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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Prahlsacht.

Prahlsacht1 öss ok Teig, ower et hölt nich lang. - Frischbier, 590; Frischbier2, 3002.

1) Ein grobes, jetzt nicht mehr übliches Zeug. (Hennig, 194.)


Prahlsack.

Prahlsack öss ock von Löwand (Leinwand). (Dönhofstädt.)


Prakticiren.

1 Prakesere es de Kunst, säd' de Frau, do säz sei der Lappe neven et Loch. (Köln.) - Weyden, I, 4; für die Grafschaft Mark: Hoefer, 306; Woeste, 62, 12; hochdeutsch bei Simrock, 7970; Frost, 159.

2 Was einer am meisten thut practicieren, da thut er andere am meisten mit vexieren. - Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 69.


Praktik.

1 Was mit bösen Praktiken erworben, das wird mit bösen Hendelchen vmbgebracht. - Petri, II, 605.

2 Wer newe Prackticken anstelt, der muss newe reden hören vnd newe beschwerden erfahren. - Lehmann, 549, 13.

3 Wer nicht kann mit Praktiken stelen, dem thut man zu Hoff kein Ampt befehlen. - Petri, II, 741.

*4 Das sind böse Praktiken.

Holl.: Dat zijn kwade praktijken. ( Harrebomee, II, 199a.)


Praktisch.

Praktisch sein ist halb erworbener Reichthum. (Niederlausitz.)


Prälat.

1 Ain vnnutzer Prelate ist wie ain Affe auff dem Dache. - Agricola II, 450.

2 Jeder Prelat ist ein ordentlicher richter. - Hug, 36; Graf, 549, 90.

Den Prälaten stand im Mittelalter in ihren Sprengeln die ordentliche Gerichtsbarkeit zu.

3 Man kann Prälaten sehn, die nicht in saubern Schuhen stehn. - Eiselein, 515; Simrock, 7985.

4 Prälaten sind Esel, die Hörner tragen, sagt Bruder Felix.

"Bruder Felix, Münch zu Vlm, nennt die praelaten Cornutos asinos. Die Mitra, d. i. der geistlich Habit, in denen die Prälaten, sagt er, wirken eben so viel in demselben als die Geburtsglieder in den Mauleseln. Also haben sie eine gekrönte geistliche Kapp vnd Habit, bringen aber keine geistliche Frucht." (Zinkgref, IV, 96.)

5 Prälaten (pflegen) viel (zu) verbieten, wovor sie sich selber nicht hüten.

6 Wenn der Prälat die Würfel auflegt, so spielen die Brüder.

"Wenn der Prälat Würffel aufflegt, so mag der Convent spilen wol." (Ayrer, II, 1192, 22.)

7 Wie die Prälaten, so die Thaten.

Frz.: Bon prelat, bon exemple. (Leroux, I, 26.)

*8 Er hätte einen guten Prälaten abgegeben. - Klosterspiegel, 38, 11.

Von einem, der sehr gut genährt und eine besondere körperliche Wohlbeleibtheit zeigt.

*9 Er kann noch Prälat werden, wie Bruder Konrad von Loslau.

Der Bruder Konrad war Kuchelmeister bei dem Hospital zum heiligen Geist in der breslauer Neustadt; ein Mann, der, weil man ihn für einfältig hielt, vielen Neckereien seitens der Brüder ausgesetzt war. Au 16. Oct. 1328 war der Prälat des Sandstifts Michaels gestorben; und als der Convent in der Kirche zum heiligen Geist einen feierlichen Gottesdienst behufs der Wahl eines neuen gehalten hatte, sahen die Brüder beim Zurückgehen ins Stift den Kuchelmeister stehen, und riefen ihm scherzend zu, er solle mit ihnen gehen, einen Prälaten wählen. "Das ist nicht nothwendig", erwiderte er scherzend, "denn ich werde selber Prälat werden." Die Wahl ging vor sich; man konnte sich aber nicht einigen, und übertrug sie den drei ältesten Mitgliedern des Stifts, die aber ebenso wenig einig werden konnten, da jeder selber Prälat werden wollte. Da nun jeder einzelne erklärte, ehe er einem der beiden andern seine Stimme gebe, wähle er den Bruder Konrad, so wurde dieser zum Prälaten ausgerufen. Man nahm es für einen höhern Wink an, und es hat die Brüder nie gereut, ihn gewählt zu haben, da er auf gute Ordnung hielt, die Güter des Stifts vermehrte, die jetzige Sandkirche zu unserer lieben Frauen erbaute und bis zu seinem Tode 1363 ein humanes Regiment führte. (Vgl. Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 442.)


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Prälatenwahl.

* Es ist eine Prälatenwahl.

Lat.: Coena pontificalis. (Eiselein, 515.)


Präludium.

* Er macht viel Präludien.

Vorreden, Einleitungen, ehe er zur wirklichen Sache kommt.

Holl.: Hij maakt preludiums. (Harrebomee, II, 200a.)


Pram.

* Man könnte ihn in einen Pram setzen.

Von solchen, die nicht viel zu bedeuten haben. Ein Pram ist ein flaches Fahrzeug für Erde, Schlamm, Sand u. dgl.


Prämie.

* Dafür muss er eine Prämie bekommen.

Meist ironisch, wenn jemand eine Dummheit begangen, einen thörichten Streich gemacht hat.

Holl.: Dat is eene premie. (Harrebomee, II, 200a.)


Prämonstratenser.

Prämonstratenser man diese nennt; ihr Leben ein jederman wol kent. Vom Fuss auff sind sie weiss gekleidt, damit zu deuten ihr rein Keuschheit. Ja, wenn sie schlafen, glaub ichs wol, Schlemmen, Brassen, sein allzeit voll: da ist das schwerst in jhrem Orden, sonst ist nichts gut von jhnen worden.

"So lauten die gemeinen Verse von dem Orden der Prämonstratenser." (Mathesius, Sarepta, 115.)


Prangen.

1 Nicht ewig prangen schöne Wangen. - Parömiakon, 985.

2 Prangen und hangen gehört zu einander. - Petri, II, 507.

3 Wer stehts will prangen, dem ist bald ein guter Biss entgangen. - Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 249; Kloster, VIII, 70.

*4 Er prangt wie die Metze am Tanz.

*5 Er prangt wie eine Laus auf dem Sammtkragen. - Simrock, 6230.

Von dem Armen, der sich mit fremden Kleidern, oder dem Ungebildeten, der sich mit anderer Vorzügen brüstet.

*6 Prangen wie Barthel. - Simplic., I, 177.

*7 Sie pranget mit offner Bubengasse. - Mathesius, Sarepta, Xa.

Erscheint mit sehr entblösster Brust.

*8 Sie prangt darin, wie Bartel, so Most holt.

"Ihr glaubt nicht, wie er den fenzigen Huren so schöne Kleider machen können, darinnen sie geprangt, wie Bartel so Most holt." (Simplic., I, 139.)


Pranger.

1 Pranger sind der fuchsschwäntzer raub. - Henisch, 1273, 54; Petri, II, 507.

*2 Am Pranger stehen.

Der Beschämung blossgestellt, der öffentlichen Schande preisgegeben worden.

Frz.: Etre attache au pilori. (Kritzinger, 535b.)

Lat.: In eo ipso stas lapide, in quo praeco praedicat. (Faselius, 113; Wiegand, 307.)

*3 Einen an den Pranger stellen. - Braun, I, 3354.

Holl.: Aan de kaak gezet worden. - Aan de kaak staan. - Daar moet de kaak nog voor beven. - Dat verdient de kaak. ( Harrebomee, I, 369.)


Prara.

* Halt vor der Prara.

D. h. siehe dich vor. Die Prara ist ein tiefer, langer, mit Holz bewachsener und so enger Hohlweg (bei Jasmund auf Rügen), dass darin kein Wagen dem andern ausweichen kann. (Vgl. A. Ruge, Aus früherer Zeit, I, 116.)


Prarambel.

* Ein gross prarambel daher machen. - Dietrich, 814.

Lat.: Magna prooemia facere.


Präschen.

* Er präscht sich wie a Gensdarm. (Hirschberg.)

Wenn jemand sehr anmasslich und wichtigmacherisch auftritt.


Präsent.

Präsente schaden dem Doctor nicht.

Scherzhafte Uebersetzung des lateinischen: Praesente medico non nocet. Auch: Es schadet nicht, wenn auch 'n Doctor dabei ist. Sinn: Also ist's gewiss heilsam und vortrefflich, da sogar der Doctor durch seine Gegenwart und Hülfe den Nutzen nicht aufzuheben im Stande ist.


Präsentirteller.

*1 Anf dem Präsentirteller stehen.

Sich auf den Präsentirteller stellen.

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Prahlsacht.

Prahlsacht1 öss ôk Tîg, ower et hölt nich lang.Frischbier, 590; Frischbier2, 3002.

1) Ein grobes, jetzt nicht mehr übliches Zeug. (Hennig, 194.)


Prahlsack.

Prahlsack öss ock von Löwand (Leinwand). (Dönhofstädt.)


Prakticiren.

1 Prakesêre es de Kunst, säd' de Frau, do säz sei der Lappe neven et Loch. (Köln.) – Weyden, I, 4; für die Grafschaft Mark: Hoefer, 306; Woeste, 62, 12; hochdeutsch bei Simrock, 7970; Frost, 159.

2 Was einer am meisten thut practicieren, da thut er andere am meisten mit vexieren.Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 69.


Praktik.

1 Was mit bösen Praktiken erworben, das wird mit bösen Hendelchen vmbgebracht.Petri, II, 605.

2 Wer newe Prackticken anstelt, der muss newe reden hören vnd newe beschwerden erfahren.Lehmann, 549, 13.

3 Wer nicht kann mit Praktiken stelen, dem thut man zu Hoff kein Ampt befehlen.Petri, II, 741.

*4 Das sind böse Praktiken.

Holl.: Dat zijn kwade praktijken. ( Harrebomée, II, 199a.)


Praktisch.

Praktisch sein ist halb erworbener Reichthum. (Niederlausitz.)


Prälat.

1 Ain vnnutzer Prelate ist wie ain Affe auff dem Dache.Agricola II, 450.

2 Jeder Prelat ist ein ordentlicher richter.Hug, 36; Graf, 549, 90.

Den Prälaten stand im Mittelalter in ihren Sprengeln die ordentliche Gerichtsbarkeit zu.

3 Man kann Prälaten sehn, die nicht in saubern Schuhen stehn.Eiselein, 515; Simrock, 7985.

4 Prälaten sind Esel, die Hörner tragen, sagt Bruder Felix.

„Bruder Felix, Münch zu Vlm, nennt die praelaten Cornutos asinos. Die Mitra, d. i. der geistlich Habit, in denen die Prälaten, sagt er, wirken eben so viel in demselben als die Geburtsglieder in den Mauleseln. Also haben sie eine gekrönte geistliche Kapp vnd Habit, bringen aber keine geistliche Frucht.“ (Zinkgref, IV, 96.)

5 Prälaten (pflegen) viel (zu) verbieten, wovor sie sich selber nicht hüten.

6 Wenn der Prälat die Würfel auflegt, so spielen die Brüder.

„Wenn der Prälat Würffel aufflegt, so mag der Convent spilen wol.“ (Ayrer, II, 1192, 22.)

7 Wie die Prälaten, so die Thaten.

Frz.: Bon prélat, bon exemple. (Leroux, I, 26.)

*8 Er hätte einen guten Prälaten abgegeben.Klosterspiegel, 38, 11.

Von einem, der sehr gut genährt und eine besondere körperliche Wohlbeleibtheit zeigt.

*9 Er kann noch Prälat werden, wie Bruder Konrad von Loslau.

Der Bruder Konrad war Kuchelmeister bei dem Hospital zum heiligen Geist in der breslauer Neustadt; ein Mann, der, weil man ihn für einfältig hielt, vielen Neckereien seitens der Brüder ausgesetzt war. Au 16. Oct. 1328 war der Prälat des Sandstifts Michaels gestorben; und als der Convent in der Kirche zum heiligen Geist einen feierlichen Gottesdienst behufs der Wahl eines neuen gehalten hatte, sahen die Brüder beim Zurückgehen ins Stift den Kuchelmeister stehen, und riefen ihm scherzend zu, er solle mit ihnen gehen, einen Prälaten wählen. „Das ist nicht nothwendig“, erwiderte er scherzend, „denn ich werde selber Prälat werden.“ Die Wahl ging vor sich; man konnte sich aber nicht einigen, und übertrug sie den drei ältesten Mitgliedern des Stifts, die aber ebenso wenig einig werden konnten, da jeder selber Prälat werden wollte. Da nun jeder einzelne erklärte, ehe er einem der beiden andern seine Stimme gebe, wähle er den Bruder Konrad, so wurde dieser zum Prälaten ausgerufen. Man nahm es für einen höhern Wink an, und es hat die Brüder nie gereut, ihn gewählt zu haben, da er auf gute Ordnung hielt, die Güter des Stifts vermehrte, die jetzige Sandkirche zu unserer lieben Frauen erbaute und bis zu seinem Tode 1363 ein humanes Regiment führte. (Vgl. Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 442.)


[Spaltenumbruch]
Prälatenwahl.

* Es ist eine Prälatenwahl.

Lat.: Coena pontificalis. (Eiselein, 515.)


Präludium.

* Er macht viel Präludien.

Vorreden, Einleitungen, ehe er zur wirklichen Sache kommt.

Holl.: Hij maakt preludiums. (Harrebomée, II, 200a.)


Pram.

* Man könnte ihn in einen Pram setzen.

Von solchen, die nicht viel zu bedeuten haben. Ein Pram ist ein flaches Fahrzeug für Erde, Schlamm, Sand u. dgl.


Prämie.

* Dafür muss er eine Prämie bekommen.

Meist ironisch, wenn jemand eine Dummheit begangen, einen thörichten Streich gemacht hat.

Holl.: Dat is eene premie. (Harrebomée, II, 200a.)


Prämonstratenser.

Prämonstratenser man diese nennt; ihr Leben ein jederman wol kent. Vom Fuss auff sind sie weiss gekleidt, damit zu deuten ihr rein Keuschheit. Ja, wenn sie schlafen, glaub ichs wol, Schlemmen, Brassen, sein allzeit voll: da ist das schwerst in jhrem Orden, sonst ist nichts gut von jhnen worden.

„So lauten die gemeinen Verse von dem Orden der Prämonstratenser.“ (Mathesius, Sarepta, 115.)


Prangen.

1 Nicht ewig prangen schöne Wangen.Parömiakon, 985.

2 Prangen und hangen gehört zu einander.Petri, II, 507.

3 Wer stehts will prangen, dem ist bald ein guter Biss entgangen.Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 249; Kloster, VIII, 70.

*4 Er prangt wie die Metze am Tanz.

*5 Er prangt wie eine Laus auf dem Sammtkragen.Simrock, 6230.

Von dem Armen, der sich mit fremden Kleidern, oder dem Ungebildeten, der sich mit anderer Vorzügen brüstet.

*6 Prangen wie Barthel.Simplic., I, 177.

*7 Sie pranget mit offner Bubengasse.Mathesius, Sarepta, Xa.

Erscheint mit sehr entblösster Brust.

*8 Sie prangt darin, wie Bartel, so Most holt.

„Ihr glaubt nicht, wie er den fenzigen Huren so schöne Kleider machen können, darinnen sie geprangt, wie Bartel so Most holt.“ (Simplic., I, 139.)


Pranger.

1 Pranger sind der fuchsschwäntzer raub.Henisch, 1273, 54; Petri, II, 507.

*2 Am Pranger stehen.

Der Beschämung blossgestellt, der öffentlichen Schande preisgegeben worden.

Frz.: Être attaché au pilori. (Kritzinger, 535b.)

Lat.: In eo ipso stas lapide, in quo praeco praedicat. (Faselius, 113; Wiegand, 307.)

*3 Einen an den Pranger stellen.Braun, I, 3354.

Holl.: Aan de kaak gezet worden. – Aan de kaak staan. – Daar moet de kaak nog voor beven. – Dat verdient de kaak. ( Harrebomée, I, 369.)


Prara.

* Halt vor der Prara.

D. h. siehe dich vor. Die Prara ist ein tiefer, langer, mit Holz bewachsener und so enger Hohlweg (bei Jasmund auf Rügen), dass darin kein Wagen dem andern ausweichen kann. (Vgl. A. Ruge, Aus früherer Zeit, I, 116.)


Prarambel.

* Ein gross prarambel daher machen.Dietrich, 814.

Lat.: Magna prooemia facere.


Präschen.

* Er präscht sich wie a Gensdarm. (Hirschberg.)

Wenn jemand sehr anmasslich und wichtigmacherisch auftritt.


Präsent.

Präsente schaden dem Doctor nicht.

Scherzhafte Uebersetzung des lateinischen: Praesente medico non nocet. Auch: Es schadet nicht, wenn auch 'n Doctor dabei ist. Sinn: Also ist's gewiss heilsam und vortrefflich, da sogar der Doctor durch seine Gegenwart und Hülfe den Nutzen nicht aufzuheben im Stande ist.


Präsentirteller.

*1 Anf dem Präsentirteller stehen.

Sich auf den Präsentirteller stellen.

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[[694]/0708] Prahlsacht. Prahlsacht1 öss ôk Tîg, ower et hölt nich lang. – Frischbier, 590; Frischbier2, 3002. 1) Ein grobes, jetzt nicht mehr übliches Zeug. (Hennig, 194.) Prahlsack. Prahlsack öss ock von Löwand (Leinwand). (Dönhofstädt.) Prakticiren. 1 Prakesêre es de Kunst, säd' de Frau, do säz sei der Lappe neven et Loch. (Köln.) – Weyden, I, 4; für die Grafschaft Mark: Hoefer, 306; Woeste, 62, 12; hochdeutsch bei Simrock, 7970; Frost, 159. 2 Was einer am meisten thut practicieren, da thut er andere am meisten mit vexieren. – Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 69. Praktik. 1 Was mit bösen Praktiken erworben, das wird mit bösen Hendelchen vmbgebracht. – Petri, II, 605. 2 Wer newe Prackticken anstelt, der muss newe reden hören vnd newe beschwerden erfahren. – Lehmann, 549, 13. 3 Wer nicht kann mit Praktiken stelen, dem thut man zu Hoff kein Ampt befehlen. – Petri, II, 741. *4 Das sind böse Praktiken. Holl.: Dat zijn kwade praktijken. ( Harrebomée, II, 199a.) Praktisch. Praktisch sein ist halb erworbener Reichthum. (Niederlausitz.) Prälat. 1 Ain vnnutzer Prelate ist wie ain Affe auff dem Dache. – Agricola II, 450. 2 Jeder Prelat ist ein ordentlicher richter. – Hug, 36; Graf, 549, 90. Den Prälaten stand im Mittelalter in ihren Sprengeln die ordentliche Gerichtsbarkeit zu. 3 Man kann Prälaten sehn, die nicht in saubern Schuhen stehn. – Eiselein, 515; Simrock, 7985. 4 Prälaten sind Esel, die Hörner tragen, sagt Bruder Felix. „Bruder Felix, Münch zu Vlm, nennt die praelaten Cornutos asinos. Die Mitra, d. i. der geistlich Habit, in denen die Prälaten, sagt er, wirken eben so viel in demselben als die Geburtsglieder in den Mauleseln. Also haben sie eine gekrönte geistliche Kapp vnd Habit, bringen aber keine geistliche Frucht.“ (Zinkgref, IV, 96.) 5 Prälaten (pflegen) viel (zu) verbieten, wovor sie sich selber nicht hüten. 6 Wenn der Prälat die Würfel auflegt, so spielen die Brüder. „Wenn der Prälat Würffel aufflegt, so mag der Convent spilen wol.“ (Ayrer, II, 1192, 22.) 7 Wie die Prälaten, so die Thaten. Frz.: Bon prélat, bon exemple. (Leroux, I, 26.) *8 Er hätte einen guten Prälaten abgegeben. – Klosterspiegel, 38, 11. Von einem, der sehr gut genährt und eine besondere körperliche Wohlbeleibtheit zeigt. *9 Er kann noch Prälat werden, wie Bruder Konrad von Loslau. Der Bruder Konrad war Kuchelmeister bei dem Hospital zum heiligen Geist in der breslauer Neustadt; ein Mann, der, weil man ihn für einfältig hielt, vielen Neckereien seitens der Brüder ausgesetzt war. Au 16. Oct. 1328 war der Prälat des Sandstifts Michaels gestorben; und als der Convent in der Kirche zum heiligen Geist einen feierlichen Gottesdienst behufs der Wahl eines neuen gehalten hatte, sahen die Brüder beim Zurückgehen ins Stift den Kuchelmeister stehen, und riefen ihm scherzend zu, er solle mit ihnen gehen, einen Prälaten wählen. „Das ist nicht nothwendig“, erwiderte er scherzend, „denn ich werde selber Prälat werden.“ Die Wahl ging vor sich; man konnte sich aber nicht einigen, und übertrug sie den drei ältesten Mitgliedern des Stifts, die aber ebenso wenig einig werden konnten, da jeder selber Prälat werden wollte. Da nun jeder einzelne erklärte, ehe er einem der beiden andern seine Stimme gebe, wähle er den Bruder Konrad, so wurde dieser zum Prälaten ausgerufen. Man nahm es für einen höhern Wink an, und es hat die Brüder nie gereut, ihn gewählt zu haben, da er auf gute Ordnung hielt, die Güter des Stifts vermehrte, die jetzige Sandkirche zu unserer lieben Frauen erbaute und bis zu seinem Tode 1363 ein humanes Regiment führte. (Vgl. Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 442.) Prälatenwahl. * Es ist eine Prälatenwahl. Lat.: Coena pontificalis. (Eiselein, 515.) Präludium. * Er macht viel Präludien. Vorreden, Einleitungen, ehe er zur wirklichen Sache kommt. Holl.: Hij maakt preludiums. (Harrebomée, II, 200a.) Pram. * Man könnte ihn in einen Pram setzen. Von solchen, die nicht viel zu bedeuten haben. Ein Pram ist ein flaches Fahrzeug für Erde, Schlamm, Sand u. dgl. Prämie. * Dafür muss er eine Prämie bekommen. Meist ironisch, wenn jemand eine Dummheit begangen, einen thörichten Streich gemacht hat. Holl.: Dat is eene premie. (Harrebomée, II, 200a.) Prämonstratenser. Prämonstratenser man diese nennt; ihr Leben ein jederman wol kent. Vom Fuss auff sind sie weiss gekleidt, damit zu deuten ihr rein Keuschheit. Ja, wenn sie schlafen, glaub ichs wol, Schlemmen, Brassen, sein allzeit voll: da ist das schwerst in jhrem Orden, sonst ist nichts gut von jhnen worden. „So lauten die gemeinen Verse von dem Orden der Prämonstratenser.“ (Mathesius, Sarepta, 115.) Prangen. 1 Nicht ewig prangen schöne Wangen. – Parömiakon, 985. 2 Prangen und hangen gehört zu einander. – Petri, II, 507. 3 Wer stehts will prangen, dem ist bald ein guter Biss entgangen. – Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 249; Kloster, VIII, 70. *4 Er prangt wie die Metze am Tanz. *5 Er prangt wie eine Laus auf dem Sammtkragen. – Simrock, 6230. Von dem Armen, der sich mit fremden Kleidern, oder dem Ungebildeten, der sich mit anderer Vorzügen brüstet. *6 Prangen wie Barthel. – Simplic., I, 177. *7 Sie pranget mit offner Bubengasse. – Mathesius, Sarepta, Xa. Erscheint mit sehr entblösster Brust. *8 Sie prangt darin, wie Bartel, so Most holt. „Ihr glaubt nicht, wie er den fenzigen Huren so schöne Kleider machen können, darinnen sie geprangt, wie Bartel so Most holt.“ (Simplic., I, 139.) Pranger. 1 Pranger sind der fuchsschwäntzer raub. – Henisch, 1273, 54; Petri, II, 507. *2 Am Pranger stehen. Der Beschämung blossgestellt, der öffentlichen Schande preisgegeben worden. Frz.: Être attaché au pilori. (Kritzinger, 535b.) Lat.: In eo ipso stas lapide, in quo praeco praedicat. (Faselius, 113; Wiegand, 307.) *3 Einen an den Pranger stellen. – Braun, I, 3354. Holl.: Aan de kaak gezet worden. – Aan de kaak staan. – Daar moet de kaak nog voor beven. – Dat verdient de kaak. ( Harrebomée, I, 369.) Prara. * Halt vor der Prara. D. h. siehe dich vor. Die Prara ist ein tiefer, langer, mit Holz bewachsener und so enger Hohlweg (bei Jasmund auf Rügen), dass darin kein Wagen dem andern ausweichen kann. (Vgl. A. Ruge, Aus früherer Zeit, I, 116.) Prarambel. * Ein gross prarambel daher machen. – Dietrich, 814. Lat.: Magna prooemia facere. Präschen. * Er präscht sich wie a Gensdarm. (Hirschberg.) Wenn jemand sehr anmasslich und wichtigmacherisch auftritt. Präsent. Präsente schaden dem Doctor nicht. Scherzhafte Uebersetzung des lateinischen: Praesente medico non nocet. Auch: Es schadet nicht, wenn auch 'n Doctor dabei ist. Sinn: Also ist's gewiss heilsam und vortrefflich, da sogar der Doctor durch seine Gegenwart und Hülfe den Nutzen nicht aufzuheben im Stande ist. Präsentirteller. *1 Anf dem Präsentirteller stehen. Sich auf den Präsentirteller stellen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [694]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/708>, abgerufen am 29.04.2024.