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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Laut, der an das Blöken der Kälber erinnert, berücksichtigt. (Vgl. Bernd, 3, 1.) "Es möcht ihm so sehr grawen und unwillen (ekeln), das er ein Kalb legte oder den Fuchs streifte." (Fischart, Bk., 224a.)

*3 Er kelberirt wie ein Mertzenkalb. - Mathesy, 215a.

Hier in der Bedeutung von groben, plumpen Spielen und Scherzen.


Kälberraffe.

Kälberraffe1 on Kennerhänn (Kinderhände) dörfe ken Augeblick ler stee. (Meiningen.) - Frommann, II, 416, 144.

1) Eine Art Sprossengitter im Stalle, hinter welchem dem Vieh Heu und anderes trockenes Futter zum Fressen vorgelegt wird. In Schlesien heisst diese Vorrichtung Raufe, weil das Vieh das Futter daraus hervorrupft.


Kälberseil.

* Er ist nie vom Kalbersail geko. (Durlach.) - Klein. I, 220.

Er ist immer dumm und läppisch geblieben.


Kälberställchen.

Wo Kälberställchen in einem Hause sind, da kann es nicht vorangehen. (Eifel.)


Kalbfell.

1 Dar kamen mehr Kalffellen to Markt as Kohhuden. - Kern, 687.

2 Es gibt mehr Kalbsfelle als Ochsenhäute auf dem Markte. - Reinsberg II, 155.

3 Es sind ebenso viel Kalb- als Kuhfelle feil. - Körte, 3265; Reinsberg II, 154.

4 Was dem Kalbfell gehorsamer ist, denn Vater vnd Mutter, da stehet nicht zu helffen. - Henisch, 1441, 6; Petri, II, 587.

*5 Dem Kalbfelle gehorsamen (folgen, nachgehen). - Mathesius, Postilla. I, LXIIIIa; Eiselein, 359; Grimmelshausen, Vogelnest, II; Braun, I, 1729.

Soldat werden. Wer Vater und Mutter nicht hat folgen wollen, der nahm einen Dukaten und folgte einem Kalbfelle. (Schuppius, 335.)

*6 Er ist aufs Kalbfell hinausgeschossen.

Ist gefallen.

Frz.: Il a donne du nez en terre. (Starschedel, 413.)

*7 Er wird dem Kalbfell1 folgen müssen, wenn er mir (oder: den Aeltern) nicht folgen mag.

1) Die Litauer sagen dafür: Hundsfell.


Kalbfleisch.

1 Das Kalbfleisch stiehlt einem den Speck aus dem Wiemen (der Rauchkammer). - Petri, II, 66.

2 Kalbflaisch vnd Kuh(oder Rind-)fleisch sieden nicht zugleich. - Lehmann, 827, 5; Simrock, 5373; Körte, 3264a; Braun, I, 1727; Reinsberg I, 117.

Der Jüngling sollte nie eine alte Frau heirathen; auch ist es schon schwer die aufbrausende Jugend mit dem gesetzten Wesen des verständigen Mannes zur Ausführung eines gemeinschaftlichen Planes zu vereinigen.

Dän.: Kalve-kiöd og oxe-kiöd syde ei lige laenge. (Prov. dan., 332.)

3 Kalbfleisch - Halbfleisch. - Franck, II, 184a; Egenolff, 265a; Gruter, I, 52; Petri, II, 412; Lehmann, 410, 26; Schottel, 1133b; Sutor, 161; Bücking, 39; Eiselein, 358; Blum, 164; Simrock, 5381; Frischbier2, 1863.

Oft mit dem Zusatz: Junge Leute - halbe Leute. Es fehlt ihm nicht blos die Nährkraft, es ist in vielen Fällen auch ungesund. Alles in der Welt verlangt seine Reife, sein gewisses Alter, wenn es für einen bestimmten Zweck tauglich sein soll. Unerfahrene junge Leute in wichtigen Aemtern und Würden sind - Kalbfleisch. Wer ein Kind zur Gattin nimmt, wird bald genug erfahren, dass Kalbfleisch, wie im buchstäblichen Sinne, nur Halbfleisch ist. Das Kalbfleisch ist nirgends gut angeschrieben. In Toscana behauptet man, dass es, nebst jungen Hühnern und rohen Fischen, den Kirchhof fülle. Die Franzosen schreiben dem schlechtgekochten Kalbfleisch und rohen Hühnern dieselbe Wirkung zu: Veau mal cuit et poulets crus font les cimetieres bossus. Die Spanier halten dafür frisches Schweinefleisch (s. d.) für schädlich. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1863, S. 603.) Die Engländer sagen zwar: In a shoulder of veal there are twenty and two good bits; aber es steckt nur ein Volkswitz darin, der sagt, dass darin zwanzig Bissen enthalten sind, aber nur zwei gute.

Dän.: Kalve-kiöd er kun kalv kiöd. (Prov. dan., 332.)

Frz.: Veaux, poullets et poissons crus font les cimetieres bossus. (Leroux. I, 132; Kritzinger, 703b.)

Holl.: Calfvleisch half vleisch. (Tunn., 17, 10; Harrebomee, I, 376a.)

Lat.: Pro cibo dimidio carnes vituli reputato. (Fallersleben, 449.)

[Spaltenumbruch] 4 Kalbfleisch hängt man nicht in den Rauch. - Simrock, 5381a.

Die Jugend muss frisch genossen werden, (Grimm, V, 58.)

5 Kalbfleisch verträgt keinen Pökel.

Junge unerfahrene Leute erliegen in der Regel solchen Geschäften und Unternehmungen, die gereiftere Manneskraft und Einsicht erfordern.

Holl.: Kalfvleesch kan geene pekel verdragen. (Harrebomee, I, 376a.)

6 Kalbfleisch vnd rindfleisch seud nimmer gleich miteinander. - Gruter, I, 52.

7 Kalbfleisch wird wohlfeil werden, die Kälber fallen.

Scherz, wenn jemand, besonders ein Kind, ungeschickt fällt. In England scheint es in anderer Bedeutung vorzukommen: Veal will be cheap, calves fall. (Bohn II, 60.)

8 Kalbfleysch vnd Rindfleysch schicken sich nimmer zusammen. - Fischart, Ehez., in Kloster, X, 517.

"So wenig als eyn Junger vnd alter Ochs gleich in eynem Silen zusammengekoppelt ziehen."

9 Kalfflesk, Halfflesk. (Ostfries.) - Bueren, 782; Frommann, VI, 285, 758; Hauskalender, III; für Hannover: Schambach, I, 345.

10 Kalfflesk würt boalle gar. (Iserlohn.) - Woeste, 71, 154.

11 Kalvflesch, Halvflesch; Hamelflesch, Damelflesch; avers up'n Ossenbrad'n müt man gode Frünn laden. (Lübeck.) - Deecke, 9.

12 Wer aus Kalbfleisch besteht, den muss man zu keinem Löwen bringen.

*13 Es ist noch Kalbfleisch.

Von ungebändigter oderungewitzigter Jugend. (Grimm, V, 58.)

*14 Es ist noch viel Kalbfleisch bei ihm.

Das Kalbfleisch ist an ihm noch nicht versotten.

*15 Et es noch en Hopen Kalfflesk derane. (Iserlohn.) - Woeste, 87, 124.

Mangel an Erziehung und Bildung.

*16 Et ies noch viel Kalwfleisk deranne. (Westf.) - Für Schlesien: Berndt, 32.

Er ist noch sehr kindisch.


Kalbfurz.

* Einen Kalbfurz braten.

Wer einen Blick in die Apotheke des Volks gethan hat, weiss, zu welch seltsamen Mitteln dieses oft greift, und diese werden durch die obige Redensart verspottet. Waldis wendet sie (IV, 74, 78) an: "vnd (man) darff dafür kein Kalbfurz braten", wo er von der Heilung der Faulheit redet und der Meinung ist, dass Haselsalbe (s. d.) ausreiche und man das obige Mittel nicht bedürfen werde.


Kalbleder.

1 Kalbsleder kompt als bald zu mark, als heut von einem ochsen starck. - Loci comm., 129.

2 Kalfleer dat is man Halfleer, man Kohleer, dat is god Scholeer. - Kern, 688.

Vorzüge des Kuhleders vor dem Kalbleder.


Kälblein.

1 Das Kälblein liebt das Euter mehr als die Kuh.

2 Das Kälblein muss folgen der Kuh. - Ambraser Liederbuch, 116, 56.

3 Das Kälblein saugt an der magern Kuh. - Altmann VI, 442.

4 Gerheth das kälblin nach der ku, so werdens grosser bestien zwu.

Lat.: Filius ut patri similis, sic filia matri. (Loci comm., 112.)

5 Kälblein, spar' dein Heu, 's ist noch lange bis zum Mai.

Holl.: Kalfje, spaar uw hooi, want de winter is nog lang. (Harrebomee, I, 376a.)

6 Wenn man ein Kälblein ausschickt, kommt ein Oechslein wieder.

Die Russen: Sende ein Kalb nach Moskau, es wird ein Ochs wiederkehren. (Altmann. V, 103.)

*7 A Kälbla oubinda. (S. Kalb 159.) - Sartorius, 168.

*8 Ar will 'n Kalbla neit nei 's Ug schlog'n. (Franken.) - Frommann, VI, 317, 202.

Er will's mit einem nicht verderben.

*9 Er hat das Kälblein mit der Kuh.

Hat eine schwangere Person geheirathet. "Und so die Hochzeit ist gethan, hebt sich erst ein Handel an, er (der Ehemann) hat das Kälblein mit der Kuh." (Fliegende Blätter, Augsburg 1600, in Adrian's Mittheilungen, S. 374.)


[Spaltenumbruch] Laut, der an das Blöken der Kälber erinnert, berücksichtigt. (Vgl. Bernd, 3, 1.) „Es möcht ihm so sehr grawen und unwillen (ekeln), das er ein Kalb legte oder den Fuchs streifte.“ (Fischart, Bk., 224a.)

*3 Er kelberirt wie ein Mertzenkalb.Mathesy, 215a.

Hier in der Bedeutung von groben, plumpen Spielen und Scherzen.


Kälberraffe.

Kälberraffe1 on Kennerhänn (Kinderhände) dörfe ken Augeblick lêr stêe. (Meiningen.) – Frommann, II, 416, 144.

1) Eine Art Sprossengitter im Stalle, hinter welchem dem Vieh Heu und anderes trockenes Futter zum Fressen vorgelegt wird. In Schlesien heisst diese Vorrichtung Raufe, weil das Vieh das Futter daraus hervorrupft.


Kälberseil.

* Er ist nie vom Kalbersail gekô. (Durlach.) – Klein. I, 220.

Er ist immer dumm und läppisch geblieben.


Kälberställchen.

Wo Kälberställchen in einem Hause sind, da kann es nicht vorangehen. (Eifel.)


Kalbfell.

1 Dar kamen mehr Kalffellen to Markt as Kohhuden.Kern, 687.

2 Es gibt mehr Kalbsfelle als Ochsenhäute auf dem Markte.Reinsberg II, 155.

3 Es sind ebenso viel Kalb- als Kuhfelle feil.Körte, 3265; Reinsberg II, 154.

4 Was dem Kalbfell gehorsamer ist, denn Vater vnd Mutter, da stehet nicht zu helffen.Henisch, 1441, 6; Petri, II, 587.

*5 Dem Kalbfelle gehorsamen (folgen, nachgehen).Mathesius, Postilla. I, LXIIIIa; Eiselein, 359; Grimmelshausen, Vogelnest, II; Braun, I, 1729.

Soldat werden. Wer Vater und Mutter nicht hat folgen wollen, der nahm einen Dukaten und folgte einem Kalbfelle. (Schuppius, 335.)

*6 Er ist aufs Kalbfell hinausgeschossen.

Ist gefallen.

Frz.: Il a donné du nez en terre. (Starschedel, 413.)

*7 Er wird dem Kalbfell1 folgen müssen, wenn er mir (oder: den Aeltern) nicht folgen mag.

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Kalbfleisch.

1 Das Kalbfleisch stiehlt einem den Speck aus dem Wiemen (der Rauchkammer).Petri, II, 66.

2 Kalbflaisch vnd Kuh(oder Rind-)fleisch sieden nicht zugleich.Lehmann, 827, 5; Simrock, 5373; Körte, 3264a; Braun, I, 1727; Reinsberg I, 117.

Der Jüngling sollte nie eine alte Frau heirathen; auch ist es schon schwer die aufbrausende Jugend mit dem gesetzten Wesen des verständigen Mannes zur Ausführung eines gemeinschaftlichen Planes zu vereinigen.

Dän.: Kalve-kiød og oxe-kiød syde ei lige længe. (Prov. dan., 332.)

3 Kalbfleisch – Halbfleisch.Franck, II, 184a; Egenolff, 265a; Gruter, I, 52; Petri, II, 412; Lehmann, 410, 26; Schottel, 1133b; Sutor, 161; Bücking, 39; Eiselein, 358; Blum, 164; Simrock, 5381; Frischbier2, 1863.

Oft mit dem Zusatz: Junge Leute – halbe Leute. Es fehlt ihm nicht blos die Nährkraft, es ist in vielen Fällen auch ungesund. Alles in der Welt verlangt seine Reife, sein gewisses Alter, wenn es für einen bestimmten Zweck tauglich sein soll. Unerfahrene junge Leute in wichtigen Aemtern und Würden sind – Kalbfleisch. Wer ein Kind zur Gattin nimmt, wird bald genug erfahren, dass Kalbfleisch, wie im buchstäblichen Sinne, nur Halbfleisch ist. Das Kalbfleisch ist nirgends gut angeschrieben. In Toscana behauptet man, dass es, nebst jungen Hühnern und rohen Fischen, den Kirchhof fülle. Die Franzosen schreiben dem schlechtgekochten Kalbfleisch und rohen Hühnern dieselbe Wirkung zu: Veau mal cuit et poulets crus font les cimetières bossus. Die Spanier halten dafür frisches Schweinefleisch (s. d.) für schädlich. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1863, S. 603.) Die Engländer sagen zwar: In a shoulder of veal there are twenty and two good bits; aber es steckt nur ein Volkswitz darin, der sagt, dass darin zwanzig Bissen enthalten sind, aber nur zwei gute.

Dän.: Kalve-kiød er kun kalv kiød. (Prov. dan., 332.)

Frz.: Veaux, poullets et poissons crus font les cimetières bossus. (Leroux. I, 132; Kritzinger, 703b.)

Holl.: Calfvleisch half vleisch. (Tunn., 17, 10; Harrebomée, I, 376a.)

Lat.: Pro cibo dimidio carnes vituli reputato. (Fallersleben, 449.)

[Spaltenumbruch] 4 Kalbfleisch hängt man nicht in den Rauch.Simrock, 5381a.

Die Jugend muss frisch genossen werden, (Grimm, V, 58.)

5 Kalbfleisch verträgt keinen Pökel.

Junge unerfahrene Leute erliegen in der Regel solchen Geschäften und Unternehmungen, die gereiftere Manneskraft und Einsicht erfordern.

Holl.: Kalfvleesch kan geene pekel verdragen. (Harrebomée, I, 376a.)

6 Kalbfleisch vnd rindfleisch seud nimmer gleich miteinander.Gruter, I, 52.

7 Kalbfleisch wird wohlfeil werden, die Kälber fallen.

Scherz, wenn jemand, besonders ein Kind, ungeschickt fällt. In England scheint es in anderer Bedeutung vorzukommen: Veal will be cheap, calves fall. (Bohn II, 60.)

8 Kalbfleysch vnd Rindfleysch schicken sich nimmer zusammen.Fischart, Ehez., in Kloster, X, 517.

„So wenig als eyn Junger vnd alter Ochs gleich in eynem Silen zusammengekoppelt ziehen.“

9 Kalfflêsk, Halfflêsk. (Ostfries.) – Bueren, 782; Frommann, VI, 285, 758; Hauskalender, III; für Hannover: Schambach, I, 345.

10 Kalfflesk würt boalle gar. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 154.

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12 Wer aus Kalbfleisch besteht, den muss man zu keinem Löwen bringen.

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Von ungebändigter oderungewitzigter Jugend. (Grimm, V, 58.)

*14 Es ist noch viel Kalbfleisch bei ihm.

Das Kalbfleisch ist an ihm noch nicht versotten.

*15 Et es noch en Hopen Kalfflesk derane. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 124.

Mangel an Erziehung und Bildung.

*16 Et ies noch viel Kalwfleisk deranne. (Westf.) – Für Schlesien: Berndt, 32.

Er ist noch sehr kindisch.


Kalbfurz.

* Einen Kalbfurz braten.

Wer einen Blick in die Apotheke des Volks gethan hat, weiss, zu welch seltsamen Mitteln dieses oft greift, und diese werden durch die obige Redensart verspottet. Waldis wendet sie (IV, 74, 78) an: „vnd (man) darff dafür kein Kalbfurz braten“, wo er von der Heilung der Faulheit redet und der Meinung ist, dass Haselsalbe (s. d.) ausreiche und man das obige Mittel nicht bedürfen werde.


Kalbleder.

1 Kalbsleder kompt als bald zu mark, als heut von einem ochsen starck.Loci comm., 129.

2 Kalflêer dat is man Halflêer, man Kohlêer, dat is gôd Scholêer.Kern, 688.

Vorzüge des Kuhleders vor dem Kalbleder.


Kälblein.

1 Das Kälblein liebt das Euter mehr als die Kuh.

2 Das Kälblein muss folgen der Kuh.Ambraser Liederbuch, 116, 56.

3 Das Kälblein saugt an der magern Kuh.Altmann VI, 442.

4 Gerheth das kälblin nach der ku, so werdens grosser bestien zwu.

Lat.: Filius ut patri similis, sic filia matri. (Loci comm., 112.)

5 Kälblein, spar' dein Heu, 's ist noch lange bis zum Mai.

Holl.: Kalfje, spaar uw hooi, want de winter is nog lang. (Harrebomée, I, 376a.)

6 Wenn man ein Kälblein ausschickt, kommt ein Oechslein wieder.

Die Russen: Sende ein Kalb nach Moskau, es wird ein Ochs wiederkehren. (Altmann. V, 103.)

*7 A Kälbla oubinda. (S. Kalb 159.) – Sartorius, 168.

*8 Ar will 'n Kalbla nît nei 's Ug schlog'n. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 202.

Er will's mit einem nicht verderben.

*9 Er hat das Kälblein mit der Kuh.

Hat eine schwangere Person geheirathet. „Und so die Hochzeit ist gethan, hebt sich erst ein Handel an, er (der Ehemann) hat das Kälblein mit der Kuh.“ (Fliegende Blätter, Augsburg 1600, in Adrian's Mittheilungen, S. 374.)


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[[555]/0561] Laut, der an das Blöken der Kälber erinnert, berücksichtigt. (Vgl. Bernd, 3, 1.) „Es möcht ihm so sehr grawen und unwillen (ekeln), das er ein Kalb legte oder den Fuchs streifte.“ (Fischart, Bk., 224a.) *3 Er kelberirt wie ein Mertzenkalb. – Mathesy, 215a. Hier in der Bedeutung von groben, plumpen Spielen und Scherzen. Kälberraffe. Kälberraffe1 on Kennerhänn (Kinderhände) dörfe ken Augeblick lêr stêe. (Meiningen.) – Frommann, II, 416, 144. 1) Eine Art Sprossengitter im Stalle, hinter welchem dem Vieh Heu und anderes trockenes Futter zum Fressen vorgelegt wird. In Schlesien heisst diese Vorrichtung Raufe, weil das Vieh das Futter daraus hervorrupft. Kälberseil. * Er ist nie vom Kalbersail gekô. (Durlach.) – Klein. I, 220. Er ist immer dumm und läppisch geblieben. Kälberställchen. Wo Kälberställchen in einem Hause sind, da kann es nicht vorangehen. (Eifel.) Kalbfell. 1 Dar kamen mehr Kalffellen to Markt as Kohhuden. – Kern, 687. 2 Es gibt mehr Kalbsfelle als Ochsenhäute auf dem Markte. – Reinsberg II, 155. 3 Es sind ebenso viel Kalb- als Kuhfelle feil. – Körte, 3265; Reinsberg II, 154. 4 Was dem Kalbfell gehorsamer ist, denn Vater vnd Mutter, da stehet nicht zu helffen. – Henisch, 1441, 6; Petri, II, 587. *5 Dem Kalbfelle gehorsamen (folgen, nachgehen). – Mathesius, Postilla. I, LXIIIIa; Eiselein, 359; Grimmelshausen, Vogelnest, II; Braun, I, 1729. Soldat werden. Wer Vater und Mutter nicht hat folgen wollen, der nahm einen Dukaten und folgte einem Kalbfelle. (Schuppius, 335.) *6 Er ist aufs Kalbfell hinausgeschossen. Ist gefallen. Frz.: Il a donné du nez en terre. (Starschedel, 413.) *7 Er wird dem Kalbfell1 folgen müssen, wenn er mir (oder: den Aeltern) nicht folgen mag. 1) Die Litauer sagen dafür: Hundsfell. Kalbfleisch. 1 Das Kalbfleisch stiehlt einem den Speck aus dem Wiemen (der Rauchkammer). – Petri, II, 66. 2 Kalbflaisch vnd Kuh(oder Rind-)fleisch sieden nicht zugleich. – Lehmann, 827, 5; Simrock, 5373; Körte, 3264a; Braun, I, 1727; Reinsberg I, 117. Der Jüngling sollte nie eine alte Frau heirathen; auch ist es schon schwer die aufbrausende Jugend mit dem gesetzten Wesen des verständigen Mannes zur Ausführung eines gemeinschaftlichen Planes zu vereinigen. Dän.: Kalve-kiød og oxe-kiød syde ei lige længe. (Prov. dan., 332.) 3 Kalbfleisch – Halbfleisch. – Franck, II, 184a; Egenolff, 265a; Gruter, I, 52; Petri, II, 412; Lehmann, 410, 26; Schottel, 1133b; Sutor, 161; Bücking, 39; Eiselein, 358; Blum, 164; Simrock, 5381; Frischbier2, 1863. Oft mit dem Zusatz: Junge Leute – halbe Leute. Es fehlt ihm nicht blos die Nährkraft, es ist in vielen Fällen auch ungesund. Alles in der Welt verlangt seine Reife, sein gewisses Alter, wenn es für einen bestimmten Zweck tauglich sein soll. Unerfahrene junge Leute in wichtigen Aemtern und Würden sind – Kalbfleisch. Wer ein Kind zur Gattin nimmt, wird bald genug erfahren, dass Kalbfleisch, wie im buchstäblichen Sinne, nur Halbfleisch ist. Das Kalbfleisch ist nirgends gut angeschrieben. In Toscana behauptet man, dass es, nebst jungen Hühnern und rohen Fischen, den Kirchhof fülle. Die Franzosen schreiben dem schlechtgekochten Kalbfleisch und rohen Hühnern dieselbe Wirkung zu: Veau mal cuit et poulets crus font les cimetières bossus. Die Spanier halten dafür frisches Schweinefleisch (s. d.) für schädlich. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1863, S. 603.) Die Engländer sagen zwar: In a shoulder of veal there are twenty and two good bits; aber es steckt nur ein Volkswitz darin, der sagt, dass darin zwanzig Bissen enthalten sind, aber nur zwei gute. Dän.: Kalve-kiød er kun kalv kiød. (Prov. dan., 332.) Frz.: Veaux, poullets et poissons crus font les cimetières bossus. (Leroux. I, 132; Kritzinger, 703b.) Holl.: Calfvleisch half vleisch. (Tunn., 17, 10; Harrebomée, I, 376a.) Lat.: Pro cibo dimidio carnes vituli reputato. (Fallersleben, 449.) 4 Kalbfleisch hängt man nicht in den Rauch. – Simrock, 5381a. Die Jugend muss frisch genossen werden, (Grimm, V, 58.) 5 Kalbfleisch verträgt keinen Pökel. Junge unerfahrene Leute erliegen in der Regel solchen Geschäften und Unternehmungen, die gereiftere Manneskraft und Einsicht erfordern. Holl.: Kalfvleesch kan geene pekel verdragen. (Harrebomée, I, 376a.) 6 Kalbfleisch vnd rindfleisch seud nimmer gleich miteinander. – Gruter, I, 52. 7 Kalbfleisch wird wohlfeil werden, die Kälber fallen. Scherz, wenn jemand, besonders ein Kind, ungeschickt fällt. In England scheint es in anderer Bedeutung vorzukommen: Veal will be cheap, calves fall. (Bohn II, 60.) 8 Kalbfleysch vnd Rindfleysch schicken sich nimmer zusammen. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 517. „So wenig als eyn Junger vnd alter Ochs gleich in eynem Silen zusammengekoppelt ziehen.“ 9 Kalfflêsk, Halfflêsk. (Ostfries.) – Bueren, 782; Frommann, VI, 285, 758; Hauskalender, III; für Hannover: Schambach, I, 345. 10 Kalfflesk würt boalle gar. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 154. 11 Kalvflêsch, Halvflêsch; Hamelflêsch, Damelflêsch; avers up'n Ossenbrad'n müt man gôde Frünn lâden. (Lübeck.) – Deecke, 9. 12 Wer aus Kalbfleisch besteht, den muss man zu keinem Löwen bringen. *13 Es ist noch Kalbfleisch. Von ungebändigter oderungewitzigter Jugend. (Grimm, V, 58.) *14 Es ist noch viel Kalbfleisch bei ihm. Das Kalbfleisch ist an ihm noch nicht versotten. *15 Et es noch en Hopen Kalfflesk derane. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 124. Mangel an Erziehung und Bildung. *16 Et ies noch viel Kalwfleisk deranne. (Westf.) – Für Schlesien: Berndt, 32. Er ist noch sehr kindisch. Kalbfurz. * Einen Kalbfurz braten. Wer einen Blick in die Apotheke des Volks gethan hat, weiss, zu welch seltsamen Mitteln dieses oft greift, und diese werden durch die obige Redensart verspottet. Waldis wendet sie (IV, 74, 78) an: „vnd (man) darff dafür kein Kalbfurz braten“, wo er von der Heilung der Faulheit redet und der Meinung ist, dass Haselsalbe (s. d.) ausreiche und man das obige Mittel nicht bedürfen werde. Kalbleder. 1 Kalbsleder kompt als bald zu mark, als heut von einem ochsen starck. – Loci comm., 129. 2 Kalflêer dat is man Halflêer, man Kohlêer, dat is gôd Scholêer. – Kern, 688. Vorzüge des Kuhleders vor dem Kalbleder. Kälblein. 1 Das Kälblein liebt das Euter mehr als die Kuh. 2 Das Kälblein muss folgen der Kuh. – Ambraser Liederbuch, 116, 56. 3 Das Kälblein saugt an der magern Kuh. – Altmann VI, 442. 4 Gerheth das kälblin nach der ku, so werdens grosser bestien zwu. Lat.: Filius ut patri similis, sic filia matri. (Loci comm., 112.) 5 Kälblein, spar' dein Heu, 's ist noch lange bis zum Mai. Holl.: Kalfje, spaar uw hooi, want de winter is nog lang. (Harrebomée, I, 376a.) 6 Wenn man ein Kälblein ausschickt, kommt ein Oechslein wieder. Die Russen: Sende ein Kalb nach Moskau, es wird ein Ochs wiederkehren. (Altmann. V, 103.) *7 A Kälbla oubinda. (S. Kalb 159.) – Sartorius, 168. *8 Ar will 'n Kalbla nît nei 's Ug schlog'n. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 202. Er will's mit einem nicht verderben. *9 Er hat das Kälblein mit der Kuh. Hat eine schwangere Person geheirathet. „Und so die Hochzeit ist gethan, hebt sich erst ein Handel an, er (der Ehemann) hat das Kälblein mit der Kuh.“ (Fliegende Blätter, Augsburg 1600, in Adrian's Mittheilungen, S. 374.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [555]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/561>, abgerufen am 28.04.2024.