Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] an jedem neuen Orte ihres einstweiligen Aufenthalts eine neue leichtgläubige Schöne zu täuschen.

Böhm.: Holka bez hocha, ryba bez vody. - Kde obed tu mila, kde vecere tu jina. (Celakovsky, 243 u. 268.)

Holl.: In elk steedken een ander meedken. (Harrebomee, II, 298a.)


Städtel.

* Er känn sich sein Städtel allein bestehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. er kann ohne fremde Hülfe seine Person, sein Eigenthum vertheidigen. Wird zugerufen, wenn jemand in einem Streite die Partei des Stärkern ergreift.


Städter.

1 De Schtäder go mät saidene Kleder, se hu de Scholden mät dem Faider. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 514.

2 De Schtäder ir Hoantrek äs guer e hisch Däng; se verkefen ir Haiser iber en Wail mät der Boang. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 516.

3 Was die Städtler verschenken, gibt man auf dem Lande umsonst. (Ehingen a. D.) - Birlinger, 476.

4 Wenn die Städter aufs Land kommen, ist's so, als wenn die Füllen aus dem Stall kommen. - Frischbier2, 3586.


Städteordnung.

Keine Städteordnung als die Zehngebote.

Böhm.: V desateru bozich prikazani jiste a dokonale spravy mestse neprednejsi spusob vsem lidem a vekum predstaven jest. (Rybicka, 522.)


Stadtfrau.

* Du bist wie die Stadtfrau von Uhwiesen. - Kirchhofer, 115, 146.

Von Neuigkeitskrämerinnen, welche alles, was geschieht, erkundigen und verbreiten, wie die Frau von Uhwiesen, welche die Neuigkeiten, die sie in der Stadt hörte, auf dem Lande wieder fleissig auskramte.


Stadtgraben.

*1 Da wird der Stadtgraben wachsen. (Breslau.)

Scherz oder Spott, wenn jemand weint; besonders bei Abschiedscenen.

*2 Mit dem Stadtgraben um die Wette gehen. (Schles.)

Um einen hohen Grad von Faulheit anzuzeigen, da die Bewegung der Stadtgrabenwasser eine sehr träge ist.


Stadthäpeli.

* Sie ist es Stadthäpeli. - Sutermeister, 58.


Stadtjunge.

Die Stadtjungen schmeissen mit Sand. (Niederlausitz.)

In der Bedeutung: der Sandmann (s. d.) kommt, es tritt Schläfrigkeit ein, die Augen fallen zu.


Stadtkalb.

* Es ist ein Stadtkalb. - Eiselein, 576; Körte, 5686a; Kirchhofer, 115, 146.

So hiessen in Bern sprichwörtlich diejenigen, die kein Gewerbe trieben, und, um sich zu ernähren, nur nach Aemtern trachteten. Als der Säckelmeister Fränkli von seinem öffentlichen Leben dem Rath ernst Nachricht gab, sagte er, er habe bei der Verwaltung seiner Aemter sein Handwerk beibehalten, "dass ich meine Söhne lehrte werken, uf dass sie nit Stadtkälber würden und hernach der Stadt und Landschaft zur Last fallen möchten".


Stadtkind.

Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe. (Poln.)


Stadtklatsch.

Ein Stadtklatsch dauert drei Tage.

Ein Stadtgespräch macht in kurzer Zeit einem andern Platz.

Holl.: Een stadspraatje duurt maar drie dagen. (Harrebomee, II, 298a.)


Stadtklatsche.

1 Wenn sich die Stadtklatschen zanken, dann kommt die Wahrheit an den Tag.

*2 Das ist eine echte Stadtklatsche.

Frz.: Cette femme est une vraie gazette. (Lendroy, 831.)


Stadtkundig.

Was stadtkundig ist, muss man nicht leugnen. (S. Widerstreben.) - Philippi, I, 11.

Lat.: Adversus solem ne loquitor (merito). (Hauer, Kij; Fischer, 5, 124; Hanzely, 15; Philippi, I, 11.) - Cornicum oculos configere. (Hanzely, 15.)


Stadtläuferin.

Eine Stadtläuferin ist selten eine gute Hausfrau.

Engl.: A rouk-town is seldom a good house-wife.


[Spaltenumbruch]
Stadtleute.

Stoedloite an Zeisken sein immer eingesperrt.

"In Städten sitzet man in einer festen Mauer beständig eingesperrt, wie Zeisken im Gebauer." (Keller, 175a.)


Stadtmauer.

* Er kann kaum aus der Stadtmauer heraussehen. - Hügel, 154b.

Stoadmauer nennt man in Wien einen hohen, steifen Halskragen.


Stadtplage.

* Sie ist eine Stadtplage. - Herberger, Hertzpostille, II, 557.


Stadtrath.

Wann der Stadtrath will schenken Wein, der Bürgermeister Metzger sein, und die Rathsherrn bachen Brodt, ob das gemein Volk nit leidet Noth?

Der Augsburger Phil. Hainhofer in seinem Reise-Tagebuche um das Jahr 1617, mitgetheilt in den Baltischen Studien, II, 5.


Stadtrecht.

1 Stadtrecht bricht Landrecht; Landrecht bricht gemeines Recht. - Hillebrand, 11, 15; Körte, 5683; Simrock, 9803; Graf, 25, 269.

Im Mittelalter beschränkten sich Land- und Stadtrechte nicht, da jedes seinen besondern, vom andern unabhängigen Wirkungskreis hatte. Erst seit dem 16. Jahrhundert, in welchem die Städte allmählich dem allgemeinen Landesgesetz unterworfen wurden, während sie früher von demselben nicht berührt waren, konnte Stadtrecht Landrecht brechen. "Papst- und Bonzenrecht", sagt I. Weber (Papstthum, I, 407) "brach (und bricht) alles Recht und ist unter allen Rechten das schlimmste." In England gilt die umgekehrte Regel, das "gemeine" Recht steht über dem geschriebenen und soll im Contract vorgehen. (Vgl. L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 80.) In Kronstadt heisst es: Lootsenrecht geht vor Kapitänsrecht. (Altmann V.) Zu erwähnen ist in Bezug auf das obige Sprichwort noch: Amand Christ. Dorn, Progr. in quo veritatem paroemiae: Stadtrecht bricht Landrecht, Kiel 1748.)

2 Stadtrecht ist weltlich Recht. - Graf, 22, 246.

Mhd.: Stadt recht is wertlich recht. (Lappenberg, 101, 21.)

3 Wer Stadtrecht geniesst, soll Stadtrecht gebrauchen. - Graf, 21, 240.

Mhd.: We der stat rehtes ghenüth, der sal der stat rehtes ghebruken. (Göschen, III, 39.)

Dän.: Den som stads-ret vil nyde, bör ei stads-ret at bryde. (Prov. dan., 432.)

4 Wo das rostocker Stadtrecht anfängt, da hört der gesunde Menschenverstand auf.

Twesten in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 20. Mai 1865. Der Professor Weber in Rostock begann seine Vorlesungen über das rostocker Stadtrecht stets mit den Worten: "Meine Herren, jetzt hört die Vernunft auf, und das rostocker Stadtrecht fängt an."


Stadtreise.

Stadtreis' is en Dagreis'. (Altmark.) - Firmenich, III, 122, 12.

Um zu sagen, wie nahe auch die Stadt sein möge, der Bauer brauche zur Hin- und Rückreise immer einen Tag.


Stadtschilling.

* Einem einen Stadtschilling geben.

Der Sinn dieser Redensart ergibt sich wol aus folgender Stelle einer luther'schen Predigt: "Pilatus spricht: Ich will ihm einen Stadtschilling geben und züchtigen lassen." (Luther's Hauspostille, III, 193d.)


Stadtschlingel.

* Es ist ein Stadtschlingel.

"Und haben die grossen Stadtschlingel nicht soviel gelernt, dass sie könnten einen Unterschied machen." (Luther's Werke, VII, 404.)


Stadttrommel.

* Es ist eine Stoadttrommel. - Hügel, 154b.

Von einer geschwätzigen Person, die alles herumträgt und ausschwatzt. Mit Bezug auf öffentliche Bekanntmachung durch Austrommeln.


Stadtzeitung.

* Es ist eine wahre Stadtzeitung.

Frz.: Elle est un vrai bureau d'adresse.


Staf.

* Et geit äwer Stawes. - Dähnert, 456a.

So sagen die Fischer, wenn der Wind so entgegen ist, dass sie mit dem Boote umlegen müssen. Staf oder Stav = ein Stab, eine Stange, eine Fassdaube.


Stafette.

* Eine Stafette nach Speier schicken. - Westermann, 25, 620.

Wer unmässig genossen hat und mit dem Finger den Magen zur Wiedergabe mahnt. (S. Ulm, Ulrich, Speier und Worms.)


[Spaltenumbruch] an jedem neuen Orte ihres einstweiligen Aufenthalts eine neue leichtgläubige Schöne zu täuschen.

Böhm.: Holka bez hocha, ryba bez vody. – Kde obĕd tu milá, kde večeře tu jiná. (Čelakovsky, 243 u. 268.)

Holl.: In elk steedken een ander meedken. (Harrebomée, II, 298a.)


Städtel.

* Er känn sich sein Städtel allein bestehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. er kann ohne fremde Hülfe seine Person, sein Eigenthum vertheidigen. Wird zugerufen, wenn jemand in einem Streite die Partei des Stärkern ergreift.


Städter.

1 De Schtäder gô mät saidene Kleder, se hu de Scholden mät dem Fâider. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 514.

2 De Schtäder ir Hoantrek äs guer e hisch Däng; se verkêfen ir Haiser iber en Wail mät der Boang. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 516.

3 Was die Städtler verschenken, gibt man auf dem Lande umsonst. (Ehingen a. D.) – Birlinger, 476.

4 Wenn die Städter aufs Land kommen, ist's so, als wenn die Füllen aus dem Stall kommen.Frischbier2, 3586.


Städteordnung.

Keine Städteordnung als die Zehngebote.

Böhm.: V desateru božích přikázání jisté a dokonalĕ správy mĕstsé nepřednĕjší spůsob všem lidem a vĕkům představen jest. (Rybicka, 522.)


Stadtfrau.

* Du bist wie die Stadtfrau von Uhwiesen.Kirchhofer, 115, 146.

Von Neuigkeitskrämerinnen, welche alles, was geschieht, erkundigen und verbreiten, wie die Frau von Uhwiesen, welche die Neuigkeiten, die sie in der Stadt hörte, auf dem Lande wieder fleissig auskramte.


Stadtgraben.

*1 Da wird der Stadtgraben wachsen. (Breslau.)

Scherz oder Spott, wenn jemand weint; besonders bei Abschiedscenen.

*2 Mit dem Stadtgraben um die Wette gehen. (Schles.)

Um einen hohen Grad von Faulheit anzuzeigen, da die Bewegung der Stadtgrabenwasser eine sehr träge ist.


Stadthäpeli.

* Sie ist es Stadthäpeli.Sutermeister, 58.


Stadtjunge.

Die Stadtjungen schmeissen mit Sand. (Niederlausitz.)

In der Bedeutung: der Sandmann (s. d.) kommt, es tritt Schläfrigkeit ein, die Augen fallen zu.


Stadtkalb.

* Es ist ein Stadtkalb.Eiselein, 576; Körte, 5686a; Kirchhofer, 115, 146.

So hiessen in Bern sprichwörtlich diejenigen, die kein Gewerbe trieben, und, um sich zu ernähren, nur nach Aemtern trachteten. Als der Säckelmeister Fränkli von seinem öffentlichen Leben dem Rath ernst Nachricht gab, sagte er, er habe bei der Verwaltung seiner Aemter sein Handwerk beibehalten, „dass ich meine Söhne lehrte werken, uf dass sie nit Stadtkälber würden und hernach der Stadt und Landschaft zur Last fallen möchten“.


Stadtkind.

Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe. (Poln.)


Stadtklatsch.

Ein Stadtklatsch dauert drei Tage.

Ein Stadtgespräch macht in kurzer Zeit einem andern Platz.

Holl.: Een stadspraatje duurt maar drie dagen. (Harrebomée, II, 298a.)


Stadtklatsche.

1 Wenn sich die Stadtklatschen zanken, dann kommt die Wahrheit an den Tag.

*2 Das ist eine echte Stadtklatsche.

Frz.: Cette femme est une vraie gazette. (Lendroy, 831.)


Stadtkundig.

Was stadtkundig ist, muss man nicht leugnen. (S. Widerstreben.) – Philippi, I, 11.

Lat.: Adversus solem ne loquitor (merito). (Hauer, Kij; Fischer, 5, 124; Hanzely, 15; Philippi, I, 11.) – Cornicum oculos configere. (Hanzely, 15.)


Stadtläuferin.

Eine Stadtläuferin ist selten eine gute Hausfrau.

Engl.: A rouk-town is seldom a good house-wife.


[Spaltenumbruch]
Stadtleute.

Stoedloite an Zeisken sein immer eingesperrt.

„In Städten sitzet man in einer festen Mauer beständig eingesperrt, wie Zeisken im Gebauer.“ (Keller, 175a.)


Stadtmauer.

* Er kann kaum aus der Stadtmauer heraussehen.Hügel, 154b.

Stoadmauer nennt man in Wien einen hohen, steifen Halskragen.


Stadtplage.

* Sie ist eine Stadtplage.Herberger, Hertzpostille, II, 557.


Stadtrath.

Wann der Stadtrath will schenken Wein, der Bürgermeister Metzger sein, und die Rathsherrn bachen Brodt, ob das gemein Volk nit leidet Noth?

Der Augsburger Phil. Hainhofer in seinem Reise-Tagebuche um das Jahr 1617, mitgetheilt in den Baltischen Studien, II, 5.


Stadtrecht.

1 Stadtrecht bricht Landrecht; Landrecht bricht gemeines Recht.Hillebrand, 11, 15; Körte, 5683; Simrock, 9803; Graf, 25, 269.

Im Mittelalter beschränkten sich Land- und Stadtrechte nicht, da jedes seinen besondern, vom andern unabhängigen Wirkungskreis hatte. Erst seit dem 16. Jahrhundert, in welchem die Städte allmählich dem allgemeinen Landesgesetz unterworfen wurden, während sie früher von demselben nicht berührt waren, konnte Stadtrecht Landrecht brechen. „Papst- und Bonzenrecht“, sagt I. Weber (Papstthum, I, 407) „brach (und bricht) alles Recht und ist unter allen Rechten das schlimmste.“ In England gilt die umgekehrte Regel, das „gemeine“ Recht steht über dem geschriebenen und soll im Contract vorgehen. (Vgl. L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 80.) In Kronstadt heisst es: Lootsenrecht geht vor Kapitänsrecht. (Altmann V.) Zu erwähnen ist in Bezug auf das obige Sprichwort noch: Amand Christ. Dorn, Progr. in quo veritatem paroemiae: Stadtrecht bricht Landrecht, Kiel 1748.)

2 Stadtrecht ist weltlich Recht.Graf, 22, 246.

Mhd.: Stadt recht is wertlich recht. (Lappenberg, 101, 21.)

3 Wer Stadtrecht geniesst, soll Stadtrecht gebrauchen.Graf, 21, 240.

Mhd.: We der stat rehtes ghenüth, der sal der stat rehtes ghebruken. (Göschen, III, 39.)

Dän.: Den som stads-ret vil nyde, bör ei stads-ret at bryde. (Prov. dan., 432.)

4 Wo das rostocker Stadtrecht anfängt, da hört der gesunde Menschenverstand auf.

Twesten in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 20. Mai 1865. Der Professor Weber in Rostock begann seine Vorlesungen über das rostocker Stadtrecht stets mit den Worten: „Meine Herren, jetzt hört die Vernunft auf, und das rostocker Stadtrecht fängt an.“


Stadtreise.

Stadtreis' is en Dagreis'. (Altmark.) – Firmenich, III, 122, 12.

Um zu sagen, wie nahe auch die Stadt sein möge, der Bauer brauche zur Hin- und Rückreise immer einen Tag.


Stadtschilling.

* Einem einen Stadtschilling geben.

Der Sinn dieser Redensart ergibt sich wol aus folgender Stelle einer luther'schen Predigt: „Pilatus spricht: Ich will ihm einen Stadtschilling geben und züchtigen lassen.“ (Luther's Hauspostille, III, 193d.)


Stadtschlingel.

* Es ist ein Stadtschlingel.

„Und haben die grossen Stadtschlingel nicht soviel gelernt, dass sie könnten einen Unterschied machen.“ (Luther's Werke, VII, 404.)


Stadttrommel.

* Es ist eine Stoadttrommel.Hügel, 154b.

Von einer geschwätzigen Person, die alles herumträgt und ausschwatzt. Mit Bezug auf öffentliche Bekanntmachung durch Austrommeln.


Stadtzeitung.

* Es ist eine wahre Stadtzeitung.

Frz.: Elle est un vrai bureau d'adresse.


Staf.

* Et geit äwer Stawes.Dähnert, 456a.

So sagen die Fischer, wenn der Wind so entgegen ist, dass sie mit dem Boote umlegen müssen. Staf oder Stav = ein Stab, eine Stange, eine Fassdaube.


Stafette.

* Eine Stafette nach Speier schicken.Westermann, 25, 620.

Wer unmässig genossen hat und mit dem Finger den Magen zur Wiedergabe mahnt. (S. Ulm, Ulrich, Speier und Worms.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0389" n="[383]"/><cb n="765"/>
an jedem neuen Orte ihres einstweiligen Aufenthalts eine neue leichtgläubige Schöne zu täuschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Holka bez hocha, ryba bez vody. &#x2013; Kde ob&#x0115;d tu milá, kde ve&#x010D;e&#x0159;e tu jiná. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 243 u. 268.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In elk steedken een ander meedken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 298<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Städtel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er känn sich sein Städtel allein bestehen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. er kann ohne fremde Hülfe seine Person, sein Eigenthum vertheidigen. Wird zugerufen, wenn jemand in einem Streite die Partei des Stärkern ergreift.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Städter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Schtäder gô mät saidene Kleder, se hu de Scholden mät dem Fâider.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 514.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De Schtäder ir Hoantrek äs guer e hisch Däng; se verkêfen ir Haiser iber en Wail mät der Boang.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 516.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Was die Städtler verschenken, gibt man auf dem Lande umsonst.</hi> (<hi rendition="#i">Ehingen a. D.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 476.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn die Städter aufs Land kommen, ist's so, als wenn die Füllen aus dem Stall kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3586.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Städteordnung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Keine Städteordnung als die Zehngebote.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: V desateru bo&#x017E;ích p&#x0159;ikázání jisté a dokonal&#x0115; správy m&#x0115;stsé nep&#x0159;edn&#x0115;j&#x0161;í sp&#x016F;sob v&#x0161;em lidem a v&#x0115;k&#x016F;m p&#x0159;edstaven jest. (<hi rendition="#i">Rybicka, 522.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtfrau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Du bist wie die Stadtfrau von Uhwiesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 115, 146.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Neuigkeitskrämerinnen, welche alles, was geschieht, erkundigen und verbreiten, wie die Frau von Uhwiesen, welche die Neuigkeiten, die sie in der Stadt hörte, auf dem Lande wieder fleissig auskramte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtgraben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Da wird der Stadtgraben wachsen.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherz oder Spott, wenn jemand weint; besonders bei Abschiedscenen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Mit dem Stadtgraben um die Wette gehen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um einen hohen Grad von Faulheit anzuzeigen, da die Bewegung der Stadtgrabenwasser eine sehr träge ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadthäpeli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie ist es Stadthäpeli.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 58.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtjunge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Stadtjungen schmeissen mit Sand.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Bedeutung: der  Sandmann (s. d.) kommt, es tritt Schläfrigkeit ein, die Augen fallen zu.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtkalb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Stadtkalb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 576; Körte, 5686<hi rendition="#sup">a</hi>; Kirchhofer, 115, 146.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So hiessen in Bern sprichwörtlich diejenigen, die kein Gewerbe trieben, und, um sich zu ernähren, nur nach Aemtern trachteten. Als der Säckelmeister Fränkli von seinem öffentlichen Leben dem Rath ernst Nachricht gab, sagte er, er habe bei der Verwaltung seiner Aemter sein Handwerk beibehalten, &#x201E;dass ich meine Söhne lehrte werken, uf dass sie nit Stadtkälber würden und hernach der Stadt und Landschaft zur Last fallen möchten&#x201C;.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtkind.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe.</hi> (<hi rendition="#i">Poln.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtklatsch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Stadtklatsch dauert drei Tage.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Stadtgespräch macht in kurzer Zeit einem andern Platz.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een stadspraatje duurt maar drie dagen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 298<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtklatsche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wenn sich die Stadtklatschen zanken, dann kommt die Wahrheit an den Tag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Das ist eine echte Stadtklatsche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cette femme est une vraie gazette. (<hi rendition="#i">Lendroy, 831.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtkundig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was stadtkundig ist, muss man nicht leugnen.</hi> (S.  Widerstreben.) &#x2013; <hi rendition="#i">Philippi, I, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Adversus solem ne loquitor (merito). (<hi rendition="#i">Hauer, Kij; Fischer, 5, 124; Hanzely, 15; Philippi, I, 11.</hi>) &#x2013; Cornicum oculos configere. (<hi rendition="#i">Hanzely, 15.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtläuferin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eine Stadtläuferin ist selten eine gute Hausfrau.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: A rouk-town is seldom a good house-wife.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="766"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Stoedloite an Zeisken sein immer eingesperrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;In Städten sitzet man in einer festen Mauer beständig eingesperrt, wie Zeisken im Gebauer.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 175<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtmauer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er kann kaum aus der Stadtmauer heraussehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hügel, 154<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Stoadmauer nennt man in Wien einen hohen, steifen Halskragen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtplage.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie ist eine Stadtplage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, Hertzpostille, II, 557.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtrath.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wann der Stadtrath will schenken Wein, der Bürgermeister Metzger sein, und die Rathsherrn bachen Brodt, ob das gemein Volk nit leidet Noth?</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Augsburger <hi rendition="#i">Phil. Hainhofer</hi> in seinem <hi rendition="#i">Reise-Tagebuche um das Jahr 1617,</hi> mitgetheilt in den <hi rendition="#i">Baltischen Studien, II,</hi> 5.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtrecht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Stadtrecht bricht Landrecht; Landrecht bricht gemeines Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hillebrand, 11, 15; Körte, 5683; Simrock, 9803; Graf, 25, 269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Mittelalter beschränkten sich Land- und Stadtrechte nicht, da jedes seinen besondern, vom andern unabhängigen Wirkungskreis hatte. Erst seit dem 16. Jahrhundert, in welchem die Städte allmählich dem allgemeinen Landesgesetz unterworfen wurden, während sie früher von demselben nicht berührt waren, konnte Stadtrecht Landrecht brechen. &#x201E;Papst- und Bonzenrecht&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">I. Weber (Papstthum, I, 407)</hi> &#x201E;brach (und bricht) alles Recht und ist unter allen Rechten das schlimmste.&#x201C; In England gilt die umgekehrte Regel, das &#x201E;gemeine&#x201C; Recht steht über dem geschriebenen und soll im Contract vorgehen. (Vgl. <hi rendition="#i">L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 80.</hi>) In Kronstadt heisst es: Lootsenrecht geht vor Kapitänsrecht. (<hi rendition="#i">Altmann V.</hi>) Zu erwähnen ist in Bezug auf das obige Sprichwort noch: <hi rendition="#i">Amand Christ. Dorn, Progr. in quo veritatem paroemiae: Stadtrecht bricht Landrecht,</hi> Kiel 1748.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Stadtrecht ist weltlich Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 22, 246.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Stadt recht is wertlich recht. (<hi rendition="#i">Lappenberg, 101, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer Stadtrecht geniesst, soll Stadtrecht gebrauchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 21, 240.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: We der stat rehtes ghenüth, der sal der stat rehtes ghebruken. (<hi rendition="#i">Göschen, III, 39.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den som stads-ret vil nyde, bör ei stads-ret at bryde. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 432.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wo das rostocker Stadtrecht anfängt, da hört der gesunde Menschenverstand auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Twesten in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 20. Mai 1865. Der Professor Weber in Rostock begann seine Vorlesungen über das rostocker Stadtrecht stets mit den Worten: &#x201E;Meine Herren, jetzt hört die Vernunft auf, und das rostocker Stadtrecht fängt an.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtreise.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Stadtreis' is en Dagreis'.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 122, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, wie nahe auch die Stadt sein möge, der Bauer brauche zur Hin- und Rückreise immer einen Tag.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtschilling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einem einen Stadtschilling geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Sinn dieser Redensart ergibt sich wol aus folgender Stelle einer luther'schen Predigt: &#x201E;Pilatus spricht: Ich will ihm einen Stadtschilling geben und züchtigen lassen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Hauspostille, III, 193<hi rendition="#sup">d</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtschlingel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Stadtschlingel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Und haben die grossen Stadtschlingel nicht soviel gelernt, dass sie könnten einen Unterschied machen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VII, 404.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadttrommel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist eine Stoadttrommel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hügel, 154<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einer geschwätzigen Person, die alles herumträgt und ausschwatzt. Mit Bezug auf öffentliche Bekanntmachung durch Austrommeln.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtzeitung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist eine wahre Stadtzeitung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Elle est un vrai bureau d'adresse.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Staf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Et geit äwer Stawes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 456<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagen die Fischer, wenn der Wind so entgegen ist, dass sie mit dem Boote umlegen müssen. Staf oder Stav = ein Stab, eine Stange, eine Fassdaube.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stafette.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Eine Stafette nach Speier schicken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Westermann, 25, 620.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer unmässig genossen hat und mit dem Finger den Magen zur Wiedergabe mahnt. (S.  Ulm,  Ulrich,  Speier und  Worms.)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[383]/0389] an jedem neuen Orte ihres einstweiligen Aufenthalts eine neue leichtgläubige Schöne zu täuschen. Böhm.: Holka bez hocha, ryba bez vody. – Kde obĕd tu milá, kde večeře tu jiná. (Čelakovsky, 243 u. 268.) Holl.: In elk steedken een ander meedken. (Harrebomée, II, 298a.) Städtel. * Er känn sich sein Städtel allein bestehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) D. h. er kann ohne fremde Hülfe seine Person, sein Eigenthum vertheidigen. Wird zugerufen, wenn jemand in einem Streite die Partei des Stärkern ergreift. Städter. 1 De Schtäder gô mät saidene Kleder, se hu de Scholden mät dem Fâider. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 514. 2 De Schtäder ir Hoantrek äs guer e hisch Däng; se verkêfen ir Haiser iber en Wail mät der Boang. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 516. 3 Was die Städtler verschenken, gibt man auf dem Lande umsonst. (Ehingen a. D.) – Birlinger, 476. 4 Wenn die Städter aufs Land kommen, ist's so, als wenn die Füllen aus dem Stall kommen. – Frischbier2, 3586. Städteordnung. Keine Städteordnung als die Zehngebote. Böhm.: V desateru božích přikázání jisté a dokonalĕ správy mĕstsé nepřednĕjší spůsob všem lidem a vĕkům představen jest. (Rybicka, 522.) Stadtfrau. * Du bist wie die Stadtfrau von Uhwiesen. – Kirchhofer, 115, 146. Von Neuigkeitskrämerinnen, welche alles, was geschieht, erkundigen und verbreiten, wie die Frau von Uhwiesen, welche die Neuigkeiten, die sie in der Stadt hörte, auf dem Lande wieder fleissig auskramte. Stadtgraben. *1 Da wird der Stadtgraben wachsen. (Breslau.) Scherz oder Spott, wenn jemand weint; besonders bei Abschiedscenen. *2 Mit dem Stadtgraben um die Wette gehen. (Schles.) Um einen hohen Grad von Faulheit anzuzeigen, da die Bewegung der Stadtgrabenwasser eine sehr träge ist. Stadthäpeli. * Sie ist es Stadthäpeli. – Sutermeister, 58. Stadtjunge. Die Stadtjungen schmeissen mit Sand. (Niederlausitz.) In der Bedeutung: der Sandmann (s. d.) kommt, es tritt Schläfrigkeit ein, die Augen fallen zu. Stadtkalb. * Es ist ein Stadtkalb. – Eiselein, 576; Körte, 5686a; Kirchhofer, 115, 146. So hiessen in Bern sprichwörtlich diejenigen, die kein Gewerbe trieben, und, um sich zu ernähren, nur nach Aemtern trachteten. Als der Säckelmeister Fränkli von seinem öffentlichen Leben dem Rath ernst Nachricht gab, sagte er, er habe bei der Verwaltung seiner Aemter sein Handwerk beibehalten, „dass ich meine Söhne lehrte werken, uf dass sie nit Stadtkälber würden und hernach der Stadt und Landschaft zur Last fallen möchten“. Stadtkind. Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe. (Poln.) Stadtklatsch. Ein Stadtklatsch dauert drei Tage. Ein Stadtgespräch macht in kurzer Zeit einem andern Platz. Holl.: Een stadspraatje duurt maar drie dagen. (Harrebomée, II, 298a.) Stadtklatsche. 1 Wenn sich die Stadtklatschen zanken, dann kommt die Wahrheit an den Tag. *2 Das ist eine echte Stadtklatsche. Frz.: Cette femme est une vraie gazette. (Lendroy, 831.) Stadtkundig. Was stadtkundig ist, muss man nicht leugnen. (S. Widerstreben.) – Philippi, I, 11. Lat.: Adversus solem ne loquitor (merito). (Hauer, Kij; Fischer, 5, 124; Hanzely, 15; Philippi, I, 11.) – Cornicum oculos configere. (Hanzely, 15.) Stadtläuferin. Eine Stadtläuferin ist selten eine gute Hausfrau. Engl.: A rouk-town is seldom a good house-wife. Stadtleute. Stoedloite an Zeisken sein immer eingesperrt. „In Städten sitzet man in einer festen Mauer beständig eingesperrt, wie Zeisken im Gebauer.“ (Keller, 175a.) Stadtmauer. * Er kann kaum aus der Stadtmauer heraussehen. – Hügel, 154b. Stoadmauer nennt man in Wien einen hohen, steifen Halskragen. Stadtplage. * Sie ist eine Stadtplage. – Herberger, Hertzpostille, II, 557. Stadtrath. Wann der Stadtrath will schenken Wein, der Bürgermeister Metzger sein, und die Rathsherrn bachen Brodt, ob das gemein Volk nit leidet Noth? Der Augsburger Phil. Hainhofer in seinem Reise-Tagebuche um das Jahr 1617, mitgetheilt in den Baltischen Studien, II, 5. Stadtrecht. 1 Stadtrecht bricht Landrecht; Landrecht bricht gemeines Recht. – Hillebrand, 11, 15; Körte, 5683; Simrock, 9803; Graf, 25, 269. Im Mittelalter beschränkten sich Land- und Stadtrechte nicht, da jedes seinen besondern, vom andern unabhängigen Wirkungskreis hatte. Erst seit dem 16. Jahrhundert, in welchem die Städte allmählich dem allgemeinen Landesgesetz unterworfen wurden, während sie früher von demselben nicht berührt waren, konnte Stadtrecht Landrecht brechen. „Papst- und Bonzenrecht“, sagt I. Weber (Papstthum, I, 407) „brach (und bricht) alles Recht und ist unter allen Rechten das schlimmste.“ In England gilt die umgekehrte Regel, das „gemeine“ Recht steht über dem geschriebenen und soll im Contract vorgehen. (Vgl. L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 80.) In Kronstadt heisst es: Lootsenrecht geht vor Kapitänsrecht. (Altmann V.) Zu erwähnen ist in Bezug auf das obige Sprichwort noch: Amand Christ. Dorn, Progr. in quo veritatem paroemiae: Stadtrecht bricht Landrecht, Kiel 1748.) 2 Stadtrecht ist weltlich Recht. – Graf, 22, 246. Mhd.: Stadt recht is wertlich recht. (Lappenberg, 101, 21.) 3 Wer Stadtrecht geniesst, soll Stadtrecht gebrauchen. – Graf, 21, 240. Mhd.: We der stat rehtes ghenüth, der sal der stat rehtes ghebruken. (Göschen, III, 39.) Dän.: Den som stads-ret vil nyde, bör ei stads-ret at bryde. (Prov. dan., 432.) 4 Wo das rostocker Stadtrecht anfängt, da hört der gesunde Menschenverstand auf. Twesten in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 20. Mai 1865. Der Professor Weber in Rostock begann seine Vorlesungen über das rostocker Stadtrecht stets mit den Worten: „Meine Herren, jetzt hört die Vernunft auf, und das rostocker Stadtrecht fängt an.“ Stadtreise. Stadtreis' is en Dagreis'. (Altmark.) – Firmenich, III, 122, 12. Um zu sagen, wie nahe auch die Stadt sein möge, der Bauer brauche zur Hin- und Rückreise immer einen Tag. Stadtschilling. * Einem einen Stadtschilling geben. Der Sinn dieser Redensart ergibt sich wol aus folgender Stelle einer luther'schen Predigt: „Pilatus spricht: Ich will ihm einen Stadtschilling geben und züchtigen lassen.“ (Luther's Hauspostille, III, 193d.) Stadtschlingel. * Es ist ein Stadtschlingel. „Und haben die grossen Stadtschlingel nicht soviel gelernt, dass sie könnten einen Unterschied machen.“ (Luther's Werke, VII, 404.) Stadttrommel. * Es ist eine Stoadttrommel. – Hügel, 154b. Von einer geschwätzigen Person, die alles herumträgt und ausschwatzt. Mit Bezug auf öffentliche Bekanntmachung durch Austrommeln. Stadtzeitung. * Es ist eine wahre Stadtzeitung. Frz.: Elle est un vrai bureau d'adresse. Staf. * Et geit äwer Stawes. – Dähnert, 456a. So sagen die Fischer, wenn der Wind so entgegen ist, dass sie mit dem Boote umlegen müssen. Staf oder Stav = ein Stab, eine Stange, eine Fassdaube. Stafette. * Eine Stafette nach Speier schicken. – Westermann, 25, 620. Wer unmässig genossen hat und mit dem Finger den Magen zur Wiedergabe mahnt. (S. Ulm, Ulrich, Speier und Worms.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/389
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [383]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/389>, abgerufen am 30.04.2024.