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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 32 Ein Kukuk guckt dem andern nach.

"Im Parnasse seindt die blosse Legisten, die sonst nichts anderst wissen für gut lauter Esel erklert, die nur possel arbeit thun, sehen vnnd schreiben, was andere fürgeschreiben, wie ein Cugguck dem andern nach guckt." (Lehmann, 299, 89.)

33 Ein Kukuk könnt wol für einen Sperber durchfliegen, wenn er sich nicht mit seinem eigen Gesang verriethe. - Henisch, 828, 54; Petri, II, 211.

34 Ein Kukuk schreit lange, ehe er ein Ei legt.

35 Ein Kukuk und ein Zeis, singen nicht eine Weis'.

36 Es singt kein Kukuk oder Eul' wie ein Nachtigall. - Henisch, 956, 9.

37 Et räupet (ruft) de Kukuk, schneid Speck upp. (Waldeck.) - Firmenich, I, 325, 17.

38 Guckuck bleibt allezeit in seinem gesang, wie der Barfüsser bei dem Strang. - Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 92.

Mhd.: Wan swie vil man den gauch lert, sin gukguken er doch niht verkert. (Renner.) (Zingerle, 44.)

Dän.: Gögen kukker sine sang, om den end er gammel. (Prov. dan., 249.)

39 Herr Kukuk, seid ihr da? sprach die Krähe zum Edelfalken. - Eiselein, 392.

40 Ist der Kukuk sonst auch still, singt er zwischen März und April.

In der französischen Schweiz: Intre Ma et Avri tsanta, coucou sche te vi.

41 Jeder meint, sein Kukuk singe besser als des andern Nachtigall. - Simrock, 6008; Reinsberg III, 46; Körte, 3615; Winckler, IX, 19; Braun, I, 2070.

Keller (152b) lässt einen breslauer Kräuter sagen: "E ieder denckt wul, se Gukuk singe schiner as anes andern sene Nachtigal; ich glaube oaber dass ich racht ho, soa ich meine, mene Lebensoart see eine vu de besten. Denn bir hoan jau mit sau viel Sachen zu schoaffen, die allenthalben an obschoiligen graussen Nutzen hoan." (Vgl. auch Holtei, Eselsfresser, I, 127.)

Holl.: Elk meent dat zijn koekoek fraaijer zingt, dan eens anders nachtigal. (Harrebomee, I, 427b.)

42 Kein Kukuk singt wie eine Nachtigall.

Mhd.: Des gouches sanc ist nienden wert wan da man bezzers niht engert. (Freidank.) (Zingerle, 44.)

43 Kukuk, Bäckerknecht, ei nun sage mir recht, wie viel Jahr ich leben soll. - Eiselein, 261.

Bezieht sich auf die Sage, dass der Kukuk ein verzauberter Bäcker sei. Der deutsche Volksglaube an die prophetische Gabe des Kukuks ist uralt. Schon Caspar Heisterbach (V, 17) spricht im Jahre 1221 mit Entrüstung über den schon damals allgemein geltenden Glauben. Ein Beitrag aus späterer Zeit bei Albertini, Narrenhag, Augsburg 1617: "Ein alt Weib fragte den Gukuk, wie lange sie noch zu leben hätte; da fing der Vogel an fünfmal guckuk zu singen und die Frau vermeinte, dass sie noch fünf Jahre zu leben hätte." Auch im serbischen Volksglauben nimmt der Kukuk eine bedeutende Stelle ein. Wie der schwarze Rabe ein unheilverkündender Vogel und der Dolmetscher und Verkündiger schwarzen Unglücks, ebenso der Kukuk, je nachdem man diesen am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang hört. Der Kukuk des serbischen Volksglaubens gehört übrigens an und für sich der Menschheit und der Thierwelt gleichmässig an, wie Aehnliches auch im altpreussischen Volksglauben vorkommt, denn nach der serbischen Fabel war der Kukuk (weiblich kukuwiza) ein Mädchen, das um den verstorbenen Bruder so viel weinte, dass es in einen Vogel verwandelt ward, der eintönig sein endloses Wehklagen in die Luft schickt. Eine Serbin, welche einen Bruder verloren hat, hört keinen Kukuk ohne Thränen; und der Ausdruck "ich armer Kukuk" ist sprichwörtlich unter den Serben. (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Aber nicht blos bei den Serben, sondern wie bei allen slavischen Völkern die Vögel eine gewisse Verehrung geniessen, der Sperber z. B. als Symbol der Trauer galt; so besass der Kukuk die Gabe der Weissagung und durfte bei Todesstrafe nicht getödtet werden. Man nahm gewöhnlich an, dass die Seelen der verwandten Verstorbenen öfter in Kukuke übergehen. In ruthenischen Liedern ist der Kukuk ein Vogel der Trauer und Wehmuth. Sehr häufig stösst man in solchen auf eine Sage, wie ein junges Mädchen in einen Kukuk verwandelt wird. Vgl. darüber Wurzbach I, 216, wo solche Lieder mitgetheilt werden. Zuweilen erscheint der Kukuk auch als ein Vogel der Liebe, als den Vorboten tiefer Wehmuth, die ein liebeglühendes Herz erfassen soll. In Litauen wird noch jetzt, wie Wurzbach (a. a. O.) erzählt, zu Ehren des Kukuks ein Fest begangen. Am dritten Tage nach Ostern versammelt sich die Jugend des Hauses und singt verschiedene Lieder, worauf der Kukukstanz (Giaguzy) folgt. Vgl. ferner, Naturgeschichte wie Volkssage, den Kukuk betreffend: Mannhardt, Zeitschrift für Mythol., III, 136, 231 u. 276; [Spaltenumbruch] Preen in der Naumannia 1855, S. 518; 1856, 59; 1857, 4 u. 1858, 75, 3Gloger im Illustrirten Familienbuch, Triest, III, 251 und die sorfältige und reiche Zusammenstellung der den Kukuk betreffenden Literatur in Dr. K. Schiller's Thier- und Kräuterbuch, II, 12.

44 Kukuk - Dickbuk. - Frischbier2, 2229.

Der letzte Ausdruck soll das Echo auf den Ruf des Kukuks sein.

45 Kukuk, Kuku, en Narre bist du.

Scherzspruch der Kinder.

46 Kukuk noam Mai helpt manch einen op de Knai.

Dän.: Kukkuk raaber sit egen Navn. (Prov. dan., 366.)

47 Kukuk schreit nur kurze Zeit.

Auch: schmeckt nur kurze Zeit, und bezieht sich dann auf den früher in Wittenberg unter dem Namen "Kukuk" gebrauten Biers, das nicht länger gut zu trinken gewesen sein soll, als man den Namen Kukuk schreien hörte. (Hermann, 1773.)

48 Kukuk, sneid Speck up.

Entweder als Nachahmung des Kukukrufes, oder als abgekürzte Wirthschaftsregel, wonach der Speck erst im Frühling aufgeschnitten werden soll, wenn der Kukuk zu rufen beginnt. - In Oberösterreich widerräth der Volksglaube, dem Kukuk nachzurufen. Wer dem Gugitzer nachspottet, sagt man, bekomme die Gugl- oder Gugaschekn. (Baumgarten, I, 96.)

49 Kukuk über dem Stock, wann krieg' ich meinen Brautrock; Kukuk überm Hügel (Hüttel), wann krieg' ich meinen Sterbekittel.

Diese Frage richtet man in Thüringen an den schicksalverkündenden Vogel, die er durch die Zahl seiner Rufe beantwortet.

50 Kukuk und Nachtigall (Zeis) singen nicht Ein Lied (Eine Weise).

Holl.: Een koekoek en een sijs zingen niet eene wijz. (Harrebomee, I, 427a.)

51 Kukuk vom Heawen (Himmel), wie lange soll ik leawen. (Westf.) - Wurzbach II, 243.

Frage an den Kukuk; so oft er ruft, so viel Jahre. (Vgl. Grimm, Myth., 389.)

Holl.: Koekoek even, hoe lang zol ik leven. (Harrebomee, I, 427b.)

52 Lief bald Heischt te de Kukuk ne mi sainigen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 259.

53 Lob dich, Kukuk, mit deinem Gesang; man hört am Geschrei wol, was du für ein Vogel bist. - Petri, II, 441.

54 Man muss den Kukuk lassen kuken, er hat's nicht besser gelernt. (S. Hund 818 und Storch.) - Lehmann, 542, 79.

55 Schrei, Kukuk, wie ein Kukuk; was aber in der Erde vergraben, wirst du nicht herauskukuken. (Litauen.)

56 Schreit der Kukuk viel im Mai, klappert der Storch und zieht die wilde Gans ins Land, so ist ein schöner Frühling zur Hand. - Reinsberg VII, 19; Orakel, 339.

57 Von einem Kukuk kann man nicht mehr verlangen als: Kukuk!

58 Wann de Kukuk na dem halwen Aprill räupet, slätt de Rogge up. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 185.

59 Wei de kukuk tom eisten Mal räupen hor, hadde Geld in der Taske, dann hadd' e't ganze Joahr. (Westf.)

Hat der Landmann im Frühjahr noch Geld, so fehlt es ihm wol auch im übrigen Jahre nicht. (Vgl. Grimm, Myth. 390.) In Oberösterreich pflegt man das Geld in der Tasche beim ersten Kukuksrufe zu schütteln, weil man hofft, es werde sich sodann vermehren. (Baumgarten, I, 96.) Ruft er vor einem, so geht es, wie man in Oberösterreich meint, das Jahr hindurch mit einem vorwärts. Man soll früher auch, wenn man ihn das erste mal rufen hörte, etwas unter den Füssen gesucht haben, in der Meinung, das bringe Glück. "Hört man ihn das erste mal im Auswärts schreien, so soll man auf einen grünen Wasen stehen, man stirbt dann das ganze Jahr nicht." (Baumgarten, I, 95 fg.)

60 Wenn de Kukuk röpt, sau is dat Speck reipe. - Schambach, II, 69.

Nach dem Volksglauben muss aber der Kukuk jedenfalls bis zum 14. April zu rufen anfangen.

61 Wenn der Gugger in Merze schreit, wenn der Storch viel klappert, und sin die wilde Gans lig'sch, so gits' a früehe Früeling.

Die Finnen sagen: "Der Kukuk bringt eine milde Jahreszeit, die Schwalbe warme Tage."(Bertram, 71.)

[Spaltenumbruch] 32 Ein Kukuk guckt dem andern nach.

„Im Parnasse seindt die blosse Legisten, die sonst nichts anderst wissen für gut lauter Esel erklert, die nur possel arbeit thun, sehen vnnd schreiben, was andere fürgeschreiben, wie ein Cugguck dem andern nach guckt.“ (Lehmann, 299, 89.)

33 Ein Kukuk könnt wol für einen Sperber durchfliegen, wenn er sich nicht mit seinem eigen Gesang verriethe.Henisch, 828, 54; Petri, II, 211.

34 Ein Kukuk schreit lange, ehe er ein Ei legt.

35 Ein Kukuk und ein Zeis, singen nicht eine Weis'.

36 Es singt kein Kukuk oder Eul' wie ein Nachtigall.Henisch, 956, 9.

37 Et räupet (ruft) de Kukuk, schnîd Speck upp. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 17.

38 Guckuck bleibt allezeit in seinem gesang, wie der Barfüsser bei dem Strang.Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 92.

Mhd.: Wan swie vil man den gauch lêrt, sin gukguken er doch niht verkêrt. (Renner.) (Zingerle, 44.)

Dän.: Gøgen kukker sine sang, om den end er gammel. (Prov. dan., 249.)

39 Herr Kukuk, seid ihr da? sprach die Krähe zum Edelfalken.Eiselein, 392.

40 Ist der Kukuk sonst auch still, singt er zwischen März und April.

In der französischen Schweiz: Intrè Ma et Avri tsanta, coucou sche te vi.

41 Jeder meint, sein Kukuk singe besser als des andern Nachtigall.Simrock, 6008; Reinsberg III, 46; Körte, 3615; Winckler, IX, 19; Braun, I, 2070.

Keller (152b) lässt einen breslauer Kräuter sagen: „E ieder denckt wul, se Gukuk singe schiner as anes ândern sêne Nachtigal; ich glaube oaber dass ich racht ho, soa ich meine, mene Lebensoart see eine vu de besten. Denn bir hoan jau mit sau viel Sachen zu schoaffen, die allenthalben an obschoiligen graussen Nutzen hoan.“ (Vgl. auch Holtei, Eselsfresser, I, 127.)

Holl.: Elk meent dat zijn koekoek fraaijer zingt, dan eens anders nachtigal. (Harrebomée, I, 427b.)

42 Kein Kukuk singt wie eine Nachtigall.

Mhd.: Des gouches sanc ist nienden wert wan dâ man bezzers niht engert. (Freidank.) (Zingerle, 44.)

43 Kukuk, Bäckerknecht, ei nun sage mir recht, wie viel Jahr ich leben soll.Eiselein, 261.

Bezieht sich auf die Sage, dass der Kukuk ein verzauberter Bäcker sei. Der deutsche Volksglaube an die prophetische Gabe des Kukuks ist uralt. Schon Caspar Heisterbach (V, 17) spricht im Jahre 1221 mit Entrüstung über den schon damals allgemein geltenden Glauben. Ein Beitrag aus späterer Zeit bei Albertini, Narrenhag, Augsburg 1617: „Ein alt Weib fragte den Gukuk, wie lange sie noch zu leben hätte; da fing der Vogel an fünfmal guckuk zu singen und die Frau vermeinte, dass sie noch fünf Jahre zu leben hätte.“ Auch im serbischen Volksglauben nimmt der Kukuk eine bedeutende Stelle ein. Wie der schwarze Rabe ein unheilverkündender Vogel und der Dolmetscher und Verkündiger schwarzen Unglücks, ebenso der Kukuk, je nachdem man diesen am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang hört. Der Kukuk des serbischen Volksglaubens gehört übrigens an und für sich der Menschheit und der Thierwelt gleichmässig an, wie Aehnliches auch im altpreussischen Volksglauben vorkommt, denn nach der serbischen Fabel war der Kukuk (weiblich kukuwiza) ein Mädchen, das um den verstorbenen Bruder so viel weinte, dass es in einen Vogel verwandelt ward, der eintönig sein endloses Wehklagen in die Luft schickt. Eine Serbin, welche einen Bruder verloren hat, hört keinen Kukuk ohne Thränen; und der Ausdruck „ich armer Kukuk“ ist sprichwörtlich unter den Serben. (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Aber nicht blos bei den Serben, sondern wie bei allen slavischen Völkern die Vögel eine gewisse Verehrung geniessen, der Sperber z. B. als Symbol der Trauer galt; so besass der Kukuk die Gabe der Weissagung und durfte bei Todesstrafe nicht getödtet werden. Man nahm gewöhnlich an, dass die Seelen der verwandten Verstorbenen öfter in Kukuke übergehen. In ruthenischen Liedern ist der Kukuk ein Vogel der Trauer und Wehmuth. Sehr häufig stösst man in solchen auf eine Sage, wie ein junges Mädchen in einen Kukuk verwandelt wird. Vgl. darüber Wurzbach I, 216, wo solche Lieder mitgetheilt werden. Zuweilen erscheint der Kukuk auch als ein Vogel der Liebe, als den Vorboten tiefer Wehmuth, die ein liebeglühendes Herz erfassen soll. In Litauen wird noch jetzt, wie Wurzbach (a. a. O.) erzählt, zu Ehren des Kukuks ein Fest begangen. Am dritten Tage nach Ostern versammelt sich die Jugend des Hauses und singt verschiedene Lieder, worauf der Kukukstanz (Giaguźy) folgt. Vgl. ferner, Naturgeschichte wie Volkssage, den Kukuk betreffend: Mannhardt, Zeitschrift für Mythol., III, 136, 231 u. 276; [Spaltenumbruch] Preen in der Naumannia 1855, S. 518; 1856, 59; 1857, 4 u. 1858, 75, 3Gloger im Illustrirten Familienbuch, Triest, III, 251 und die sorfältige und reiche Zusammenstellung der den Kukuk betreffenden Literatur in Dr. K. Schiller's Thier- und Kräuterbuch, II, 12.

44 Kukuk – Dickbuk.Frischbier2, 2229.

Der letzte Ausdruck soll das Echo auf den Ruf des Kukuks sein.

45 Kukuk, Kuku, en Narre bist du.

Scherzspruch der Kinder.

46 Kukuk noam Mai helpt manch einen op de Knai.

Dän.: Kukkuk raaber sit egen Navn. (Prov. dan., 366.)

47 Kukuk schreit nur kurze Zeit.

Auch: schmeckt nur kurze Zeit, und bezieht sich dann auf den früher in Wittenberg unter dem Namen „Kukuk“ gebrauten Biers, das nicht länger gut zu trinken gewesen sein soll, als man den Namen Kukuk schreien hörte. (Hermann, 1773.)

48 Kukuk, snîd Speck up.

Entweder als Nachahmung des Kukukrufes, oder als abgekürzte Wirthschaftsregel, wonach der Speck erst im Frühling aufgeschnitten werden soll, wenn der Kukuk zu rufen beginnt. – In Oberösterreich widerräth der Volksglaube, dem Kukuk nachzurufen. Wer dem Gugitzer nachspottet, sagt man, bekomme die Gugl- oder Gugaschekn. (Baumgarten, I, 96.)

49 Kukuk über dem Stock, wann krieg' ich meinen Brautrock; Kukuk überm Hügel (Hüttel), wann krieg' ich meinen Sterbekittel.

Diese Frage richtet man in Thüringen an den schicksalverkündenden Vogel, die er durch die Zahl seiner Rufe beantwortet.

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Holl.: Een koekoek en een sijs zingen niet ééne wijz. (Harrebomée, I, 427a.)

51 Kukuk vom Heawen (Himmel), wie lange soll ik leawen. (Westf.) – Wurzbach II, 243.

Frage an den Kukuk; so oft er ruft, so viel Jahre. (Vgl. Grimm, Myth., 389.)

Holl.: Koekoek even, hoe lang zol ik leven. (Harrebomée, I, 427b.)

52 Lief bâld Hîscht te de Kukuk ne mi sainigen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 259.

53 Lob dich, Kukuk, mit deinem Gesang; man hört am Geschrei wol, was du für ein Vogel bist.Petri, II, 441.

54 Man muss den Kukuk lassen kuken, er hat's nicht besser gelernt. (S. Hund 818 und Storch.) – Lehmann, 542, 79.

55 Schrei, Kukuk, wie ein Kukuk; was aber in der Erde vergraben, wirst du nicht herauskukuken. (Litauen.)

56 Schreit der Kukuk viel im Mai, klappert der Storch und zieht die wilde Gans ins Land, so ist ein schöner Frühling zur Hand.Reinsberg VII, 19; Orakel, 339.

57 Von einem Kukuk kann man nicht mehr verlangen als: Kukuk!

58 Wann de Kukuk na dem halwen Aprill räupet, slätt de Rogge up. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185.

59 Wei de kukuk tom éisten Mal räupen hor, hadde Geld in der Taske, dann hadd' e't ganze Joahr. (Westf.)

Hat der Landmann im Frühjahr noch Geld, so fehlt es ihm wol auch im übrigen Jahre nicht. (Vgl. Grimm, Myth. 390.) In Oberösterreich pflegt man das Geld in der Tasche beim ersten Kukuksrufe zu schütteln, weil man hofft, es werde sich sodann vermehren. (Baumgarten, I, 96.) Ruft er vor einem, so geht es, wie man in Oberösterreich meint, das Jahr hindurch mit einem vorwärts. Man soll früher auch, wenn man ihn das erste mal rufen hörte, etwas unter den Füssen gesucht haben, in der Meinung, das bringe Glück. „Hört man ihn das erste mal im Auswärts schreien, so soll man auf einen grünen Wasen stehen, man stirbt dann das ganze Jahr nicht.“ (Baumgarten, I, 95 fg.)

60 Wenn de Kukuk röpt, sau is dat Speck rîpe.Schambach, II, 69.

Nach dem Volksglauben muss aber der Kukuk jedenfalls bis zum 14. April zu rufen anfangen.

61 Wenn der Gugger in Merze schreit, wenn der Storch viel klappert, und sin die wilde Gans lig'sch, so gits' a früehe Früeling.

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[[850]/0856] 32 Ein Kukuk guckt dem andern nach. „Im Parnasse seindt die blosse Legisten, die sonst nichts anderst wissen für gut lauter Esel erklert, die nur possel arbeit thun, sehen vnnd schreiben, was andere fürgeschreiben, wie ein Cugguck dem andern nach guckt.“ (Lehmann, 299, 89.) 33 Ein Kukuk könnt wol für einen Sperber durchfliegen, wenn er sich nicht mit seinem eigen Gesang verriethe. – Henisch, 828, 54; Petri, II, 211. 34 Ein Kukuk schreit lange, ehe er ein Ei legt. 35 Ein Kukuk und ein Zeis, singen nicht eine Weis'. 36 Es singt kein Kukuk oder Eul' wie ein Nachtigall. – Henisch, 956, 9. 37 Et räupet (ruft) de Kukuk, schnîd Speck upp. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 17. 38 Guckuck bleibt allezeit in seinem gesang, wie der Barfüsser bei dem Strang. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 92. Mhd.: Wan swie vil man den gauch lêrt, sin gukguken er doch niht verkêrt. (Renner.) (Zingerle, 44.) Dän.: Gøgen kukker sine sang, om den end er gammel. (Prov. dan., 249.) 39 Herr Kukuk, seid ihr da? sprach die Krähe zum Edelfalken. – Eiselein, 392. 40 Ist der Kukuk sonst auch still, singt er zwischen März und April. In der französischen Schweiz: Intrè Ma et Avri tsanta, coucou sche te vi. 41 Jeder meint, sein Kukuk singe besser als des andern Nachtigall. – Simrock, 6008; Reinsberg III, 46; Körte, 3615; Winckler, IX, 19; Braun, I, 2070. Keller (152b) lässt einen breslauer Kräuter sagen: „E ieder denckt wul, se Gukuk singe schiner as anes ândern sêne Nachtigal; ich glaube oaber dass ich racht ho, soa ich meine, mene Lebensoart see eine vu de besten. Denn bir hoan jau mit sau viel Sachen zu schoaffen, die allenthalben an obschoiligen graussen Nutzen hoan.“ (Vgl. auch Holtei, Eselsfresser, I, 127.) Holl.: Elk meent dat zijn koekoek fraaijer zingt, dan eens anders nachtigal. (Harrebomée, I, 427b.) 42 Kein Kukuk singt wie eine Nachtigall. Mhd.: Des gouches sanc ist nienden wert wan dâ man bezzers niht engert. (Freidank.) (Zingerle, 44.) 43 Kukuk, Bäckerknecht, ei nun sage mir recht, wie viel Jahr ich leben soll. – Eiselein, 261. Bezieht sich auf die Sage, dass der Kukuk ein verzauberter Bäcker sei. Der deutsche Volksglaube an die prophetische Gabe des Kukuks ist uralt. Schon Caspar Heisterbach (V, 17) spricht im Jahre 1221 mit Entrüstung über den schon damals allgemein geltenden Glauben. Ein Beitrag aus späterer Zeit bei Albertini, Narrenhag, Augsburg 1617: „Ein alt Weib fragte den Gukuk, wie lange sie noch zu leben hätte; da fing der Vogel an fünfmal guckuk zu singen und die Frau vermeinte, dass sie noch fünf Jahre zu leben hätte.“ Auch im serbischen Volksglauben nimmt der Kukuk eine bedeutende Stelle ein. Wie der schwarze Rabe ein unheilverkündender Vogel und der Dolmetscher und Verkündiger schwarzen Unglücks, ebenso der Kukuk, je nachdem man diesen am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang hört. Der Kukuk des serbischen Volksglaubens gehört übrigens an und für sich der Menschheit und der Thierwelt gleichmässig an, wie Aehnliches auch im altpreussischen Volksglauben vorkommt, denn nach der serbischen Fabel war der Kukuk (weiblich kukuwiza) ein Mädchen, das um den verstorbenen Bruder so viel weinte, dass es in einen Vogel verwandelt ward, der eintönig sein endloses Wehklagen in die Luft schickt. Eine Serbin, welche einen Bruder verloren hat, hört keinen Kukuk ohne Thränen; und der Ausdruck „ich armer Kukuk“ ist sprichwörtlich unter den Serben. (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Aber nicht blos bei den Serben, sondern wie bei allen slavischen Völkern die Vögel eine gewisse Verehrung geniessen, der Sperber z. B. als Symbol der Trauer galt; so besass der Kukuk die Gabe der Weissagung und durfte bei Todesstrafe nicht getödtet werden. Man nahm gewöhnlich an, dass die Seelen der verwandten Verstorbenen öfter in Kukuke übergehen. In ruthenischen Liedern ist der Kukuk ein Vogel der Trauer und Wehmuth. Sehr häufig stösst man in solchen auf eine Sage, wie ein junges Mädchen in einen Kukuk verwandelt wird. Vgl. darüber Wurzbach I, 216, wo solche Lieder mitgetheilt werden. Zuweilen erscheint der Kukuk auch als ein Vogel der Liebe, als den Vorboten tiefer Wehmuth, die ein liebeglühendes Herz erfassen soll. In Litauen wird noch jetzt, wie Wurzbach (a. a. O.) erzählt, zu Ehren des Kukuks ein Fest begangen. Am dritten Tage nach Ostern versammelt sich die Jugend des Hauses und singt verschiedene Lieder, worauf der Kukukstanz (Giaguźy) folgt. Vgl. ferner, Naturgeschichte wie Volkssage, den Kukuk betreffend: Mannhardt, Zeitschrift für Mythol., III, 136, 231 u. 276; Preen in der Naumannia 1855, S. 518; 1856, 59; 1857, 4 u. 1858, 75, 3Gloger im Illustrirten Familienbuch, Triest, III, 251 und die sorfältige und reiche Zusammenstellung der den Kukuk betreffenden Literatur in Dr. K. Schiller's Thier- und Kräuterbuch, II, 12. 44 Kukuk – Dickbuk. – Frischbier2, 2229. Der letzte Ausdruck soll das Echo auf den Ruf des Kukuks sein. 45 Kukuk, Kuku, en Narre bist du. Scherzspruch der Kinder. 46 Kukuk noam Mai helpt manch einen op de Knai. Dän.: Kukkuk raaber sit egen Navn. (Prov. dan., 366.) 47 Kukuk schreit nur kurze Zeit. Auch: schmeckt nur kurze Zeit, und bezieht sich dann auf den früher in Wittenberg unter dem Namen „Kukuk“ gebrauten Biers, das nicht länger gut zu trinken gewesen sein soll, als man den Namen Kukuk schreien hörte. (Hermann, 1773.) 48 Kukuk, snîd Speck up. Entweder als Nachahmung des Kukukrufes, oder als abgekürzte Wirthschaftsregel, wonach der Speck erst im Frühling aufgeschnitten werden soll, wenn der Kukuk zu rufen beginnt. – In Oberösterreich widerräth der Volksglaube, dem Kukuk nachzurufen. Wer dem Gugitzer nachspottet, sagt man, bekomme die Gugl- oder Gugaschekn. (Baumgarten, I, 96.) 49 Kukuk über dem Stock, wann krieg' ich meinen Brautrock; Kukuk überm Hügel (Hüttel), wann krieg' ich meinen Sterbekittel. Diese Frage richtet man in Thüringen an den schicksalverkündenden Vogel, die er durch die Zahl seiner Rufe beantwortet. 50 Kukuk und Nachtigall (Zeis) singen nicht Ein Lied (Eine Weise). Holl.: Een koekoek en een sijs zingen niet ééne wijz. (Harrebomée, I, 427a.) 51 Kukuk vom Heawen (Himmel), wie lange soll ik leawen. (Westf.) – Wurzbach II, 243. Frage an den Kukuk; so oft er ruft, so viel Jahre. (Vgl. Grimm, Myth., 389.) Holl.: Koekoek even, hoe lang zol ik leven. (Harrebomée, I, 427b.) 52 Lief bâld Hîscht te de Kukuk ne mi sainigen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 259. 53 Lob dich, Kukuk, mit deinem Gesang; man hört am Geschrei wol, was du für ein Vogel bist. – Petri, II, 441. 54 Man muss den Kukuk lassen kuken, er hat's nicht besser gelernt. (S. Hund 818 und Storch.) – Lehmann, 542, 79. 55 Schrei, Kukuk, wie ein Kukuk; was aber in der Erde vergraben, wirst du nicht herauskukuken. (Litauen.) 56 Schreit der Kukuk viel im Mai, klappert der Storch und zieht die wilde Gans ins Land, so ist ein schöner Frühling zur Hand. – Reinsberg VII, 19; Orakel, 339. 57 Von einem Kukuk kann man nicht mehr verlangen als: Kukuk! 58 Wann de Kukuk na dem halwen Aprill räupet, slätt de Rogge up. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185. 59 Wei de kukuk tom éisten Mal räupen hor, hadde Geld in der Taske, dann hadd' e't ganze Joahr. (Westf.) Hat der Landmann im Frühjahr noch Geld, so fehlt es ihm wol auch im übrigen Jahre nicht. (Vgl. Grimm, Myth. 390.) In Oberösterreich pflegt man das Geld in der Tasche beim ersten Kukuksrufe zu schütteln, weil man hofft, es werde sich sodann vermehren. (Baumgarten, I, 96.) Ruft er vor einem, so geht es, wie man in Oberösterreich meint, das Jahr hindurch mit einem vorwärts. Man soll früher auch, wenn man ihn das erste mal rufen hörte, etwas unter den Füssen gesucht haben, in der Meinung, das bringe Glück. „Hört man ihn das erste mal im Auswärts schreien, so soll man auf einen grünen Wasen stehen, man stirbt dann das ganze Jahr nicht.“ (Baumgarten, I, 95 fg.) 60 Wenn de Kukuk röpt, sau is dat Speck rîpe. – Schambach, II, 69. Nach dem Volksglauben muss aber der Kukuk jedenfalls bis zum 14. April zu rufen anfangen. 61 Wenn der Gugger in Merze schreit, wenn der Storch viel klappert, und sin die wilde Gans lig'sch, so gits' a früehe Früeling. Die Finnen sagen: „Der Kukuk bringt eine milde Jahreszeit, die Schwalbe warme Tage.“(Bertram, 71.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [850]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/856>, abgerufen am 29.04.2024.