Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *19 Nun ist Polen offen. - Weinhold, 72; Klix, 58.

Als günstiges Zeichen für Hebung des Handels und Verkehrs.


Polenland.

Polenland ist als Trödelmarkt der Welt bekannt.


Polensitte.

1 Nach alter Polensitte herrscht Gastrecht in jeder Hütte.

Die Sitte des Gastrechts wurde bei slawischen Völkern von jeher in Ehren gehalten. Sobald ein Fremdling, und wenn es selbst ein geschworener Feind des Hauses war, über die Schwelle desselben trat, so konnte er auch sicher vor Verrath sein.

Poln.: Staropolska jest to cnota nie zamknac nikomu wrota. (Wurzbach I, 114, 33.)

2 Polensitt' verschliesst die Thür nit.

In Bezug auf die grosse Gastfreundschaft, die dem Polen wie dem Slawen überhaupt eigen ist.


Polente.

Polente und Käse ist das Leben des Schäfers, Wind und Regen mag er nicht sehen.


Polirt.

* Sie hält sich für polirt und andere nur für geschmiert. - Parömiakon, 2811.


Politik.

1 Denn Politik, segt de Baur, is anners seggen as don. (Hamburg.) - Hoefer, 138.

2 In der Politik muss man es machen wie die Seiler, die vor sich drehen und hinter sich gehen. - Einfälle, 563.

3 Politik bringt selten (wenig) Glück.


Politikus.

1 Ein Politicus ist ein Mann, der eine Lugen in Folio kan in 24 einbinden, an dem Schnitt vergolden und mit seidenen Bändern zieren.

Lat.: Politicus est animal rationale, in plumbo, bipes serviens Deo, ita tamen ut Diabolum non offendat. (Chaos, 375.)

2 Ein Politicus trachtet nach Gerechtigkeit, wie ein Minirer, dass er sie könne vntergraben vnnd in die Lufft sprengen. - Lehmann, 888, 89.

3 Ich bin ein toller Politicus, versauff mein Geld in Publice und flick die Hosen privatim. - Chaos, 1100.

4 Politici seindt die dem Teuffel nichts zuwider thun vnnd der Welt sich gefällig verhalten. - Lehmann, 888, 88.

"Aber der Herr wird einsmals zu jhnen sagen: Nescio vos. Ich kenne euch nicht."

5 Politikus küsst mit dem Munde und tritt mit dem Fusse.

Sutor (723) beantwortet die Frage, was ein Politikus ist, dahin: "Der sich in alle Sättel, zu allen Leuthen, in alle Zeiten schicken kan, der Fuchs und Hass ist, lincks und rechts wie ein pollnischer Stiffel, der predigen kan ohn studieren, Mahlen ohn Farben, das Recht längern, ängeren, erklären, schattieren und alles zu seinem Nutzen führen. Duos parietes eadem fidelia dealbare. In Einer Pfanne zweyerley brey kochen, weiss und schwartz aus einem Tygl mahlen, tragen, mit allen Winden seeglen, den Mantel nach dem Wind hencken, Gott dienen, doch den Teuffel nit beleydigen. Vir duplex animo." Simplic. (47) spricht von einem viel erfahrenen und durchtriebenen, neunhäutigen, schlauen Politikus.


Politisch.

1 Politisch ist englisch reden und teuflisch meinen. - Sailer, 230; Simrock, 7966.

*2 Er ist so politisch wie ein Thorschreiber.

*3 He is so pleitsch as'n Daurschriwer.

*4 Hei is politsiger (schlauer) as en hälten Bock. (Westf.)


Polizei.

1 Die Polizei sieht auf tausend Schritt, wenn eine Fliege Honig nascht, aber den Ochsen nicht in Nachbars Korn.

Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Faselius, 57.)

2 Je schlechter die Polizei, je schlechter die Menschen.

3 Ohne Polizei geht die Bosheit frei.

Frz.: Ou manque la poliee abonde malice. (Leroux, II, 276.)

4 Polizei leidet keine Appellation. - Eiselein, 514.

[Spaltenumbruch] 5 Wo die Polizei schläft, da wachen die Geier Wahrscheinlich, um die Reinlichkeit der Strassen zu besorgen.

*6 Er spielt (oder will) Polizei (spielen).

Plautus sagt (im Stichos) von einem Schmarotzer, der im fremden Hause Anordnungen zu Festlichkeiten wie in seinem eigenen trifft: er gerirt sich als Aedil, ohne vom Volk gewählt zu sein: Aedilitatem gerit sine populi suffragio. (Faselius, 7; Wiegand, 865; Philippi, I, 12.)

*7 Hot a Polizei1 einen Taten2. (Jüd.-deutsch. Brody.)

1) Polizeimann.

2) Vater. - Wird angewandt, wenn jemandes Herkunft unbekannt ist.

*8 Mache der Polizei keine Schande. - Klix, 58.


Polizeidiener.

* Et genk en Polizeidainer düärt Sal (düärt de Stuawe). - Frommann, V, 35, 31.

So sagt man in Iserlohn, wenn in der Unterhaltung plötzlich eine Stille eintritt. (S. Engel 43 und Hafer 56.)


Polizeiordnung.

1 Polizeiordnung heisst polnisch Sauordnung. - Sutor, 934.

2 Polizeiordnung ruft Echo - Säuordnung. - Eiselein, 514.


Polizeisache.

In Polizeisachen gilt keine Appellation.

Polizeisachen und Justizsachen sind verschiedener Natur. Den Anordnungen der Polizei muss, weil in der Regel Gefahr im Verzuge ist, sofort Folge geleistet werden, wobei der Rechtsweg gegen Irrungen oder Uebergriffe derselben später eingeschlagen werden kann.


Polkahöseli.

Polkahöseli, sous-pied dra, g'wichsti Stiefeli, Rossmist dra. - Schweiz, I, 144, 66; Sutermeister, 83.


Pollern.

Wenn's man pollert. (Berlin.)

Wenn nur tüchtig geschossen wird, wenn's nur knallt, gehen auch die Schüsse (Angriffe) daneben.


Polling.

* Es ist der Polling. - Frischbier2, 2978.

Das jüngste, letzte Kind. Polling bezeichnet überhaupt das Letzte, so ist z. B. das letzte Stückchen Brot der Polling.


Polnisch.

1 Wer Polnisch lernen will, muss im Winter mit der Zunge den kalten Drücker (kaltes Eisen) lecken. - Frischbier2, 2977.

*2 Do geit's goar polsch zu. - Peter, 451; Klix, 58.

Es geht wild durcheinander, es ist Unordnung, Streit.

*3 Dos ist schou zum Polnisch werda. (Ulm.)

*4 Polnisch betteln gehen.

Küssen. "Polnisch betteln gehen" ist eine bekannte Form, die Pfänder beim Pfänderspiel einzulösen.

*5 Polnisch leben. - Lohrengel, II, 417.


Polomper.

Wenn de Polomper bottern, denn dagt et ön Pagäge. (Plibischken.)

Polompen ist ein Dorf bei Wilkischka.


Polonier.

Die Polonier glauben, was jr König glaubt.

"Sagt man." (Franck, Weltbuch, XXXVIIb.)


Polster.

1 Auf dem Polster wird kein grosser Mann.

Böhm.: Na mekkych polstarich se jmena nedobyva. (Celakovsky, 127.)

2 Es ist am Polster zu sehen, wo der Fuss verletzt ist. - Winckler, II, 44.

3 Kannst du dich auf ein Polster setzen, so lass dich nicht herunterschwätzen.

4 Man schwetzt offt eim von eim polster vnd setzt sich an sein stat darauff. - Franck, II, 29b.

5 Wer sich zum Polster macht, auf dem will jeder ruhen. - Altmann, V, 110.

*6 Auf dem weichen Polster sitzen.

D. i. gute Tage haben. "Gott will nicht, dass wir alle Tage auf dem weichen Polster sitzen." (Zinkgref, IV.)

*7 Einen vom Polster schwatzen und sich darauf setzen. - Mayer, I, 109; Körte, 4825; Braun, I, 3344.


Pölsterlein.

* Das Pölsterlein flicken. - Parömiakon, 3062.

Von Geistlichen, welche reden, was ihre Zuhörer gern hören, anstatt die ernste Wahrheit zu sagen.


Polterabend.

Zum Polterabend gibt's viel Freunde, aber nur wenig im Kerker und am Krankenbett.

It.: Chi visita nelle nozze, e non nell' infermita, non e amico in verita. (Pazzaglia, 8.)


[Spaltenumbruch] *19 Nun ist Polen offen.Weinhold, 72; Klix, 58.

Als günstiges Zeichen für Hebung des Handels und Verkehrs.


Polenland.

Polenland ist als Trödelmarkt der Welt bekannt.


Polensitte.

1 Nach alter Polensitte herrscht Gastrecht in jeder Hütte.

Die Sitte des Gastrechts wurde bei slawischen Völkern von jeher in Ehren gehalten. Sobald ein Fremdling, und wenn es selbst ein geschworener Feind des Hauses war, über die Schwelle desselben trat, so konnte er auch sicher vor Verrath sein.

Poln.: Staropolska jest to cnota nie zamknąć nikomu wrota. (Wurzbach I, 114, 33.)

2 Polensitt' verschliesst die Thür nit.

In Bezug auf die grosse Gastfreundschaft, die dem Polen wie dem Slawen überhaupt eigen ist.


Polente.

Polente und Käse ist das Leben des Schäfers, Wind und Regen mag er nicht sehen.


Polirt.

* Sie hält sich für polirt und andere nur für geschmiert.Parömiakon, 2811.


Politik.

1 Denn Politik, segt de Bûr, is anners seggen as dôn. (Hamburg.) – Hoefer, 138.

2 In der Politik muss man es machen wie die Seiler, die vor sich drehen und hinter sich gehen.Einfälle, 563.

3 Politik bringt selten (wenig) Glück.


Politikus.

1 Ein Politicus ist ein Mann, der eine Lugen in Folio kan in 24 einbinden, an dem Schnitt vergolden und mit seidenen Bändern zieren.

Lat.: Politicus est animal rationale, in plumbo, bipes serviens Deo, ita tamen ut Diabolum non offendat. (Chaos, 375.)

2 Ein Politicus trachtet nach Gerechtigkeit, wie ein Minirer, dass er sie könne vntergraben vnnd in die Lufft sprengen.Lehmann, 888, 89.

3 Ich bin ein toller Politicus, versauff mein Geld in Publice und flick die Hosen privatim.Chaos, 1100.

4 Politici seindt die dem Teuffel nichts zuwider thun vnnd der Welt sich gefällig verhalten.Lehmann, 888, 88.

„Aber der Herr wird einsmals zu jhnen sagen: Nescio vos. Ich kenne euch nicht.“

5 Politikus küsst mit dem Munde und tritt mit dem Fusse.

Sutor (723) beantwortet die Frage, was ein Politikus ist, dahin: „Der sich in alle Sättel, zu allen Leuthen, in alle Zeiten schicken kan, der Fuchs und Hass ist, lincks und rechts wie ein pollnischer Stiffel, der predigen kan ohn studieren, Mahlen ohn Farben, das Recht längern, ängeren, erklären, schattieren und alles zu seinem Nutzen führen. Duos parietes eadem fidelia dealbare. In Einer Pfanne zweyerley brey kochen, weiss und schwartz aus einem Tygl mahlen, tragen, mit allen Winden seeglen, den Mantel nach dem Wind hencken, Gott dienen, doch den Teuffel nit beleydigen. Vir duplex animo.“ Simplic. (47) spricht von einem viel erfahrenen und durchtriebenen, neunhäutigen, schlauen Politikus.


Politisch.

1 Politisch ist englisch reden und teuflisch meinen.Sailer, 230; Simrock, 7966.

*2 Er ist so politisch wie ein Thorschreiber.

*3 He is so plîtsch as'n Dûrschriwer.

*4 Hei is politsiger (schlauer) as en hälten Bock. (Westf.)


Polizei.

1 Die Polizei sieht auf tausend Schritt, wenn eine Fliege Honig nascht, aber den Ochsen nicht in Nachbars Korn.

Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Faselius, 57.)

2 Je schlechter die Polizei, je schlechter die Menschen.

3 Ohne Polizei geht die Bosheit frei.

Frz.: Où manque la poliee abonde malice. (Leroux, II, 276.)

4 Polizei leidet keine Appellation.Eiselein, 514.

[Spaltenumbruch] 5 Wo die Polizei schläft, da wachen die Geier Wahrscheinlich, um die Reinlichkeit der Strassen zu besorgen.

*6 Er spielt (oder will) Polizei (spielen).

Plautus sagt (im Stichos) von einem Schmarotzer, der im fremden Hause Anordnungen zu Festlichkeiten wie in seinem eigenen trifft: er gerirt sich als Aedil, ohne vom Volk gewählt zu sein: Aedilitatem gerit sine populi suffragio. (Faselius, 7; Wiegand, 865; Philippi, I, 12.)

*7 Hot a Polizei1 einen Taten2. (Jüd.-deutsch. Brody.)

1) Polizeimann.

2) Vater. – Wird angewandt, wenn jemandes Herkunft unbekannt ist.

*8 Mache der Polizei keine Schande.Klix, 58.


Polizeidiener.

* Et genk en Polizèidainer düärt Sâl (düärt de Stuawe).Frommann, V, 35, 31.

So sagt man in Iserlohn, wenn in der Unterhaltung plötzlich eine Stille eintritt. (S. Engel 43 und Hafer 56.)


Polizeiordnung.

1 Polizeiordnung heisst polnisch Sauordnung.Sutor, 934.

2 Polizeiordnung ruft Echo – Säuordnung.Eiselein, 514.


Polizeisache.

In Polizeisachen gilt keine Appellation.

Polizeisachen und Justizsachen sind verschiedener Natur. Den Anordnungen der Polizei muss, weil in der Regel Gefahr im Verzuge ist, sofort Folge geleistet werden, wobei der Rechtsweg gegen Irrungen oder Uebergriffe derselben später eingeschlagen werden kann.


Polkahöseli.

Polkahöseli, sous-pied dra, g'wichsti Stiefeli, Rossmist dra.Schweiz, I, 144, 66; Sutermeister, 83.


Pollern.

Wenn's man pollert. (Berlin.)

Wenn nur tüchtig geschossen wird, wenn's nur knallt, gehen auch die Schüsse (Angriffe) daneben.


Polling.

* Es ist der Polling.Frischbier2, 2978.

Das jüngste, letzte Kind. Polling bezeichnet überhaupt das Letzte, so ist z. B. das letzte Stückchen Brot der Polling.


Polnisch.

1 Wer Polnisch lernen will, muss im Winter mit der Zunge den kalten Drücker (kaltes Eisen) lecken.Frischbier2, 2977.

*2 Do gît's goar polsch zu.Peter, 451; Klix, 58.

Es geht wild durcheinander, es ist Unordnung, Streit.

*3 Dos ist schou zum Polnisch werda. (Ulm.)

*4 Polnisch betteln gehen.

Küssen. „Polnisch betteln gehen“ ist eine bekannte Form, die Pfänder beim Pfänderspiel einzulösen.

*5 Polnisch leben.Lohrengel, II, 417.


Polomper.

Wenn de Polomper bottern, denn dagt et ön Pagäge. (Plibischken.)

Polompen ist ein Dorf bei Wilkischka.


Polonier.

Die Polonier glauben, was jr König glaubt.

„Sagt man.“ (Franck, Weltbuch, XXXVIIb.)


Polster.

1 Auf dem Polster wird kein grosser Mann.

Böhm.: Na mĕkkých polštářich se jména nedobývá. (Čelakovský, 127.)

2 Es ist am Polster zu sehen, wo der Fuss verletzt ist.Winckler, II, 44.

3 Kannst du dich auf ein Polster setzen, so lass dich nicht herunterschwätzen.

4 Man schwetzt offt eim von eim polster vnd setzt sich an sein stat darauff.Franck, II, 29b.

5 Wer sich zum Polster macht, auf dem will jeder ruhen.Altmann, V, 110.

*6 Auf dem weichen Polster sitzen.

D. i. gute Tage haben. „Gott will nicht, dass wir alle Tage auf dem weichen Polster sitzen.“ (Zinkgref, IV.)

*7 Einen vom Polster schwatzen und sich darauf setzen.Mayer, I, 109; Körte, 4825; Braun, I, 3344.


Pölsterlein.

* Das Pölsterlein flicken.Parömiakon, 3062.

Von Geistlichen, welche reden, was ihre Zuhörer gern hören, anstatt die ernste Wahrheit zu sagen.


Polterabend.

Zum Polterabend gibt's viel Freunde, aber nur wenig im Kerker und am Krankenbett.

It.: Chi visita nelle nozze, e non nell' infermità, non è amico in verità. (Pazzaglia, 8.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0700" n="[686]"/><cb n="1371"/>
*19 Nun ist Polen offen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, 72; Klix, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als günstiges Zeichen für Hebung des Handels und Verkehrs.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polenland.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Polenland ist als Trödelmarkt der Welt bekannt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polensitte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Nach alter Polensitte herrscht Gastrecht in jeder Hütte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sitte des Gastrechts wurde bei slawischen Völkern von jeher in Ehren gehalten. Sobald ein Fremdling, und wenn es selbst ein geschworener Feind des Hauses war, über die Schwelle desselben trat, so konnte er auch sicher vor Verrath sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Staropolska jest to cnota nie zamkn&#x0105;&#x0107; nikomu wrota. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 114, 33.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Polensitt' verschliesst die Thür nit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf die grosse Gastfreundschaft, die dem Polen wie dem Slawen überhaupt eigen ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polente.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Polente und Käse ist das Leben des Schäfers, Wind und Regen mag er nicht sehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polirt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie hält sich für polirt und andere nur für geschmiert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2811.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Politik.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Denn Politik, segt de Bûr, is anners seggen as dôn.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 138.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 In der Politik muss man es machen wie die Seiler, die vor sich drehen und hinter sich gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Einfälle, 563.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Politik bringt selten (wenig) Glück.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Politikus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Politicus ist ein Mann, der eine Lugen in Folio kan in 24 einbinden, an dem Schnitt vergolden und mit seidenen Bändern zieren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Politicus est animal rationale, in plumbo, bipes serviens Deo, ita tamen ut Diabolum non offendat. (<hi rendition="#i">Chaos, 375.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein Politicus trachtet nach Gerechtigkeit, wie ein Minirer, dass er sie könne vntergraben vnnd in die Lufft sprengen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 888, 89.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ich bin ein toller Politicus, versauff mein Geld in Publice und flick die Hosen privatim.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 1100.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Politici seindt die dem Teuffel nichts zuwider thun vnnd der Welt sich gefällig verhalten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 888, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Aber der Herr wird einsmals zu jhnen sagen: Nescio vos. Ich kenne euch nicht.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Politikus küsst mit dem Munde und tritt mit dem Fusse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Sutor (723)</hi> beantwortet die Frage, was ein Politikus ist, dahin: &#x201E;Der sich in alle Sättel, zu allen Leuthen, in alle Zeiten schicken kan, der Fuchs und Hass ist, lincks und rechts wie ein pollnischer Stiffel, der predigen kan ohn studieren, Mahlen ohn Farben, das Recht längern, ängeren, erklären, schattieren und alles zu seinem Nutzen führen. Duos parietes eadem fidelia dealbare. In Einer Pfanne zweyerley brey kochen, weiss und schwartz aus einem Tygl mahlen, tragen, mit allen Winden seeglen, den Mantel nach dem Wind hencken, Gott dienen, doch den Teuffel nit beleydigen. Vir duplex animo.&#x201C; <hi rendition="#i">Simplic. (47)</hi> spricht von einem viel erfahrenen und durchtriebenen, neunhäutigen, schlauen Politikus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Politisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Politisch ist englisch reden und teuflisch meinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 230; Simrock, 7966.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist so politisch wie ein Thorschreiber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 He is so plîtsch as'n Dûrschriwer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Hei is politsiger (schlauer) as en hälten Bock.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polizei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Polizei sieht auf tausend Schritt, wenn eine Fliege Honig nascht, aber den Ochsen nicht in Nachbars Korn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (<hi rendition="#i">Faselius, 57.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Je schlechter die Polizei, je schlechter die Menschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ohne Polizei geht die Bosheit frei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Où manque la poliee abonde malice. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Polizei leidet keine Appellation.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 514.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1372"/>
5 Wo die Polizei schläft, da wachen die Geier Wahrscheinlich, um die Reinlichkeit der Strassen zu besorgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er spielt (oder will) Polizei (spielen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Plautus</hi> sagt (im Stichos) von einem Schmarotzer, der im fremden Hause Anordnungen zu Festlichkeiten wie in seinem eigenen trifft: er gerirt sich als Aedil, ohne vom Volk gewählt zu sein: Aedilitatem gerit sine populi suffragio. (<hi rendition="#i">Faselius, 7; Wiegand, 865; Philippi, I, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Hot a Polizei<hi rendition="#sup">1</hi> einen Taten<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Polizeimann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Vater. &#x2013; Wird angewandt, wenn jemandes Herkunft unbekannt ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Mache der Polizei keine Schande.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 58.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polizeidiener.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Et genk en Polizèidainer düärt Sâl (düärt de Stuawe).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 35, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt man in Iserlohn, wenn in der Unterhaltung plötzlich eine Stille eintritt. (S.  Engel 43 und  Hafer 56.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polizeiordnung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Polizeiordnung heisst polnisch Sauordnung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 934.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Polizeiordnung ruft Echo &#x2013; Säuordnung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 514.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polizeisache.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">In Polizeisachen gilt keine Appellation.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Polizeisachen und Justizsachen sind verschiedener Natur. Den Anordnungen der Polizei muss, weil in der Regel Gefahr im Verzuge ist, sofort Folge geleistet werden, wobei der Rechtsweg gegen Irrungen oder Uebergriffe derselben später eingeschlagen werden kann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polkahöseli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Polkahöseli, sous-pied dra, g'wichsti Stiefeli, Rossmist dra.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, I, 144, 66; Sutermeister, 83.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pollern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn's man pollert.</hi> (<hi rendition="#i">Berlin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn nur tüchtig geschossen wird, wenn's nur knallt, gehen auch die Schüsse (Angriffe) daneben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist der Polling.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2978.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das jüngste, letzte Kind. Polling bezeichnet überhaupt das Letzte, so ist z. B. das letzte Stückchen Brot der Polling.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polnisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer Polnisch lernen will, muss im Winter mit der Zunge den kalten Drücker (kaltes Eisen) lecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2977.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Do gît's goar polsch zu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 451; Klix, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es geht wild durcheinander, es ist Unordnung, Streit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dos ist schou zum Polnisch werda.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Polnisch betteln gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Küssen. &#x201E;Polnisch betteln gehen&#x201C; ist eine bekannte Form, die Pfänder beim Pfänderspiel einzulösen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Polnisch leben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 417.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polomper.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn de Polomper bottern, denn dagt et ön Pagäge.</hi> (<hi rendition="#i">Plibischken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Polompen ist ein Dorf bei Wilkischka.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polonier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Die Polonier glauben, was jr König glaubt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sagt man.&#x201C; (<hi rendition="#i">Franck, Weltbuch, XXXVII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf dem Polster wird kein grosser Mann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Na m&#x0115;kkých pol&#x0161;&#x0159;ich se jména nedobývá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist am Polster zu sehen, wo der Fuss verletzt ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, II, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Kannst du dich auf ein Polster setzen, so lass dich nicht herunterschwätzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man schwetzt offt eim von eim polster vnd setzt sich an sein stat darauff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 29<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer sich zum Polster macht, auf dem will jeder ruhen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann, V, 110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Auf dem weichen Polster sitzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. gute Tage haben. &#x201E;Gott will nicht, dass wir alle Tage auf dem weichen Polster sitzen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, IV.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Einen vom Polster schwatzen und sich darauf setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 109; Körte, 4825; Braun, I, 3344.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pölsterlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das Pölsterlein flicken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3062.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Geistlichen, welche reden, was ihre Zuhörer gern hören, anstatt die ernste Wahrheit zu sagen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Polterabend.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Zum Polterabend gibt's viel Freunde, aber nur wenig im Kerker und am Krankenbett.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi visita nelle nozze, e non nell' infermità, non è amico in verità. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 8.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[686]/0700] *19 Nun ist Polen offen. – Weinhold, 72; Klix, 58. Als günstiges Zeichen für Hebung des Handels und Verkehrs. Polenland. Polenland ist als Trödelmarkt der Welt bekannt. Polensitte. 1 Nach alter Polensitte herrscht Gastrecht in jeder Hütte. Die Sitte des Gastrechts wurde bei slawischen Völkern von jeher in Ehren gehalten. Sobald ein Fremdling, und wenn es selbst ein geschworener Feind des Hauses war, über die Schwelle desselben trat, so konnte er auch sicher vor Verrath sein. Poln.: Staropolska jest to cnota nie zamknąć nikomu wrota. (Wurzbach I, 114, 33.) 2 Polensitt' verschliesst die Thür nit. In Bezug auf die grosse Gastfreundschaft, die dem Polen wie dem Slawen überhaupt eigen ist. Polente. Polente und Käse ist das Leben des Schäfers, Wind und Regen mag er nicht sehen. Polirt. * Sie hält sich für polirt und andere nur für geschmiert. – Parömiakon, 2811. Politik. 1 Denn Politik, segt de Bûr, is anners seggen as dôn. (Hamburg.) – Hoefer, 138. 2 In der Politik muss man es machen wie die Seiler, die vor sich drehen und hinter sich gehen. – Einfälle, 563. 3 Politik bringt selten (wenig) Glück. Politikus. 1 Ein Politicus ist ein Mann, der eine Lugen in Folio kan in 24 einbinden, an dem Schnitt vergolden und mit seidenen Bändern zieren. Lat.: Politicus est animal rationale, in plumbo, bipes serviens Deo, ita tamen ut Diabolum non offendat. (Chaos, 375.) 2 Ein Politicus trachtet nach Gerechtigkeit, wie ein Minirer, dass er sie könne vntergraben vnnd in die Lufft sprengen. – Lehmann, 888, 89. 3 Ich bin ein toller Politicus, versauff mein Geld in Publice und flick die Hosen privatim. – Chaos, 1100. 4 Politici seindt die dem Teuffel nichts zuwider thun vnnd der Welt sich gefällig verhalten. – Lehmann, 888, 88. „Aber der Herr wird einsmals zu jhnen sagen: Nescio vos. Ich kenne euch nicht.“ 5 Politikus küsst mit dem Munde und tritt mit dem Fusse. Sutor (723) beantwortet die Frage, was ein Politikus ist, dahin: „Der sich in alle Sättel, zu allen Leuthen, in alle Zeiten schicken kan, der Fuchs und Hass ist, lincks und rechts wie ein pollnischer Stiffel, der predigen kan ohn studieren, Mahlen ohn Farben, das Recht längern, ängeren, erklären, schattieren und alles zu seinem Nutzen führen. Duos parietes eadem fidelia dealbare. In Einer Pfanne zweyerley brey kochen, weiss und schwartz aus einem Tygl mahlen, tragen, mit allen Winden seeglen, den Mantel nach dem Wind hencken, Gott dienen, doch den Teuffel nit beleydigen. Vir duplex animo.“ Simplic. (47) spricht von einem viel erfahrenen und durchtriebenen, neunhäutigen, schlauen Politikus. Politisch. 1 Politisch ist englisch reden und teuflisch meinen. – Sailer, 230; Simrock, 7966. *2 Er ist so politisch wie ein Thorschreiber. *3 He is so plîtsch as'n Dûrschriwer. *4 Hei is politsiger (schlauer) as en hälten Bock. (Westf.) Polizei. 1 Die Polizei sieht auf tausend Schritt, wenn eine Fliege Honig nascht, aber den Ochsen nicht in Nachbars Korn. Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Faselius, 57.) 2 Je schlechter die Polizei, je schlechter die Menschen. 3 Ohne Polizei geht die Bosheit frei. Frz.: Où manque la poliee abonde malice. (Leroux, II, 276.) 4 Polizei leidet keine Appellation. – Eiselein, 514. 5 Wo die Polizei schläft, da wachen die Geier Wahrscheinlich, um die Reinlichkeit der Strassen zu besorgen. *6 Er spielt (oder will) Polizei (spielen). Plautus sagt (im Stichos) von einem Schmarotzer, der im fremden Hause Anordnungen zu Festlichkeiten wie in seinem eigenen trifft: er gerirt sich als Aedil, ohne vom Volk gewählt zu sein: Aedilitatem gerit sine populi suffragio. (Faselius, 7; Wiegand, 865; Philippi, I, 12.) *7 Hot a Polizei1 einen Taten2. (Jüd.-deutsch. Brody.) 1) Polizeimann. 2) Vater. – Wird angewandt, wenn jemandes Herkunft unbekannt ist. *8 Mache der Polizei keine Schande. – Klix, 58. Polizeidiener. * Et genk en Polizèidainer düärt Sâl (düärt de Stuawe). – Frommann, V, 35, 31. So sagt man in Iserlohn, wenn in der Unterhaltung plötzlich eine Stille eintritt. (S. Engel 43 und Hafer 56.) Polizeiordnung. 1 Polizeiordnung heisst polnisch Sauordnung. – Sutor, 934. 2 Polizeiordnung ruft Echo – Säuordnung. – Eiselein, 514. Polizeisache. In Polizeisachen gilt keine Appellation. Polizeisachen und Justizsachen sind verschiedener Natur. Den Anordnungen der Polizei muss, weil in der Regel Gefahr im Verzuge ist, sofort Folge geleistet werden, wobei der Rechtsweg gegen Irrungen oder Uebergriffe derselben später eingeschlagen werden kann. Polkahöseli. Polkahöseli, sous-pied dra, g'wichsti Stiefeli, Rossmist dra. – Schweiz, I, 144, 66; Sutermeister, 83. Pollern. Wenn's man pollert. (Berlin.) Wenn nur tüchtig geschossen wird, wenn's nur knallt, gehen auch die Schüsse (Angriffe) daneben. Polling. * Es ist der Polling. – Frischbier2, 2978. Das jüngste, letzte Kind. Polling bezeichnet überhaupt das Letzte, so ist z. B. das letzte Stückchen Brot der Polling. Polnisch. 1 Wer Polnisch lernen will, muss im Winter mit der Zunge den kalten Drücker (kaltes Eisen) lecken. – Frischbier2, 2977. *2 Do gît's goar polsch zu. – Peter, 451; Klix, 58. Es geht wild durcheinander, es ist Unordnung, Streit. *3 Dos ist schou zum Polnisch werda. (Ulm.) *4 Polnisch betteln gehen. Küssen. „Polnisch betteln gehen“ ist eine bekannte Form, die Pfänder beim Pfänderspiel einzulösen. *5 Polnisch leben. – Lohrengel, II, 417. Polomper. Wenn de Polomper bottern, denn dagt et ön Pagäge. (Plibischken.) Polompen ist ein Dorf bei Wilkischka. Polonier. Die Polonier glauben, was jr König glaubt. „Sagt man.“ (Franck, Weltbuch, XXXVIIb.) Polster. 1 Auf dem Polster wird kein grosser Mann. Böhm.: Na mĕkkých polštářich se jména nedobývá. (Čelakovský, 127.) 2 Es ist am Polster zu sehen, wo der Fuss verletzt ist. – Winckler, II, 44. 3 Kannst du dich auf ein Polster setzen, so lass dich nicht herunterschwätzen. 4 Man schwetzt offt eim von eim polster vnd setzt sich an sein stat darauff. – Franck, II, 29b. 5 Wer sich zum Polster macht, auf dem will jeder ruhen. – Altmann, V, 110. *6 Auf dem weichen Polster sitzen. D. i. gute Tage haben. „Gott will nicht, dass wir alle Tage auf dem weichen Polster sitzen.“ (Zinkgref, IV.) *7 Einen vom Polster schwatzen und sich darauf setzen. – Mayer, I, 109; Körte, 4825; Braun, I, 3344. Pölsterlein. * Das Pölsterlein flicken. – Parömiakon, 3062. Von Geistlichen, welche reden, was ihre Zuhörer gern hören, anstatt die ernste Wahrheit zu sagen. Polterabend. Zum Polterabend gibt's viel Freunde, aber nur wenig im Kerker und am Krankenbett. It.: Chi visita nelle nozze, e non nell' infermità, non è amico in verità. (Pazzaglia, 8.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/700
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [686]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/700>, abgerufen am 07.05.2024.