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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Zweites Kapitel. Die Bögen.
nach einer Schablone anfertigen kann; weniger vortheilhaft sind die
Korbbögen. Auch die elliptischen Bögen vermeidet der Construkteur,
da alle Steine eines Bogenschenkels verschiedene Formen und von
einander ganz abweichende Lagerflächen haben, somit sehr viele
Schablonen erforderlich sind. Am einfachsten wird der Segment-
bogen (Fig. 246) construirt, wenn die oberen Kanten der
[Abbildung] Fig. 246.
Steine mit einer Schaaroberfläche horizontal abschließen. Dadurch
entstehen zwar ungleich lange Wölbsteine nach verschiedenen Schablonen,
man vermeidet aber die spitz zulaufenden Kanten an den horizontalen
gegen den Bogen stoßenden Werksteinen, welche beim Transport leicht
abbrechen.

Die Gebäudeunterbauten (Sockel) haben meistens nur kleine Fen-
ster, deren Ueberwölbung mit einigen Steinen geschieht. Fig. 247
zeigt einen solchen Fall, bei dem jeder Bogen nur aus zwei Steinen
besteht. Die Wand selbst hat eine Quaderplattenverblendung, hingegen
das Gewölbe setzt sich aus durchgehenden Blöcken zusammen.

Im Mittelalter pflegten die Steinmetzmeister häufig nur die oberen
Kanten der Wölbsteine gerade zuzurichten und so zu versetzen, wie
Fig. 248 u. 249 angeben. Die Bogenanfänge (b) sind aus großen
Werkstücken hergestellt, während die anderen Bogensteine abwechselnd

Zweites Kapitel. Die Bögen.
nach einer Schablone anfertigen kann; weniger vortheilhaft ſind die
Korbbögen. Auch die elliptiſchen Bögen vermeidet der Conſtrukteur,
da alle Steine eines Bogenſchenkels verſchiedene Formen und von
einander ganz abweichende Lagerflächen haben, ſomit ſehr viele
Schablonen erforderlich ſind. Am einfachſten wird der Segment-
bogen (Fig. 246) conſtruirt, wenn die oberen Kanten der
[Abbildung] Fig. 246.
Steine mit einer Schaaroberfläche horizontal abſchließen. Dadurch
entſtehen zwar ungleich lange Wölbſteine nach verſchiedenen Schablonen,
man vermeidet aber die ſpitz zulaufenden Kanten an den horizontalen
gegen den Bogen ſtoßenden Werkſteinen, welche beim Transport leicht
abbrechen.

Die Gebäudeunterbauten (Sockel) haben meiſtens nur kleine Fen-
ſter, deren Ueberwölbung mit einigen Steinen geſchieht. Fig. 247
zeigt einen ſolchen Fall, bei dem jeder Bogen nur aus zwei Steinen
beſteht. Die Wand ſelbſt hat eine Quaderplattenverblendung, hingegen
das Gewölbe ſetzt ſich aus durchgehenden Blöcken zuſammen.

Im Mittelalter pflegten die Steinmetzmeiſter häufig nur die oberen
Kanten der Wölbſteine gerade zuzurichten und ſo zu verſetzen, wie
Fig. 248 u. 249 angeben. Die Bogenanfänge (b) ſind aus großen
Werkſtücken hergeſtellt, während die anderen Bogenſteine abwechſelnd

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[244/0260] Zweites Kapitel. Die Bögen. nach einer Schablone anfertigen kann; weniger vortheilhaft ſind die Korbbögen. Auch die elliptiſchen Bögen vermeidet der Conſtrukteur, da alle Steine eines Bogenſchenkels verſchiedene Formen und von einander ganz abweichende Lagerflächen haben, ſomit ſehr viele Schablonen erforderlich ſind. Am einfachſten wird der Segment- bogen (Fig. 246) conſtruirt, wenn die oberen Kanten der [Abbildung Fig. 246.] Steine mit einer Schaaroberfläche horizontal abſchließen. Dadurch entſtehen zwar ungleich lange Wölbſteine nach verſchiedenen Schablonen, man vermeidet aber die ſpitz zulaufenden Kanten an den horizontalen gegen den Bogen ſtoßenden Werkſteinen, welche beim Transport leicht abbrechen. Die Gebäudeunterbauten (Sockel) haben meiſtens nur kleine Fen- ſter, deren Ueberwölbung mit einigen Steinen geſchieht. Fig. 247 zeigt einen ſolchen Fall, bei dem jeder Bogen nur aus zwei Steinen beſteht. Die Wand ſelbſt hat eine Quaderplattenverblendung, hingegen das Gewölbe ſetzt ſich aus durchgehenden Blöcken zuſammen. Im Mittelalter pflegten die Steinmetzmeiſter häufig nur die oberen Kanten der Wölbſteine gerade zuzurichten und ſo zu verſetzen, wie Fig. 248 u. 249 angeben. Die Bogenanfänge (b) ſind aus großen Werkſtücken hergeſtellt, während die anderen Bogenſteine abwechſelnd

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/260>, abgerufen am 29.04.2024.