Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Der triumphirenden keuschheit
Clar. Und befördere die völlige vereinigung.
Rod. Und lasse das deutsche geblüte in unsern grän-
tzen fruchtbar seyn.
Clar. Und bestätige dessen aufnehmen in ewigkeit.
Fl. Und verbinde uns aufs neue durch diesen hand-
schlag.
(sie geben einander die hände.)
Sibylle/ Melane.
Sib.
NUn ists zeit/ wann wir was erhalten wollen.
Mel. Ach! mein hertz propheceyt mir nichts gu-
tes.
Sib. Die herren werden sich ja schämen/ daß sie ihre
boßheit über das liebe armuth ausschütten werden.
Mel. Jhr seht wohl/ wo der zaun niedrig ist/ da mögen
alle überspringen.
Sib. Es ist freylich wahr/ aber mit klagen wird nichts
ausgericht/ kommt mit/ ich will das wort führen.
Mel. Jch wüste vor grossen jammer nicht ein wört-
gen auffzubringen.
Sib. O allergnädigste Herren/ o/ o! (Sie weint.)
Flor. Was soll dieser auffzug?
Sib. O allergnädigste Herren/ ich bin eine ehrliche
frau/ und das ist auch ein ehrliches mutter-kind/ es
kan uns kein mensch was leichtfertiges nachreden/
wir sind unser lebetag so fromm und so getreu ge-
wesen? daß uns kein mensch mit wiederwillen von
sich gelassen hat.
Rod. Sibille/ ihr machet viel worte/ ihr müsset eine
böse sache haben.
Sib. Freylich ist sie böse/ und kein mensch kan sie wie-
der gut machen/ ausgenommen E. Gn. gnädigste
Herren.
Bel.
Der triumphirenden keuſchheit
Clar. Und befoͤrdere die voͤllige vereinigung.
Rod. Und laſſe das deutſche gebluͤte in unſern graͤn-
tzen fruchtbar ſeyn.
Clar. Und beſtaͤtige deſſen aufnehmen in ewigkeit.
Fl. Und verbinde uns aufs neue durch dieſen hand-
ſchlag.
(ſie geben einander die haͤnde.)
Sibylle/ Melane.
Sib.
NUn iſts zeit/ wann wir was erhalten wollen.
Mel. Ach! mein hertz propheceyt mir nichts gu-
tes.
Sib. Die herren werden ſich ja ſchaͤmen/ daß ſie ihre
boßheit uͤber das liebe armuth ausſchuͤtten werden.
Mel. Jhr ſeht wohl/ wo der zaun niedrig iſt/ da moͤgen
alle uͤberſpringen.
Sib. Es iſt freylich wahr/ aber mit klagen wird nichts
ausgericht/ kommt mit/ ich will das wort fuͤhren.
Mel. Jch wuͤſte vor groſſen jammer nicht ein woͤrt-
gen auffzubringen.
Sib. O allergnaͤdigſte Herren/ o/ o! (Sie weint.)
Flor. Was ſoll dieſer auffzug?
Sib. O allergnaͤdigſte Herren/ ich bin eine ehrliche
frau/ und das iſt auch ein ehrliches mutter-kind/ es
kan uns kein menſch was leichtfertiges nachreden/
wir ſind unſer lebetag ſo fromm und ſo getreu ge-
weſen? daß uns kein menſch mit wiederwillen von
ſich gelaſſen hat.
Rod. Sibille/ ihr machet viel worte/ ihr muͤſſet eine
boͤſe ſache haben.
Sib. Freylich iſt ſie boͤſe/ und kein menſch kan ſie wie-
der gut machen/ ausgenommen E. Gn. gnaͤdigſte
Herren.
Bel.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0286" n="270"/>
          <fw place="top" type="header">Der triumphirenden keu&#x017F;chheit</fw><lb/>
          <sp who="#CL">
            <speaker>Clar.</speaker>
            <p>Und befo&#x0364;rdere die vo&#x0364;llige vereinigung.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROD">
            <speaker>Rod.</speaker>
            <p>Und la&#x017F;&#x017F;e das deut&#x017F;che geblu&#x0364;te in un&#x017F;ern gra&#x0364;n-<lb/>
tzen fruchtbar &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CL">
            <speaker>Clar.</speaker>
            <p>Und be&#x017F;ta&#x0364;tige de&#x017F;&#x017F;en aufnehmen in ewigkeit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL ">
            <speaker>Fl.</speaker>
            <p>Und verbinde uns aufs neue durch die&#x017F;en hand-<lb/>
&#x017F;chlag.</p>
            <stage>(&#x017F;ie geben einander die ha&#x0364;nde.)</stage>
          </sp><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Sibylle/ Melane.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#SIB">
            <speaker> <hi rendition="#c">Sib.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>Un i&#x017F;ts zeit/ wann wir was erhalten wollen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Ach! mein hertz propheceyt mir nichts gu-<lb/>
tes.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIB">
            <speaker>Sib.</speaker>
            <p>Die herren werden &#x017F;ich ja &#x017F;cha&#x0364;men/ daß &#x017F;ie ihre<lb/>
boßheit u&#x0364;ber das liebe armuth aus&#x017F;chu&#x0364;tten werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Jhr &#x017F;eht wohl/ wo der zaun niedrig i&#x017F;t/ da mo&#x0364;gen<lb/>
alle u&#x0364;ber&#x017F;pringen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIB">
            <speaker>Sib.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t freylich wahr/ aber mit klagen wird nichts<lb/>
ausgericht/ kommt mit/ ich will das wort fu&#x0364;hren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Jch wu&#x0364;&#x017F;te vor gro&#x017F;&#x017F;en jammer nicht ein wo&#x0364;rt-<lb/>
gen auffzubringen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIB">
            <speaker>Sib.</speaker>
            <p>O allergna&#x0364;dig&#x017F;te Herren/ o/ o!</p>
            <stage>(Sie weint.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker>Flor.</speaker>
            <p>Was &#x017F;oll die&#x017F;er auffzug?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIB">
            <speaker>Sib.</speaker>
            <p>O allergna&#x0364;dig&#x017F;te Herren/ ich bin eine ehrliche<lb/>
frau/ und das i&#x017F;t auch ein ehrliches mutter-kind/ es<lb/>
kan uns kein men&#x017F;ch was leichtfertiges nachreden/<lb/>
wir &#x017F;ind un&#x017F;er lebetag &#x017F;o fromm und &#x017F;o getreu ge-<lb/>
we&#x017F;en? daß uns kein men&#x017F;ch mit wiederwillen von<lb/>
&#x017F;ich gela&#x017F;&#x017F;en hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROD">
            <speaker>Rod.</speaker>
            <p>Sibille/ ihr machet viel worte/ ihr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et eine<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;ache haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIB">
            <speaker>Sib.</speaker>
            <p>Freylich i&#x017F;t &#x017F;ie bo&#x0364;&#x017F;e/ und kein men&#x017F;ch kan &#x017F;ie wie-<lb/>
der gut machen/ ausgenommen E. Gn. gna&#x0364;dig&#x017F;te<lb/>
Herren.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Bel.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0286] Der triumphirenden keuſchheit Clar. Und befoͤrdere die voͤllige vereinigung. Rod. Und laſſe das deutſche gebluͤte in unſern graͤn- tzen fruchtbar ſeyn. Clar. Und beſtaͤtige deſſen aufnehmen in ewigkeit. Fl. Und verbinde uns aufs neue durch dieſen hand- ſchlag. (ſie geben einander die haͤnde.) Sibylle/ Melane. Sib. NUn iſts zeit/ wann wir was erhalten wollen. Mel. Ach! mein hertz propheceyt mir nichts gu- tes. Sib. Die herren werden ſich ja ſchaͤmen/ daß ſie ihre boßheit uͤber das liebe armuth ausſchuͤtten werden. Mel. Jhr ſeht wohl/ wo der zaun niedrig iſt/ da moͤgen alle uͤberſpringen. Sib. Es iſt freylich wahr/ aber mit klagen wird nichts ausgericht/ kommt mit/ ich will das wort fuͤhren. Mel. Jch wuͤſte vor groſſen jammer nicht ein woͤrt- gen auffzubringen. Sib. O allergnaͤdigſte Herren/ o/ o! (Sie weint.) Flor. Was ſoll dieſer auffzug? Sib. O allergnaͤdigſte Herren/ ich bin eine ehrliche frau/ und das iſt auch ein ehrliches mutter-kind/ es kan uns kein menſch was leichtfertiges nachreden/ wir ſind unſer lebetag ſo fromm und ſo getreu ge- weſen? daß uns kein menſch mit wiederwillen von ſich gelaſſen hat. Rod. Sibille/ ihr machet viel worte/ ihr muͤſſet eine boͤſe ſache haben. Sib. Freylich iſt ſie boͤſe/ und kein menſch kan ſie wie- der gut machen/ ausgenommen E. Gn. gnaͤdigſte Herren. Bel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/286
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/286>, abgerufen am 20.05.2024.