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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] vnd semlig war in schuhen nit verbergen gar." (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 70.)

Lat.: Hoec tria vix occultari possunt: stramen in calceo, fusum in sacco, et meretrix in cubiculo. (Eiselein, 582.)

Poln.: Nie zatai sie szyel lo w worze.

24 Stroh auf den Mist geworfen, ist keine Verschwendung.

25 Stroh auf Mist gestreut, hat keinem jemals noch gereut. - Wunderlich, 49.

26 Stroh entbrennt beim Feuer, Vorwitz macht die Jungfern theuer. - Gaal, 1479; Simrock, 9978.

27 Stroh gibt grössere Haufen als Korn.

Frz.: Il y a plus de baille que de grains. (Leroux, I, 54.)

28 Stroh in den Ossen un Röven in den Bauern. (Holst.) - Schütze, IV, 213.

In dem Sinne: Jedem das Seine.

29 Stroh in Schuhen und Liebe im Herzen gucken überall heraus. - Mayer, II, 33; Simrock, 6444; Braun, I, 2339.

30 Stroh ist dem Esel lieber als Blumen und Bonmot.

31 Stroh ist Gold, Körner sind Silber, Heu ist Kupfer. (Frankenwald.)

32 Stroh ist länger wie Hä. (Schles.)

Volksthümliche Erwiderung auf ein dumm fragendes "Hä!" Wortspiel mit Heu, das ebenfalls in der Bauernsprache "Hä" lautet.

33 Stroh macht den Acker froh. - Boebel, 132.

34 Stroh macht den Acker froh, Nadeln sind nicht zu tadeln, Moch geht immer noch, Laub macht den Acker taub. (Provinz Sachsen.)

35 Stroh muss man nicht zum Feuer legen.

It.: Non ista bene la paglia appresso il fuoco. (Gaal, 1479.)

Lat.: Stipulae ignem admovere non tutum. (Gaal 1479.)

36 Stroh nahe am Feuer thut niemals gut.

37 Stroh und Feuer gethan zusammen, geben leichtlich grosse Flammen.

38 Stroh und Heu geben magern Brei. - Wunderlich, 8.

Schlecht Futter, wenig Butter.

39 Stroh vom Feuer! - Simrock, 9977.

Warnung, wenn das weibliche Dienstpersonal sich zu sehr mit dem männlichen Geschlecht vertraut macht.

40 Ual Stre as so gud üsch ual Jil. - Johansen, 152; für Amrum.: Haupt, VIII, 369, 315.

Alt Stroh ist so gut wie alt Geld.

41 Viel stroh, wenig korn. - Gruter, I, 69; Eyering, III, 355; Petri, II, 575; Lehmann, 714, 4 u. 806, 6; Eiselein, 582; Egenolff, 334a; Simrock, 9980; Körte, 5773; Lohrengel, I, 682; Masson, 136.

Engl.: Much bran and little meal.

Port.: Muita palha e pouco grao. (Bohn I, 254.)

Schwed.: Mycken halm och lijter korn. (Grubb, 539.)

42 Wenn Stroh im Kopfe, hat kein Verstand darin. Platz.

43 Wer mit Stroh feuert, hat den Rauch zum besten.

44 Wer mit Stroh schwanger geht, der gebiert Stoppeln. - Petri, II, 737; Fischer, Psalter, 12b.

45 Wer sein Stroh thut verkaufen, wird bald müssen vom Hofe laufen. - Wunderlich, 10.

"Du klagst, dass dir die Streu für deine Rinder fehle, ei, ei wie dumm; schaffe Moos und Flechten in die Ställe!" (Wunderlich, 10.)

46 Wer sich zwischen stro vnd feur leget, der brennt sich gern. - Tappius, 238a; Lehmann, II, 851, 337; Henisch, 502, 28; Petri, II, 765; Simrock, 9979.

47 Wer von Stroh ist, muss sich vor dem Feuer hüten.

Engl.: Who has skirts of straw needs fear the fire.

48 Wo Straü is, da is ok Korn. (Westf.)

49 Wo stro oder schwefel bei fewr kompt, so brents. - Franck, II, 197b; Henisch, 502, 34; Lehmann, II, 858, 456.

50 Wo Stro un Füer tohope (zusammen) komet, da fenget et an te brennen. (S. Feuer 107, 128-130 u. 322.) - Schambach, II, 608.

Mhd.: Swer stro nahe zem fiure tuot, zundet er sich an. (Morolf.) - Wan sich ein stro bei fiure gerne enbrennet. [Spaltenumbruch] (Titurel.) - Ein stro, daz bei dem fiure lit, daz wirt enzundet sanfter an, denn ob ez verre dort hin dan von im gelegen waere. (Troj. Krieg.) (Zingerle, 143.)

Dän.: Legges halm til ilden, da ryger eller braender den. (Prov. dan., 381.)

51 Wo Stroh ist, da pflegt auch Korn zu sein. - Petri, II, 816.

*52 Ah wat, stro in de os. - Lübben.

*53 Aufs Stroh kommen.

"Josua hat mit der Posaunen Schall die starken Mauern der festen Stadt Jericho zu Boden geworfen; als er aber vor das kleine Städtchen Ai gerückt ist, da ist er aufs Stroh gekommen." (Parömiakon, 869.)

*54 Aus dem Stroh ist er heraus und Heu hat er nicht bekommen.

*55 Da kommt Stroh druf.

In Berlin für: Das ist schon längst vergessen. (Trachsel, 55.)

*56 Das hesst ler Stroh gedrosch'n! - Tendlau, 74.

*57 Das ist ein leer Stro. - Mathesy, 132a.

*58 Das ist nicht von Stroh.

Holl.: Dat is niet van stroo. (Harrebomee, II, 315b.)

*59 Das lange Stroh ist wohlfeil geworden.

Sagt man in Holland von grünen Burschen, die sich eine Tabackspfeife oder Cigarre in den Mund stecken und dampfen.

Holl.: Het lange stroo is goed koop geworden. (Harrebomee, II, 315b.)

*60 Das Stroh aus der Wiege hängt ihm noch am Arsche.

Er ist ein unreifer Bursche.

Holl.: Hij heeft het stroo van de wieg nog aan zien gat. (Harrebomee, II, 316a.)

*61 Das Stroh mit einem brechen.

"Strohhalm und Aehre galten bei den Alemannen als Rechtssymbol. Den Halm einer Kornähre brachen und vereinigten die altrömischen Brautpaare zum Zeichen des Eheabschlusses und nannten diese Feierlichkeit nach der dabei verwendeten Stoppel stipulatio. - Indische, an alter Sitte haftende Bergbewohner lassen bei Schliessung ihrer Verträge einen Strohhalm zwischen beiden Theilen brechen, und dieselbe Rechtsform war auch den Deutschen gemeinsam. Schon den Celten war das Stroh heilig. Brich das Stroh mit ihm, sagt heute noch der englische Celte dem, welchem er rathen will, die Verbindung mit einem andern abzubrechen." (Rochholz, Altdeutsches Bürgerleben, S. 98.)

*62 Das Stroh schonen un bi Flass back'n. - Eichwald, 1859.

*63 Das Stroh sparen und bei Flachs backen.

Die Russen: Das Stroh sammeln und die Körner verschütten.

*64 Die fressen einem 's Strau ab' em Dach. (Schweiz.)

*65 Du drischt lär stroe. - Hauer, Miij2.

Lat.: Ex paleis inanibus trituram. (Philippi, I, 144.) - Inanes culmos excussisti. (Hauer, Miij.) - Utrem mergis vento plenum. (Philippi, II, 239.)

*66 Einem Stroh auf dem Wege legen.

*67 Einem Stroh in den Bart flechten.

*68 Er gid em nid Strau in d' Schuh. (Luzern.)

*69 Er hat nicht so viel Stroh, um seine Läuse zu verbrennen.

*70 Er hat sein Stroh in den Schuhen.

Seinen Schnitt gemacht.

*71 Er hat sich mit (am) Stroh hinausgewunden.

Von einem, der jemand überlistet oder sich aus einer verwickelten Angelegenheit mit Leichtigkeit herausgewickelt hat. Die Entstehung verdankt diese Redensart einem scherzhaften Vorfalle. Peter Smolik, der am Hofe der polnischen Könige Stephan und Sigmund III. lebte, hatte sich manche Spässe gegen die Höflinge erlaubt, die, um ihn dafür zu züchtigen, mit ihm in einen Weinkeller gingen und erklärten, er würde eher nicht herauskommen, bis sie zusammen ein grosses Fass Wein ausgetrunken und er es bezahlt habe. Es wurde Stroh in den Keller gebreitet als Lager. Nach einigen Tagen sagte er, er getraue sich aus Stroh ein Seil zu drehen, so stark, dass er damit jeden von ihnen in die Höhe ziehen kann. Man gestattete dies. Er drehte, gelangte endlich zur Kellerthür hinaus, indem er ihnen gesagt, ja recht fest zu halten, da sie bald die Stärke des Seils erproben würden. Als er draussen war, kam ein Knabe vorbei, dem er ein Goldstück mit dem Auftrage gab, das Seil zuweilen derb zu schütteln, und er ging fort. Als es endlich den Weingesellen im Keller zu lange dauerte, kamen sie hervor, um sich von ihrer Ueberlistung zu überzeugen. (Wurzbach I, 19.)

*72 Er hat (kein) Stroh im Kopf. - Bücking, 268.

[Spaltenumbruch] vnd semlig war in schuhen nit verbergen gar.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 70.)

Lat.: Hoec tria vix occultari possunt: stramen in calceo, fusum in sacco, et meretrix in cubiculo. (Eiselein, 582.)

Poln.: Nie zatai sie szyel ło w worze.

24 Stroh auf den Mist geworfen, ist keine Verschwendung.

25 Stroh auf Mist gestreut, hat keinem jemals noch gereut.Wunderlich, 49.

26 Stroh entbrennt beim Feuer, Vorwitz macht die Jungfern theuer.Gaal, 1479; Simrock, 9978.

27 Stroh gibt grössere Haufen als Korn.

Frz.: Il y a plus de baille que de grains. (Leroux, I, 54.)

28 Stroh in den Ossen un Röven in den Bûern. (Holst.) – Schütze, IV, 213.

In dem Sinne: Jedem das Seine.

29 Stroh in Schuhen und Liebe im Herzen gucken überall heraus.Mayer, II, 33; Simrock, 6444; Braun, I, 2339.

30 Stroh ist dem Esel lieber als Blumen und Bonmot.

31 Stroh ist Gold, Körner sind Silber, Heu ist Kupfer. (Frankenwald.)

32 Stroh ist länger wie Hä. (Schles.)

Volksthümliche Erwiderung auf ein dumm fragendes „Hä!“ Wortspiel mit Heu, das ebenfalls in der Bauernsprache „Hä“ lautet.

33 Stroh macht den Acker froh.Boebel, 132.

34 Stroh macht den Acker froh, Nadeln sind nicht zu tadeln, Moch geht immer noch, Laub macht den Acker taub. (Provinz Sachsen.)

35 Stroh muss man nicht zum Feuer legen.

It.: Non ista bene la paglia appresso il fuoco. (Gaal, 1479.)

Lat.: Stipulae ignem admovere non tutum. (Gaal 1479.)

36 Stroh nahe am Feuer thut niemals gut.

37 Stroh und Feuer gethan zusammen, geben leichtlich grosse Flammen.

38 Stroh und Heu geben magern Brei.Wunderlich, 8.

Schlecht Futter, wenig Butter.

39 Stroh vom Feuer!Simrock, 9977.

Warnung, wenn das weibliche Dienstpersonal sich zu sehr mit dem männlichen Geschlecht vertraut macht.

40 Ual Stre as so gud üsch ual Jil.Johansen, 152; für Amrum.: Haupt, VIII, 369, 315.

Alt Stroh ist so gut wie alt Geld.

41 Viel stroh, wenig korn.Gruter, I, 69; Eyering, III, 355; Petri, II, 575; Lehmann, 714, 4 u. 806, 6; Eiselein, 582; Egenolff, 334a; Simrock, 9980; Körte, 5773; Lohrengel, I, 682; Masson, 136.

Engl.: Much bran and little meal.

Port.: Muita palha e pouco grão. (Bohn I, 254.)

Schwed.: Mycken halm och lijter korn. (Grubb, 539.)

42 Wenn Stroh im Kopfe, hat kein Verstand darin. Platz.

43 Wer mit Stroh feuert, hat den Rauch zum besten.

44 Wer mit Stroh schwanger geht, der gebiert Stoppeln.Petri, II, 737; Fischer, Psalter, 12b.

45 Wer sein Stroh thut verkaufen, wird bald müssen vom Hofe laufen.Wunderlich, 10.

„Du klagst, dass dir die Streu für deine Rinder fehle, ei, ei wie dumm; schaffe Moos und Flechten in die Ställe!“ (Wunderlich, 10.)

46 Wer sich zwischen stro vnd feur leget, der brennt sich gern.Tappius, 238a; Lehmann, II, 851, 337; Henisch, 502, 28; Petri, II, 765; Simrock, 9979.

47 Wer von Stroh ist, muss sich vor dem Feuer hüten.

Engl.: Who has skirts of straw needs fear the fire.

48 Wo Straü is, da is ok Korn. (Westf.)

49 Wo stro oder schwefel bei fewr kompt, so brents.Franck, II, 197b; Henisch, 502, 34; Lehmann, II, 858, 456.

50 Wo Strô un Füer tohope (zusammen) komet, da fenget et an te brennen. (S. Feuer 107, 128-130 u. 322.) – Schambach, II, 608.

Mhd.: Swer strô nâhe zem fiure tuot, zundet er sich an. (Morolf.) – Wan sich ein strô bî fiure gerne enbrennet. [Spaltenumbruch] (Titurel.) – Ein strô, daz bî dem fiure lit, daz wirt enzundet sanfter an, denn ob ez verre dort hin dan von im gelegen waere. (Troj. Krieg.) (Zingerle, 143.)

Dän.: Legges halm til ilden, da ryger eller brænder den. (Prov. dan., 381.)

51 Wo Stroh ist, da pflegt auch Korn zu sein.Petri, II, 816.

*52 Ah wat, stro in de os.Lübben.

*53 Aufs Stroh kommen.

„Josua hat mit der Posaunen Schall die starken Mauern der festen Stadt Jericho zu Boden geworfen; als er aber vor das kleine Städtchen Ai gerückt ist, da ist er aufs Stroh gekommen.“ (Parömiakon, 869.)

*54 Aus dem Stroh ist er heraus und Heu hat er nicht bekommen.

*55 Da kommt Stroh druf.

In Berlin für: Das ist schon längst vergessen. (Trachsel, 55.)

*56 Das hêsst lêr Stroh gedrosch'n!Tendlau, 74.

*57 Das ist ein leer Stro.Mathesy, 132a.

*58 Das ist nicht von Stroh.

Holl.: Dat is niet van stroo. (Harrebomée, II, 315b.)

*59 Das lange Stroh ist wohlfeil geworden.

Sagt man in Holland von grünen Burschen, die sich eine Tabackspfeife oder Cigarre in den Mund stecken und dampfen.

Holl.: Het lange stroo is goed koop geworden. (Harrebomée, II, 315b.)

*60 Das Stroh aus der Wiege hängt ihm noch am Arsche.

Er ist ein unreifer Bursche.

Holl.: Hij heeft het stroo van de wieg nog aan zien gat. (Harrebomée, II, 316a.)

*61 Das Stroh mit einem brechen.

„Strohhalm und Aehre galten bei den Alemannen als Rechtssymbol. Den Halm einer Kornähre brachen und vereinigten die altrömischen Brautpaare zum Zeichen des Eheabschlusses und nannten diese Feierlichkeit nach der dabei verwendeten Stoppel stipulatio. – Indische, an alter Sitte haftende Bergbewohner lassen bei Schliessung ihrer Verträge einen Strohhalm zwischen beiden Theilen brechen, und dieselbe Rechtsform war auch den Deutschen gemeinsam. Schon den Celten war das Stroh heilig. Brich das Stroh mit ihm, sagt heute noch der englische Celte dem, welchem er rathen will, die Verbindung mit einem andern abzubrechen.“ (Rochholz, Altdeutsches Bürgerleben, S. 98.)

*62 Das Stroh schonen un bi Flass back'n.Eichwald, 1859.

*63 Das Stroh sparen und bei Flachs backen.

Die Russen: Das Stroh sammeln und die Körner verschütten.

*64 Die fressen einem 's Strau ab' em Dach. (Schweiz.)

*65 Du drischt lär stroe.Hauer, Miij2.

Lat.: Ex paleis inanibus trituram. (Philippi, I, 144.) – Inanes culmos excussisti. (Hauer, Miij.) – Utrem mergis vento plenum. (Philippi, II, 239.)

*66 Einem Stroh auf dem Wege legen.

*67 Einem Stroh in den Bart flechten.

*68 Er gid em nid Strau in d' Schuh. (Luzern.)

*69 Er hat nicht so viel Stroh, um seine Läuse zu verbrennen.

*70 Er hat sein Stroh in den Schuhen.

Seinen Schnitt gemacht.

*71 Er hat sich mit (am) Stroh hinausgewunden.

Von einem, der jemand überlistet oder sich aus einer verwickelten Angelegenheit mit Leichtigkeit herausgewickelt hat. Die Entstehung verdankt diese Redensart einem scherzhaften Vorfalle. Peter Smolik, der am Hofe der polnischen Könige Stephan und Sigmund III. lebte, hatte sich manche Spässe gegen die Höflinge erlaubt, die, um ihn dafür zu züchtigen, mit ihm in einen Weinkeller gingen und erklärten, er würde eher nicht herauskommen, bis sie zusammen ein grosses Fass Wein ausgetrunken und er es bezahlt habe. Es wurde Stroh in den Keller gebreitet als Lager. Nach einigen Tagen sagte er, er getraue sich aus Stroh ein Seil zu drehen, so stark, dass er damit jeden von ihnen in die Höhe ziehen kann. Man gestattete dies. Er drehte, gelangte endlich zur Kellerthür hinaus, indem er ihnen gesagt, ja recht fest zu halten, da sie bald die Stärke des Seils erproben würden. Als er draussen war, kam ein Knabe vorbei, dem er ein Goldstück mit dem Auftrage gab, das Seil zuweilen derb zu schütteln, und er ging fort. Als es endlich den Weingesellen im Keller zu lange dauerte, kamen sie hervor, um sich von ihrer Ueberlistung zu überzeugen. (Wurzbach I, 19.)

*72 Er hat (kein) Stroh im Kopf.Bücking, 268.

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[[458]/0464] vnd semlig war in schuhen nit verbergen gar.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 70.) Lat.: Hoec tria vix occultari possunt: stramen in calceo, fusum in sacco, et meretrix in cubiculo. (Eiselein, 582.) Poln.: Nie zatai sie szyel ło w worze. 24 Stroh auf den Mist geworfen, ist keine Verschwendung. 25 Stroh auf Mist gestreut, hat keinem jemals noch gereut. – Wunderlich, 49. 26 Stroh entbrennt beim Feuer, Vorwitz macht die Jungfern theuer. – Gaal, 1479; Simrock, 9978. 27 Stroh gibt grössere Haufen als Korn. Frz.: Il y a plus de baille que de grains. (Leroux, I, 54.) 28 Stroh in den Ossen un Röven in den Bûern. (Holst.) – Schütze, IV, 213. In dem Sinne: Jedem das Seine. 29 Stroh in Schuhen und Liebe im Herzen gucken überall heraus. – Mayer, II, 33; Simrock, 6444; Braun, I, 2339. 30 Stroh ist dem Esel lieber als Blumen und Bonmot. 31 Stroh ist Gold, Körner sind Silber, Heu ist Kupfer. (Frankenwald.) 32 Stroh ist länger wie Hä. (Schles.) Volksthümliche Erwiderung auf ein dumm fragendes „Hä!“ Wortspiel mit Heu, das ebenfalls in der Bauernsprache „Hä“ lautet. 33 Stroh macht den Acker froh. – Boebel, 132. 34 Stroh macht den Acker froh, Nadeln sind nicht zu tadeln, Moch geht immer noch, Laub macht den Acker taub. (Provinz Sachsen.) 35 Stroh muss man nicht zum Feuer legen. It.: Non ista bene la paglia appresso il fuoco. (Gaal, 1479.) Lat.: Stipulae ignem admovere non tutum. (Gaal 1479.) 36 Stroh nahe am Feuer thut niemals gut. 37 Stroh und Feuer gethan zusammen, geben leichtlich grosse Flammen. 38 Stroh und Heu geben magern Brei. – Wunderlich, 8. Schlecht Futter, wenig Butter. 39 Stroh vom Feuer! – Simrock, 9977. Warnung, wenn das weibliche Dienstpersonal sich zu sehr mit dem männlichen Geschlecht vertraut macht. 40 Ual Stre as so gud üsch ual Jil. – Johansen, 152; für Amrum.: Haupt, VIII, 369, 315. Alt Stroh ist so gut wie alt Geld. 41 Viel stroh, wenig korn. – Gruter, I, 69; Eyering, III, 355; Petri, II, 575; Lehmann, 714, 4 u. 806, 6; Eiselein, 582; Egenolff, 334a; Simrock, 9980; Körte, 5773; Lohrengel, I, 682; Masson, 136. Engl.: Much bran and little meal. Port.: Muita palha e pouco grão. (Bohn I, 254.) Schwed.: Mycken halm och lijter korn. (Grubb, 539.) 42 Wenn Stroh im Kopfe, hat kein Verstand darin. Platz. 43 Wer mit Stroh feuert, hat den Rauch zum besten. 44 Wer mit Stroh schwanger geht, der gebiert Stoppeln. – Petri, II, 737; Fischer, Psalter, 12b. 45 Wer sein Stroh thut verkaufen, wird bald müssen vom Hofe laufen. – Wunderlich, 10. „Du klagst, dass dir die Streu für deine Rinder fehle, ei, ei wie dumm; schaffe Moos und Flechten in die Ställe!“ (Wunderlich, 10.) 46 Wer sich zwischen stro vnd feur leget, der brennt sich gern. – Tappius, 238a; Lehmann, II, 851, 337; Henisch, 502, 28; Petri, II, 765; Simrock, 9979. 47 Wer von Stroh ist, muss sich vor dem Feuer hüten. Engl.: Who has skirts of straw needs fear the fire. 48 Wo Straü is, da is ok Korn. (Westf.) 49 Wo stro oder schwefel bei fewr kompt, so brents. – Franck, II, 197b; Henisch, 502, 34; Lehmann, II, 858, 456. 50 Wo Strô un Füer tohope (zusammen) komet, da fenget et an te brennen. (S. Feuer 107, 128-130 u. 322.) – Schambach, II, 608. Mhd.: Swer strô nâhe zem fiure tuot, zundet er sich an. (Morolf.) – Wan sich ein strô bî fiure gerne enbrennet. (Titurel.) – Ein strô, daz bî dem fiure lit, daz wirt enzundet sanfter an, denn ob ez verre dort hin dan von im gelegen waere. (Troj. Krieg.) (Zingerle, 143.) Dän.: Legges halm til ilden, da ryger eller brænder den. (Prov. dan., 381.) 51 Wo Stroh ist, da pflegt auch Korn zu sein. – Petri, II, 816. *52 Ah wat, stro in de os. – Lübben. *53 Aufs Stroh kommen. „Josua hat mit der Posaunen Schall die starken Mauern der festen Stadt Jericho zu Boden geworfen; als er aber vor das kleine Städtchen Ai gerückt ist, da ist er aufs Stroh gekommen.“ (Parömiakon, 869.) *54 Aus dem Stroh ist er heraus und Heu hat er nicht bekommen. *55 Da kommt Stroh druf. In Berlin für: Das ist schon längst vergessen. (Trachsel, 55.) *56 Das hêsst lêr Stroh gedrosch'n! – Tendlau, 74. *57 Das ist ein leer Stro. – Mathesy, 132a. *58 Das ist nicht von Stroh. Holl.: Dat is niet van stroo. (Harrebomée, II, 315b.) *59 Das lange Stroh ist wohlfeil geworden. Sagt man in Holland von grünen Burschen, die sich eine Tabackspfeife oder Cigarre in den Mund stecken und dampfen. Holl.: Het lange stroo is goed koop geworden. (Harrebomée, II, 315b.) *60 Das Stroh aus der Wiege hängt ihm noch am Arsche. Er ist ein unreifer Bursche. Holl.: Hij heeft het stroo van de wieg nog aan zien gat. (Harrebomée, II, 316a.) *61 Das Stroh mit einem brechen. „Strohhalm und Aehre galten bei den Alemannen als Rechtssymbol. Den Halm einer Kornähre brachen und vereinigten die altrömischen Brautpaare zum Zeichen des Eheabschlusses und nannten diese Feierlichkeit nach der dabei verwendeten Stoppel stipulatio. – Indische, an alter Sitte haftende Bergbewohner lassen bei Schliessung ihrer Verträge einen Strohhalm zwischen beiden Theilen brechen, und dieselbe Rechtsform war auch den Deutschen gemeinsam. Schon den Celten war das Stroh heilig. Brich das Stroh mit ihm, sagt heute noch der englische Celte dem, welchem er rathen will, die Verbindung mit einem andern abzubrechen.“ (Rochholz, Altdeutsches Bürgerleben, S. 98.) *62 Das Stroh schonen un bi Flass back'n. – Eichwald, 1859. *63 Das Stroh sparen und bei Flachs backen. Die Russen: Das Stroh sammeln und die Körner verschütten. *64 Die fressen einem 's Strau ab' em Dach. (Schweiz.) *65 Du drischt lär stroe. – Hauer, Miij2. Lat.: Ex paleis inanibus trituram. (Philippi, I, 144.) – Inanes culmos excussisti. (Hauer, Miij.) – Utrem mergis vento plenum. (Philippi, II, 239.) *66 Einem Stroh auf dem Wege legen. *67 Einem Stroh in den Bart flechten. *68 Er gid em nid Strau in d' Schuh. (Luzern.) *69 Er hat nicht so viel Stroh, um seine Läuse zu verbrennen. *70 Er hat sein Stroh in den Schuhen. Seinen Schnitt gemacht. *71 Er hat sich mit (am) Stroh hinausgewunden. Von einem, der jemand überlistet oder sich aus einer verwickelten Angelegenheit mit Leichtigkeit herausgewickelt hat. Die Entstehung verdankt diese Redensart einem scherzhaften Vorfalle. Peter Smolik, der am Hofe der polnischen Könige Stephan und Sigmund III. lebte, hatte sich manche Spässe gegen die Höflinge erlaubt, die, um ihn dafür zu züchtigen, mit ihm in einen Weinkeller gingen und erklärten, er würde eher nicht herauskommen, bis sie zusammen ein grosses Fass Wein ausgetrunken und er es bezahlt habe. Es wurde Stroh in den Keller gebreitet als Lager. Nach einigen Tagen sagte er, er getraue sich aus Stroh ein Seil zu drehen, so stark, dass er damit jeden von ihnen in die Höhe ziehen kann. Man gestattete dies. Er drehte, gelangte endlich zur Kellerthür hinaus, indem er ihnen gesagt, ja recht fest zu halten, da sie bald die Stärke des Seils erproben würden. Als er draussen war, kam ein Knabe vorbei, dem er ein Goldstück mit dem Auftrage gab, das Seil zuweilen derb zu schütteln, und er ging fort. Als es endlich den Weingesellen im Keller zu lange dauerte, kamen sie hervor, um sich von ihrer Ueberlistung zu überzeugen. (Wurzbach I, 19.) *72 Er hat (kein) Stroh im Kopf. – Bücking, 268.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/464>, abgerufen am 27.04.2024.