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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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System und Construktion der Spiegelgewölbe.
mäßigen Raume; c d e f ist der Spiegel, der gefunden wird, wenn
der Abstand a b an allen Seiten gleich ist und die Linien c d, c f,
f e und e d mit den Seiten des Raumes parallel liegen.

[Abbildung] Fig. 347.

b) Construktion. Der untere Theil des Spiegelgewölbes wird
seiner Abstammung gemäß "auf den Kuf" gemauert und erscheint als
die Fortsetzung der Wand resp. als große Hohlkehle. Um das Mauer-
werk nicht zu schwächen, wird die Kehle theilweise durch Auskragung
der Ziegeln gebildet. Die Einwölbung des Spiegels geschieht am besten
auf den Schwalbenschwanz mit mindestens 1/36 der Diagonale zur
Stechung (Pfeilhöhe). Bei Bestimmung des Querschnittes eines Spie-
gelgewölbes legt man die Korbbogenlinie zu Grunde, indem man
den Spiegel durch eine gering gebogene Linie aus einem weitentfern-
ten Mittelpunkte ersetzt. In der Regel pflegt man den Spiegel von
der Hohlkehle durch ein kleines Gesims zu trennen, und die gebogene
Spiegelfläche mit Gipsmörtel scheitrecht auszugleichen. Die Einwöl-
bung geschieht auf einer vollständigen Einschalung; auch hängt die
Solidität des Gewölbes hauptsächlich von der sorgfältigen Arbeit
und der Bindekraft des Mörtels ab. Am besten wäre es, zu dem
ganzen Gewölbe nur Cementmörtel zu verwenden.

Die Stärke der Hohlkehlen beträgt meistens 1 Ziegel, die des
Spiegels aber nur 1/2 Stein.

Die genaue Construktion nebst dem Fugenschnitt erkennen wir in
Fig. 348.

Die Einwölbung auf den Kuf findet bis zur Linie a a statt, als-
dann beginnt die Schwalbenschwanzwölbung im Spiegel selbst.

Syſtem und Conſtruktion der Spiegelgewölbe.
mäßigen Raume; c d e f iſt der Spiegel, der gefunden wird, wenn
der Abſtand a b an allen Seiten gleich iſt und die Linien c d, c f,
f e und e d mit den Seiten des Raumes parallel liegen.

[Abbildung] Fig. 347.

b) Conſtruktion. Der untere Theil des Spiegelgewölbes wird
ſeiner Abſtammung gemäß „auf den Kuf“ gemauert und erſcheint als
die Fortſetzung der Wand reſp. als große Hohlkehle. Um das Mauer-
werk nicht zu ſchwächen, wird die Kehle theilweiſe durch Auskragung
der Ziegeln gebildet. Die Einwölbung des Spiegels geſchieht am beſten
auf den Schwalbenſchwanz mit mindeſtens 1/36 der Diagonale zur
Stechung (Pfeilhöhe). Bei Beſtimmung des Querſchnittes eines Spie-
gelgewölbes legt man die Korbbogenlinie zu Grunde, indem man
den Spiegel durch eine gering gebogene Linie aus einem weitentfern-
ten Mittelpunkte erſetzt. In der Regel pflegt man den Spiegel von
der Hohlkehle durch ein kleines Geſims zu trennen, und die gebogene
Spiegelfläche mit Gipsmörtel ſcheitrecht auszugleichen. Die Einwöl-
bung geſchieht auf einer vollſtändigen Einſchalung; auch hängt die
Solidität des Gewölbes hauptſächlich von der ſorgfältigen Arbeit
und der Bindekraft des Mörtels ab. Am beſten wäre es, zu dem
ganzen Gewölbe nur Cementmörtel zu verwenden.

Die Stärke der Hohlkehlen beträgt meiſtens 1 Ziegel, die des
Spiegels aber nur ½ Stein.

Die genaue Conſtruktion nebſt dem Fugenſchnitt erkennen wir in
Fig. 348.

Die Einwölbung auf den Kuf findet bis zur Linie a a ſtatt, als-
dann beginnt die Schwalbenſchwanzwölbung im Spiegel ſelbſt.

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[335/0351] Syſtem und Conſtruktion der Spiegelgewölbe. mäßigen Raume; c d e f iſt der Spiegel, der gefunden wird, wenn der Abſtand a b an allen Seiten gleich iſt und die Linien c d, c f, f e und e d mit den Seiten des Raumes parallel liegen. [Abbildung Fig. 347.] b) Conſtruktion. Der untere Theil des Spiegelgewölbes wird ſeiner Abſtammung gemäß „auf den Kuf“ gemauert und erſcheint als die Fortſetzung der Wand reſp. als große Hohlkehle. Um das Mauer- werk nicht zu ſchwächen, wird die Kehle theilweiſe durch Auskragung der Ziegeln gebildet. Die Einwölbung des Spiegels geſchieht am beſten auf den Schwalbenſchwanz mit mindeſtens 1/36 der Diagonale zur Stechung (Pfeilhöhe). Bei Beſtimmung des Querſchnittes eines Spie- gelgewölbes legt man die Korbbogenlinie zu Grunde, indem man den Spiegel durch eine gering gebogene Linie aus einem weitentfern- ten Mittelpunkte erſetzt. In der Regel pflegt man den Spiegel von der Hohlkehle durch ein kleines Geſims zu trennen, und die gebogene Spiegelfläche mit Gipsmörtel ſcheitrecht auszugleichen. Die Einwöl- bung geſchieht auf einer vollſtändigen Einſchalung; auch hängt die Solidität des Gewölbes hauptſächlich von der ſorgfältigen Arbeit und der Bindekraft des Mörtels ab. Am beſten wäre es, zu dem ganzen Gewölbe nur Cementmörtel zu verwenden. Die Stärke der Hohlkehlen beträgt meiſtens 1 Ziegel, die des Spiegels aber nur ½ Stein. Die genaue Conſtruktion nebſt dem Fugenſchnitt erkennen wir in Fig. 348. Die Einwölbung auf den Kuf findet bis zur Linie a a ſtatt, als- dann beginnt die Schwalbenſchwanzwölbung im Spiegel ſelbſt.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/351>, abgerufen am 30.04.2024.