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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 6 Bo der Taun siede (niedrig) is, do will jeder geerne dröwwer. (Waldeck.) (S. Hagen 6, Hecke 18, Knick 1.) - Curtze, 343, 365; für Mecklenburg: Firmenich, I, 73, 5; für Hannover: Schambach, 203; für Iserlohn: Woeste, 79, 334.

Wo der Zaun am niedrigsten ist, steigt man über zu aller Frist. (Froschmeuseler, Cciiiib.)

7 Da der Zaun am niedrigsten ist, wil jedermann vbersteigen. - Lehmann, II, 57, 1.

8 Das muss ein starker Zaun sein, den nicht jede Sau umwühlen soll.

9 De Zöng sen net iweral mät Brotwirschte geflucht. - Schuster, 808.

10 Der eine schlägt auf den Zaun, der andere fängt die Vögel.

Holl.: De een klopt op de hoog, terwijl de ander vogels vangt (of: het nest heeft). (Harrebomee, II, 399b.)

11 Der Zaun der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg thut der Stadt Hildesheim sehr gut. - Pistor., VIII, 98.

Lat.: Hildesiensum civitati valde prodest Ducum Brunsuicensum et Luneburgensum sepimentum.

12 Durch einen zerrissenen Zaun kommt man leicht.

13 Ein eigener Zaun ist besser als ein fremder Garten. - Altmann VI, 503.

14 Ein kriech vber den zavn, die ander herwider, das ist gute gevatterschafft. - Hofmann, 30, 47.

15 Ein niedriger Zaun ist bald übersprungen.

"Des niedrigen Zauns schont man nicht." (Waldis, II, 37, 17.)

16 Ein schlechter Zaun ist besser als gar keiner. - Pestalozzi, X, 81.

17 Ein schlechter Zaun steht am längsten.

Engl.: An ill stake standeth longest. (Bohn II, 11.)

18 Ein starker Zaun soll um die Wiese stehn, worin dein Vieh soll grasen gehn. - Pers. Rosenthal, 357, 43.

19 Ein Zaun dazwischen mag die Lieb' erfrischen. - Eiselein, 655; Simrock, 11989.

Gib auf deine schwachen Seiten acht.

20 Ein zaun weret drey iare (3), ein hund vberweret drey zeune (9), ein pferd drey hunde (27), ein mensch drey pferde (81), ein esel vberlebt drey menschen (243), ein wilde ganss vberlebt drey esel (729), ein kraw vberlebt drey wilde gense (2187), ein hirsch vberlebt drey krawen (6561), ein rab vberlebt drey hirschen (19683), ein Phönix vberlebt neun raben (177147). - Agricola I, 661; Lehmann, II, 132, 216; Gruter, I, 28; Henisch, 748, 54; Egenolff, 253b; Eyering, 203; Sailer, 109; Körte, 7066.

Niemand wird dies buchstäblich verstehen wollen. Das Sprichwort streift hier in das Gebiet der Multiplication, vielleicht will es in tafelartiger Zusammenstellung zugleich auf die ungeheuern Producte verweisen, die aus kleinen Factoren erwachsen. Die vier ersten Stufen finden sich schon in einem Spruche Reinmar's von Zweter, und eine weitere Ausführung im Liederbuch der Hätzlerin, S. LXIX. Wenn es bei Geiler heisst, dass etwas "über den neunten Zaun" gedauert habe, so bedeutet das: über 27 Jahre. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., S. 216.)

Lat.: Ter binos deciesque novem superexit in annos, justa senes centum quos implet vita virorum. (Virgil.) - Hos novies superat vivendo garrula cornix. - Alipedem cervum ter vincit corvus; et illum multiplicat novies Phoenix; reparabilis ales. - Aetas quorundam animalium. (Seps sibi tres annos, tres vult canis improba sepes, tres equus inde canes, tres homo vivit equos.) (Glandorp, I, 36, 195.) - Seps depacta solo potis est tres stare per annos; hanc genus omne canum ter vitae vincit in annis; hos triplo excedit vivendi tempus equorum; tres homo vincit equos, si iusto tempore vivat; et tria saecla hominis transmittit garrula cornix; et quater egreditur cornicis saecula cervus; alipedem cervum ter vincit corvus, at illum multiplicat novies Phoenix reparabilis ales. (Buchler, Gnomol., 17.)

21 Einer hilft dem andern über den Zaun. - Alsatia, 1862-67, 484.

22 Einer muss dem andern halben Zaun geben. - Graf, 84, 105.

Wer sein Grundstück umzäunt, begrenzt dadurch auch das seines Nachbarn. Das obige Sprichwort sagt [Spaltenumbruch] nun, dass die Zaunpflicht gleichheitlich sein soll. Schweiz: "Vnd sell je einer dem andern halben zun gan." (Kothing, 344, 23.)

23 Einer schlägt auf den Zaun, der andere bekommt das Nest.

Von zwei Bewerbern um ein Mädchen, von denen der eine durch Schlauheit den Sieg erhält.

24 Ent uppen Tuen, ennat ucht Kalduen, dät is noech for mi, säd jen Geizhals, un doabi trekt he sich en Hemt an. (Ukermark.) - Engelien, 216, 25.

25 Es hat Mancher einen schönen Zaun in einem öden Garten. - Altmann V, 128.

26 Guck über den Zaun, Nachbar, guck wieder herüber.

27 Hab ich den Zaun zerrissen, so kann ich ihn wieder zumachen. - Klosterspiegel, 41, 16; Simrock, 11987; Alsatia, 1862-67, 485.

Nach Eiselein (655) lässt Geiler Pfaffen diese Redensart gebrauchen, und fügt hinzu: Sie sollen Acht haben, dass ihnen der Teufel nicht den Zaunstecken hole, ehe sie zugemacht.

28 Holl di an 'n Tun, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.)

Ruft man in Königsberg, wo es ebenfalls gebräuchlich ist, Betrunkenen zu. In Neumark: Holt di annen Tuen, deär Himmel is hoech. (Engelien, 221, 121.)

29 Hool di an 'n Taun, den Häwn kanst doch nich rekn.

Halte dich an den Zaun, den Himmel kannst du doch nicht erreichen.

30 Iss, wenn du über den Zaun gestiegen bist.

31 Ist der Zaun vom Damm, dann läuft darüber Schaf und Lamm.

32 Jeder hat genug in seinen eigenen Zäunen zu thun.

Er braucht sich nicht um des Nachbars Hof und Wirthschaft zu bekümmern.

Holl.: Elk heeft genoeg in zijn eigen tuintje te wieden. (Harrebomee, II, 347b.)

33 Kein Zaun ohne Stecken, kein Mensch ohne Flecken.

It.: Non fu mai farina senza semola, ne nocella senza scorzo, ne grano senza paglia, ne uomo senza diffetto. (Gaal, 1131.)

34 Kein Zaun um den Hof, ein schlecht Dach auf dem Hause und eine schwarze Stube, daran erkennt man einen schlechten Bauer. (Sauerland.)

35 Kömmst äwre Taun, böst op de andre Seid. (Litauen.)

36 Kuck vber den Zaun vnd wieder herüber: hilff mir, so helf ich dir wieder. - Petri, II, 427.

"Wenn ein Nachbar allein wil sagen zu mir: Lieber, kuck vber den Zaun, d. i. sihe, wie mirs gehet, hilff vnd rat mir, sey guter Nachbar, er aber wil nicht hören, das ich wieder sage: Lieber, kuck du auch wieder herüber, vnd sey guter Nachbar, da ist der Welt freundschafft aus, denn sie kuckt nicht vber den zaun, wo man nicht wil wieder herüberkucken." (Luther's Werke, VII, 382a.)

37 Lass niemand über dein Zaun steigen. - Lehmann, 71, 26.

38 Legge sick Einer ächtern Tiun un wachte, bis hei umfällt. (Sauerland.)

39 Man grüsst oft den Zaun des Gartens willen. - Simrock, 11990.

Böhm.: Cti Petra pro Pavla. (Celakovsky, 106.)

Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Chaos, 77.)

40 Man kan ehe vber einen Zaun springen, als vber eine hohe Mawer. - Petri, II, 455.

41 Man kann bei einem alten Zaun einen Regen aussitzen. - Petri, II, 454.

42 Man kann keinen Zaun um den Sommer bauen, den der Winter nicht durchbrechen kann.

43 Man kann über den Zaun gelangen und doch nicht im Garten sein. - Altmann VI, 488.

44 Man muss den Zaun grüssen, wenn man in den Garten steigen will.

45 Man muss den Zaun nicht kleiner bauen, als den Garten.

[Spaltenumbruch] 6 Bô der Tûn siede (niedrig) is, dô will jeder geerne dröwwer. (Waldeck.) (S. Hagen 6, Hecke 18, Knick 1.) – Curtze, 343, 365; für Mecklenburg: Firmenich, I, 73, 5; für Hannover: Schambach, 203; für Iserlohn: Woeste, 79, 334.

Wo der Zaun am niedrigsten ist, steigt man über zu aller Frist. (Froschmeuseler, Cciiiib.)

7 Da der Zaun am niedrigsten ist, wil jedermann vbersteigen.Lehmann, II, 57, 1.

8 Das muss ein starker Zaun sein, den nicht jede Sau umwühlen soll.

9 De Zöng sen net iwerâl mät Brôtwirschte geflucht.Schuster, 808.

10 Der eine schlägt auf den Zaun, der andere fängt die Vögel.

Holl.: De een klopt op de hoog, terwijl de ander vogels vangt (of: het nest heeft). (Harrebomée, II, 399b.)

11 Der Zaun der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg thut der Stadt Hildesheim sehr gut.Pistor., VIII, 98.

Lat.: Hildesiensum civitati valde prodest Ducum Brunsuicensum et Luneburgensum sepimentum.

12 Durch einen zerrissenen Zaun kommt man leicht.

13 Ein eigener Zaun ist besser als ein fremder Garten.Altmann VI, 503.

14 Ein kriech vber den zavn, die ander herwider, das ist gute gevatterschafft.Hofmann, 30, 47.

15 Ein niedriger Zaun ist bald übersprungen.

„Des niedrigen Zauns schont man nicht.“ (Waldis, II, 37, 17.)

16 Ein schlechter Zaun ist besser als gar keiner.Pestalozzi, X, 81.

17 Ein schlechter Zaun steht am längsten.

Engl.: An ill stake standeth longest. (Bohn II, 11.)

18 Ein starker Zaun soll um die Wiese stehn, worin dein Vieh soll grasen gehn.Pers. Rosenthal, 357, 43.

19 Ein Zaun dazwischen mag die Lieb' erfrischen.Eiselein, 655; Simrock, 11989.

Gib auf deine schwachen Seiten acht.

20 Ein zaun weret drey iare (3), ein hund vberweret drey zeune (9), ein pferd drey hunde (27), ein mensch drey pferde (81), ein esel vberlebt drey menschen (243), ein wilde ganss vberlebt drey esel (729), ein kraw vberlebt drey wilde gense (2187), ein hirsch vberlebt drey krawen (6561), ein rab vberlebt drey hirschen (19683), ein Phönix vberlebt neun raben (177147).Agricola I, 661; Lehmann, II, 132, 216; Gruter, I, 28; Henisch, 748, 54; Egenolff, 253b; Eyering, 203; Sailer, 109; Körte, 7066.

Niemand wird dies buchstäblich verstehen wollen. Das Sprichwort streift hier in das Gebiet der Multiplication, vielleicht will es in tafelartiger Zusammenstellung zugleich auf die ungeheuern Producte verweisen, die aus kleinen Factoren erwachsen. Die vier ersten Stufen finden sich schon in einem Spruche Reinmar's von Zweter, und eine weitere Ausführung im Liederbuch der Hätzlerin, S. LXIX. Wenn es bei Geiler heisst, dass etwas „über den neunten Zaun“ gedauert habe, so bedeutet das: über 27 Jahre. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., S. 216.)

Lat.: Ter binos deciesque novem superexit in annos, justa senes centum quos implet vita virorum. (Virgil.) – Hos novies superat vivendo garrula cornix. – Alipedem cervum ter vincit corvus; et illum multiplicat novies Phoenix; reparabilis ales. – Aetas quorundam animalium. (Seps sibi tres annos, tres vult canis improba sepes, tres equus inde canes, tres homo vivit equos.) (Glandorp, I, 36, 195.) – Seps depacta solo potis est tres stare per annos; hanc genus omne canum ter vitae vincit in annis; hos triplo excedit vivendi tempus equorum; tres homo vincit equos, si iusto tempore vivat; et tria saecla hominis transmittit garrula cornix; et quater egreditur cornicis saecula cervus; alipedem cervum ter vincit corvus, at illum multiplicat novies Phoenix reparabilis ales. (Buchler, Gnomol., 17.)

21 Einer hilft dem andern über den Zaun.Alsatia, 1862-67, 484.

22 Einer muss dem andern halben Zaun geben.Graf, 84, 105.

Wer sein Grundstück umzäunt, begrenzt dadurch auch das seines Nachbarn. Das obige Sprichwort sagt [Spaltenumbruch] nun, dass die Zaunpflicht gleichheitlich sein soll. Schweiz: „Vnd sell je einer dem andern halben zun gan.“ (Kothing, 344, 23.)

23 Einer schlägt auf den Zaun, der andere bekommt das Nest.

Von zwei Bewerbern um ein Mädchen, von denen der eine durch Schlauheit den Sieg erhält.

24 Ent uppen Tuen, ennat ucht Kalduen, dät is noech fôr mi, säd jen Geizhals, un doabi trekt he sich en Hemt an. (Ukermark.) – Engelien, 216, 25.

25 Es hat Mancher einen schönen Zaun in einem öden Garten.Altmann V, 128.

26 Guck über den Zaun, Nachbar, guck wieder herüber.

27 Hab ich den Zaun zerrissen, so kann ich ihn wieder zumachen.Klosterspiegel, 41, 16; Simrock, 11987; Alsatia, 1862-67, 485.

Nach Eiselein (655) lässt Geiler Pfaffen diese Redensart gebrauchen, und fügt hinzu: Sie sollen Acht haben, dass ihnen der Teufel nicht den Zaunstecken hole, ehe sie zugemacht.

28 Holl di an 'n Tun, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.)

Ruft man in Königsberg, wo es ebenfalls gebräuchlich ist, Betrunkenen zu. In Neumark: Holt di annen Tuen, deär Himmel is hoech. (Engelien, 221, 121.)

29 Hool di an 'n Tûn, den Häwn kanst doch nich rekn.

Halte dich an den Zaun, den Himmel kannst du doch nicht erreichen.

30 Iss, wenn du über den Zaun gestiegen bist.

31 Ist der Zaun vom Damm, dann läuft darüber Schaf und Lamm.

32 Jeder hat genug in seinen eigenen Zäunen zu thun.

Er braucht sich nicht um des Nachbars Hof und Wirthschaft zu bekümmern.

Holl.: Elk heeft genoeg in zijn eigen tuintje te wieden. (Harrebomée, II, 347b.)

33 Kein Zaun ohne Stecken, kein Mensch ohne Flecken.

It.: Non fù mai farina senza semola, nè nocella senza scorzo, nè grano senza paglia, nè uomo senza diffetto. (Gaal, 1131.)

34 Kein Zaun um den Hof, ein schlecht Dach auf dem Hause und eine schwarze Stube, daran erkennt man einen schlechten Bauer. (Sauerland.)

35 Kömmst äwre Tûn, böst op de andre Sîd. (Litauen.)

36 Kuck vber den Zaun vnd wieder herüber: hilff mir, so helf ich dir wieder.Petri, II, 427.

„Wenn ein Nachbar allein wil sagen zu mir: Lieber, kuck vber den Zaun, d. i. sihe, wie mirs gehet, hilff vnd rat mir, sey guter Nachbar, er aber wil nicht hören, das ich wieder sage: Lieber, kuck du auch wieder herüber, vnd sey guter Nachbar, da ist der Welt freundschafft aus, denn sie kuckt nicht vber den zaun, wo man nicht wil wieder herüberkucken.“ (Luther's Werke, VII, 382a.)

37 Lass niemand über dein Zaun steigen.Lehmann, 71, 26.

38 Legge sick Einer ächtern Tiun un wachte, bis hei umfällt. (Sauerland.)

39 Man grüsst oft den Zaun des Gartens willen.Simrock, 11990.

Böhm.: Cti Petra pro Pavla. (Čelakovsky, 106.)

Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Chaos, 77.)

40 Man kan ehe vber einen Zaun springen, als vber eine hohe Mawer.Petri, II, 455.

41 Man kann bei einem alten Zaun einen Regen aussitzen.Petri, II, 454.

42 Man kann keinen Zaun um den Sommer bauen, den der Winter nicht durchbrechen kann.

43 Man kann über den Zaun gelangen und doch nicht im Garten sein.Altmann VI, 488.

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[[254]/0266] 6 Bô der Tûn siede (niedrig) is, dô will jeder geerne dröwwer. (Waldeck.) (S. Hagen 6, Hecke 18, Knick 1.) – Curtze, 343, 365; für Mecklenburg: Firmenich, I, 73, 5; für Hannover: Schambach, 203; für Iserlohn: Woeste, 79, 334. Wo der Zaun am niedrigsten ist, steigt man über zu aller Frist. (Froschmeuseler, Cciiiib.) 7 Da der Zaun am niedrigsten ist, wil jedermann vbersteigen. – Lehmann, II, 57, 1. 8 Das muss ein starker Zaun sein, den nicht jede Sau umwühlen soll. 9 De Zöng sen net iwerâl mät Brôtwirschte geflucht. – Schuster, 808. 10 Der eine schlägt auf den Zaun, der andere fängt die Vögel. Holl.: De een klopt op de hoog, terwijl de ander vogels vangt (of: het nest heeft). (Harrebomée, II, 399b.) 11 Der Zaun der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg thut der Stadt Hildesheim sehr gut. – Pistor., VIII, 98. Lat.: Hildesiensum civitati valde prodest Ducum Brunsuicensum et Luneburgensum sepimentum. 12 Durch einen zerrissenen Zaun kommt man leicht. 13 Ein eigener Zaun ist besser als ein fremder Garten. – Altmann VI, 503. 14 Ein kriech vber den zavn, die ander herwider, das ist gute gevatterschafft. – Hofmann, 30, 47. 15 Ein niedriger Zaun ist bald übersprungen. „Des niedrigen Zauns schont man nicht.“ (Waldis, II, 37, 17.) 16 Ein schlechter Zaun ist besser als gar keiner. – Pestalozzi, X, 81. 17 Ein schlechter Zaun steht am längsten. Engl.: An ill stake standeth longest. (Bohn II, 11.) 18 Ein starker Zaun soll um die Wiese stehn, worin dein Vieh soll grasen gehn. – Pers. Rosenthal, 357, 43. 19 Ein Zaun dazwischen mag die Lieb' erfrischen. – Eiselein, 655; Simrock, 11989. Gib auf deine schwachen Seiten acht. 20 Ein zaun weret drey iare (3), ein hund vberweret drey zeune (9), ein pferd drey hunde (27), ein mensch drey pferde (81), ein esel vberlebt drey menschen (243), ein wilde ganss vberlebt drey esel (729), ein kraw vberlebt drey wilde gense (2187), ein hirsch vberlebt drey krawen (6561), ein rab vberlebt drey hirschen (19683), ein Phönix vberlebt neun raben (177147). – Agricola I, 661; Lehmann, II, 132, 216; Gruter, I, 28; Henisch, 748, 54; Egenolff, 253b; Eyering, 203; Sailer, 109; Körte, 7066. Niemand wird dies buchstäblich verstehen wollen. Das Sprichwort streift hier in das Gebiet der Multiplication, vielleicht will es in tafelartiger Zusammenstellung zugleich auf die ungeheuern Producte verweisen, die aus kleinen Factoren erwachsen. Die vier ersten Stufen finden sich schon in einem Spruche Reinmar's von Zweter, und eine weitere Ausführung im Liederbuch der Hätzlerin, S. LXIX. Wenn es bei Geiler heisst, dass etwas „über den neunten Zaun“ gedauert habe, so bedeutet das: über 27 Jahre. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., S. 216.) Lat.: Ter binos deciesque novem superexit in annos, justa senes centum quos implet vita virorum. (Virgil.) – Hos novies superat vivendo garrula cornix. – Alipedem cervum ter vincit corvus; et illum multiplicat novies Phoenix; reparabilis ales. – Aetas quorundam animalium. (Seps sibi tres annos, tres vult canis improba sepes, tres equus inde canes, tres homo vivit equos.) (Glandorp, I, 36, 195.) – Seps depacta solo potis est tres stare per annos; hanc genus omne canum ter vitae vincit in annis; hos triplo excedit vivendi tempus equorum; tres homo vincit equos, si iusto tempore vivat; et tria saecla hominis transmittit garrula cornix; et quater egreditur cornicis saecula cervus; alipedem cervum ter vincit corvus, at illum multiplicat novies Phoenix reparabilis ales. (Buchler, Gnomol., 17.) 21 Einer hilft dem andern über den Zaun. – Alsatia, 1862-67, 484. 22 Einer muss dem andern halben Zaun geben. – Graf, 84, 105. Wer sein Grundstück umzäunt, begrenzt dadurch auch das seines Nachbarn. Das obige Sprichwort sagt nun, dass die Zaunpflicht gleichheitlich sein soll. Schweiz: „Vnd sell je einer dem andern halben zun gan.“ (Kothing, 344, 23.) 23 Einer schlägt auf den Zaun, der andere bekommt das Nest. Von zwei Bewerbern um ein Mädchen, von denen der eine durch Schlauheit den Sieg erhält. 24 Ent uppen Tuen, ennat ucht Kalduen, dät is noech fôr mi, säd jen Geizhals, un doabi trekt he sich en Hemt an. (Ukermark.) – Engelien, 216, 25. 25 Es hat Mancher einen schönen Zaun in einem öden Garten. – Altmann V, 128. 26 Guck über den Zaun, Nachbar, guck wieder herüber. 27 Hab ich den Zaun zerrissen, so kann ich ihn wieder zumachen. – Klosterspiegel, 41, 16; Simrock, 11987; Alsatia, 1862-67, 485. Nach Eiselein (655) lässt Geiler Pfaffen diese Redensart gebrauchen, und fügt hinzu: Sie sollen Acht haben, dass ihnen der Teufel nicht den Zaunstecken hole, ehe sie zugemacht. 28 Holl di an 'n Tun, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.) Ruft man in Königsberg, wo es ebenfalls gebräuchlich ist, Betrunkenen zu. In Neumark: Holt di annen Tuen, deär Himmel is hoech. (Engelien, 221, 121.) 29 Hool di an 'n Tûn, den Häwn kanst doch nich rekn. Halte dich an den Zaun, den Himmel kannst du doch nicht erreichen. 30 Iss, wenn du über den Zaun gestiegen bist. 31 Ist der Zaun vom Damm, dann läuft darüber Schaf und Lamm. 32 Jeder hat genug in seinen eigenen Zäunen zu thun. Er braucht sich nicht um des Nachbars Hof und Wirthschaft zu bekümmern. Holl.: Elk heeft genoeg in zijn eigen tuintje te wieden. (Harrebomée, II, 347b.) 33 Kein Zaun ohne Stecken, kein Mensch ohne Flecken. It.: Non fù mai farina senza semola, nè nocella senza scorzo, nè grano senza paglia, nè uomo senza diffetto. (Gaal, 1131.) 34 Kein Zaun um den Hof, ein schlecht Dach auf dem Hause und eine schwarze Stube, daran erkennt man einen schlechten Bauer. (Sauerland.) 35 Kömmst äwre Tûn, böst op de andre Sîd. (Litauen.) 36 Kuck vber den Zaun vnd wieder herüber: hilff mir, so helf ich dir wieder. – Petri, II, 427. „Wenn ein Nachbar allein wil sagen zu mir: Lieber, kuck vber den Zaun, d. i. sihe, wie mirs gehet, hilff vnd rat mir, sey guter Nachbar, er aber wil nicht hören, das ich wieder sage: Lieber, kuck du auch wieder herüber, vnd sey guter Nachbar, da ist der Welt freundschafft aus, denn sie kuckt nicht vber den zaun, wo man nicht wil wieder herüberkucken.“ (Luther's Werke, VII, 382a.) 37 Lass niemand über dein Zaun steigen. – Lehmann, 71, 26. 38 Legge sick Einer ächtern Tiun un wachte, bis hei umfällt. (Sauerland.) 39 Man grüsst oft den Zaun des Gartens willen. – Simrock, 11990. Böhm.: Cti Petra pro Pavla. (Čelakovsky, 106.) Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Chaos, 77.) 40 Man kan ehe vber einen Zaun springen, als vber eine hohe Mawer. – Petri, II, 455. 41 Man kann bei einem alten Zaun einen Regen aussitzen. – Petri, II, 454. 42 Man kann keinen Zaun um den Sommer bauen, den der Winter nicht durchbrechen kann. 43 Man kann über den Zaun gelangen und doch nicht im Garten sein. – Altmann VI, 488. 44 Man muss den Zaun grüssen, wenn man in den Garten steigen will. 45 Man muss den Zaun nicht kleiner bauen, als den Garten.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/266>, abgerufen am 28.04.2024.