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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 27 Sanct Peter ist todt, aber noch lebt seinesgleichen. (Holl.)

Nach einer Grabschrift zu Middelburg war Sanct Peter ein holländischer Held. Das Sprichwort will sagen, dass die Tapferkeit mit ihm nicht ausgestorben ist.

28 Sanct Peter masset sich das Regiment der Welt an vnd konnt nicht ein Geiss ein Tag vber regieren. - Lehmann, 652, 19.

Bezieht sich auf eine bekannte Legende.

29 Sanct Peter passt nirgend besser als zu Rom. - Graf, 536, 16.

Holl.: Sint Pieter past nergens beter dan te Rome. (Harrebomee, II, 228a.)

30 Sanct Peter smitt en heten Sten in't Water. (Holst.) - Schütze, III, 207.

31 Sanct Peter stösst den Brand in die Erde.

Bezieht sich darauf, dass um Petri Stuhlfeier der Landmann die Feldarbeiten zu beginnen pflegt.

32 Sanct Peter ward kahl davon, da er offt ein Härlein nach dem andern aussrupfft, indem er seine Fisch nicht vmb ein Härlein wolt neher geben. - Lehmann, 234, 20.

33 Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, doch sorgt nicht, dass es untergang. - Eiselein, 504.

34 Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, ich sorge seinen Untergang.

35 So mänge Tag vor Peter Stuelfyr d' Störche chöme, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab; so mänge Tag derno, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) - Schild, 103, 37.

36 Sünne Peter blaus mittet Höern, de Bourslö giewet us en Köern. (Tecklenburg.) - Boebel, 13.

Sanct-Peter stiess schon ins Horn, uns geben die Bauersleute ein Korn.

37 Sünne Peter fanget die Bourslöe an bei Dage to ieten (essen). (Tecklenburg.) - Boebel, 13.

38 Sünne Peter is Sweine Medag1. (Tecklenburg.) - Boebel, 13.

1) Der Schweine Maitag.

39 Sünne Peter purte Baumen, wüst du hewwen vulle Schaunen. - Boebel, 34.

40 Sünte Peter sint de Imen un Schoape utefott. (Iserlohn.) - Woeste, 60, 39.

41 Sünte Peiter fällt de Snei up en heiten Stein. (Büren.) - Firmenich, I, 361, 4; für die Grafschaft Mark: Woeste, 60, 38.

42 Sünte Peiter geut de Winter weiter. - Orakel, 315.

43 Sünte Peiter mot (geht) de Winter weiter. (Herford.) - Boebel, 13; Firmenich, I, 267; Simrock, 7745.

44 Wäre St. Peter nicht nach Hof gekommen, so wäre er fromm geblieben. - Petri, II, 706.

45 Wem Sanct Peter die Leiter hält, der hat gut steigen. - Masson, 156.

46 Wenn Peter Kronstadt verlassen hat, verwandelt er sich in einen Russen.

D. h. in einen Bauern. Dies Sprichwort, welches die Gefahren des Meeres, vor denen der Kaiser wie der Bauer nicht sicher ist, andeutet, stammt aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, als Peter der Grosse die Festung Kronstadt begründet hatte, auf der er oft längere Zeit verweilte, indem er zwischen ihr und Petersburg einen lebhaften Schiffsverkehr unterhielt.

47 Wenn Peter und Paul sich streiten, so geht die Ladung (das Fuhrwerk) pleiten.

Die Russen: Während Peter und Paul sich um den Schlitten streiten, fährt Iwanjuschka (Johann und Hänschen) damit in das Nachbardorf zum Kindtaufschmause. (Altmann VI, 386.)

48 Wenn Peter voll Russ ist, so muss er nicht den Paul ins Bad schicken. - Parömiakon, 1320.

Wer Fehler und Gebrechen an sich hat, muss selbst an seiner Besserung arbeiten, bezahlte gute Werke thun's nicht.

49 Wenn St. Peters Schlüssel nicht hat wollen helffen, so haben die Pebste St. Paulus Schwert herfür gesucht. - Petri, II, 671.

Dän.: Vil ei St. Peders nögel, du skal St. Povels svaerd. - Vil ikke doctus, saa skal fortis. (Prov. dan., 110.)

50 Wer Sanct Peter lobt, tadelt (schmäht) darum noch Sanct Paul nicht.

Frz.: Qui loue Saint-Pierre, ne blasme Saint-Pol. (Leroux, I, 34.)

[Spaltenumbruch] 51 Will Peter nicht, so wird Paul.

Was einer nicht macht, das thut der andere.

Schwed.: Vil icke Peder, sa skal Pavel. (Törning, 162.)

*52 Da sitzt St. Peter auf dem Tach und wirft Birnen herab und St. Klaus faul Aepfel wieder hinauf. - Schuppius, Spr., I, 531.

*53 Da sitzt St. Peter auff dem Tach vnd wirfft Beirren herab. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 128.

Um einen glücklichen Zustand zu bezeichnen.

*54 Dem Peter nehmen und dem Paul geben. - Eiselein, 504; Braun, I, 3203.

Lat.: Nudato Petro Paulum tegere nefas.

*55 Den Peter bestehlen, um den Paul zu bezahlen.

Engl.: To rob Peter to pay Paul. (Bohn II, 176.)

Frz.: Il oste a S. Pierre pour donner a S. Pol.

It.: Scoprire un altare per coprirne un altro.

Span.: Hazer un hoyo para tapar otro. (Bohn II, 176.)

*56 Der lange Peter. - Schütze, III, 206.

Es war dies ein geborener Friese und berüchtigter Seeräuber, der um das Jahr 1517 den Hansestädten Lübeck und Hamburg viel schadete. Er nannte sich einen Stürmer der Dänen, einen Strafer der Bremer, einen Fänger der Hamburger, einen Marterer der Holländer, und trug als Schreckzeichen Galgen und Rad in seine Kleidung gezeichnet.

*57 Die ist beieinander wie Peter und Pauli, Lucas und Blasi. (Rott-Thal.)

*58 Dummer Peter.

Zu den besonders in einzelnen katholischen Gegenden sehr verbreiteten Namen gehört Peter. Wahrscheinlich hat zu dieser Verbreitung die grosse Verehrung beigetragen, welche der Apostel Petrus als das angeblich von Christus aufgestellte Oberhaupt der Kirche geniesst. (Joh. 21, 15 - 18.) Die Bilder des heiligen Petrus gehören zu den ältesten Bildnissen der Kirche; sie gehen herauf bis ins zweite christliche Jahrhundert. Schon der Märtyrer Balsamus wurde in der Taufe Petrus genannt; ein Beweis, dass der Name Petrus schon sehr früh vorkommt. Wegen seiner grossen Verbreitung kommt dieser Name auch als Gattungsname in verschiedenen Sprüchen und Redensarten vor. In der Lahngegend erscheint Peter oft in der Bedeutung von Knecht. Daher singen die Kinder der genannten Gegend: "Peter, wo steht er? Im Stall. Was thut er? Gibt dem Gaul Futter.'" Weil Knecht und ungebildet synonym, ist der Peter oft beschränkt, daher die Redensart: "Du dummer Peter!" - Dudelpeter ist ein Mensch, der alles langsam und zögernd thut. Der Umstandspeter in dem Sinne von Umstandskrämer macht alles gar zu umständlich und kann in seinen Reden und Thun vor lauter unwesentlichen Einzelheiten nie ans Ende kommen. - Das unüberlegte, leichtfertige Wesen, welches Leute der untern Stände, besonders dienende, bei Anknüpfungen von Liebesverhältnissen und Abschliessung von Ehen kundgeben, verspottet folgender Reim: Jungfer Ilse (Elisabeth), niemand will se; da kam der Koch Peter Bloch und nahm sie doch. (Vgl. Nass. Annalen, X, 104.) Peter kommt als sprichwörtlicher Appellativname noch vor, als: Dudelpeter, der alles zögernd langsam macht, Hinkepeter, Sporenpeter (ein querköpfiger, grillenhafter Mensch). Ferner: Peter Bär (in Ostpreussen), Peter Blär (Basel), Peter Möffert (Schlesien). Hollepeter und Petermännchen für Hauskobolde. (Germania, V, 336.)

*59 Einem den Peter auf den Hals jagen.

Jemand mit Furcht und Schrecken erfüllen. Die Redensart entstand nach dem unglücklichen Ausgange der Schlacht bei Pultawa. Seit jener Zeit ist Polen fortwährend mit dem Peter (d. i. Russland) gedroht worden, bis es denselben nicht blos auf dem Halse hat, sondern im Halse desselben steckt. Jetzt droht man andern Völkern mit dem Peter. (Wurzbach I, 90.)

Poln.: Nagnac, napedzic komus Pietra.

*60 Er denckt (weiss noch), dass Sant Peter ein schüler war. - Eyering, II, 225; Körte, 4697a; Braun, I, 3207.

*61 Er nimmt Sanct Peter für Sanct Paul.

Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Leroux, I, 33.)

*62 Es ist ein hölzerner (lauer, ungesalzener) Peter. (S. Klotz 23.) - Eiselein, 504; Braun, I, 3204; Frischbier2, 1650.

Lat.: Plumbeus homo. (Cicero.) (Binder II, 2589; Faselius, 203; Wiegand, 136.) - Salitudo non inest illi. (Eiselein, 504.)

*63 Es ist ein rechter Peter.

Ein langsamer, unbeholfener, einfältiger Mensch. In Schlesien habe ich auch Peter Meerrettich gehört, wol an mären = über die Gebühr langsam ein Geschäft abthun, mit einer Sache zu keinem Ende kommen, anspielend. Ein ganz eigenthümlicher Ausdruck ist Hollepeter. Holle ist entstanden aus Holda. Diese freundliche, milde, gnädige Göttin steht dem Hauswesen vor und verbreitet, auf einem Wagen durch das Land fahrend,

[Spaltenumbruch] 27 Sanct Peter ist todt, aber noch lebt seinesgleichen. (Holl.)

Nach einer Grabschrift zu Middelburg war Sanct Peter ein holländischer Held. Das Sprichwort will sagen, dass die Tapferkeit mit ihm nicht ausgestorben ist.

28 Sanct Peter masset sich das Regiment der Welt an vnd konnt nicht ein Geiss ein Tag vber regieren.Lehmann, 652, 19.

Bezieht sich auf eine bekannte Legende.

29 Sanct Peter passt nirgend besser als zu Rom.Graf, 536, 16.

Holl.: Sint Pieter past nergens beter dan te Rome. (Harrebomée, II, 228a.)

30 Sanct Peter smitt en hêten Stên in't Water. (Holst.) – Schütze, III, 207.

31 Sanct Peter stösst den Brand in die Erde.

Bezieht sich darauf, dass um Petri Stuhlfeier der Landmann die Feldarbeiten zu beginnen pflegt.

32 Sanct Peter ward kahl davon, da er offt ein Härlein nach dem andern aussrupfft, indem er seine Fisch nicht vmb ein Härlein wolt neher geben.Lehmann, 234, 20.

33 Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, doch sorgt nicht, dass es untergang.Eiselein, 504.

34 Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, ich sorge seinen Untergang.

35 So mänge Tag vor Peter Stuelfyr d' Störche chöme, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab; so mänge Tag derno, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) – Schild, 103, 37.

36 Sünne Peter blaus mittet Höern, de Bourslö giewet us en Köern. (Tecklenburg.) – Boebel, 13.

Sanct-Peter stiess schon ins Horn, uns geben die Bauersleute ein Korn.

37 Sünne Peter fanget die Bourslöe an bî Dage to ieten (essen). (Tecklenburg.) – Boebel, 13.

38 Sünne Peter is Swîne Mêdag1. (Tecklenburg.) – Boebel, 13.

1) Der Schweine Maitag.

39 Sünne Peter purte Baumen, wüst du hewwen vulle Schaunen.Boebel, 34.

40 Sünte Peter sint de Imen un Schoape utefott. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 39.

41 Sünte Peiter fällt de Snei up en heiten Stein. (Büren.) – Firmenich, I, 361, 4; für die Grafschaft Mark: Woeste, 60, 38.

42 Sünte Peiter geut de Winter weiter.Orakel, 315.

43 Sünte Peiter mot (geht) de Winter weiter. (Herford.) – Boebel, 13; Firmenich, I, 267; Simrock, 7745.

44 Wäre St. Peter nicht nach Hof gekommen, so wäre er fromm geblieben.Petri, II, 706.

45 Wem Sanct Peter die Leiter hält, der hat gut steigen.Masson, 156.

46 Wenn Peter Kronstadt verlassen hat, verwandelt er sich in einen Russen.

D. h. in einen Bauern. Dies Sprichwort, welches die Gefahren des Meeres, vor denen der Kaiser wie der Bauer nicht sicher ist, andeutet, stammt aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, als Peter der Grosse die Festung Kronstadt begründet hatte, auf der er oft längere Zeit verweilte, indem er zwischen ihr und Petersburg einen lebhaften Schiffsverkehr unterhielt.

47 Wenn Peter und Paul sich streiten, so geht die Ladung (das Fuhrwerk) pleiten.

Die Russen: Während Peter und Paul sich um den Schlitten streiten, fährt Iwanjuschka (Johann und Hänschen) damit in das Nachbardorf zum Kindtaufschmause. (Altmann VI, 386.)

48 Wenn Peter voll Russ ist, so muss er nicht den Paul ins Bad schicken.Parömiakon, 1320.

Wer Fehler und Gebrechen an sich hat, muss selbst an seiner Besserung arbeiten, bezahlte gute Werke thun's nicht.

49 Wenn St. Peters Schlüssel nicht hat wollen helffen, so haben die Pebste St. Paulus Schwert herfür gesucht.Petri, II, 671.

Dän.: Vil ei St. Peders nøgel, du skal St. Povels sværd. – Vil ikke doctus, saa skal fortis. (Prov. dan., 110.)

50 Wer Sanct Peter lobt, tadelt (schmäht) darum noch Sanct Paul nicht.

Frz.: Qui loue Saint-Pierre, ne blasme Saint-Pol. (Leroux, I, 34.)

[Spaltenumbruch] 51 Will Peter nicht, so wird Paul.

Was einer nicht macht, das thut der andere.

Schwed.: Vil icke Peder, så skal Påvel. (Törning, 162.)

*52 Da sitzt St. Peter auf dem Tach und wirft Birnen herab und St. Klaus faul Aepfel wieder hinauf.Schuppius, Spr., I, 531.

*53 Da sitzt St. Peter auff dem Tach vnd wirfft Bîrren herab.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 128.

Um einen glücklichen Zustand zu bezeichnen.

*54 Dem Peter nehmen und dem Paul geben.Eiselein, 504; Braun, I, 3203.

Lat.: Nudato Petro Paulum tegere nefas.

*55 Den Peter bestehlen, um den Paul zu bezahlen.

Engl.: To rob Peter to pay Paul. (Bohn II, 176.)

Frz.: Il oste à S. Pierre pour donner à S. Pol.

It.: Scoprire un altare per coprirne un altro.

Span.: Hazer un hoyo para tapar otro. (Bohn II, 176.)

*56 Der lange Peter.Schütze, III, 206.

Es war dies ein geborener Friese und berüchtigter Seeräuber, der um das Jahr 1517 den Hansestädten Lübeck und Hamburg viel schadete. Er nannte sich einen Stürmer der Dänen, einen Strafer der Bremer, einen Fänger der Hamburger, einen Marterer der Holländer, und trug als Schreckzeichen Galgen und Rad in seine Kleidung gezeichnet.

*57 Die ist beieinander wie Peter und Pauli, Lucas und Blasi. (Rott-Thal.)

*58 Dummer Peter.

Zu den besonders in einzelnen katholischen Gegenden sehr verbreiteten Namen gehört Peter. Wahrscheinlich hat zu dieser Verbreitung die grosse Verehrung beigetragen, welche der Apostel Petrus als das angeblich von Christus aufgestellte Oberhaupt der Kirche geniesst. (Joh. 21, 15 – 18.) Die Bilder des heiligen Petrus gehören zu den ältesten Bildnissen der Kirche; sie gehen herauf bis ins zweite christliche Jahrhundert. Schon der Märtyrer Balsamus wurde in der Taufe Petrus genannt; ein Beweis, dass der Name Petrus schon sehr früh vorkommt. Wegen seiner grossen Verbreitung kommt dieser Name auch als Gattungsname in verschiedenen Sprüchen und Redensarten vor. In der Lahngegend erscheint Peter oft in der Bedeutung von Knecht. Daher singen die Kinder der genannten Gegend: „Peter, wo steht er? Im Stall. Was thut er? Gibt dem Gaul Futter.'“ Weil Knecht und ungebildet synonym, ist der Peter oft beschränkt, daher die Redensart: „Du dummer Peter!“ – Dudelpeter ist ein Mensch, der alles langsam und zögernd thut. Der Umstandspeter in dem Sinne von Umstandskrämer macht alles gar zu umständlich und kann in seinen Reden und Thun vor lauter unwesentlichen Einzelheiten nie ans Ende kommen. – Das unüberlegte, leichtfertige Wesen, welches Leute der untern Stände, besonders dienende, bei Anknüpfungen von Liebesverhältnissen und Abschliessung von Ehen kundgeben, verspottet folgender Reim: Jungfer Ilse (Elisabeth), niemand will se; da kam der Koch Peter Bloch und nahm sie doch. (Vgl. Nass. Annalen, X, 104.) Peter kommt als sprichwörtlicher Appellativname noch vor, als: Dudelpeter, der alles zögernd langsam macht, Hinkepeter, Sporenpeter (ein querköpfiger, grillenhafter Mensch). Ferner: Peter Bär (in Ostpreussen), Peter Blär (Basel), Peter Möffert (Schlesien). Hollepeter und Petermännchen für Hauskobolde. (Germania, V, 336.)

*59 Einem den Peter auf den Hals jagen.

Jemand mit Furcht und Schrecken erfüllen. Die Redensart entstand nach dem unglücklichen Ausgange der Schlacht bei Pultawa. Seit jener Zeit ist Polen fortwährend mit dem Peter (d. i. Russland) gedroht worden, bis es denselben nicht blos auf dem Halse hat, sondern im Halse desselben steckt. Jetzt droht man andern Völkern mit dem Peter. (Wurzbach I, 90.)

Poln.: Nagnać, napędzić komuś Pietra.

*60 Er denckt (weiss noch), dass Sant Peter ein schüler war.Eyering, II, 225; Körte, 4697a; Braun, I, 3207.

*61 Er nimmt Sanct Peter für Sanct Paul.

Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Leroux, I, 33.)

*62 Es ist ein hölzerner (lauer, ungesalzener) Peter. (S. Klotz 23.) – Eiselein, 504; Braun, I, 3204; Frischbier2, 1650.

Lat.: Plumbeus homo. (Cicero.) (Binder II, 2589; Faselius, 203; Wiegand, 136.) – Salitudo non inest illi. (Eiselein, 504.)

*63 Es ist ein rechter Peter.

Ein langsamer, unbeholfener, einfältiger Mensch. In Schlesien habe ich auch Peter Meerrettich gehört, wol an mären = über die Gebühr langsam ein Geschäft abthun, mit einer Sache zu keinem Ende kommen, anspielend. Ein ganz eigenthümlicher Ausdruck ist Hollepeter. Holle ist entstanden aus Holda. Diese freundliche, milde, gnädige Göttin steht dem Hauswesen vor und verbreitet, auf einem Wagen durch das Land fahrend,

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[[609]/0623] 27 Sanct Peter ist todt, aber noch lebt seinesgleichen. (Holl.) Nach einer Grabschrift zu Middelburg war Sanct Peter ein holländischer Held. Das Sprichwort will sagen, dass die Tapferkeit mit ihm nicht ausgestorben ist. 28 Sanct Peter masset sich das Regiment der Welt an vnd konnt nicht ein Geiss ein Tag vber regieren. – Lehmann, 652, 19. Bezieht sich auf eine bekannte Legende. 29 Sanct Peter passt nirgend besser als zu Rom. – Graf, 536, 16. Holl.: Sint Pieter past nergens beter dan te Rome. (Harrebomée, II, 228a.) 30 Sanct Peter smitt en hêten Stên in't Water. (Holst.) – Schütze, III, 207. 31 Sanct Peter stösst den Brand in die Erde. Bezieht sich darauf, dass um Petri Stuhlfeier der Landmann die Feldarbeiten zu beginnen pflegt. 32 Sanct Peter ward kahl davon, da er offt ein Härlein nach dem andern aussrupfft, indem er seine Fisch nicht vmb ein Härlein wolt neher geben. – Lehmann, 234, 20. 33 Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, doch sorgt nicht, dass es untergang. – Eiselein, 504. 34 Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, ich sorge seinen Untergang. 35 So mänge Tag vor Peter Stuelfyr d' Störche chöme, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab; so mänge Tag derno, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) – Schild, 103, 37. 36 Sünne Peter blaus mittet Höern, de Bourslö giewet us en Köern. (Tecklenburg.) – Boebel, 13. Sanct-Peter stiess schon ins Horn, uns geben die Bauersleute ein Korn. 37 Sünne Peter fanget die Bourslöe an bî Dage to ieten (essen). (Tecklenburg.) – Boebel, 13. 38 Sünne Peter is Swîne Mêdag1. (Tecklenburg.) – Boebel, 13. 1) Der Schweine Maitag. 39 Sünne Peter purte Baumen, wüst du hewwen vulle Schaunen. – Boebel, 34. 40 Sünte Peter sint de Imen un Schoape utefott. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 39. 41 Sünte Peiter fällt de Snei up en heiten Stein. (Büren.) – Firmenich, I, 361, 4; für die Grafschaft Mark: Woeste, 60, 38. 42 Sünte Peiter geut de Winter weiter. – Orakel, 315. 43 Sünte Peiter mot (geht) de Winter weiter. (Herford.) – Boebel, 13; Firmenich, I, 267; Simrock, 7745. 44 Wäre St. Peter nicht nach Hof gekommen, so wäre er fromm geblieben. – Petri, II, 706. 45 Wem Sanct Peter die Leiter hält, der hat gut steigen. – Masson, 156. 46 Wenn Peter Kronstadt verlassen hat, verwandelt er sich in einen Russen. D. h. in einen Bauern. Dies Sprichwort, welches die Gefahren des Meeres, vor denen der Kaiser wie der Bauer nicht sicher ist, andeutet, stammt aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, als Peter der Grosse die Festung Kronstadt begründet hatte, auf der er oft längere Zeit verweilte, indem er zwischen ihr und Petersburg einen lebhaften Schiffsverkehr unterhielt. 47 Wenn Peter und Paul sich streiten, so geht die Ladung (das Fuhrwerk) pleiten. Die Russen: Während Peter und Paul sich um den Schlitten streiten, fährt Iwanjuschka (Johann und Hänschen) damit in das Nachbardorf zum Kindtaufschmause. (Altmann VI, 386.) 48 Wenn Peter voll Russ ist, so muss er nicht den Paul ins Bad schicken. – Parömiakon, 1320. Wer Fehler und Gebrechen an sich hat, muss selbst an seiner Besserung arbeiten, bezahlte gute Werke thun's nicht. 49 Wenn St. Peters Schlüssel nicht hat wollen helffen, so haben die Pebste St. Paulus Schwert herfür gesucht. – Petri, II, 671. Dän.: Vil ei St. Peders nøgel, du skal St. Povels sværd. – Vil ikke doctus, saa skal fortis. (Prov. dan., 110.) 50 Wer Sanct Peter lobt, tadelt (schmäht) darum noch Sanct Paul nicht. Frz.: Qui loue Saint-Pierre, ne blasme Saint-Pol. (Leroux, I, 34.) 51 Will Peter nicht, so wird Paul. Was einer nicht macht, das thut der andere. Schwed.: Vil icke Peder, så skal Påvel. (Törning, 162.) *52 Da sitzt St. Peter auf dem Tach und wirft Birnen herab und St. Klaus faul Aepfel wieder hinauf. – Schuppius, Spr., I, 531. *53 Da sitzt St. Peter auff dem Tach vnd wirfft Bîrren herab. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 128. Um einen glücklichen Zustand zu bezeichnen. *54 Dem Peter nehmen und dem Paul geben. – Eiselein, 504; Braun, I, 3203. Lat.: Nudato Petro Paulum tegere nefas. *55 Den Peter bestehlen, um den Paul zu bezahlen. Engl.: To rob Peter to pay Paul. (Bohn II, 176.) Frz.: Il oste à S. Pierre pour donner à S. Pol. It.: Scoprire un altare per coprirne un altro. Span.: Hazer un hoyo para tapar otro. (Bohn II, 176.) *56 Der lange Peter. – Schütze, III, 206. Es war dies ein geborener Friese und berüchtigter Seeräuber, der um das Jahr 1517 den Hansestädten Lübeck und Hamburg viel schadete. Er nannte sich einen Stürmer der Dänen, einen Strafer der Bremer, einen Fänger der Hamburger, einen Marterer der Holländer, und trug als Schreckzeichen Galgen und Rad in seine Kleidung gezeichnet. *57 Die ist beieinander wie Peter und Pauli, Lucas und Blasi. (Rott-Thal.) *58 Dummer Peter. Zu den besonders in einzelnen katholischen Gegenden sehr verbreiteten Namen gehört Peter. Wahrscheinlich hat zu dieser Verbreitung die grosse Verehrung beigetragen, welche der Apostel Petrus als das angeblich von Christus aufgestellte Oberhaupt der Kirche geniesst. (Joh. 21, 15 – 18.) Die Bilder des heiligen Petrus gehören zu den ältesten Bildnissen der Kirche; sie gehen herauf bis ins zweite christliche Jahrhundert. Schon der Märtyrer Balsamus wurde in der Taufe Petrus genannt; ein Beweis, dass der Name Petrus schon sehr früh vorkommt. Wegen seiner grossen Verbreitung kommt dieser Name auch als Gattungsname in verschiedenen Sprüchen und Redensarten vor. In der Lahngegend erscheint Peter oft in der Bedeutung von Knecht. Daher singen die Kinder der genannten Gegend: „Peter, wo steht er? Im Stall. Was thut er? Gibt dem Gaul Futter.'“ Weil Knecht und ungebildet synonym, ist der Peter oft beschränkt, daher die Redensart: „Du dummer Peter!“ – Dudelpeter ist ein Mensch, der alles langsam und zögernd thut. Der Umstandspeter in dem Sinne von Umstandskrämer macht alles gar zu umständlich und kann in seinen Reden und Thun vor lauter unwesentlichen Einzelheiten nie ans Ende kommen. – Das unüberlegte, leichtfertige Wesen, welches Leute der untern Stände, besonders dienende, bei Anknüpfungen von Liebesverhältnissen und Abschliessung von Ehen kundgeben, verspottet folgender Reim: Jungfer Ilse (Elisabeth), niemand will se; da kam der Koch Peter Bloch und nahm sie doch. (Vgl. Nass. Annalen, X, 104.) Peter kommt als sprichwörtlicher Appellativname noch vor, als: Dudelpeter, der alles zögernd langsam macht, Hinkepeter, Sporenpeter (ein querköpfiger, grillenhafter Mensch). Ferner: Peter Bär (in Ostpreussen), Peter Blär (Basel), Peter Möffert (Schlesien). Hollepeter und Petermännchen für Hauskobolde. (Germania, V, 336.) *59 Einem den Peter auf den Hals jagen. Jemand mit Furcht und Schrecken erfüllen. Die Redensart entstand nach dem unglücklichen Ausgange der Schlacht bei Pultawa. Seit jener Zeit ist Polen fortwährend mit dem Peter (d. i. Russland) gedroht worden, bis es denselben nicht blos auf dem Halse hat, sondern im Halse desselben steckt. Jetzt droht man andern Völkern mit dem Peter. (Wurzbach I, 90.) Poln.: Nagnać, napędzić komuś Pietra. *60 Er denckt (weiss noch), dass Sant Peter ein schüler war. – Eyering, II, 225; Körte, 4697a; Braun, I, 3207. *61 Er nimmt Sanct Peter für Sanct Paul. Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Leroux, I, 33.) *62 Es ist ein hölzerner (lauer, ungesalzener) Peter. (S. Klotz 23.) – Eiselein, 504; Braun, I, 3204; Frischbier2, 1650. Lat.: Plumbeus homo. (Cicero.) (Binder II, 2589; Faselius, 203; Wiegand, 136.) – Salitudo non inest illi. (Eiselein, 504.) *63 Es ist ein rechter Peter. Ein langsamer, unbeholfener, einfältiger Mensch. In Schlesien habe ich auch Peter Meerrettich gehört, wol an mären = über die Gebühr langsam ein Geschäft abthun, mit einer Sache zu keinem Ende kommen, anspielend. Ein ganz eigenthümlicher Ausdruck ist Hollepeter. Holle ist entstanden aus Holda. Diese freundliche, milde, gnädige Göttin steht dem Hauswesen vor und verbreitet, auf einem Wagen durch das Land fahrend,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [609]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/623>, abgerufen am 27.04.2024.