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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
Was starck ist/ das ist grob.

5. Das schöpsenfleisch ist nett/ doch wann mans essen wil/
So machts im leibe nicht die geister gar subtil/
Der schmack ist auserlesen/
Jndessen ist es doch/
Ein tummes schaaf gewesen/
Und hat den schaafs-kopff noch.
6. Das schweinen-fleisch ist süß/ jedoch mir graut dafür/
Es ist um eine sau gar zu ein garstig thier/
Drum will mirs nicht zu sinne/
Da klebt ein bißgen koth/
Da sitzet eine finne.
Da ist es sonsten roth.
7. Das wilpert ist nicht schlim/ ich hätt es länst bestellt
Doch es bedarff viel speck und kost ein haufen geld/
Das ist mein gröster tadel/
Drum denck ich nicht dahin/
Dieweil ich nicht von adel
Noch groß von mitteln bin.
8. Wiewohl ich tadle nicht das essen gar zu scharff/
Wer nur nicht esel fleisch aus noth gebrauchen darff/
Der wird noch nicht verderben:
Es weist sich manchmahl aus/
Eh man wil hunger sterben/
So fängt man eine mauß/
9. Jetzt geh ich in den kram/ und suche guten rath/
Wer weiß/ wer schon dasfleisch zuvor beschnuppert hat/
Man muß sich doch begnügen/
Es wird doch alls bezahlt/
Und hätten es die fliegen
Gantz sprenglich ausgemahlt.
10. Jch halte/ mancher kriegt ein olle putterie/
Sie

Uberfluͤſſiger gedancken
Was ſtarck iſt/ das iſt grob.

5. Das ſchoͤpſenfleiſch iſt nett/ doch wañ mans eſſen wil/
So machts im leibe nicht die geiſter gar ſubtil/
Der ſchmack iſt auserleſen/
Jndeſſen iſt es doch/
Ein tummes ſchaaf geweſen/
Und hat den ſchaafs-kopff noch.
6. Das ſchweinen-fleiſch iſt ſuͤß/ jedoch mir graut dafuͤr/
Es iſt um eine ſau gar zu ein garſtig thier/
Drum will mirs nicht zu ſinne/
Da klebt ein bißgen koth/
Da ſitzet eine finne.
Da iſt es ſonſten roth.
7. Das wilpert iſt nicht ſchlim/ ich haͤtt es laͤnſt beſtellt
Doch es bedarff viel ſpeck und koſt ein haufen geld/
Das iſt mein groͤſter tadel/
Drum denck ich nicht dahin/
Dieweil ich nicht von adel
Noch groß von mitteln bin.
8. Wiewohl ich tadle nicht das eſſen gar zu ſcharff/
Wer nur nicht eſel fleiſch aus noth gebrauchen darff/
Der wird noch nicht verderben:
Es weiſt ſich manchmahl aus/
Eh man wil hunger ſterben/
So faͤngt man eine mauß/
9. Jetzt geh ich in den kram/ und ſuche guten rath/
Wer weiß/ wer ſchon dasfleiſch zuvor beſchnuppeꝛt hat/
Man muß ſich doch begnuͤgen/
Es wird doch alls bezahlt/
Und haͤtten es die fliegen
Gantz ſprenglich ausgemahlt.
10. Jch halte/ mancher kriegt ein olle putterie/
Sie
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[176/0192] Uberfluͤſſiger gedancken Was ſtarck iſt/ das iſt grob. 5. Das ſchoͤpſenfleiſch iſt nett/ doch wañ mans eſſen wil/ So machts im leibe nicht die geiſter gar ſubtil/ Der ſchmack iſt auserleſen/ Jndeſſen iſt es doch/ Ein tummes ſchaaf geweſen/ Und hat den ſchaafs-kopff noch. 6. Das ſchweinen-fleiſch iſt ſuͤß/ jedoch mir graut dafuͤr/ Es iſt um eine ſau gar zu ein garſtig thier/ Drum will mirs nicht zu ſinne/ Da klebt ein bißgen koth/ Da ſitzet eine finne. Da iſt es ſonſten roth. 7. Das wilpert iſt nicht ſchlim/ ich haͤtt es laͤnſt beſtellt Doch es bedarff viel ſpeck und koſt ein haufen geld/ Das iſt mein groͤſter tadel/ Drum denck ich nicht dahin/ Dieweil ich nicht von adel Noch groß von mitteln bin. 8. Wiewohl ich tadle nicht das eſſen gar zu ſcharff/ Wer nur nicht eſel fleiſch aus noth gebrauchen darff/ Der wird noch nicht verderben: Es weiſt ſich manchmahl aus/ Eh man wil hunger ſterben/ So faͤngt man eine mauß/ 9. Jetzt geh ich in den kram/ und ſuche guten rath/ Wer weiß/ wer ſchon dasfleiſch zuvor beſchnuppeꝛt hat/ Man muß ſich doch begnuͤgen/ Es wird doch alls bezahlt/ Und haͤtten es die fliegen Gantz ſprenglich ausgemahlt. 10. Jch halte/ mancher kriegt ein olle putterie/ Sie

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/192>, abgerufen am 11.05.2024.