, I, 351a.) *250 Up et Jahr, wenn de Katt Hennrich on de Wasser Wölk hêt. – Frischbier2, 1785. Wasser ist ein Hunde-, Wölk ein Personenname. *251 Vorm Jahre hat's gebrannt, und dies Jahr riecht er es. *252 Wat to'm goden Jâr? – Dähnert, 204a. Wird gesagt, wenn man sich über schlechte Handlungen wundert. *253 Zu Jahren kommen. Frz.: Décliner sur l'âge. (Kritzinger, 205.) Jahrab. 1 Es heysst ein kraut Jarab, wer das hat, der nimpt nit ab. – Franck, I, 144b. „Er sprach: liebs kindt, den fehl ich hab, hett ich ein kraut, das heisst jar ab, vnd das mirs der köndt minder machen, so wer gut rat zu diesen sachen.“ (Waldis, IV, 4, 91, 18.) Holl.: Wie een kruid heeft, dat jaar-af heet, met dat worde het wel beter, die mag hopen. (Harrebomée, I, 453a.) 2 Wer das Kräutlein Jahrab hätte, dem wäre geholfen. *3 Hätte er das Kräutlein Jahrab, es würde besser mit ihm stehen. – Eiselein, 347; Körte, 3539 u. 4438. Was sagte aber der ewige Jude zu diesem Kräutlein, das ihm zum Fluch gegeben ward?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/505
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [499]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/505>, abgerufen am 28.04.2024.