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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Weil man doch auff die karrete/
Noch zwey groscheu wagen muß.

Nachsprung.
LUstig ihr mädgen die hochzeit ist aus/
Wandert mit euren bedienten hinauß/
Lasset euch aber beyleibe nicht hertzen/
Gehet fein leise/ die mutter die wacht/
Lasset die kerlen einandermahl schertzen/
Hätten sie vormahls sich lustig gemacht.
2. Gehet geschwinder ihr kindergen ihr/
Leget euch nieder und schlaffet dafür/
Sehet die armen verliebeten schafe/
Sind sie nicht truncken/ sie stehen ja kaum/
Springet inzwischen und tantzet im schlafe
Morgen erzehlet den lustigen traum.
3. Gehet und leget euch immer zur ruh/
Hört ihr noch lange den ständigen zu?
Sehet die mutter die legt sich ans fenster
Nehmet euch besser im finstern in acht:
Wünschet ihr niedlichen gassengespenster
Allerseits eine geruhige nacht.
VIII.
Das umgekehrte kartenspiel.
WAnn wir die eitlen Sachen
Der süssen löffeley
Und etwas kuntbar machen/
So ist die fantasey/
Wo man die warheit sagen will/
Ein umgekehrtes kartenspiel.
2. Ein spieler wirfft die blätter
So eyfrig aus der faust/
Das manchem das geschmetter
Lang in den ohren saußt/
Ein

Weil man doch auff die karrete/
Noch zwey groſcheu wagen muß.

Nachſprung.
LUſtig ihr maͤdgen die hochzeit iſt aus/
Wandert mit euren bedienten hinauß/
Laſſet euch aber beyleibe nicht hertzen/
Gehet fein leiſe/ die mutter die wacht/
Laſſet die kerlen einandermahl ſchertzen/
Haͤtten ſie vormahls ſich luſtig gemacht.
2. Gehet geſchwinder ihr kindergen ihr/
Leget euch nieder und ſchlaffet dafuͤr/
Sehet die armen verliebeten ſchafe/
Sind ſie nicht truncken/ ſie ſtehen ja kaum/
Springet inzwiſchen und tantzet im ſchlafe
Morgen erzehlet den luſtigen traum.
3. Gehet und leget euch immer zur ruh/
Hoͤrt ihr noch lange den ſtaͤndigen zu?
Sehet die mutter die legt ſich ans fenſter
Nehmet euch beſſer im finſtern in acht:
Wuͤnſchet ihr niedlichen gaſſengeſpenſter
Allerſeits eine geruhige nacht.
VIII.
Das umgekehrte kartenſpiel.
WAnn wir die eitlen Sachen
Der ſuͤſſen loͤffeley
Und etwas kuntbar machen/
So iſt die fantaſey/
Wo man die warheit ſagen will/
Ein umgekehrtes kartenſpiel.
2. Ein ſpieler wirfft die blaͤtter
So eyfrig aus der fauſt/
Das manchem das geſchmetter
Lang in den ohren ſaußt/
Ein
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[0028] Weil man doch auff die karrete/ Noch zwey groſcheu wagen muß. Nachſprung. LUſtig ihr maͤdgen die hochzeit iſt aus/ Wandert mit euren bedienten hinauß/ Laſſet euch aber beyleibe nicht hertzen/ Gehet fein leiſe/ die mutter die wacht/ Laſſet die kerlen einandermahl ſchertzen/ Haͤtten ſie vormahls ſich luſtig gemacht. 2. Gehet geſchwinder ihr kindergen ihr/ Leget euch nieder und ſchlaffet dafuͤr/ Sehet die armen verliebeten ſchafe/ Sind ſie nicht truncken/ ſie ſtehen ja kaum/ Springet inzwiſchen und tantzet im ſchlafe Morgen erzehlet den luſtigen traum. 3. Gehet und leget euch immer zur ruh/ Hoͤrt ihr noch lange den ſtaͤndigen zu? Sehet die mutter die legt ſich ans fenſter Nehmet euch beſſer im finſtern in acht: Wuͤnſchet ihr niedlichen gaſſengeſpenſter Allerſeits eine geruhige nacht. VIII. Das umgekehrte kartenſpiel. WAnn wir die eitlen Sachen Der ſuͤſſen loͤffeley Und etwas kuntbar machen/ So iſt die fantaſey/ Wo man die warheit ſagen will/ Ein umgekehrtes kartenſpiel. 2. Ein ſpieler wirfft die blaͤtter So eyfrig aus der fauſt/ Das manchem das geſchmetter Lang in den ohren ſaußt/ Ein

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/28>, abgerufen am 27.04.2024.